Nele Neuhaus's Blog

January 3, 2015

Wie würden Sie reagieren?

Es geht wohl nicht nur mir, sondern vielen Kollegen so. Irgendwann kommt in beinahe jedem Interview die Frage: "Wollten Sie schon immer Autorin werden?" Und in 99,9 % der Fällen antworten die Befragten mit "Ja!". Was soll man auch anderes sagen? Etwa - "Nein, ich schreibe nur, weil ich nichts anderes kann" oder "Eigentlich wollte ich immer Buchhalterin werden, aber ich kann so schlecht mit Zahlen"? Wie es anderen erging weiß ich nicht, aber ich wollte tatsächlich schon immer Bücher schreiben, wovon meine Familie ein Lied singen kann, da ich seit frühester Kindheit in jeder freien Minute Geschichten erfand und aufschrieb. Bis heute ist diese Leidenschaft geblieben und manchmal kann ich nicht sagen, was ich lieber tue: die Geschichten, Figuren und Handlungsstränge erfinden oder sie letztendlich zu formulieren und in Worte zu fassen. In meine eigenen Worte zu fassen, wohlgemerkt. Nicht in die eines anderen, denn die Freude am schreiben ist für mich auch die Freude am fabulieren und formulieren. Ich habe Glück gehabt, das Schreiben wurde zu meinem Beruf. Heute schreibe ich nicht mehr nur aus Spaß, sondern weil ich damit meinen Lebensunterhalt bestreite. Dafür bin ich unglaublich dankbar - dem lieben Gott, der mir das Talent schenkte, meinen Eltern, die mich schreiben ließen, meinen Schwestern, die meine ersten Geschichten lasen und kommentierten und heute meinen vielen, vielen Leserinnen und Lesern, die meine Bücher lieben und mögen. Jedes Buch ist eine Herausforderung, ein Wagnis, eine Herzensangelegenheit. Die Bücher sind meine Kinder - jedes für sich über Monate entstanden, gewachsen, gereift. Einmal geboren habe ich mit ihnen gerungen, an ihnen gezweifelt, aber ich war und bin auf jedes Einzelne sehr stolz. Sie sind einzigartig für mich, jedes auf seine Art.
Haben Sie ein Kind? Oder mehrere? Ja? Dann kennen Sie das Gefühl, stolz auf etwas selbst Erschaffenes zu sein, selbst, wenn es nicht wunderschön, umwerfend intelligent oder allgemein beliebt ist. Vielleicht ist Ihr Kind schwierig, dick oder hässlich und es gibt Leute, die über Ihr Kind lästern, sich lustig machen, es sogar mobben. Was tun Sie dann? Wenn Ihr Kind noch klein ist, dann werden Sie wahrscheinlich losziehen und es verteidigen, mit den Eltern der Klassenkameraden sprechen, die gemein zu ihm sind. Sie gehen für Ihr Kind auf die Barrikaden und es tut Ihnen in tiefster Seele weh, wenn jemand eine Lüge über Ihr Kind in die Welt setzt. Stellen Sie sich einmal vor, es gäbe eine Webseite, auf der jeder - versteckt hinter einem falschen Namen - über Ihr Kind urteilen könnte und ihm Sterne geben könnte. Wie stolz wären Sie über 5-Sterne-Beurteilungen! Aber wie würden Sie sich fühlen, wenn es 1- und 2-Sterne-Beurteilungen gäbe in denen Dinge stünden wie: Das Kind von XY sieht aus wie Herr AB. Naja, seine Mutter kennt ja AB scheinbar, wahrscheinlich ist es von ihm. Wie würden Sie reagieren? Ich bin sicher, Sie würden nicht einfach die Schultern zucken. Nein, Sie würden wahrscheinlich herausfinden wollen, wer derjenige ist, der so eine Behauptung in die Welt stellt. Und wenn Sie wüssten, wer das ist, dann würden Sie womöglich sogar juristisch gegen diesen Verleumder vorgehen.
Wenn ich Rezensionen lese, in denen eine "Lydia" (http://www.amazon.de/gp/pdp/profile/A...)  oder ein "Bücherwurm99" behaupten, ich hätte bei einem anderen Autor abgeschrieben, weil ich ihn "scheinbar" kenne, dann werde ich sauer. Es gibt sicherlich nicht nur ein einziges Buch auf dieser Welt, auf der zB die Protagonistin Flitterwochen absagt und ganz sicher gibt es in zig Büchern Ähnlichkeiten mit anderen. Zu unterstellen, dass die Autoren gegenseitig voneinander abschreiben ist hanebüchen! Verteidigen kann ich mich nicht, so wie Sie es bei Ihrem Kind können. Sobald ich einen Kommentar kommentiere heißt es sofort: "jetzt sei doch nicht so empfindlich" oder "die Neuhaus verkraftet keine Kritik". So etwas ist in meinen Augen aber keine Kritik sondern eine bösartige Unterstellung. Ich kann mich nicht wehren. Ich kann nur aufhören, Rezensionen zu lesen. Wie schade.  
 

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Published on January 03, 2015 07:41

May 29, 2011

Gipfelkreuz

Ich war gerade mit dem Hund spazieren, als ich einen Anruf von meiner Lektorin erhielt. Sie fragte: "Sitzt du?" und ich erwiderte: "Ja. Warum?" "Stell dir vor", sagte sie, "Wer Wind sät steigt auf Platz 1 in die Bestsellerliste ein!"

Wahnsinn. Irrsinn. Riesige Freude, bei mir, im Verlag, bei meiner Familie, allen Freunden. Und ich brauchte vierzehn Tage um Luft zu holen und zu begreifen, dass ich es tatsächlich geschafft habe, das Gipfelkreuz zu erreichen, das ich seit vielen, vielen Jahren ganz verschwommen oben auf dem Gipfel des Berges mit Namen "Bücherwelt" vor mir gesehen habe. Sehr oft war es von Wolken verborgen und eigentlich habe ich nie wirklich geglaubt, es eines Tages zu erreichen. Der Weg vom Tal den Berg hinauf war zwar beschwerlich, aber auch sehr schön.

Nun stehe ich hier, den Arm um das Gipfelkreuz gelegt und schaue hinab ins Tal. Ich sehe die verschlungenen, steinigen Wege, die Almhütten links und rechts des Weges mit ihren Verlockungen, ich sehe hinunter bis ins Tal, erkenne die Menschen, die nach oben schauen und auch so gerne hier wären. Viele von ihnen vergessen über ihren Traum vom Gipfelkreuz, dass es der Weg bis hierher ist, der wichtig ist. Ich möchte keinen einzigen Schritt missen. Ich weiß, wie beschwerlich es ist, bis hierher zu gelangen.

Die Luft ist hier oben dünn, der Blick hinunter jedoch glasklar. Ruhig ist es, nicht sehr bevölkert. Immer wieder kommt jemand Neues, ein anderer verabschiedet sich und macht sich wieder auf den Weg hinunter.

Auch ich werde nicht lange hier oben bleiben, auch ich werde mich bald wieder auf den Weg nach unten machen, aber beschwingten Schrittes, denn ich habe erlebt, wie es ist, ganz oben zu sein. Schön ist es. Einzigartig. Der Blick auf die anderen Berggipfel, auf andere Gipfelkreuze. Auch dort kein Gedränge. Ich begreife die Einzigartigkeit dieses Augenblicks, bin voller Dankbarkeit und Demut, dass es mir vergönnt ist, hier oben zu sein. Eine tiefe innerliche Zufriedenheit erfüllt mich, aber das Tal ruft. Nichts ist für immer und das ist gut so, denn wie könnte man den Gipfel genießen, wäre man immer hier oben?

Ich blicke mich um. Die Einsamkeit hier ist nichts für Feiglinge, der Weg nichts für Bequeme. Wer ihn aber geschafft hat, wer Schritt für Schritt den Weg nach oben gegangen ist und nicht einfach vom Hubschrauber Zufall oben abgesetzt wurde, der wird sein Leben lang davon zehren. Ich habe meinen Namen ins Holz des Gipfelkreuzes geschnitzt wie so viele andere vor mir und rüste mich für den Heimweg. Da unten im Tal wartet schließlich die nächste Herausforderung. Das nächste Buch, die nächste Idee. Ob sie mich wieder hier hochführen wird?

Ich werde bald aufbrechen, das Herz voller Eindrücke und mit dem Wissen, mit wessen Unterstützung ich diesen letzten, steilen Anstieg letztendlich geschafft habe. Aber ich weiß nun auch, wer mir Steine in den Weg gelegt hat, um das zu verhindern. Ich sehe alles ganz deutlich und danke innerlich meinen Freunden, meiner Familie, meinen vielen, vielen wunderbaren Lesern - all denen, die mir bis hierher verholfen und sich ehrlich mit mir gefreut haben.

Allen anderen begegne ich auf dem Weg nach unten sicherlich auch wieder, in den Biergärten und auf den Aussichtsterrassen der Almhütten auf halbem Weg, wo sie ihre Expedition zum Gipfelkreuz planen. In ganzen Gruppen versuchen sie es, sie schließen sich Bergführern an und verstehen doch nicht, dass es keine Strategie für den Weg nach oben gibt, keine Seilbahn und keine geführte Busreise.

Ganz unten im Tal, an der Talstation, drängen sich diejenigen, die nicht einmal den ersten Schritt gewagt haben, aber nur zu gerne mit Steinen auf die werfen, die wenigstens das getan haben.
Sie alle werden mir zuwinken und sich insgeheim diebisch freuen, weil ich wieder auf dem Weg ins Tal bin. Was sie nicht begreifen ist, dass es mir nichts ausmacht. Ich war ja schon oben. Und dieser Eindruck bleibt. Für immer.
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Published on May 29, 2011 02:23

May 10, 2011

Säen und ernten

In dem einen oder anderen Buchladen wurden die ersten Exemplare von "Wer Wind sät" in freier Wildbahn gesichtet - jetzt geht es also los! Und ich freue mich. Überhaupt gibt es in den letzten Tagen, Wochen und Monaten immer neue Gründe zur Freude für mich, wunderbare Nachrichten und Erlebnisse, Begegnungen und Möglichkeiten, die sich mir öffnen. Manchmal habe ich beinahe ein schlechtes Gewissen deswegen. Wie habe ich das verdient? Warum ich und nicht jemand anderes? Aber dann fällt mir ein, wie hart ich daran gearbeitet habe, wie viele Rückschläge ich auf dem Weg bis hierher einstecken musste, wie viele Umwege ich nehmen musste, um mein Ziel zu erreichen. Mir ist nichts in den Schoß gefallen. Als ich ein Kind war, konnte ich mir nicht vorstellen, eines Tages 43 Jahre alt zu sein - meine persönliche Zeitrechnung endete im fernen Jahr 2000 mit einem damals unvorstellbaren Alter von 33 Jahren. Tja, wäre das so gewesen, so hätte ich ein ganz nettes Leben gehabt.
Aber glücklicherweise ging es weiter und ich war immerhin schon 38, als ich endlich mein allererstes gedrucktes eigenes Buch in Händen hielt. Das war der Anfang, dem weitere mühsame Jahre folgten, in denen ich meine Ungeduld bezähmen musste und weiter an meinem Traum arbeitete, ohne das ganze Drumherum je zu vernachlässigen.
Gelegentlich kreuzten "glückliche Zufälle" meinen Weg, die ich nicht erlebt hätte, hätte ich 2005 nicht allen Mut aufgebracht und den ersten Schritt in die Veröffentlichung gewagt.
In ruhigen Minuten denke ich zurück, auf was ich alles verzichtet habe. Urlaub und echte Freizeit gab es nie, das Geschäft, die Pferde, das war für meinen Mann immer wichtiger. Ich habe mitgezogen, meinen 7-Tage-die-Woche-Job gemacht ohne mich zu beschweren. Irgendwann hatte ich mich ja mal für dieses Leben entschieden, niemand hat mich gezwungen. Statt zu verreisen habe ich eben geschrieben und heimlich geträumt, von einem eigenen Buch, von einem Verlagsvertrag, von Lesern, die meine Bücher mögen.
Im Prinzip habe ich all die Jahre gesät. Heute ist mein größter Traum Realität geworden, ich habe alle Hindernisse bezwungen, mit Geduld, Beharrlichkeit und Disziplin. Jetzt darf ich die Früchte dieser Saat ernten. Und das tue ich nun voller Dankbarkeit, Demut und einer Prise Stolz. Aber ohne schlechtes Gewissen. Don't dream your life - live your dreams! In diesem Sinne wünschen ich allen meinen Leserinnen und Lesern mit meinem neuen Buch viel Vergnügen und ein paar spannende und unterhaltsame Lesestunden! Keine Angst, es geht weiter ... Irgendwann ...
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Published on May 10, 2011 21:54

March 16, 2011

Schneewittchen darf bald ausruhen

Ich weiß, ich weiß, ich vernachlässige mein Blog sträflich. Aber ich habe einfach zuviel zu tun. Noch 6 Lesungen aus Schneewittchen liegen vor mir, dann geht es ab Mai mit dem neuen Buch los. Und ich bin so unglaublich gespannt darauf, wie Wer Wind sät ankommen wird.
Auch, wenn ich es mir immer wieder vornehme es nicht zu tun, ich lese auch die 1-Sterne-Rezensionen und die Verrisse in unterschiedlichen Blogs, selbst wenn es dort "Rezessionen" gibt und allerhand Rechtschreibfehler. Ich lese alles, selbst wenn "Grauenhafter Krimi" oder "Laaaangweilig" obendrüber steht und ich habe festgestellt, dass es oft ziemlich kurzweilig ist, aber weh tut es nicht mehr. Mein Fell ist schon dicker geworden.
Ernster nehme ich konstruktive Kritik und ich habe versucht, einige immer wiederkehrende Kritikpunkte in meinem neuen Buch zu beherzigen. Man lernt schließlich nie aus und kann sich nur verbessern. In "Wer Wind sät" habe ich versucht, die Anzahl der agierenden Personen überschaubar zu halten und nicht mehr jeder Nebenfigur einen Lebenslauf zu verpassen, obwohl es mir schwerfiel. Neulich schrieb jemand, meine Krimis seien so etwas wie große Kreuzworträtsel und den Vergleich fand ich klasse. Ich muss mich echt beim Schreiben beherrschen, denn gerade dann, wenn ich eine Figur mag, gerate ich in die Versuchung, ihr mehr Platz einzuräumen als ihr zusteht. Jetzt bin ich rasend neugierig, was meine Leserinnen und Leser zum neuen Buch sagen. Ich kann es kaum noch erwarten!
Aber zuerst ist mal "Elena" dran. Dieses Buch ist etwas Besonderes für mich, nämlich genau das, was ich immer schreiben wollte, seitdem ich ein Kind bin. Elena ist Herzblut.
Morgen geht's nach Stuttgart, am Freitag nach München, dann folgen noch Karlsruhe, Saarbrücken und Bremen. Das wird sicher klasse!
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Published on March 16, 2011 01:16

February 21, 2011

Ich hab noch ein iPhone Ladekabel in Berlin

Es waren nur anderthalb Tage in Berlin, aber die waren sehr schön und ich musste mal wieder feststellen: Ich habe den besten Verlag der Welt mit den nettesten Mitarbeitern! :-)
Irgendwie war Berlin für mich immer negativ belegt. Vielleicht deshalb, weil meine erste Berührung mit dieser Stadt das Buch Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo war, nicht gerade die ideale Reiselektüre. Aber auch später, als meine Schwester in Berlin wohnte, zog mich nichts in die Stadt an der Spree. Zwei Kurzbesuche bestätigten mich in meiner Meinung: zwei Mal Berlin im Winter, einmal Kreuzberg und Karlshorst, das nächste Mal Friedenau. Naja. Begeisterung ist anders. Als ich dann bei Ullstein unterschrieben habe, war ich froh, dass man heutzutage alles per E-Mail und Telefon erledigen kann und nicht persönlich vorstellig werden muss. Hamburg, München, Köln - irgendwie wäre mir jede andere Stadt lieber gewesen.
Verliebt in Berlin habe ich mich dann im letzten Jahr bei einem Kurztrip im August zur Vertragsunterzeichnung. Und vertiefen konnte ich diese Verliebtheit dann bei meinem Besuch mit meinen Schwestern im Oktober. Mitte ist etwas ganz Besonderes. Die herzliche Aufnahme im Verlag tat sicherlich ihr übriges dazu. Plötzlich fühlte ich mich in Berlin willkommen und erwartet, ich kenne Menschen, die dort leben und arbeiten. Und jetzt habe ich zwar keinen Koffer in Berlin zurückgelassen, aber wenigstens ein iPhone-Ladekabel ... :-)
Ich komme wieder, spätestens im Oktober zur Lesung. Vielleicht auch früher, mal sehen.
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Published on February 21, 2011 04:21

February 3, 2011

Großartige Lesung

Wenn ein Jahr mit einer so grandiosen Lesung beginnt, wie mit dieser heute Abend im Grünen Baum in Altenhain, dann kann es nur gut werden! Da ich ja zu meinem großen Bedauern aus gesundheitlichen Gründen alle Lesungstermine im Januar absagen musste, habe ich heute im Nachbardorf mit meinen 2011r Lesungen angefangen. Ich fuhr mit etwas gemischten Gefühlen hin, schließlich kommt Altenhain in "Schneewittchen muss sterben" nicht sonderlich gut weg, aber dann kam alles ganz anders. 185 Menschen im großen Saal des Grünen Baums waren ein begeistertes und wunderbares Publikum. Toll organisiert vom Altenhainer Geschichtsverein, die vorab eine kurze Zusammenfassung von "echten" wenn auch historischen Altenhainer Verbrechen gaben. Niemand hat es mir übel genommen, eine wunderbare Erfahrung! Ein toller Abend!
Mein Dank an alle, die dabei waren!
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Published on February 03, 2011 13:32

January 24, 2011

Das magische Wort ENDE

Heute habe ich es getippt. Das Wort, auf das man als Autorin hinarbeitet, wenn man den ersten Satz eines neuen Manuskripts in die Tastatur tippt. Das Wort, das einem stets vor Augen ist, zwischendurch unerreichbar scheint. Gut acht Monate hat es diesmal gedauert, bis es soweit war, acht Monate Lust und Leid, Widerwille und Freude, Qual und Glück. Acht Monate lang habe ich mit meinen Figuren gelebt, quasi in einem Paralleluniversum, das mich nie ganz losgelassen hat. Gehadert habe ich, gekämpft, mich gezwungen. Gelegentlich fast aufgegeben. Dank Marion habe ich mich durchgebissen. Jetzt ist die Rohfassung fertig. Und ich frage mich: ist es gut geworden? Wie wird es ankommen? Wird es gefallen? Die tiefsten Täler des Zweifelns liegen noch vor mir, das weiß ich mittlerweile aus Erfahrung, aber es ist jedes Mal wieder schwer und schrecklich und aufregend, bis das erste Feedback von den Leserinnen und Lesern kommt und mit ihm natürlich auch die Kritik. Schon jetzt weiß ich, dass sie mich wieder treffen wird, denn welche Mutter würde es nicht nicht stören, wenn jemand ihr Kind kritisiert? Ich versuche, mich darauf einzustellen. Nein, jetzt denke ich gar nicht soweit! Nicht heute! Nicht an diesem herrlichen Tag, an dem ich das magische Wort ENDE unter 573 Seiten getippt habe. Alles wird gut, na klar!!!!
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Published on January 24, 2011 08:05

January 8, 2011

Was wirklich wichtig ist im Leben


Das neue Jahr ist erst sieben Tage jung und doch haben sich Glück und Leid bereits die Klinke in die Hand gegeben.
Rang 7 auf der Spiegel-Bestsellerliste für Schneewittchen - die erste wunderbare Nachricht für mich! Und alle drei anderen Taunus-Krimis auch unter den Top50. Da war die Freude groß.
Wunderbar auch der Gruß von Emanuela Cervini via Facebook, sie übersetzt "Schneewittchen" für Neri Pozza Editore in Mailand ins Italienische. Natürlich habe ich gewusst, dass das irgendwann geschieht, aber so konkret zu wissen, dass jemand gerade mein Buch in eine andere Sprache übersetzt, das ist schon in wirklich grandioses Gänsehautgefühl.
Nicht schön für mich, aber leider nicht zu vermeiden: ich musste meinen Verlag bitten, Lesungen abzusagen. Das habe ich noch nie getan, aber die Gesundheit geht nun einmal vor. Es tut mir wirklich in der Seele weh, Veranstalter und Gäste zu enttäuschen.

Doch das Schlimmste passierte gestern. Niemand weiß, wie es geschehen ist, aber unsere liebe treue Stute Gretna Green ist wohl beim Glatteis ausgerutscht und hat sich einen Knochen oberhalb des Knies gebrochen. Sie konnte nicht mehr auf ihr rechtes Hinterbein auftreten und gestern habe ich auf Anraten des Tierarztes die schreckliche Entscheidung treffen müssen, sie einschläfern zu lassen. H und ich haben Gretna vor fast zwanzig Jahren gekauft. Sie war damals vier Wochen alt und seitdem hat sie uns eigentlich nur Freude gemacht. Gretna hatte einen tollen Charakter. Sie war ein großartiges, ausgeglichenes Geländepferd, ein leistungsbereites und vorsichtiges Springpferd und eine wunderbare Zuchtstute, die uns mit Lotte, Fritzi, Frida, Carla und Candy fünf Fohlen geschenkt, in denen sie weiterlebt. Ein wirklich bitterer Verlust zu Beginn des Jahres und ein Moment, in dem man sich denkt, dass man keine Tiere mehr haben will. Irgendwann kommt dieser Augenblick, irgendwann muss man diese schwere Entscheidung treffen. Aber ich kann auch nicht aus Feigheit oder egoistischen Gründen verantworten, ein Tier, das leidet, noch länger zu quälen. Mich tröstet der Gedanke, dass Gretna ein wirklich schönes Leben hatte, sie hatte nie andere Besitzer als uns, ihr ging es immer gut und die letzten fünf Jahre hatte sie bei Ewald und Simone ein herrliches und stressfreies Rentnerleben, seit einem Jahr zusammen mit ihrem alten Kumpel Priamos.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die mit mir gelitten und gefühlt haben und das allergrößte Dankeschön an Ewald, dem ich es zu verdanken habe, dass ich Gretna so in Erinnerung behalten kann, wie sie war.
Die E-Mail von C, der sich selbst als bekennenden Nicht-Pferdenarr bezeichnet und trotzdem Mitgefühl aufbringt, brachte es dann auf den Punkt: Nach all den Monaten und Wochen, in denen mich beinahe ausschließlich meine Bücher, die Absatzerfolge, Lesungen, Platzierungen bei Amazon und auf der Bestsellerliste beschäftigt haben, hat mich dieses traurige Ereignis wieder einmal erkennen lassen, was wirklich wichtig ist im Leben. Danke dafür. So ist es nämlich. Wichtig ist das wahre Leben. Und der Tod gehört eben dazu.
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Published on January 08, 2011 06:40

December 26, 2010

Wie sich Glück anfühlt

Den zweiten Feiertag habe ich mit einem ausführlichen Schneespaziergang mit Shelby begonnen. Ansonsten war heute den Herren der Schöpfung der morgendliche Hundespaziergang zugedacht, die wenigen Gassi-Geher (Ruby, Charly und Ben) waren durchweg männlich. Klare, kalte Luft, eine völlige, wunderbare, sprachlose Stille - herrlich! Raum für Gedanken, Kräfte tanken ohne reden zu müssen. Schneeknirschen unter den Schuhen das einzige Geräusch.
Später ein Anruf von meiner Mutter. In der FAZ Sonntagszeitung gehöre ich zu den "Leuten des Jahres 2010", neben Volker Bouffier, Steffi Jones, Dorothea Henzler und Roland Koch. Grandios!! Mein Gatte stolz wie ein Schneekönig.
Durch den Schneefall am Nachmittag quer durch Frankfurt in die Wetterau zu unseren Pferden. Im Stall roch es so wie es im Winter in Pferdeställen riecht, die Erinnerung reichte zurück bis in meine frühe Jugendzeit im Bad Sodener Reitstall. Da roch es auch so. Kaffee (bzw. in meinem Fall Kakao -)trinken, entspannte Gespräche über Pferde, Video von Fritzis Parcours in Bad Homburg und dann im Stall Fritzi und Lenzi begrüßen, in der knisterkalten Halle mit rot gefrorenen Fingern Hindernis aufbauen und zuschauen, wie wunderbar sich Fritzi entwickelt hat, wie leichtfüßig er springt, wie locker er die fliegenden Wechsel springt. Und ich weiß mal wieder, wie sich Glück anfühlt ...
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Published on December 26, 2010 10:35

December 25, 2010

Still und leise

Habe ich jemals davon geträumt, Bestsellerautorin zu sein?
Ich glaube nicht. So vermessen wäre ich nie gewesen. Ich gebe zu, ich habe davon geträumt, Schriftstellerin, bzw. Buchautorin zu sein. Als ich die relative Aussichtslosigkeit erkannte, einen Verlag zu finden, indem ich Manuskripte anbot, und ich den Weg über die Veröffentlichung per PoD wählte, war ich schon zufrieden. Ich hielt mein Buch in Händen und war glücklich. An den Moment erinnere ich mich ganz genau, es war ein Moment stiller, glücklicher Freude.
Und jede weitere Entwicklung machte mich glücklich. Jedes verkaufte Buch, jede geschriebene Widmung, jede Lesung, jede Zeitungsartikel, jede Bestellung via Amazon, jede Order einer Buchhandlung - jedes Mal war ich glücklich und vollkommen zufrieden. Niemals hätte ich mit mehr gerechnet, hätte gar mehr erwartet. Mein größtes Ziel hatte ich im September 2005 erreicht, als ich Unter Haien in Händen hielt, durchblätterte, das Impressum las und meine Gedanken und Worte in gedruckter Form zwischen Buchdeckeln sah.
Fünf Jahre später bin ich Lichtjahre von diesem Moment entfernt und doch keinen nennenswerten Schritt weiter, denn nach wie vor ist das, was ich am liebsten tue, das Schreiben. Wenn ich mich in einem ruhigen Moment umdrehe und zurückblicke - was ich zugegebenermaßen selten tue, denn ich bin ein Mensch, der im Jetzt und Hier lebt - dann habe ich ein ähnliches Gefühl wie bei einem Ausritt vor ein paar Jahren, als wir mit den Pferden die Diretissima auf den Eichkopf hochgeritten sind und ich zurück auf die Straße blickte: mir wird schwindelig und ich fühle mich unwirklich.
Schneewittchen hat mich ganz nach oben katapultiert. Immer wieder staune ich ungläubig und dankbar. Nichts ist für mich in diesem Jahr je selbstverständlich geworden. Ich freue mich immer wieder über unfassbare Platzierungen in Bestseller- und Verkaufslisten, über jeden Eintrag in meinem Gästebuch, über Fanpost, über E-Mails, über Fotos meiner Bücher, die man mir aus allen Teilen Deutschlands schickt, über jede Nachricht. Ich kann kaum glauben, dass die Geschichten, die ich mir ersonnen habe, bald in über 14 verschiedene Sprachen übersetzt werden, dass es Hörbücher geben wird und vielleicht sogar irgendwann Filme! Das ist so grandios, das mir und allen am Erfolg Beteiligten nach und nach die Superlative ausgegangen sind. Ich genieße es. Still und leise. Ich bin dankbar. Für mein Talent, für die Chancen, für glückliche Zufälle und Begegnungen.
Neulich fragte jemand vom Verlag besorgt, wie ich denn damit umgehen würde, wenn meine Bücher mal nicht mehr auf vordersten Plätzen stünden. Ich habe darüber nachgedacht und ich weiß, dass es für mich kein Problem sein wird. Denn ich bin ich geblieben. Ich wohne im gleichen Haus, fahre dasselbe Auto, habe dieselben Freunde und meine großartige Familie. Ruhm kommt, Ruhm geht. Meine Bücher bleiben. Ich werde sie durchblättern und mich daran erinnern, wie es war, als sie auf Platz 1 standen. Und werde mich an der Erinnerung freuen. So, wie ich mich immer freue: still und leise.
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Published on December 25, 2010 10:44

Nele Neuhaus's Blog

Nele Neuhaus
Nele Neuhaus isn't a Goodreads Author (yet), but they do have a blog, so here are some recent posts imported from their feed.
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