Christen glauben an einen barmherzigen Gott. Die Bibel spricht andererseits aber auch von der Hölle und Verlorenheit. Kann beides gleichzeitig stimmen? Und was sollen wir über unsere Freunde denken, die (noch) keine bewussten Christen sind? Müssen wir hinnehmen, dass Gott zum Schluss nichts von ihnen wissen will? Jens Kaldewey befragt die Bibel zu diesem Thema und macht überraschende Entdeckungen. Er verabschiedet sich nicht von einem richtenden Gott - zeigt aber, dass Christus weit mehr Menschen mit Gott versöhnt, als Fromme manchmal glauben.
Mein Hauptproblem mit diesem Buch ist, dass es von Aufmachung und Stil wie ein theologisches Fachbuch daher kommt. Mit dieser Erwartung habe ich es gelesen. Tatsächlich handelt es sich um die persönliche Entdeckungsreise eine langgedienten Evangelisten, der wissen will, was es mit der Hölle auf sich hat. Als solches ist es gut zu lesen, enthält anekdotische Näherungen, bildhafte Beispiele und stellt vor allem Gott als einem gnädigen, weisen Richter heraus, dessen Gerechtigkeit vertrauenswürdig ist. Die Stärke des Buches sehe ich darin und auch in der Haltung des Autors, der seine Schlussfolgerungen mit angenehm demütiger Vorsicht formuliert. Was mir fehlt, ist eine hermeneutische Prolegomena. Es wird nicht ersichtlich, ob der Autor die Bibelstellen biblizistisch als direkte Rede Gottes versteht oder ob er sie als Gotteswort in Menschenwort kulturell einbettet. Es scheint immer wieder zu wechseln. Weiter geht der Autor von Vorannahmen aus, die er nicht ausführt: es scheint sicher zu sein, dass es eine Hölle, ein Weltgericht und dergleichen gibt. Eine Übersicht zu historischen Jenseitsvorstellungen - oder auch zu gegenwärtigen - gibt es nicht. Das Fegefeuer wird beispielsweise nicht mal angesprochen, obwohl es Lehrmeinung eines großen Teils der Christenheit ist. Als Grundlage für eine breite Beschäftigung mit dem Thema Hölle kann ich das Buch nicht empfehlen.