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Fjodor Dostojewski: Der Idiot. Vollständige Neuausgabe.: Ein Roman in vier Teilen.

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"Ein Gedanke, den Sie nur mit der Absicht ausgesprochen haben, die Gegner zum Kampf aufzuhetzen, - aber ein richtiger Gedanke! Denn Sie ... wissen selbst nicht, ein wie tiefsinniger, wahrer Gedanke Ihr Gedanke ist! Jawohl! Das Gesetz der Selbstvernichtung und das Gesetz der Selbsterhaltung sind in der Menschheit gleich stark!" (Zitat S. 373 in diesem Buch) Der berühmte Roman "Der Idiot" erschien erstmals 1868/1869 und wird zu Dostoskis größten Werken gezählt. Der Roman diente zahlreichen Filmen als Vorlage, so zum Beispiel Akira Kurosawa (1951), Andrzej Zulawski (unter dem Titel "Liebe und Gewalt" 1985, mit Sophie Marceau) oder Frank Castorf (2007). Letzterer sorgte auch mit seiner Theateradaption an der Berliner Volksbühne 2002 für Furore. Weitere Theateradaptionen wurden von Stephan Kimmig am Schauspiel Frankfurt 2013 sowie Matthias Hartmann am Staatsschauspiel Dresden 2016 gezeigt. Hier wird der zeitlose Kliker ungekürzt in der vielgelesenen Übersetzung von Hermann Röhl frisch aufgelegt. Fjodor Michailowitsch Dostoski. Der Idiot. Ein Roman in vier Teilen. Übersetzt von Hermann Röhl. Erstdruck des "Idiot" in Fortsetzungen in der Zeitschrift "Russki Westnik", St. Petersburg, 1868-69. Erstdruck der Übersetzung von Hermann Rö Insel Verlag, Bibliothek der Romane 59-61, Berlin 1920. Durchgesehener Neusatz, der Text dieser Ausgabe Aufbau-Verlag, Berlin 1956. Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2021. LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

Paperback

Published January 1, 2021

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Fjodor Dostojewski

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Profile Image for Justus V..
2 reviews
December 29, 2024
Wir haben es hier mit einem klassischen, russischen Gesellschaftsroman zu tun, in dem uns Dostojewskij in größter Ausführlichkeit die gesellschaftlichen Verhältnisse und ihre Zwecke darlegt, die aus heutiger Sicht mit ihrem steifen, unflexiblen Normcharakter verblüffen. Ein sehr gespannter Schauplatz, um dort „Den Idioten“ Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin auftreten zu lassen, dessen Idiotie sich im Eigentlichen durch seine „Naivität“, d.i. Ehrlichkeit und Empathie auszeichnet, die in diese gekünstelte Aristokratie nicht zu passen scheint. Daher lässt er aber wohl auch keine Figur unbeeindruckt zurück, sondern die Gravitation seines Archetyps verwirrt die Verhältnisse, sorgt für Liebe, aber auch für Aggressionen ihm gegenüber.
Hervorzuheben ist hier die Zuwendung zu Nasstasja Filipowna, einer Hysterikerin, deren histrionische Persönlichkeit durch die Schilderung ihrer deprivierten Kindheit und der ödipal anmutenden Beziehung zu ihrem Ziehvater tiefenpsychologische Erklärungen zulässt und auch als Ursache für die große Faszination des Fürsten ihr gegenüber gelesen werden kann, der eine ähnliche Kindheit voller Ablehnung erleben musste. Dieser beteuert zwar seine nicht-romantische Zuwendung, welche bloß auf Mitleid basiere, wirbt dennoch stets um sie und ist bereit, alles Gute für sie aufzuopfern. In welcher Form er an ihr sein eigenes Bedürfnis nach letztlich mütterlicher Hilfe inszeniert, ist eine Frage, welche meine Lektüre begleitet hat. Sehen wir hier den kindlichen Hilfeschrei als unbewusste Basis des psychosexuellen Phänomens, das wir „Liebe“ nennen wollen, oder führt Dostojewskij lediglich vor, wie die Gesellschaft Liebe als Konvention verwendet, um profitable, aristokratische Verhältnisse zu reproduzieren, in denen „echte“ Zugewandtheit, wie die des Fürsten Myschkin, irritiert (und scheitern muss)? Ich weiß es nicht. Im ersteren Fall sind wir jedoch angehalten, das Gute im Charakter des Fürsten, als zentrales Thema des Romans, auf die ödipale Situation zurückzuführen, was das immanent moralische Element der Figur relativieren würde (wir wissen aus dem Werk Dostojewskijs ja, dass die relativistische Ethik einer der vielbeachtetsten philosophischen Streitpunkte ist). Im letzteren Falle ließe sich diskutieren, inwiefern wir uns Fürst Myschkin zum Vorbild nehmen dürfen, der in dieser Interpretation zwar gut ist, aber das Schlechte im Menschen, an dessen Konfrontation er zerschellt, nicht ertragen kann.
Vieles lässt uns die heterodiegetische Erzählinstanz auch nicht wissen, die sich die Handlung anscheinend von den vorkommenden Figuren schildern lassen hat, aber in dieser selbst keine Rolle einnimmt.

Die Komplexität und Vielschichtigkeit der Erzählung hat überzeugt (wie immer bei Dostojewskij) und der Roman reiht sich m.E. zurecht in den Kanon der großen Weltliteratur ein.
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