Viel zu oft neigen weiße Frauen dazu, Feminismus eindimensional und Unterdrückung singulär zu begreifen. Was fehlt, ist das Verständnis, dass Schwarze Frauen und Women of Color unterschiedlichen Formen von Unterdrückung gleichzeitig ausgesetzt sind. In diesem Buch zeigt Natasha A. Kelly, wie Elitedenken und rassistische Vorurteile seit Langem den westlichen feministischen Diskurs bestimmen und so einen für alle offenen Feminismus verhindern. Um das zu ändern, erzählt sie anhand von persönlichen und kollektiven Erfahrungen und historischen Schlaglichtern vom Schwarzen Feminismus in Deutschland.
Ein wirkliches wichtiges Buch, welches ich nur weiterempfehlen kann. Die Intersektionalität insbesondere der Differenzkategorien Geschlecht und Herkunft werden hier sehr anschaulich und gut recherchiert beschrieben, wodurch ich wirklich viel gelernt habe. Unter anderem über Schwarze, Deutsche Geschichte, die ich vorher noch nicht kannte, Kolonialgeschichte und Rassismuserfahrungen. Vielleicht habt ihr ja noch eine weiterführende Buchempfehlung für mich? :)
Wie nicht anders zu erwarten legt Natasha Kelly auch in diesem Buch ein Grundlagenwerk zur Intersektion von Feminismus und Antirassismus vor. Ich bin immer wieder begeistert von Kellys umfangreichem Wissensschatz und ihrer reflektierten kritischen Auseinandersetzung und Verknüpfen diverser Themengebiete. Auch wenn ich schon vieles von der AUtorin gelesen habe, lerne ich doch immer wieder Neues. In diesem Fall besonders ein paar sehr persönliche Anekdoten aus ihrem Leben.
Toll, fand ich auch die Kürze der jeweiligen Kapitel, somit bin ich nur so durch dieses Werk durchgeflogen. Wie immer eine grosse Empfehlung für alle um die Auswirkungen des deutschen (anti-Schwarzen) Rassismus zu verstehen.
"Also lernte ich früh, weißen Frauen aus dem Weg zu gehen. Feministische Solidarität ließen sie ohnehin vermissen, vor allem dann, wenn es darum ging, ihre eigenen Forderungen durchzusetzen."
Ich habe Kelly’s erstes Buch zu Rassismus schon gelesen und es fantastisch geschrieben und erklärt gefunden. Daher war ich sehr gespannt auf dieses Buch. Dieses Buch nimmt sich viel vor: die notwendigkeit von Intersektionalität im Feminismus und wie sich dies für die Autorin in ihr Leben einordnet und auch in der Deutschen Geschichte einordet. Deshalb ist diese Buch Deutsche Geschichte, Memoir und Streitschrift gegen White Feminism. Und dies ist ganz schön viel. Es ist der Autorin nicht immer gelungen den Übergang zwischen diese verschiedenen Formen von Geschichte darzustellen, an einigen Orten fragt mann sich wieso sie von sich erzählt, während an anderen wie ihre Erfahrung zum ganzen beiträgt. Aber als ganzes Betrachtet ist dieses Buch sehr toll! Vieles hat es gut erklärt (was ich schon kannte) und einiges habe ich gelernt.
Meine Lieblingskapitel:
• (11) Farbe bekennen - wie Audre Lorde in 1984 nach Deutschland kam und Schwarze Frauen aufmunterte sich auszutauschen und zu unterstüzen • !!! (14) Schatten der Vergangenheit - wie Schwarze Menschen im NS Staat betroffen waren und einige als Schauspieler in Propaganda Filmen “Der Sohn eines Kameruners fand als Komparse in den Filmen des nationalsozialistischen Kinos Schutz vor Verfolgung, wohlwissend, dass die Nazis Schwarze Darstel-ler* innen lediglich zu ihren Propagandazwecken missbrauch-ten." • (17) »Angelamania« - Ostdeutschland wirbt mit Angela Davis - Schwarze Menschen im DDR “ Was beide deutsche Staaten in jedem Fall gemeinsam hat-ten, war, dass sie es versäumt hatten, den deutschen Kolonialismus und, damit einhergehend, den tief verankerten strukturellen Rassismus aufzuarbeiten. Aus diesem Grund lief das koloniale »Kulturprogramm«' in beiden Staaten ungehindert weiter und wurde lediglich auf sehr unterschiedliche Weise vertuscht. Während der Westen in eine koloniale Amnesie abtauchte, inszenierte sich die DDR als Schutzhafen vieler Schwarzer Kommunist*innen.” + “ Die DDR sah den Rassismus in den USA als Instrument der kapitalistischen Elite an und daher als hinderlich für die Zusammenarbeit der weißen und Schwarzen Arbei-ter*innenklasse. Im Glauben, die sozialistische Staatsordnung habe ihn besiegt, propagierte die ostdeutsche Regierung, dass es in der DDR keinen Rassismus (mehr) gebe.” • (19) Die fremde Heimat - DDR und die Deutschen Kolonien “ Eine weitere Schwarze Gruppe, die selten in ostdeutscher Geschichtsschreibung mitgedacht wird, ist die Gruppe der namibischen Kinder, die bis zur Wende in einem Kinderheim im heutigen Mecklenburg-Vorpommern abgeschottet vom Rest des Landes lebten. Nachdem Deutschland seine Kolonien nach dem Ersten Weltkrieg verloren hatte, wurde das heutige Namibia dem rassistischen Apartheidsystem Südafrikas unterstellt. Im Zuge des Befreiungskampfes gegen Südafrika flohen namibische Frauen und Kinder in das Durchgangslager “Kassinga” im Süden von Angola. Nachdem das Lager attackiert worden war, kamen 1979 die ersten Vorschulkinder in die DDR, wo seit den 1960er-Jah-ren internationale Beziehungen mit der Südwestafrikanischen Volksorganisation (SWAPO) gepflegt wurden. Im Laufe der 80er-Jahre folgten weitere Kinder, die von der SWAPO zur Erziehung und Ausbildung dorthin gebracht wurden. Sie besuchten eine eigens für sie nach sozialistischem Vorbild eingerichtete Schule, lernten Deutsch und wurden wie deutsche Kinder erzogen.” • (24) Rasse und Nation - Wie Rassismus in Deutschland immer nur im veralteteten, biologischen Vorstellung adressiert wird • (26) Von Schwarzen Prinzessionen und anderen Leitfiguren - von Geschichten, Märchen und Whitewashing von Storytelling und Geschichte (Maria Mandessi Bell 1895-1990 in Kamerun)
Dieses Buch lehrt auch mich als weiße*n Leser*in so viel. Schwarze Geschichte, die in meinem Aufwachsen in Deutschland eigentlich keinen Raum fand, dabei ist sie untrennbar mit uns allen verwoben. Außerdem sah ich auch hier wieder die politische Ebene, die Kunst inne hat. Ich bin dankbar für dieses Buch und all die Menschen, die darin Raum bekamen und mir näher gebracht wurden.