Jump to ratings and reviews
Rate this book

Preisverleihung. Roman.

Rate this book
Günter de Bruyn legt in der ›Preisverleihung‹ mit gewohnt elegant lakonischer Sprache und Ironie einen reizvollen und immer unterhaltenden Roman über den Kulturbetrieb der ehemaligen DDR vor - ein Roman, des Autors der erfolgreichen Autobiographie ›Zwischenstation‹ (S. Fischer), der zu den amüsanteren Stücken deutschsprachiger Gegenwartsliteratur gehört.
Die Hauptfiguren in dieser turbulenten Dreiecksgeschichte sind Dr. Teo Overbeck, Literaturwissenschaftler, dessen Frau Irene und deren gemeinsamer Schriftstellerfreund Paul Schuster - Irenes ehemaliger Geliebter. Die Geschichte wird um so vertrackter, als dieser sich in die siebzehnjährige Tochter der Overbecks verliebt, deren wirklicher Vater er selber ist.
Anlaß für ihr Wiederbegegnen ist eine Preisverleihung. Teo Overbeck soll die Laudatio des Buches halten, das Schuster bereits vor achtzehn Jahren geschrieben, aber aufgrund von Overbecks übermächtigen Einfluß immer wieder umgeschrieben hat. Nur: den Glauben an das Buch - und damit den Glauben an einen Literaturbetrieb, »dem Grenzen jeglicher Art mehr bedeuten als die Pflichten des Autors, ihrer zu spotten« -, diesen Glauben hat Teo Overbeck inzwischen verloren.

139 pages, Paperback

First published August 1, 1972

1 person is currently reading
24 people want to read

About the author

Günter de Bruyn

66 books5 followers

Ratings & Reviews

What do you think?
Rate this book

Friends & Following

Create a free account to discover what your friends think of this book!

Community Reviews

5 stars
1 (5%)
4 stars
10 (50%)
3 stars
4 (20%)
2 stars
5 (25%)
1 star
0 (0%)
Displaying 1 - 3 of 3 reviews
Profile Image for Max.
275 reviews519 followers
October 28, 2023
Zwei Schriftsteller treffen zwei Jahrzehnte nach ihrer ersten Freundschaft aufeinander, der eine hält eine Laudatio auf den Roman des anderen. Da die Freundin des Gepriesenen damals zum Ehrenden überlief, belasten Animositäten (eventuell) das Miteinander. Und wessen Tochter ist eigentlich Cornelia?

Angesiedelt im Kreis der führenden DDR-Kulturköpfe Anfang der 70er, verbindet sich das Private mit ästhetischen und politischen Themen: Wie schreibt man vom Sozialismus, äußert man Kritik oder ordnet sich der Autor der Staatsdoktrin unter?

Ich habe selten eine so trickreiche und intelligente Sprache gelesen, die ihre Sätze gleichzeitig so leidenschaftslos auf die Seiten schlägt, als wollte sie Teppiche klopfen. De Bruyn wählt zur Charakterisierung seiner Figuren durchgehend Allaussagen über das Menschliche. Dadurch wird jeder Absatz in den Rang einer humanistischen Theorie erhoben, baut aber (in mir) keine individuellen Figuren oder Gefühle auf. Das ist maximal klug, trocken und langweilig.

Auffallend ist auch de Bruyns Hang zur Sprachartistik ala Wir sind Helden: "Wenn du schon auf den Mund fallen musst, warum dann nicht auf meinen?"
Bei ihm klingt es etwas weniger elegant: "Es verstärkt sich sein Eindruck, dass er ihr keinen machen kann."
Diese Doppelverwendung von Substantiven (oder auch Verben) mit leichter Brechung ist durchaus reizvoll, wirkt beim zehnten Durchgang aber leicht obsessiv.

Auch die Figuren-Beziehungen drohen unter dem Gewicht der politischen Anspielungen verschüttet zu werden. Cornelia und Vater (?) Teo zum Beispiel reden sofort über das aufrichtige Leben im falschen, über Verantwortung im Sozialismus, wo man nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit eher einen verklemmten Small-Talk oder Banales im Wohnzimmer erwarten würde.

Andererseits verehre ich diese Prosa aus den Zeiten des Ausnahmezustands und weiß, dass Schreiben in der DDR anderen Notwendigkeiten folgte.
De Bruyn schreibt unverwechselbar, ich werde noch ein Buch von ihm lesen, auch wenn mich seine Sprache nicht berührt und er sein Thema (aus politischer Räson?) nicht ausschöpft.
Profile Image for Michael.
1,609 reviews209 followers
June 16, 2021
Ein historischer Roman aus dem Jahre 1972 - so könnte heute der Untertitel lauten. Aber auch wenn die DDR ein Thema für Geschichtsbücher geworden ist, de Bruyns kurzer Roman PREISVERLEIHUNG ist noch immer lesenswert und unterhaltsam.

Dr. Teo Overbeck, Literaturwissenschaftler, soll bei einer Preisverleihung die Ruhmesrede auf ein Buch halten, das sein ehemaliger Freund Paul Schuster geschrieben hat. Aber darf man anlässlich einer Preisvergabe ein Buch loben, das man persönlich nicht rühmenswert findet? Eine moralische Frage, auch eine Frage des Literaturbetriebs, ganz konkret am Beispiel der Wirkmechanismen in der DDR erzählt. Aber so interessant das Thema für sich genommen sein mag, beschränkt sich de Bruyn darauf zum (Leser)Glück nicht. Denn neben ideologischen Überlegungen und der Abwägung zwischen Pflicht und Meinung sind es vor allem die persönlichen Verstrickungen, die Overbeck die Preisrede sauer werden lassen:
Teo Overbeck hat seinerzeit Paul Schuster als literarisches Talent entdeckt und gefördert. Rückblickend stellt Overbeck fest, dass er bei seiner Förderung Paul in eine Richtung gepresst hat, die gesellschaftskonform ist, aber sein eigentliches Erzähltalent korrumpiert. Nun, wo Paul endlich Erfolg hat, mag Teo das Buch nicht mehr loben.
Hinzu kommt eine nicht-literarische Verwicklung; Pauls damalige Freundin Irene hat ihn verlassen, als er das Buch erstmals hätte publizieren können, es aber nicht für gut genug hielt. Geheiratet hat sie dann Teo, den seinerzeit erfolgreicheren, arrivierteren Literaturwissenschaftlicher. Vater der 17-jährige Tochter allerdings, und das ist ein "Familiengeheimnis", über das nicht gesprochen wird, ist Paul, der von seiner Vaterschaft nichts weiß und sich in das Mädchen zu verlieben meint (auch wenn er letztlich nur einmal mehr eine gute Schriftstellergattin sucht, die ihn hegt & pflegt).

Das Buch vermittelt einen Einblick in den Literaturbetriev der DDR, wirft moralische Fragen auf und beschreibt zugleich das Familienleben und die Rolle der Frau in der "sozialistischen Gesellschaft", bei der die Gleichberechtigung der Frau auch nur Behauptungscharakter hat.
Lakonisch und mit Witz erzählt de Bruyn die Geschichte und findet eine großartige Metapher für Teo Overbecks Dilemma: Er muss bei der Laudatio zu seinem größten Schrecken feststellen, dass er zwei verschiedene Schuhe trägt.
Profile Image for Hillevi.
139 reviews5 followers
December 11, 2017
Det är av en ren slump som jag läst två böcker i rad som handlar om avund författare emellan, där författarna också ligger med varandras fruar, men det är en genre jag gärna fortsätter att utforska.
Displaying 1 - 3 of 3 reviews

Can't find what you're looking for?

Get help and learn more about the design.