Seit Jahrzehnten prägt Peter Urban die deutsche Radiolandschaft – als legendär trockener Kommentator des Eurovision Song Contests, als Moderator verschiedener Musiksendungen, inzwischen auch als Podcaster. Offen und unprätentiös beobachtet er seit fast 50 Jahren als Popexperte die nationale und internationale Musikszene und hat in seiner langen Laufbahn unzählige Popgrößen getroffen, interviewt und porträtiert – von Keith Richards über Yoko Ono zu David Bowie, Elton John, Joni Mitchell, Harry Belafonte und Eric Clapton. Mit diesem Buch legt er nun seine Memoiren vor, den Soundtrack eines Lebens, das beruflich wie privat immer von der Musik geprägt war. Die Reise beginnt in den 1950er Jahren in Niedersachsen, wo sich die Familie Urban nach der Flucht aus dem Sudetenland eine neue Heimat aufbaut. Schon früh kommt Peter Urban im Familienorchester «Urbani» mit Musik in Kontakt, doch seine Leidenschaft ist nicht die Klassik, sondern die neue Musik von der Insel. In den 1960er Jahren beginnt die andauernde Liebesbeziehung zu England, seine andere große Liebe ist der HSV, wo er zeitweilig auch Stadionsprecher ist. Seine Lust an neuen Stilformen ist später der Schlüssel zum großen Erfolg seiner Musiksendungen. Dieses Buch erzählt von einem bewegten Leben und ist zugleich ein Stück internationale Musikgeschichte made in Hamburg.
Peter Urban, geboren 1941 in Berlin, studierte Slavistik, Germanistik und Geschichte in Würzburg und Belgrad, war Verlagslektor bei Suhrkamp, Hörspieldramaturg beim WDR und ist Lektor im Verlag der Autoren in Frankfurt; er übersetzte u.a. Werke von Gorkij, Ostrovskij, Daniil Charms, Kazakov, Chlebnikov und das gesamte dramatische Werk von Anton Cechov. Für seine Neuedition und -übersetzung der Cechov-Briefe wurde ihm der Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis zuerkannt.
Ich kenne Peter Urban vor allem von seinem Podcast "Urban Pop". Hier bespricht er mit einem Redakteur von NDR Kultur die Karrieren von Musikern wie Jimi Hendrix, Taylor Swift, Paul Simon oder den Eurythmics. Es gab kürzlich zwei Ausgaben mit Urbans Erinnerungen an den ESC. Den Musikwettbewerb kommentierte er dieses Jahr zum letzten Mal. Dieses Ereignis und sein fünfundsiebzigster Geburtstag waren der Anlass für die Autobiographie "On Air".
Der Untertitel "Erinnerungen an mein Leben mit der Musik" ist programmatisch. Peter Urban berichtet über die Musik, die ihn aktiv und passiv durch sein Leben begleitet. Leider sind es oft reine Aufzählungen der Platten, die er gehört hat, und der Konzerte, die er besucht hat. Interessanter sind ausführlichere Berichte über die Musiker, die er als Journalist getroffen hat. Hier kommt die Qualität des Podcasts stärker durch.
Problematisch ist für mich ein fehlender roter Faden. Das Buch wirkt in vielen Abschnitten wie eine Aneinanderreihung von Anekdoten. Darüber hinaus ist die Sprache etwas hölzern. Nach der Hälfte des Buches wechselte ich zum Hörbuch. Durch die vertraute Stimme des Autors als Vorleser fielen die sprachlichen Schwächen nicht so sehr ins Gewicht.
Ich kannte Peter Urban hauptsächlich vom ESC und habe seinen Rücktritt als Kommentator bedauert, daher fand ich es sehr spannend, hier von dem Rest seiner Karriere und ein bisschen von seinem Leben zu erfahren. Es ist auch ein kleines Stück weit die Geschichte der Rezeption britischer und amerikanischer Popmusik in Deutschland, aber der Fokus liegt auf Urban's Werdegang und besonderen Ereignissen und Begegnungen seiner Kariere. Auch als ESC-Fan kam ich in den letzten Kapiteln auf meine Kosten. Privates, wie Frau und Kinder, beschränkt er auf ein Minimum. Ich bin zu jung, um die Wirkung der genannten Stars und Ereignisse selber erlebt zu haben, habe mich aber sehr gut in diese Zeit mitgenommen gefühlt. Insgesamt bestätigt er hier meinen sympathischen Eindruck von ihm, auch der Schreibstil hat mir gefallen.
Ein wirklich wahnsinnig unterhaltsames Buch. ich hätte anfangs überhaupt nicht gedacht, dass ich beim Lesen so schnell so davon gebannt bin und dass ich so schnell durch bin. Aber es ist wirklich eine wunderbar geschriebene Lektüre, die zu gleichen Teilen einen guten Einblick in das Leben von Peter Urban bringt, aber auch viel über die Musikwelt erzählt und natürlich vor allem unvergessen Lenas Sieg damals. da hat man noch mal richtig mitfiebern können.😉
Peter Urbans Stimme ist wohl jedem bekannt, der in den letzten Jahren den ESC verfolgt hat. Er ist derjenige, der die Veranstaltung fürs deutsche Fernsehen moderiert und mit Anekdoten würzt. Dieses Jahr wird er den ESC zum letzten Mal moderieren und zu diesem Anlass erscheint auch seine Autobiographie.
Urban wurde 1948 in Bramsche geboren und dann in Quakenbrück aufgewachsen, zieht zum Studium nach Hamburg und macht auch dort dann sein ersten Erfahrungen im Radio. Seine Musikleidenschaft bringt ihn nach England, er nutzt die Zeit seines Auslandsaufenthalts während des Studiums auch um dort die Musikszene zu erforschen. So trifft er bereits früh auf Musikgrößen, deren Namen man auch heute noch kennt, wie Joe Cocker, Jimi Hendrix und auch seine Idole, die Beatles.
Urban berichtet nicht nur, er macht auch selbst Musik und lernt daher das Business auch von der anderen Seite kennen. Das erleichtert ihm den Kontakt auf Augenhöhe ungemein.
Ich fand das Buch interessant, allerdings muss ich sagen, dass es mir teilweise mehr wie ein Musiklexikon vorkam. An vielen Stellen zählt Urban satzweise Musiker auf, die auf irgendeine Art miteinander in Verbindung stehen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass es gerade im Teil Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre bei mir da am eigenen Erleben fehlte. Viele Namen, die damals vielleicht durchaus bekannt waren, sind heute nicht mehr bekannt und sagten mir daher leider gar nichts. Daher war es dann auch schwierig solche Passagen einzuordnen. Etwas besser wurde das dann als es in die Achtziger ging, da habe ja auch ich angefangen mich mit Popmusik zu beschäftigen. So waren die Erzählungen zu Live Aid und dem Mandela Tribute Konzert sehr interessant. Am besten hat mir dann jedoch der Rückblick auf die ESC gefallen, die Urban selbst moderiert hat
Deutlich besser gefallen haben mir daher die Stellen in denen Urban aus seinem eigenem Erlebten erzählt. Anekdoten, in denen er Musiker trifft, die man selber kennt oder eben einfach wie sein Leben damals ablief. Davon hätte es gerne deutlich mehr sein dürfen.
Alles in allem war es ein durchaus interessantes Buch, bei dem man ganz viel über die europäische Musikgeschichte gerade der sechziger und siebziger Jahre lernt. Allerdings hätte ich mir mehr Urban und weniger Musikgeschichte gewünscht. Das Buch ist mittlerweile auch als Hörbuch erschienen, vom Autor selbst gelesen. Ich denke, da kommt es dann noch einmal ganz anders rüber.