Theodor Fontane, novelist, critic, poet, and travel writer, was one of the most celebrated nineteenth-century German men of letters. He was born into a French Huguenot family in the Prussian town of Neuruppin, where his father owned a small pharmacy. His father’s gambling debts forced the family to move repeatedly, and eventually his temperamentally mismatched parents separated.
Though Fontane showed early interest in history and literature - jotting down stories in his school notebooks - he could not afford to attend university; instead he apprenticed as a pharmacist and eventually settled in Berlin. There he joined the influential literary society Tunnel über der Spree, which included among its members Theodor Storm and Gottfried Keller, and turned to writing. In 1850 Fontane’s first published books, two volumes of ballads, appeared; they would prove to be his most successful books during his lifetime. He spent the next four decades working as a critic, journalist, and war correspondent while producing some fifty works of history, travel narrative, and fiction. His early novels, the first of which was published in 1878, when Fontane was nearly sixty, concerned recent historical events.
It was not until the late 1880s that he turned to his great novels of modern society, remarkable for their psychological insight: Trials and Tribulations (1888), Irretrievable (1891), Frau Jenny Treibel (1892), and Effi Briest (1895). During his last years, Fontane returned to writing poetry, and, while recovering from a severe illness, wrote an autobiographical novel that would prove to be a late commercial success. He is buried in the French section of the Friedhof II cemetery in Berlin.
Von Lesefreunden vorgewarnt habe ich mir von diesem unvollendeten Werk aus dem Nachlass Theodor Fontanes nicht allzu viel erwartet. Und tatsächlich habe ich mich zuerst von der oberflächlich oberflächlichen Geschichte täuschen lassen. Erst zum Ende erschloss sich mir der tiefere Sinn.
Die mit einem Gemmengesicht und Blechblick nicht gerade hübsche Berlinerin Mathilde macht der etymologischen Herkunft ihres Names (starke Kämpferin, aus althochdeutsch "mahti" = Macht, Kraft und "hiltja" = Kampf) alle Ehre.
Aus dieser Geschichte sprechen für mich Verständnis und Zuneigung zu den sogenannten „Kleinen Leuten“, die auch schon in Irrungen, Wirrungen anklingen, dort aber ein Nebenschauplatz bilden. Mathilde Möhring ist fast schon so sozialkritisch wie ein Dickens-Roman. Ich glaube darin aber auch eine Trauer nach dem alten, toleranten Preußen des großen Kurfürstens und Alten Fritz gelesen zu haben. So etabliert Hugo auf Thildens Betreiben eine Dreieinigkeit von Papst in Rom und Luther und Moses, das heißt ein verständnisvolles Miteinander von protestantisch-preußischer Obrigkeit, der ansässigen polnisch-katholischen Bevölkerung und den jüdischen Geschäftsleuten des Städtchens. Der Tod Hugo Großmanns symbolisiert auch für dessen Ende.
Anders als von einigen meiner Freunde prognostiziert habe ich die Lektüre von „Mathilde Möhring“ nicht nur als bereichernd empfunden, sondern im zweiten Teil nachgerade genossen. Dies ist keiner der großen Romane des Autors, ich möchte ihn aber auch nicht missen.
Im Vergleich zu den beiden anderen Protagonistinnen Effi (Briest) und Magdalene (Irrungen Wirrungen), die ich von Fontane kenne, empfand ich Mathilde eher schwach dargestellt. Damit meine ich nicht ihre Durchsetzungskraft, da ist sie zielorientierter und selbstbewusster als die anderen beiden Damen. Ich fand sie eher seltsam dargestellt, denn bei den Vergleichsfiguren konnte ich immer eine Sympathie des Autor für deren innere Zerrissenheit herauslesen. Mathilde wird dagegen von Fontane eher plakativ und vor allem auch hässlich dargestellt. Was wollte er denn damit bewirken? Warum legt er so einen Wert darauf, in der ersten Hälfte des Buchs, die Armseligkeit, Spießbürgerlichkeit und Dummheit bei Mutter und Tochter Möhring so explizit aufzuzeigen. Ist das der Realismus, der mich interessiert? Die Liebe zu den kleinen Verhältnissen? Gewiss nicht.
Mathilde Möhring lebt mit ihrer verwitweten Mutter in kleinbürgerlichen Verhältnissen. Ihre Einkünfte kommen aus der Vermietung von einem eigenen Wohnraum und ansonsten aus dem hinterlassenem Vermögen. Immerhin können sie sich eine Putzfrau leisten. Mutter Möhring würde gerne etwas Besseres darstellen und hat permanent Angst vor den anderen Leuten und vor der Zukunft. Mathilde wird kaltherzig dargestellt. Sie ergreift aber gerne die Initiative, sucht bewusst die Nähe zum Untermieter, kann ihn zur Hochzeit bewegen (von Liebe ist hier nie die Rede) und zwingt ihn, sich um sein Studium zu kümmern, besorgt ihm schließlich noch eine Bürgermeisterstelle. Da könnte man fast meinen, Fontane will hier eine emanzipierte, moderne Frau porträtieren. Allerdings beschreibt er sie so unsympathisch, dass ich immer das Gefühl hatte, er missbilligt ihre Vorgehensweise. Selbst als der Gatte im Sterben liegt, legt er ihr sehr distanzierte Worte in den Mund. Mathilde ist gewiss keine Heldin. Sie nimmt am Ende zwar nicht den Weg in eine erneute Hochzeit zur Sicherung der Existenz, sondern lässt sich zur Lehrerin ausbilden, doch da endet das Buch abrupt. Fontane starb nämlich und hinterließ dieses Werk in seiner Schublade, welches posthum erst veröffentlicht wurde. Nicht alles Unvollendete ist ein Meisterwerk. Dies ist für mich keines und fällt stark ab gegenüber den anderen hervorragenden Büchern, des genialen Romanciers.
Amüsant geschriebenes Buch über eine ambitionierte Frau, die ihre Ambitionen jedoch fälschlicherweise durch einen Mann auslebt. Mathilde selbst fand ich spannend beschrieben und habe besonders die Dialoge mit ihrer Mutter genossen. Erfreulicherweise war ich nie wirklich frustriert über Mathildes Verhalten Hugo gegenüber, sondern fand sie einfach weiterhin interessant, trotz der Verwerflichkeit. Der ganzen Geschichte fehlt eine wirkliche Spannungskurve, was jedoch bei einer Geschichte auf etwa 130 Seiten besser zu verkraften ist als bei einem ganzen Roman. Ich war gut unterhalten und habe den Schreibstil genossen, mir fehlte aber das gewisse Etwas und glaube, die Geschichte nicht wirklich für mich nachhallen wird.
Mein drittes Buch von Fontane und wieder hat es mir sehr gefallen. Das Tildchen, wieder eine starke Frau, besonders zu der damaligen Zeit. Eine Vorliebe, die ich an Fontane sehr mag. Er läßt die Frauen nicht kuschen, sondern gibt ihnen eine Stimme. Wenn gleich wohl "Schnauze" besser passen würde. Dass Mathilde Möhring Fontanes letztes unvollendetes Buch ist, habe ich ich erst nach der Lektüre erfahren. Mir persönlich wäre das gar nicht aufgefallen, da ich das Ende der Geschichte zwar als sehr traurig, aber auch stimmig empfand. Wieder ein Fontane, der mir gut gefallen hat.
Im dritten Semester oder so kaufte ich mir einen Schuber mit Fontanes Werken von Tempel-Klassiker, die Wanderungen gab es nur als Höhepunkte. Fünf Romane waren bei der Zusammenstellung von zehn Bänden durch den Rost gefallen. Die kaufte ich mir später separat. Quitt, Graf Petöfy und die Poggenpuhls als Ullstein, Stine und Mathilde Möhring als Reclam. In den Achtzigern war ich ein ein Fonty-Fan und immer schon ein Komplettist. ich weiß nicht, wie oft ich in dem rororo-Bändchen von Helmuth Nürnberger meine Eindrücke überprüft oder mir Appetit für den nächsten ungelesenen Roman geholt habe. Andere Sekundärliteratur ist mir vollkommen entfallen, deshalb schreibe ich mal Nürnberger die Charakterisierung von Mathilde Möhring als kaltherziges Ungeheuer zu. Dergleichen gab es sonst nicht in Fontys Universum in dem die Frauen entweder allzu leicht verletzlich oder lebenserfahren genug sind, um sich nicht irgendwie mit den Verhältnissen zu arrangieren. Jenny Treibels Strippenzieherei beim Stiften von ihrem neueren gesellschaftlichem Status gemäßen Hochzeiten ist wohl der macchiavellistische Gipfel unter den kanonischen Werken des unausgesetzten, wenn auch dezenten Lobsängers von Preußens Gloria. Diese unvermeidliche Zutat vergällt mir inzwischen den Genuss des großen Realisten, dem ich dergleichen eher übel nehme als einem Poltergeist wie Karl May oder Wilhelm Raabe, der sein Personal durch die Bank viel schrillere patriotische Töne anstimmen lässt. Allerdings gehört auch viel vom Einheitsbombast zu den nicht immer ganz properen Motiven/Überlebenslügen von Raabes Gestalten.
Aber zurück zum kaltherzigen Ungeheuer, Nürnbergers absolute Negativbewertung dieser vollkommen aus der Art geschlagenen Heldin, machte mich eher neugierig und weckte meinen jugendlichen Widerspruchsgeist eher noch. Zumal Stine und die Poggenpuhls sogar besser begonnen hatten als so mancher kanonische Roman, beim schwächelnden letzten Drittel befanden sich die beiden kürzeren Romane sogar in bester Gesellschaft, nur quälten sie den Leser nicht so lange wie die unselige Effi Briest. Doch im Gegensatz zu den anderen vier unterbelichteten Romanen, die, wenn auch in unterschiedlicher Konzentration, typisch Fontane waren und bei mir teilweise sogar besser ankamen als die Klassiker, erwies sich Mathilde Möhring als komplette Pleite. Wenn die Heldin wenigstens ein kaltherziges Ungeheuer wäre. Aber diese bürgerlich-brandenburgische Lady Macbeth ist frei von jedem Funken Dämonie, sondern eine schlichte Langweilerin. Fontane hat sich bei dieser Figur im Genre vergriffen, von daher krankt Mathilde Möhring nicht nur an einer bezeichnenden Leerstelle oder der typischen Finalschwäche des Alterswerks. Im Gegensatz zu Quitt, wo Fonty durchaus seine Qualitäten in eine Gattung eingebracht hat, in der andere Schreiberlinge in Sachen Masse und Personal mit hohem Identifikationspotenzial mehr (Nach)Wirkung erzielen konnten, geht Mathilde Möhring absolut alles ab, was sonst Fontanes Romane ausmacht. Als negative Größe kann dieses dünne Bändchen durchaus das Bewusstsein für die Qualitäten Fontanes schärfen, weil Mathilde Möhring ein absolutes Nullum darstellt. Unter den frühen Romanen von Wilhelm Raabe gibt sicher noch schwächere Bücher als Mathilde Möhring, die immerhin frei von Abschweifungen der Jean-Paul-Nachfolge ist und ihre Gemütsarmut ziemlich umstandslos preisgibt. Aber kein Roman und keine Erzählung von Wilhelm Raabe, so weit mir bis jetzt bekannt, ist so vollkommen frei von Elementen, die am Ende doch über ein insgesamt schwaches Leseerlebnis hinaus nachwirken und im Gedächtnis wie im Gemüt Spuren hinterlassen, die man immer wieder gerne aufsucht.
Mathilde hat mir viel gegeben, wobei ich noch unschlüssig bin, was genau sie mir gegeben hat. Auf jeden Fall hab ich mich in ihr wieder gefunden und bin so stolz auf sie, was sie aus ihrem Leben gemacht hat! Man verfolgt nur einen kleinen, aber sehr prägenden Teil, der hoffnungsvoll, optimistisch aber auch ein wenig traurig ist. Eins steht fest: egal wie es mit ihr weiter gehen wird, ich brauche mir um Thilde keine Sorgen machen.
Die Emanzipation von Mathilde während der Lektüre hat mich hellauf begeistert. Ihre Art erinnerte mich oft an mich selbst. Dennoch kam sie gegen Ende zu folgendem Schluss: „Rechnen werd ich wohl immer, das steckt mal drin, aber nicht zu scharf“. Dies zeigte mir wiedermal, dass auch zu viel Denken und Kalkül nicht immer positive Auswirkungen haben. Manchmal lohnt es sich eben doch nochmal nachzurechnen (in Mathildes Sinne gesprochen).
Charming and unpredictable. Mathilde, a plain but intelligent and energetic young woman, lives in straightened circumstances with her garrulous mother, whom she humors and bosses around in equal measure. To make ends meet, they have to rent out their best room. When Hugo, an indolent student from a good background, engages the room, the wheels in Mathilde's brain start turning. Determined to become his wife, she takes Hugo in hand and makes sure he passes his exams. Passive Hugo quickly understands that Mathilde is necessary to his success and falls in with her plans in spite of his almost complete lack of ambition and innate prejudices against marrying down. By reading the newspapers assiduously, Mathilde finds out that a small town on the Polish border is looking for a mayor, and pushes Hugo to apply for the position. The young couple go on a charm offensive, Mathilde's quick wits and Hugo's mild manners proving irresistible to everyone, including the Jewish merchants. Unfortunately Hugo takes ill and dies, leaving Mathilde truly bereaved. While her mother would like to see her accept the dubious position of housekeeper to a wealthy bachelor, Mathilde firmly chooses to remain a widow and to go into teaching. In retrospect, she learns to value Hugo's gentleness and alters her behavior towards others accordingly. The Jewish merchant Silberstein keeps in touch with her and visits Hugo's grave regularly. It's weird that this quietly affecting novella by a German master was only translated into English in 2023, but the German edition itself was published posthumously in 1906. This scholarly edition in a handsome hard-bound volume is a little gem.
Für manche Bücher und Autor*innen gibt es ein richtiges oder falsches Alter. Als mir meine Fontane-begeisterte Mutter im Sommerurlaub „L‘Adultera“ (Der Ehebruch) zu lesen gab, war ich etwa dreizehn und konnte so überhaupt nichts mit Fontane anfangen: Ich verstand die Sprache nicht, überlas die Witze und verpasste die entscheidenden Stellen, weil ich Andeutungen einfach ignorierte. Etwa anderthalb Jahrzehnte später bin ich wohl im richtigen Alter für Fontane: „Mathilde Möhring“ hat mir, sobald ich mich nach ein paar Kapiteln an die altmodische Sprache gewöhnt habe, ausnehmend gut gefallen. Ein kurzer, witziger Roman über eine ehrgeizige junge Frau, die weder mit materiellem noch sozialen Kapital oder auch nur besonderer Schönheit gesegnet ist und sich trotzdem unbeirrbar auf den Weg macht, die soziale Leiter zu erklimmen. Dass es am Ende doch die Karriere als Lehrerin und nicht als Ehefrau wird, war dann gewissermaßen die feministische Kirsche auf der sozialkritischen Torte. Nicht schlecht für einen alten weißen Mann!
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Ich glaub, ich bin auf dem Klassikertrip bzw. auf der Suche nach starken Frauen in Klassikern. Und Mathilde ist wirklich ein Paradebeispiel dafür. Schade, dass das Buch ein Fragment ist, aber es ist trotzdem lesenswert.
Mathilde is different from all characters Fontane usually created. She's not allowed to show or have emotions because she has to take care of the financial situation of the family. She does everything to please her mother until her husband dies. She recognizes a change of herself and follows her childhood dream to be a teacher - against the wishes of her mother
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The short novel is concerned with the life of the lower middle class woman Mathilde Möhring in the German Empire. The key conflict of the novel lies in the internalization of social standards and demands at the expense of the individual. Fontane uses a relatively simple scenario to explore this conflict in depth and with great mastery.