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Banatsko

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Während der Leser sie in die halbverfallenen Straßenzüge Battonyas und die sie überwuchernde, sirrende und flirrende Natur begleitet, erzählt sie von einem alten Kino, den Kontakten zu den Dorfbewohnern, einer Liebschaft und der langsamen Eroberung des eigenen Zuhauses in dieser neuen Welt. Vom Rhythmus ihrer Sprache getragen wird der Alltag im ländlichen Banat zum Erlebnis, Kinsky macht ihn hörbar, riechbar. In aller Stille ereignet sich dabei Welt: Den Worten und Dingen wird eine Bedeutung verliehen, die aus der langsamen Annäherung an die fremde Sprache erwächst. Durch genaues Hinsehen wird Einzelheiten auf den Grund gegangen, mit einem Blick, der den Schmerz, der den Dingen innewohnt, mitfühlt, ihn aber nicht beklagt.

242 pages, Hardcover

First published January 1, 2011

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About the author

Esther Kinsky

65 books59 followers
Esther Kinsky, geboren 1956, hat Slawistik und Anglistik in Bonn und Toronto studiert. Sie arbeitet als Übersetzerin aus dem Polnischen, Englischen und Russischen. Ihr übersetzerisches Oeuvre umfasst u. a. Werke von Ida Fink, Hanna Krall, Ryszard Krysnicki, Aleksander Wat, Joseph O'Connor und Jane Smiley.

Kinksy lebt in Berlin. 2009 wurde sie mit dem Paul-Celan-Preis ausgezeichnet und 2011 erhielt sie den Karl-Dedecius-Preis.

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December 22, 2017
Banatsko – der Titel verweist bereits auf die Landschaft, die das eigentliche Zentrum der Handlung bildet. Das nördliche Banat, eine Region am südöstlichen Rand der ungarischen Tiefebene, einst Teil der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie. Als Folge des Ersten Weltkriegs wurde das Gebiet im Vertrag von Trianon zwischen Ungarn, Serbien und Rumänien aufgeteilt. Dorthin führt der Weg der namenlosen Ich-Erzählerin, über die man nur spärliche biografische Details erfährt. Geboren im Rheinland, zuletzt in London lebend, zieht sie aus der weltläufigen Metropole in die ungarische Kleinstadt Battonya. Aus der Position der Fremden betrachtet sie die Menschen und die Landschaften dieses abgelegenen Grenzlandes. Anfangs mit rudimentären Sprachkenntnissen versehen erschließt sie sich allmählich die neue Heimat, knüpft Beziehungen und bricht zu Erkundungsfahrten über die Grenzlinien hinweg auf. Die Spuren der wechselhaften Geschichte dieser Region und ihrer Bewohner sind allgegenwärtig, verwaiste jüdische Friedhöfe oder ehemals deutsche Siedlungen, deren Bewohner längst woanders ihre Zukunft gesucht haben. Im Rhythmus der Jahreszeiten von Sommer, Herbst, Winter bis zum Frühjahr erzählt sie von dem Prozess der Aneignung der Fremde und einer zunehmenden Vertrautheit, sowohl mit dem Land als auch mit der Sprache.
Die Fremde war vergangen. Es gibt keinen Weg zurück aus dem Kennen ins Nichtkennen. Sehen, Erkennen, Erinnern ist das Verschlingen von Welt ins eigene Leben hinein. Jede erste Fremde ist unwiederholbar, auch wenn es keinen Heimweg gibt. Ich hörte die Menschen reden, ihre Sprache war mir vertrauter als die Sprachen, die ich sprach und verstand, ich kam zurück.
Es ist eine ruhige Erzählweise auf die man sich als Leser einlassen muss. Wer eine klassische Romanhandlung erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein oder das Buch gar langweilig finden. Mir hat der meditative Charakter der Betrachtungen sehr gefallen. Hinzu kommt noch ein persönliches Interesse, da ich als Kind mehrmals nicht weit entfernt von Battonya in den Sommerferien gewesen bin. Ein Teil unserer Familie lebte dort und mir kamen die Bilder der Landschaft recht vertraut vor. Im Fluss Tisza haben wir damals gebadet und die zahlreichen Angler an den Ufern sehe ich ebenfalls noch vor mir. Eine flache, heiße Ebene erstreckt sich in den Bildern meiner Erinnerung, verbunden mit dem Duft von bográcsgulyás (Kesselgulasch) und dem Geschmack kühler Wassermelonen. Esther Kinsky komplettiert nun mit ihrer Erzählung mein eigenes Bild dieser Region.
Die Frage inwiefern die Ich-Erzählerin mit der Autorin identisch ist, und ob hier ein Roman oder eine literarische Reisebeschreibung vorliegt, ist schwer zu beantworten. Biografische Schnittmengen gibt es unbestritten. So lebt die Autorin tatsächlich zeitweise in Battonya und zuvor in London. Der Text überschreitet Genregrenzen und entzieht sich einer eindeutigen Zuordnung. Darin gleicht er seinem Sujet, dem Banat.
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