Berlin 2022: Vor über 30 Jahren ist Jans Mutter unter dubiosen Umständen verschwunden. Heute steht der Familienvater vor den Trümmern seiner Ehe, als ein erschreckender Fund an einem Küstenabbruch ihn zwingt, nach Rügen zurückzukehren und sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Boltenhagen 1970: Oda träumt von der Freiheit, doch ihre Flucht durch die Wellen scheitert. Als sie in der Haftanstalt Hoheneck ist, merkt sie, dass sie ein Kind erwartet.
Ostpreußen 1945: Margit gerät auf einem der letzten Schiffe von Königsberg über die Ostsee in einen Bombenhagel. Sie sieht, wie eine Frau gemeinsam mit ihrem Baby über Bord gehen will. In letzter Sekunde entreißt sie ihr das Bündel.
Drei Kinder ihrer Zeit auf der Suche nach Freiheit und dem Halt einer Familie.
Ich bin ein großer Fan historischer Romane und „Wellenkinder“ hatte von der Inhaltsangabe her großes Potenzial ein Buch nach meinem Geschmack zu sein. Ich bin sehr gut in die Geschichte hineingekommen und war am Anfang ziemlich begeistert und ergriffen von der Handlung.
Erzählt wird aus der Perspektive von drei verschiedenen Charakteren. Nach Ende des zweiten Weltkriegs findet Margit mit ihrer Familie ein neues zu Hause in Ostdeutschland. Im zweiten Erzählstrang geht es um Oda, deren Flucht in den Westen missglückt und die deswegen im Gefängnis landet. In der Gegenwart muss sich Jan nach Jahren ohne Kontakt um seinen im Sterben liegenden Vater kümmern. Ein Besuch, der eigentlich nur einen Tag dauern sollte, bringt schockierende Enthüllungen mit sich.
Sehr gut gefallen haben mir die Kapitel aus Odas Sicht. Die Ungerechtigkeit und die Willkür die dieser Frau widerfahren sind, haben mich sehr berührt. Leider wird der überwiegende Teil der Geschichte aus Jans Perspektive erzählt. Leider deswegen, weil die Charaktere in der Gegenwart einfach furchtbar sind. Die Schlimmste von allen ist Gesa, Jans Ehefrau. Eigentlich ist sie nur eine Nebenfigur aber ihre Auftritte schießen jeden Vogel ab. Jan und Gesa leben auf ihr Ansinnen getrennt. Gesa ist eine völlig ich-bezogene narzisstische Person, Ständig macht sie Jan Vorhaltungen, dass er nicht alle Sorgen mit ihr teilt, heult rum, zeigt ihm die kalte Schulter, stellt ihre ach so schlimme Enttäuschung in den Mittelpunkt ohne einen Hauch Verständnis dafür zu haben, dass Jans Welt gerade auf den Kopf gestellt wird und er eine Identitätskrise hat. Jan verhält sich seiner Frau gegenüber völlig unterwürfig und ich konnte über diese toxische Beziehung nur immer wieder den Kopf schütteln. Allerdings hielt sich mein Mitleid mit Jan trotzdem in Grenzen, denn auch er ist ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse. Als er seine leibliche Mutter trifft, tritt er dermaßen gehässig und verletzend auf, dass mein Herz für diese Frau geblutet hat. Er scheint auch keinerlei Interesse an Geschichte zu haben, denn der Gedanke, dass in der DDR nicht nur Schwerverbrecher im Gefängnis saßen ist für ihn völlig abwegig. Generell nimmt er es mit Respekt gegenüber anderen Menschen nicht so genau. Trotz dem zerrüttetem Verhältnis zu seinem (Adoptiv-)vater fand ich es völlig unmöglich, wie er immer von seinem „alten Vater“gesprochen hat, um seine Geringschätzung jedes Mal aufs Neue zu untermauern.
Die Charaktere in diesem Buch tragen alle sehr viel Wut in sich, die sie zentriert auf eine einzelne Person entladen, die überhaupt nichts für den jeweiligen Umstand kann. Ronald ist wütend auf seine Frau Margit und deren enge Verbindung zu Horst, deswegen schneidet er seinen Sohn Jan. Gesa ist mit ihrem Leben unzufrieden und macht deswegen Jan die Hölle heiß. Und Jan ist wütend auf seine Adoptiveltern und verletzt deswegen Oda. Und weil drei unleidliche Personen noch nicht genug sind, gibt es noch Jans Sohn Connie. Stellt euch alle nervigen Eigenschaften eines Kindergartenkindes vor und multipliziert diese mit 10 – dann habt ihr Connie. Der Junge bringt der Geschichte prinzipiell keinen Mehrwert, außer dem Leser den Verstand zu rauben. Eigentlich ist es aber auch kein Wunder, dass er ständig überdreht und aufmüpfig ist, wenn er ständig mit Süßigkeiten und Pizza vollgestopft wird. All diese Leute, die ich mehr als anstrengend fand und deren rücksichtslose Art, mit anderen Menschen umzugehen, haben die Geschichte leider für mich kaputt gemacht. Die Grundidee fand ich gut, der Schreibstil war manchmal etwas zu blumig um natürlich zu sein, aber dennoch gut zu lesen, nur verbreitet das Buch leider eine sehr negative, aggressive Stimmung. Das tragische Ende und den Auslöser für das Geschehene habe ich bereits im letzten Viertel des Romans vorhergesehen und es konnte mich deswegen nicht überraschen. Der Schluss hätte gerne etwas kürzer und weniger melodramatisch sein können.
Dramatisch, tragisch, melodramatisch und dann noch unsympathische Charaktere, das war zu viel
Nach der Leseprobe wollte ich unbedingt das Buch lesen. Ich mag historische Romane und fand es eine gute Idee, aus der Perspektive von drei Protas die Vergangenheit und Gegenwart zu erfahren, vor allem, weil es ja überwiegend in Ostdeutschland spielt.
Margit findet ein neues Zuhause in Ostdeutschland. Sie war auch zu Anfang mein favorisierter Charakter, weil sie es schwer hatte und sich irgendwie durchboxte. Und sich zudem noch ein Kind aufgehalst hatte, was sie gar nicht hätte tun müssen.
Oda möchte aus der DDR fliehen und kommt ins Gefängnis, weil sie dabei erwischt wird. Aber ihr Leben war ja vorher nicht wirklich schön und die Aussicht, dass sie mit ihrem Freund eine Zukunft in der Freiheit hat, gefällt ihr.
Jan, der gerade seine Ehe in trümmern sieht und um Zeit mit seinem Sohn kämpft, wird von einem ehemaligen Schulkameraden angerufen, weil sein Vater große Probleme hat. Er hat keinen Kontakt mehr mit seinem Vater und so ist er nicht begeistert, zumal die beiden sich nicht mögen. Und dann findet er noch den Koffer seiner verschollenen Mama.
Die Idee zu der Geschichte bzw. den Geschichten gefiel mir sehr gut. Aber ich mochte Jans Vater und seine blöde Frau Gesa überhaupt nicht. Sie ist – in meinen Augen - ein Kotzbrocken. Eigentlich dachte ich, Jan wäre schuld, aber für ihn hab ich dann Verständnis entwickelt, weil ich festgestellt habe, dass Gesa eine Hexe ist, die Jan völlig fertig macht. Jan versucht alles zu tun, um SIE zufrieden zu stellen und sie ist immer unzufrieden. Aber Jan stellt sich dann auch als unangenehmer Prota da. Wie er seine leibliche Mutter behandelt, das geht gar nicht, total respektlos.
Es sind Wutgeschichten, weil die Protas sehr viel Wut in sich tragen, blöde nur, dass es dann immer die falschen trifft.
Ich finde, das ganze ist zwar wirklich gut erzählt, hat aber Längen, die am Anfang und gegen Schluß nicht mehr zu spüren sind.
Für das Buch hab ich sehr lange benötigt zu lesen. Manchmal hab ich auch nur noch quergelesen, weil ich von einigen Charakteren dermaßen angewidert war, zudem fand ich die Geschichten zwischendurch langweilig. Außerdem habe ich zu früh geahnt, wie das ganze ausgeht. Dramatisch, tragisch, melodramatisch, fand ich echt schade. Das hat mir dann auch nicht mehr gefallen. Mein – Lesezeichenfees – Fazit: Schade, ich hab mir was anderes vorgestellt und ich hätte mir was anderes gewünscht. Den Schluss, den ich vorhergesehen hatte, hätte ich mir auch anders ersehnt. Das war leider nicht wirklich mein Buch, aber falls ich auf ein weiteres Buch der Autorin stoße, werde ich es wieder lesen, denn die Grundidee fand ich sehr gut. Nur die Charaktere waren teilweise echt mies. Bedauerlicherweise kann ich das Buch nicht empfehlen.
für mich ein mehr als gelungenes Buch über die DDR Vergangenheit "Wellenkinder " von Lv Marie Bahrow , war für mich ein Buch, dass sehr authentisch und informativ über die Willkür des DDR Regimes aufklärt und einem vor Augen führt, wie systematisch und mit Vorsatz und berechnendem Kalkül Menschenschicksale beeinflusst und zum Teil zerstört wurden, ohne mit der Wimper zu zucken.
Dieses Buch wird aus der Perspektive dreier Personen beschrieben, die alle irgendwie miteinander verbunden sind.
Da ist zum Einen Jan, dessen Mutter früh verschwunden ist. Sie wollte zu einer Fortbildung und ist danach nie wieder aufgetaucht. Hat sie die Familie verlassen ? 30 Jahre später veranlasst ein schrecklicher Fund Jan in seine Heimat Rügen zurückzukehren und sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Der zweite Erzählstrang handelt von Margit , die nach Kriegsende von Königsberg über die Ostsee unter lebensgefährlichen Umständen nach Deutschland gelangt und dabei einem Kind das Leben rettet.
Der letzte Erzählstrang beschäftigt sich mit Oda , einer jungen , veliebten Frau, die mit ihrem Freund in den Westen fliehen will und deren Flucht scheitert. Sie landet als Republickflüchtling in der Haftanstalt Hoheneck und stellt fest, dass sie schwanger ist.
Das Lesen dieses Buches hat mich tief bewegt.Zu lesen, wie willkürlich dieses Unrechtsrequiem mit Menschen umgegangen ist und welche Strippen gezogen wurden, ohne Rücksicht auf die Gefühle von Menschen, nur um die Idiologie eines Staates zu rechtfertigen , war mehr als erschreckend. Ich möchte nicht wissen, wie viele solcher Schicksale dieses Land auf dem Gewissen hat. Gerade die heutige Situation in der Ukraine, wo Ähnliches mit Kindern passiert, hat mir vor Augen geführt, welch unmenschliches Kalkül dort vorangetrieben wird.
Eine Rezensentin schrieb, dass sie Längen in diesem Buch feststellen konnte. Das kann ich nicht bestätigen. Sicherlich muss man sich erst mit den verschiedenen Personen und deren Postion in dieser Geschichte vertraut machen, aber ich war so von diesen Schilderungen gefesselt, dass ich mich kaum von diesem Buch loseisen konnte.
Als Mutter von drei Kindern, konnte ich mich gut in Odas Situation hineinversetzen und kann nur erahnen, durch welche Hölle sie gegangen ist. Aber auch Jan`s Schicksal hat mich tief bewegt. Festzustellen, dass ein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut ist, muss schrecklich sein.
Ich empfinde dieses Buch als sehr wichtig und hoffe, dass viele Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen die AfD zu wählen dieses Buch lesen, um festzustellen, dass totalitäre Requieme oder Parteien, wie es die AfD ist, nur Grauen und Schmerz über die Menschen bringen.
Jan hat momentan in seiner Ehe ein paar Probleme und er lebt in Trennung von seiner Frau Gesa. Er hat einen Sohn Conny, den er abgöttisch liebt. Mitten in den Vorbereitungen zu Connies Geburtstag bekommt er einen Anruf aus Sassnitz auf Rügen von seinem ehemaligen Freund Silvio. Es geht um seinen Vater, der der Polizei Schwierigkeiten macht. Er hat zwar große Probleme, aber er fährt trotzdem nach Rügen, um sich um seine Vater zu kümmern. Oda will mit ihrem Freund Jürgen in den Westen fliehen, doch die Flucht wird entdeckt und Oda landet im Frauengefängnis Hoheneck, in dem sie einen Sohn gebiert. Margit ist ein junges Mädchen, dass bei der Flucht aus der Region Königsberg über die Ostsee einem kleinen Jungen das Leben rettet. Sie und ihr Freund Ronald verheimlichen, dass sie das Kind aufziehen. Doch es kommt natürlich heraus, aber sie schaffen es ihren Sohn Horst großzuziehen. Sie liebt ihn abgöttisch. „Wellenkinder“ von Liv Marie Bahrow ist ein bewegender Roman, der die Situation in der ehemaligen DDR beschreibt, dies aber immer wieder und auch hauptsächlich mit der Gegenwart verknüpft. Das Cover steht so ein bisschen im Gegensatz des Inhalts. Das Kind schwingt unbeschwert auf einer Schaukel am Küstenstrand und das ist hier wohl die Insel Rügen, da das Meiste sich auf der Insel abspielt. Eine Hauptperson ist Jan, dessen aktuelle Situation sehr gut beschrieben wird und diese immer wieder mit seiner Vergangenheit verknüpft wird. Eine weitere Person ist Margit, die in der DDR aufwächst, aber ein Flüchtlingskind ist und auf dieser Flucht, wieder um ein kleines Kind gerettet hat, dass sie nicht mehr hergeben möchte. Sie fühlt sich wie seine Mutter und will dem Kind all ihre Liebe geben und tut das auch. Obwohl sie noch sehr jung ist, setzt sie dies durch. Dann ist da noch Oda, die aus der DDR fliehen möchte und man wird mit ihrer Situation sehr eindringlich konfrontiert und das hat mich sehr bewegt. Die Beschreibung ihres Lebens in der Haftanstalt und dann nach der Geburt die Abschiebung ohne ihr Kind in die BRD, das ist schon sehr krass. Nach und nach wird in dem Roman dann klar wie alles zusammenhängt und die Schreibweise tut ihr Übriges hinzu. Ich habe diesen Roman mit großem Interesse gelesen und da die einzelnen Abschnitte auch immer mit der Hauptperson überschrieben war, konnte ich leicht die Inhalte zuordnen. Ich konnte dieses Buch kaum aus der Hand legen und deshalb kann ich es auch gut empfehlen.
In "Wellenkinder" verfolgen wir drei unterschiedliche Menschen - Jan, Oda und Margit. Jan ist scheinbar der Protagonist der Gegenwart, wir erfahren, dass er Eheprobleme hat, aber alles dafür tun will, seine Frau zurückzugewinnen. Oda ist auf der Flucht vor dem DDR-Regime, wird aber dabei erwischt und gefangengenommen. Unklar ist, was mit ihrem in ihr heranwachsenden Kind passieren wird. Und dann ist da noch Margit, ein Mädchen, das auf einem Flüchtlingsschiff im 2. Weltkrieg ein Waisenkind an sich nimmt und versucht, es als Geschwisterchen aufzuziehen. Je weiter die Geschichten gesponnen werden, desto klarer wird, dass sie irgend etwas miteinander zu tun haben müssen. Die drei Fäden werden langsam zu einem und bis kurz vor dem Ende bleibt offen, wie eng sie miteinander verwoben sind.
Die Autorin schafft es die Spannung bis ans Ende aufrecht zu erhalten. Immer wieder treffen unerwartete Ereignisse oder Erklärungen ein. Die einzelnen Charaktere sind so beschrieben, dass die Leserin oder der Leser sich gut in sie hineinversetzen kann. Besonders bei Odas Leid als Gefangene im DDR-Regime glückt es der Autorin ihren Schmerz absolut nachvollziehbar zu machen. Was mich allerdings etwas genervt hat, war die pathetische Liebe, die die jeweiligen Protagonist/innen für jemanden empfanden - immer wieder wird in überschwänglicher Art und Weise betont, wie das Herz der Figur zerspringt oder für jemanden schlägt - für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten. Das hat für mich leider die unterschiedlichen Charaktere, die an und für sich schon unterschiedlich ausgearbeitet waren, doch wieder irgendwie gleich werden lassen.
Mein Fazit: Wellenkinder ist ein spannender, unterhaltsamer und kurzweiliger Roman, der sich über die deutsche Zeitgeschichte streckt, absolut lesenswert, aber insgesamt etwas zu schnulzig geraten ist.
Packende Lebensgeschichten in der DDR Es ist die Geschichte von Jan, Oda und Margit, eingebettet in das jeweilige Zeitgeschehen. Die Figuren verbindet ein enges Band, welches erst im Laufe der Erzählung nach und nach zum Vorschein kommt.
Jan ist spät Vater geworden, hat mit Ende vierzig einen 4jährigen Sohn und lebt in Berlin. In der Beziehung zu seiner Frau gibt es Schwierigkeiten, sie wohnen getrennt. Die Geschichte nimmt ihren Anfang als sein Vater, zu welchem er nach dem Verschwinden der Mutter keinen Kontakt mehr hatte, starke gesundheitliche Probleme bekommt. Jan reist in seine alte Heimat nach Rügen, um nach ihm zu schauen. Außerdem tauchen nach Jahrzehnten neue Hinweise zum Verbleib seiner Mutter auf.
Oda versucht in den 1970er Jahren zusammen mit ihrem Freund aus der DDR zu fliehen. Die Flucht scheitert. In der Haft merkt sie, dass sie schwanger ist.
Margit muss als Kind während des zweiten Weltkriegs fliehen und nimmt sich auf der Flucht einem kleinen Jungen an.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Die verschiedenen Blickwinkel haben die Protagonisten:innen nahbar gemacht. Gleichzeitig gab es bis zum Schluss die Spannung, wie die verschiedenen Lebensgeschichten zusammenhängen.
Die Schicksale der beiden Frauen machen betroffen und mich hat es emotional mitgenommen. Der Schreibstil ist gut zu lesen.
Für mein Empfinden hat sich das Ende etwas zu dramatisch zugespitzt. Dies hatte ich nach dem ruhigen Beginn so nicht erwartet und war für mein Gefühl etwas zu viel. Grundsätzlich müssen Charaktere nicht durchgehend sympathisch sein, aber Jans Frau wurde als schwierig und unempathisch dargestellt. Sodass ich nicht nachvollziehen konnte, warum er noch so an ihr hängt. Die Protagonisten sind aber authentisch und menschlich beschrieben.
"Ich habe nicht viel gelernt in meinem Leben. (...) Aber, dass Gelegenheiten nicht wiederkommen, das schon."
Der Roman "Wellenkinder" erzählt parallel auf verschiedenen Zeitebenen die außergewöhnlichen Schicksale von drei scheinbar sehr unterschiedlichen Personen: Als Kind flieht Margit 1945 mit ihrer Familie aus Königsberg nach Berlin und erlebt dort die Gründung der DDR und die damit einhergehende sozialistische Aufbruchstimmung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begeistert mit. 1970 misslingt Oda die Flucht aus eben diesem totalitären Staat und sie landet in einem sozialistischen Gefängnis. In der Gegenwart wird Jan in seine alte Heimat nach Rügen gerufen, wo er sich um seinen totkranken Vater kümmern muss. Hier überrollt ihn seine eigene Vergangenheit.
Der Erzählstil von Liv Marie Bahrow überzeugt und zieht den Leser tief in eine ruhig und in leisen Tönen unaufgeregt erzählte Geschichte. Die Charaktere wirken allesamt sehr glaubwürdig, die anrührenden Schicksale sind fesselnd und lebendig beschrieben.
Nur sehr langsam werden die drei einzelnen Handlungsstränge nach und nach miteinander verwoben und die einzelnen Puzzleteilchen fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen. Immer wieder spürt man, dass die Autorin selbsterlebtes Wissen bezüglich der zeitgeschichtlichen Ereignisse und der beschriebenen politischen Ordnung in die Handlung dieses historischen Romans einbringt. Das wirkt sehr glaubwürdig.
Lesempfehlung für alle, die Lust haben, ein Stück unpopulärer deutscher Geschichte authentisch mitzuerleben. Mich haben die "Wellenkinder" auf eine abwechslungsreiche und gleichzeitig ungemein unterhaltsame Reise in die Vergangenheit mitgenommen
Der Roman nimmt uns mit in die Leben dreier "Wellenkinder": Margit versucht in der harten Nachkriegszeit ein neues Leben in der neu gegründeten DDR aufzubauen, Oda, eine junge Studentin aus Ost-Deutschland kämpft nach einem missglückten Fluchtversuch im Gefängnis ums Überleben und Jan folgt in der Gegenwart den Spuren der Vergangenheit auf der Suche nach seiner Identität.
Der Schreibstil war gewöhnungsbedürftig und ich bin bis zum Schluss nicht mit diesem warmgeworden. Der Wechsel zwischen den drei Protagonisten und Zeitsträngen war gut gelungen und hat die Spannung hochgehalten. Vor allem waren Jans Verzweiflung und innere Unruhe sehr spürbar. Die vorgestellten Charaktere waren leider alle unangenehm und unsympathisch, viele Entscheidungen waren für mich nicht nachvollziehbar und man konnte keine tiefere Beziehung zu den Personen aufbauen. Die Handlung war stellenweise sehr erschreckend und schonungslos, insbesondere Odas Erfahrungen während der Haft waren schwer auszuhalten. Die Stimmung war durchgehend unbehaglich und bedrückend, der Hauch Frühling ist bei mir auch Ende leider nicht angekommen.
Ein Roman, der zeigt, dass die Vergangenheit noch lange nicht aufgearbeitet ist und viele Schrecken und Geschichten der Zeit noch unerzählt sind. Die Geschichte war zwar insgesamt packend, für mich jedoch schwer aushaltbar und keine leichte Lektüre.
Die Geschichte von Jan und seinen beiden Müttern Das farblich sommerliche Cover soll wohl die Ostsee zeigen, was zum Buchinhalt passen würde. Um die Mütter Oda und Margit, die Im DDR-Regime um das Kind Jan kämpfen und sich auch unerbittlich darum kümmern, davon handeln diese doch tragischen Lebenswege, auch von Jan selbst. Aus der Perspektive dieser drei Hauptfiguren wird das Gesamtgeschehen über verschiedene Zeitebenen sehr detailliert aufgerollt. Vergangenheitsbewältigung mit lebensverändernden Ereignissen über viele Jahrzehnte deutsch-deutscher Geschichte hinweg, angefangen mit der geglückten Flucht von Margit, Ronald, Hans und Horst über die Ostsee vor den Russen nach Berlin 1945, gefolgt von Odas missglückter Flucht über das Meer weg aus der DDR im Jahre 1970, endend mit einem Anruf der Polizei in Sassnitz in der Gegenwart. Starke Frauen und eher sensible Männer sind hier bildlich und authentisch beschrieben, der Plot wird schließlich schlüssig, positiv beendet. Die Zusammenführung der drei Handlungsstränge hätte vielleicht etwas früher gestartet werden können, dafür weniger unerwartete, radikale Wendungen in der Endphase. Ansonsten überzeugt der Schreibstil rund um Elternliebe.
"Wellenkinder" von Liv Marie Bahrow ist ein beeindruckender Roman, der geschickt zwischen verschiedenen Zeitebenen und Schicksalen wechselt. Die Autorin verwebt die Leben von Margit, Oda und Jan auf eine fesselnde Weise und schafft es, die Geschichte dieser drei Menschen mit den politischen und historischen Ereignissen der jeweiligen Zeitperioden zu verknüpfen.
Die Darstellung der DDR-Geschichte und der Fluchtversuche von Oda haben mich besonders berührt. Es ist schockierend zu lesen, wie Menschen in der DDR unterdrückt wurden und wie tragisch die Konsequenzen für individuelle Freiheit und Familienbande sein konnten. Liv Marie Bahrow vermittelt diese dunklen Kapitel der Geschichte auf eine sehr einfühlsame und authentische Weise.
Auch die Auflösung der Familiengeschichte und die Verbindung zwischen den Protagonisten haben mir gut gefallen. Die Spannung wird bis zum Ende aufrechterhalten, und die unerwarteten Wendungen sorgen dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte.
Insgesamt ist "Wellenkinder" ein eindringlicher Roman, der Geschichte und Familiendrama geschickt miteinander verknüpft. Die Charaktere sind lebendig und gut ausgearbeitet, und die emotionale Tiefe der Geschichte hat mich tief berührt. Ich kann das Buch definitiv empfehlen.
Manchmal braucht es eine Weile, bis man sich in eine Geschichte eingefunden hat. Bis man anfängt, die Zusammenhänge zu begreifen und die magischen Bande in ihnen zu erkennen.
Genauso erging es mir mit Wellenkinder. Erst wurde ich gar nicht warm mit der Geschichte. Ich legte sie zur Seite. Aber irgendwas hat mich immer wieder zu ihr zurückgezogen und jetzt, wo ich fertig bin, kann ich nicht mehr nachvollziehen, warum ich sie nicht schon von Anfang an geliebt habe.
Aber jetzt kenne ich auch alle Zusammenhänge. Ich kenne alle Protagonist*innen und ich kenne vor allem alle gelüfteten Geheimnisse.
Diese Geschichte ist so unglaublich! So gut durchdacht und lässt mich einfach nur sprachlos darauf zurückblicken.
Diese Geschichte enthält so viel Liebe und doch auch so viel Grausamkeit. So viele Ungerechtigkeiten aber auch so viel Glück.
Ich liebe die Perspektivwechsel zwischen den drei Hauptprotagonist*innen und die vielen Zeitsprünge zwischen unterschiedlichen Jahrzehnten.
Ein kleiner Kritikpunkt: An manchen Stellen ging es mir etwas zu schnell und sprunghaft. Da fehlten mir hier und da Informationen, die ich gerne etwas mehr ausgearbeitet gehabt hätte.
Aber trotzdem ist es ganz eindeutig eine wundervolle Geschichte, die ich von Herzen weiterempfehlen kann!
Zum Inhalt: Eigentlich hat Jan gerade ganz andere Probleme, reist aber dennoch nach einem Anruf nach Rügen, wo er sich seiner Vergangenheit stellen muss. Oda träumt in den siebziger Jahren von der Freiheit, doch die Flucht misslingt und sie landet in einer Haftanstalt, wo sie dann merkt, dass sie schwanger ist. Margit gerät 1945 auf einem Schiff in einen Bombenhagel und kann einer anderen Frau in letzter Sekunde das Baby entreißen und retten. Meine Meinung: Wir erleben und durchleben die Schicksale dreier Menschen, die alle mit der DDR verbunden sind und versuchen ihr Leben zu meistern. Was mich besonders berührt hat, war die Zeit von Oda im Gefängnis. Das war schon sehr heftig. Insgesamt fand ich das Buch sehr interessant auch wenn ich selbst keine Berührungspunkte zur ehemaligen DDR habe. Die unterschiedlichen Protagonisten mit ihren unterschiedlichen Geschichten machten das Buch sehr lebhaft. Fazit: Interessant
Verwebung Liv Marie Bahrow wartet mit ihrem neuen Buch "Wellenkinder" mit einem hübsch gestalteten Cover auf. Nicht nur das Meer selbst widerspiegelt den Titel ganz wunderbar, sondern auch die schönen als Wellen angedeuteten, bläulich schimmernden Muster auf dem Hintergrund der Titelgestaltung. Doch was macht das Buch selbst so interessant? Meine Antwort hierauf lautet eindeutig: die Verwebung von drei sehr unterschiedlichen Erzählungen, die im Kern trotzdem so einiges gemeinsam haben. Es geht nicht nur um eine Hauptfigur wie der gescheiterte Jan aus Berlin, nein es geht zugleich auch um die schwangere Olda und die vom Krieg betroffene Margit. Nun fragt man sich natürlich, wie das alles zusammenpasst und die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Es handelt sich um verschiedene Zeitstränge. Wie kaum ein anderer schafft es die Autorin, die Geschichten zu kombinieren, die eigentlich Jahrzehnte auseinanderliegen: Große Kunst!
Okay "Wellenkinder" ist ein Roman von Liv Marie Bahrow und vereint die 3 Geschichten von den Protagonisten Jan, Oda und Margit. Hierbei wird jedoch nicht in einer kontinuierlichen Zeitlinie erzählt, sondern innerhalb der drei verschiedenen Zeiten und Orte, nämlich 2022 in Berlin, 1970 in Boltenhagen in Ostpreußen um 1945. Das macht das Buch auch so besonders: es wirkt irgendwie dynamisch und dreht sich nicht nur um ein und das selbe Setting. Leider ist trotz dieser Dynamik innerhalb der einzelnen Zeitstränge eine gewisse Leere vorhanden, die die Geschichte sehr zäh und lang erscheinen lässt, was mir wiederum nicht so gut gefallen hat. Die Figuren sind dafür umso besser konzipiert und erscheinen mir als Leser sehr realistisch und irgendwie auf Augenhöhe, auch wenn man die Zeit 1945 natürlich weniger nachvollziehen kann als das heutige Berlin bei Jan. Stärken und Schwächen: Alle in allem ein okayes Buch.
Leider konnte mich das Buch nicht so richtig überzeugen. Der Stil ist leicht und man kommt sehr schnell durch das Buch, allerdings habe ich bis zum Ende nicht wirklich in die Geschichte hinein gefunden. Mir waren sowohl die Handlung als auch die Figuren trotz der wichtigen und ernsten Themen sehr fern. Besonders die Perspektive von Jan fand ich nervig und anstrengend. Die anderen beiden Perspektiven fand ich aufgrund ihrer Thematik interessanter, jedoch waren mir die Figuren auch dort nicht anregend genug. Trotzdem war es spannend und interessant genug, als dass ich es zu ende gelesen habe, um zu sehen, wie die Geschichten der Figuren zusammenhängen und ausgehen. Das Ende konnte ich ab einem bestimmten Zeitpunkt allerdings bereits vorauszusehen und war deshalb vom Ausgang nicht wirklich überrascht. Kann diesen Roman deshalb leider nicht weiterempfehlen.