Die meisten Nichtjuden in Deutschland sind noch nie – oder zumindest nicht bewusst – einem jüdischen Menschen begegnet sind. Dementsprechend halten sich in der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft oftmals uralte Klischees oder bestimmen undifferenzierte Neuzuschreibungen das Bild. Wie aber sieht das jüdische Leben im heutigen Deutschland wirklich aus? Wie fühlen sich Jüdinnen und Juden in diesem Land? Und was bedeutet eigentlich jüdisch, wenn man sie selbst danach fragt? In Gesprächen mit der Autorin haben Noam Brusilovsky, Sveta Kundish, Garry Fischmann, Lena Gorelik, Dr. Sergey Lagodinsky, Shelly Kupferberg, Daniel Grossmann, Anna Staroselski, Daniel Kahn, Helene Shani Braun, Prof. Michael Barenboim, Deborah Hartmann, Jonathan Kalmanovich (Ben Salomo), Anna Nero, Philipp Peyman Engel, Nelly Kranz, Dr. Roman Salyutov, Sharon Ryba-Kahn, Leon Kahane, Gila Baumöhl, Zsolt Balla, Dr. Anastassia Pletoukhina, Leonard Kaminski, Renée Röske, Monty Ott und Sharon Suliman (Sharon) Einblicke in ihre Biografie gewährt.
Ein überraschendes und informatives Buch, das die Vielfalt jüdischer Identitäten und jüdischen Lebens in Deutschland sichtbar macht und die Stimmen einer multikulturell geprägten Generation zu Gehör bringt, die – eine ganz neue Selbstverständlichkeit verkörpernd – in ihrer Diversität gesehen werden will.
Geschichten einer neuen GenerationBerichte von Heimat und Fremdheit, Erwartung und MutUmfangreiche Hintergrundinformationen zu jüdischer Kultur und jüdischem Leben heute in Deutschland
Ein Buch, geschrieben für die deutsche Mehrheitsgesellschaft, indem das Jüdischsein nicht prädisponiert über Holocaust, Israel, Orthodoxie oder Antisemitismus beleuchtet wird. Natürlich tauchen diese Themen auf, aber die Stärke dieser Interviewreihe junger Jüdinnen und Juden in Deutschland besteht gerade darin, über die subjektiven Erfahrungen und Verständnisse der Interviewten eine positive Identifikation mit dem Jüdischsein herauszulesen, die so divers und vielfältig ausfallen kann.
Warum ist es meiner Meinung nach ein Buch für die deutsche Mehrheitsgesellschaft? Einige der Interviewten betonen, wie engstirnig, einseitig und vorurteilsbehaftet das mediale Bild von Jüdinnen und Juden in Deutschland gezeichnet ist, bei zeitgleicher Berührungslosigkeit der meisten Deutschen mit dem Jüdischsein. Gerade diese medial geprägte Voreingenommenheit auf der einen und die lebensweltliche Erfahrungslosigkeit vieler Menschen mit jüdischer Religion, Kultur, Tradition und Identität auf der anderen Seite scheint bei der Mehrheit eine Unbehaglichkeit hervorzurufen, so lässt es sich zumindest aus den Interviews herauslesen.
Dieses Buch wird sicherlich kein vollumfängliches Bild davon geben, was Jüdischsein in Deutschland bedeutet, aber es zeigt den Lesenden auf, was es bedeuten kann und wie vielseitig eine positive Identifikation mit dem Jüdischsein über Religion, Kultur, Tradition und Identität sein kann.
Das Buch ist sehr leicht zu lesen und durch die 26 Interviewpartner:innen sehr abwechslungsreich. Außerdem umfasst das Buch ein sehr informatives Glossar über jüdische Begriffe und deren Bedeutung.