»Ich streite nicht, ich erkläre nur, warum ich recht habe.«
Haben wir nicht alle schon mal gedacht, die Welt wäre eine bessere, wenn gewisse Leute ihre Meinung ändern würden? Und waren diese Leute ohne Ausnahme niemals wir selbst?Dieses Buch erklärt, auf welch zweifelhaften Wegen unsere Meinungen zustande kommen und welchen Denkfehlern wir dabei aufsitzen. Es zeigt, wie sehr Menschen ihr Wissen überschätzen, warum ein Einhorn am Wegesrand ein Problem ist und mit welcher Frage Sie Ihre Gesprächspartner zuverlässig aus dem Tritt bringen.
Sie werden auf altbekannte Kontroversen stoß etwa auf die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau, auf die falschen Erklärungen für Erkältungen und auf Latein als vermeintliche Maßnahme zur Förderung des logischen Denkens. Und schließlich löst dieses Buch das größte Rätsel von Wie kann es überhaupt sein, dass wir unterschiedliche Meinungen haben, wo doch alle behaupten, sie würden bloß die Fakten nüchtern begutachten?
Eine höchst unterhaltsame und kurzweilige Anleitung, um Argumente zu zerlegen, Trugschlüsse aufzudecken und dabei zu den wahren Gründen von Meinungsverschiedenheiten vorzustoßen. Wer weiß, vielleicht finden Sie dabei sogar heraus, dass Sie gar nicht Ihrer Meinung sind.
Reto Schneider ist ausgezeichnet mit dem »Deutschen für die beste Wissenschaftsreportage 2022«.
Der Autor zeigt auf unterhaltsame Weise auf, wie es sein kann, dass wir alle immer wieder diskutieren, argumentieren und dabei - genauso wie die Gegenpartei - meinen, selbst recht zu haben.
Wie ist überhaupt möglich? Es handelt sich eben um Meinungsverschiedenheiten und nicht um ‘Wissensverschiedenheiten’ oder ‘Glaubensverschiedenheiten’. Wissen ist eine Auffassung, von deren Wahrheit man subjektiv überzeugt ist und die sich objektiv begründen lässt. Glaube ist eine Auffassung, die man subjektiv für wahr hält, aber objektiv nicht beweisen kann. Und die Meinung ist eine Ansicht, die sich weder subjektiv noch objektiv eindeutig bestätigen lässt.
In vielen Diskussionen und Debatten, ob live oder online, wird vergessen, dass man Meinungen vertritt. Wird nicht erkannt, dass eine Position einem Glauben und nicht einer Meinung entspricht, dann bleibt die Diskussion fruchtlos.
Daneben werden viele rhetorische Fehler begangen. Diese beschreibt der Autor und er zeigt auf, wie wir sie vermeiden können, um besser zu argumentieren:
Ockham’s Razor befolgen Dieses Prinzip - benannt nach Wilhelm von Ockham, einem bedeutenden mittelalterlichen Philosophen und Theologen - besagt, dass es unnötig ist, etwas Drittes anzunehmen, wenn zwei Annahmen eine Sache erklären. In der Medizin geht auf Theodore Woodward folgender Rat zurück, der dasselbe meint: Wenn Sie Hufgetrappel hören, denken Sie an ein Pferd, nicht an ein Zebra. Oder allgemein: bei verschiedenen Erklärungsmöglichkeiten, sollte man die einfachere bevorzugen.
Den Sagan-Standard befolgen Benannt nach dem Astronomen Carl Sagan besagt dieses Prinzip, dass ausserordentliche Aussagen ausserordentliche Beweise erfordern. Z.B. Verschwörungstheorien bleiben die ausserordentlichen Beweise schuldig.
Argumente mit Einzelfällen vermeiden ”Der menschliche Verstand neigt dazu, mit Geschichten, Einzelfällen und Anekdoten zu hantieren, und das gilt für alle Intelligenzstufen”, sagt Daniel Kahnemann. Einzelfälle und persönliche Erfahrungen sind aber keine guten Argumente, v.a. nicht, um Statistiken zu widersprechen.
Korrelationen nicht mit Kausalität verwechseln Wir neigen dazu, in zeitlichen Abfolgen und auch in zufälligen Korrelationen Kausalitäten zu sehen. Um von einer Kausalität ausgehen zu können, sollten starke Beweise wie Experimente verlangt werden.
Die wichtigste Grundlage für eine Meinung ist Wissen Erschreckend viel in dieser Welt verstehen wir nicht. Dennoch bauen wir Überzeugungen auf vermeintliches Verstehen auf. Fragen wie “Auf welche Weise hat man das herausgefunden?” oder “Wie funktioniert das eigentlich?” lassen Gesprächspartner und auch einen selbst rasch verlegen werden.
Sich an den wissenschaftlichen Konsens halten Wissenschaft ist mehr eine Methode als die Bezeichnung für gesichertes Wissen. So kann man für jede noch so bizarre Aussage einen Wissenschaftler finden, der sie vertritt. Sinnvollerweise hält man sich an den wissenschaftlichen Konsens, also an die Ansichten, die die Mehrheit der in einem Feld tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vertritt. Dieser Konsens kann sich auch als falsch erweisen; es ist aber wahrscheinlicher, dass er richtig ist als die Einschätzung einer einzelnen Person (denn unerkannte Genies sind selten).
Eine Meinung muss sich ändern können Wenn man auf die Frage, was nötig sei, um seine Meinung zu ändern, keine Antwort hat, so ist man kein offener Gesprächspartner. Hält man an einer Meinung unverrückbar fest und akzeptiert grundsätzlich keine Änderbarkeit, so handelt es sich um einen Glauben.- Oder nach Christopher Hitchens: “Was ohne Beweise behauptet wird, kann ohne Beweise verworfen werden.”
Den naturalistischen Fehlschluss vermeiden Als naturalistischen Fehlschluss bezeichnet man das Ableiten von Werten aus der Natur im Allgemeinen oder der Evolution im Speziellen. Ein Beispiel: Stillen ist der natürliche Prozess, Säuglinge zu füttern. Deshalb sollen Frauen ihre Kinder stillen und nicht Milchpulver verwenden. Der naturalistische Fehlschluss führt seinerseits schnell zum moralistischen Fehlschluss. Hat man moralische Werte aus der Natur abgeleitet, dann verbieten diese Werte, neue Erkenntnisse zur Natur zu akzeptieren: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Konsequenzen berücksichtigen Was wäre, wenn ich falsch läge? Fällt man aufgrund einer Meinung eine Entscheidung, so sollte man sich um so sicherer sein, dass man sich nicht irrt, je dramatischer die Folgen sein könnten.
a) Inhaltlich geht es nicht um Gespräche und Diskussionen, sondern bestenfalls um Gedankengänge - allerdings sind diese Gedankengänge auch nicht eng verbunden mit 'Gesprächen und Diskussionen'
b) Im Kapitel sieben haben mich die Erörterungen zu 'Wissen/Glaube/Meinung' nicht überzeugt: Ich glaube, eine 'Meinung' wird im allgemeinen nicht definiert als "eine Ansicht, die sich weder subjektiv noch objektiv eindeutig bestätigen lässt" - dies scheint mir eher eine 'These' oder 'eine neben anderen möglichen Spekulation' zu sein. Inhaltlich liegt für mich hier das Problem darin, dass ich mit den Ausführungen zu 'Meinungsänderungen' nichts anfangen kann, so lange 'Meinung' derart agnostisch verstanden wird...
c) auch die Behauptung, dass sich 'das Nichtvorhandensein von etwas nicht beweisen lässt' fand ich sprachlich und logisch gewagt: Ich denke, ich kann durchaus beweisen, dass ich jetzt kein Fieber habe oder dass auf meinem Balkon jetzt keine Wasserlache liegt: Also auch hier hätte ich mir eine andere Herangehensweise gewünscht...