Der »kleine Unterschied« und seine großen Folgen. Frauen über sich - Beginn einer Befreiung.

by Alice Schwarzer

Frauen reden über sich. Karrierefrauen, Hausfrauen, Prostituierte. Heterosexuelle, Homosexuelle, Frigide. Zufriedene und Verzweifelte. Was sie sagen, bricht den Terror der öffentlichen Lüge von der "erfüllten Weiblichkeit". Frauen werden bei der Lektüre erleichtert entdecken, daß nicht sie die Ausnahme sind, sondern daß es "typisch" ist, frigide zu sein und ohne Identität, Ehrgeiz und Selbstvertrauen. Daß es "typisch Frau" ist, aus "Liebe" zu spülen und mit Männern zu schlafen, weil es alle tun, weil es zur "ehelichen Pflicht" gehört, weil er sie sonst verläßt oder auch aus Angst - selten aber aus Lust. Warum das so ist und welche Rolle bei der Verurteilung zur "Weiblichkeit" heute die Sexualität spielt, untersucht dieses Buch. Es zeigt, daß die Sexwelle den Druck herrschender Normen für Frauen nicht lockerte, sondern mit neuen Normen verschärfte. Die Ideologie vom "kleinen Unterschied" gibt Männern das Sexmonopol und damit auch das emotionale, soziale und ökonomische Monopol über Frauen (romantische Liebe, Ehe, Mutterschaft, Doppelbelastung ...). Die Ideologie von den "zwei Hälften" und ihre moderne Variante von der "Partnerschaft" definiert Frauen nicht als eigenständige Wesen, sondern als Ergänzung zum Mann. Wo Männer Opfer des Männlichkeitswahnes sind, sind Frauen noch die Opfer dieser Opfer. Alice Schwarzer: "Wenn wir uns auf den Weg zur Vermenschlichung der Geschlechter machen wollen, müssen wir zunächst unsere Verstümmelung, müssen wir weibliche Ohnmacht und männliche Macht eingestehen. Wir müssen den Mythos vom vaginalen Orgasmus entlarven. Wir müssen uns auf die Suche nach unseren Bedürfnissen machen und wagen, sie auszusprechen - und da, wo wir keine haben, müssen wir die Ursachen dafür sehen und - solange sie sich nicht ändern - unser Recht auf Verweigerung begreifen." Dieses Buch ist mehr als Bestandsaufnahme und Analyse. Es will Frauen auch Impulse geben und konkrete Handlungsanweisungen - ohne in den Terror neuer Normen zu verfallen! Es zeigt nicht nur Frauenelend, sondern auch Frauenstärke: Emotionalität, Spontaneität und - Humor. Zu der Taschenbuchausgabe ihres heftig diskutierten Buches hat Alice Schwarzer einen aktuellen Nachtrag geschrieben, in dem sie die unterschiedlichen Reaktionen der Öffentlichkeit und der betroffenen Frauen untersucht.

Genres: Feminism, Nonfiction, German Literature

243 pages, Hardcover

First published January 1, 1975

About the author

Alice Schwarzer is a German journalist, a prominent contemporary feminist and founder and publisher of the feminist journal EMMA, as well as a columnist of Germany's best-selling tabloid, Bild.

Reviews

[Eva · Rating 4 out of 5]

Es stimmt mich traurig, dass ich mich, speziell auf die Ehefrauen und Mutterrolle bezogen, im Jahr 2021 in den Erzählungen wiederfinde.

[Susi Sni · Rating 4 out of 5]

Ein Klassiker der sogenannten Zweiten Welle des Feminismus, von 1975: Schwarzer hat mit 16 Frauen verschiedenen Alters, Berufs- und Privatlebens intensive Gespräche über ihr Leben und insbesondere ihren sexuellen Werdegang geführt und die bearbeiteten Protokolle in diesem Buch veröffentlicht. Sie kommentiert jedes Protokoll und fasst anhand dieser Beispiele zusammen, welche Rolle sie (Hetero-)Sexualität für die Unterdrückung der Frauen beimisst.
So problematisch Schwarzer heute als Person ist, so interessant ist dennoch diese Lektüre. Ein persönlicher Zugang zu den Erzählungen der Frauen fällt ziemlich leicht und auch wenn sich einiges in den letzten 40 Jahren doch deutlich geändert und auch gebessert hat, scheinen erschreckend viele Probleme unter anderen Vorzeichen doch noch aktuell. Dennoch löst grade Schwarzers Kommentar einiges Widerstreben aus: der fast durchgängige Fokus auf die Frauen als Opfer ihrer (sexuellen) Sozialisation und Erfahrungen mit Männern, kann mE heute kaum empowernd wirken. Zumal die Lösungsansätze, die sie durchaus aufzeigt, nur bedingt übertragbar oder ansprechend sind.
Bereichernd war die Lektüre aber nicht zuletzt deshalb, weil Schwarzer explizit antifeministische Vorurteile über die zweite Welle widerlegt, denen ich trotz Solidarität und Anerkennung bis dato aufgessen bin.

[Dicklinde · Rating 5 out of 5]

Ein wahrer Klassiker, den man gar nicht oft genug weiterempfehlen kann.

Zwar hat sich seit Erscheinen dieses Buches doch viel getan, aber eben nicht genug. Auch heute sind viele der persönlichen Frauengeschichten erschreckend aktuell.

[Melanie · Rating 5 out of 5]

Although much of Schwarzer's analysis now seems ridiculous, the personal stories of the women she interviewed remain moving and even shocking.

[Kris · Rating 5 out of 5]

Pflichtlektüre für jede Feministin.

[Imke · Rating 4 out of 5]

Herausgekommen ist das Buch im Jahre 1975, es ist ein Klassiker der 2. Welle des Feminismus. Alice Schwarzer spricht mit 16 Frauen über deren persönliche Geschichte und bewertet diese am Ende jeden Kapitels. Ich muss sagen, dass mich die Geschixhten sehr schockiert haben. Die Ehe als Gefängnis, die unbefriedigende Tätigkeit als Hausfrau, psychische Krankheit und ein frustriendes Sexualleben, wie schlimm stand es um die Frauen vor 40 Jahren? Ich muss sofort an meine Großmütter denken und frage mich, wie es ihnen in ihrer Ehe und mit dem Sexualleben ging.
Am Ende des Buchs kommt ein kleiner Exkurs über den Feminismus, die Suffragetten und den Orgasmus. Außerdem erzählt Schwarzer in einem Nachtrag von ihren Erfahrungen, nachdem das Buch herausgekommen ist. Sehr interessant zu lesen, feministisch auch heute noch relevant. Das einzige, was mich gestört hat, ist Schwarzers heftige Abneigung gegen die Penetration, die fast überall bemerkbar ist. Ich jedenfalls mag die Penetration.

[Tarian · Rating 3 out of 5]

Stellvertreter für: Frauen gegen den §218 -1971
in diesem dokumentationsband stellt alice schwarzer 18 frauenstimmen zusammen, die sich im zuge der aktion218 selbst der abtreibung bezichtigt haben. erschütternd und mit der brutalen wahrheit des bundesrepublikanischen alltags 1971 ausgestattet, sind diese berichte auch heute noch ein wichtiges und anklagendes zeitdokument, da abtreibung in deutschland immer noch unnötig kompliziert und mit patriarchalem impetus gestaltet ist.
nur die beiden nachworte sind zu sehr in ihrer zeit gefangen und lesen sich heute ein wenig antiquiert, aber insgesamt ein wichtiges buch mit hoher aussagekraft.

[Herbert · Rating 1 out of 5]

Het boek op zich is zeker niet slecht. Maar je moet het in de tijdgeest van toen het gepubliceerd werd in 1977 waren de dingen hierin beschreven complete waarheid en nu gigantisch achterhaalt vandaar dat ik het ook maar 1 ster geef heb er eigenlijk niet echt van genoten.

[Hypathie · Rating 5 out of 5]

En 1975, la féministe allemande Alice Schwarzer interrogeait la fonction de l'hétérosexualité et du modèle dominant masculin de la pénétration comme système de domination des femmes, en 16 entretiens. Bestseller mondial traduit en 12 langues, il est désormais réédité en poche dans la petite collection rouge révolutionnaire des éditions Des Femmes (https://www.desfemmes.fr/essai/la-pet...). Les femmes interrogées sont mariées en majorité, mères de famille, ou célibataires étant ou ayant été en couple. Il y a aussi une lesbienne et une prostituée. Quand on vous évoquera la "misère sexuelle" des hommes pour défendre la prostitution ou la pornocriminalité, vous vous remémorerez la misère sexuelle des femmes mariées, racontée par elles dans cet ouvrage. Alice Schwarzer conclut ces entretiens par un chapitre magistral sur la fonction du modèle dominant de l'hétérosexualité contrainte dans l'oppression des femmes. Si des entretiens similaires étaient réalisés aujourd'hui, je me demande si les rapports entre les sexes, entre le grand soleil et la petite ombre de l'espèce humaine, ont tant que cela changé ?
Un classique à lire, faire lire, ou relire.

[Laura]

Findet in "We are Feminists" in Bezug auf die zweite feministische Welle und der Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen Erwähnung.

[Katrina Sark · Rating 3 out of 5]

p.7 – “Der kleine Unterschied” löste Mitte der siebziger Jahre in Deutschland eine Art kollektiven Aufschrei aus: der Zustimmung oder Ablehnung, dazwischen gab es wenig. Die moisten Frauen (wenn auch nicht alle) waren dafür, die moisten Männer (wenn auch nicht alle) waren gagegen. Folge: die Hexenjagt auf die Überbringerin dr schlechten Nachricht von der Misere der Geschlechter.

p.8 – Zwar hat sich in Bezug auf das erotische Selbstverständnis der Frauen und damit auch auf die sexuelle Kommunikation der Geschlechter einiges verbessert, die Grundprobleme jedoch sind die gleichen geblieben. Wie auch sollte sich, was in Jahrtausenden gewachsen ist, innerhalb von Jahrzehnten ändern.
Die international Rezeption des “Kleinen Unterschieds” bestätigt meine politische Überzeugung, dass die scheinbar so individuellen “weiblichen Schicksale” strukturell bedingt und universell sind.

p.9 – Die in diesem Buch aufgezeigten Grundprobleme bestehen für Frauen weiterhin: der Zwang zur Wahl zwischen Freiheit und Liebe, zwischen Selbstbehauptung unt Mitgefühl, zwischen Beruf und Familie.

[Reenah · Rating 5 out of 5]

Hoch interessant und in großen Teilen immer noch aktuell - 40 Jahre später!