Jump to ratings and reviews
Rate this book

Der Russe ist einer, der Birken liebt

Rate this book
Mascha ist jung und eigenwillig, sie ist Aserbaidschanerin, Jüdin, und wenn nötig auch Türkin und Französin. Als Immigrantin musste sie in Deutschland früh die Erfahrung der Sprachlosigkeit machen. Nun spricht sie fünf Sprachen fließend und ein paar weitere so "wie die Ballermann-Touristen Deutsch". Sie plant gerade ihre Karriere bei der UNO, als ihr Freund Elias schwer krank wird. Verzweifelt flieht sie nach Israel und wird schließlich von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. Mit perfekter Ausgewogenheit von Tragik und Komik und mit einem bemerkenswerten Sinn für das Wesentliche erzählt Olga Grjasnowa die Geschichte einer Generation, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat.

288 pages, Hardcover

First published January 1, 2012

86 people are currently reading
3252 people want to read

About the author

Olga Grjasnowa

12 books186 followers
Olga Grjasnowa was born in 1984 in Baku, Azerbaijan, grew up in the Caucasus, and has spent extended periods in Poland, Russia, and Israel. She moved to Germany at the age of twelve and is a graduate of the German institute for Literature/Creative Writing in Leipzig. In 2010 she was awarded the Dramatist Prize of the Wiener Wortstätten for her debut play, Mitfühlende Deutsche (Compassionate Germans).

Ratings & Reviews

What do you think?
Rate this book

Friends & Following

Create a free account to discover what your friends think of this book!

Community Reviews

5 stars
784 (24%)
4 stars
1,226 (37%)
3 stars
854 (26%)
2 stars
292 (9%)
1 star
77 (2%)
Displaying 1 - 30 of 276 reviews
Profile Image for leynes.
1,316 reviews3,686 followers
February 5, 2024
Olga Grjasnowa steht schon lange auf meiner Leseliste. Sie gehört zu jenen Autor*innen, die Deutsch als Fremdsprache lernten und dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) wunderbar auf Deutsch schreiben. Somit gesellt sich Grjasnowa zu Literaturgrößen wie Saša Stanišić, Sharon Dodua Otoo, Abbas Khider, Aras Ören und Yōko Tawada. Vor allem Stanišić und Otoo schätze ich sehr, sie gehören zu meinen absoluten Lieblingsautor*innen. Alles, was sie publizieren, verschlinge ich mit Freude und Genuss.

Grjasnowa begegnete mir zudem im Alles gesagt?-Podcast der ZEIT. Zugegebenermaßen habe ich es nicht ganz durch das sechsstündige Gespräch geschafft – Grjasnowas Aussagen wirkten stellenweise so abstrakt und prätentiös, irgendwie kam für mich kein richtiger Flow auf – aber dennoch empfand ich sie als sehr spannenden Gast und vielschichtige Frau.

Ihr Debütroman Der Russe ist einer, der Birken liebt aus dem Jahr 2012 wurde vielfach besprochen und erfuhr in diesem Jahr einen neuen Hype durch die filmische Adaption unter der Regie von Pola Beck. In dem Roman setzt sich Grjasnowa mit der jungen Jüdin Mascha, die in den 1990er Jahren mit ihrer Familie als Kontingentflüchtling aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland einwandert, auseinander. Der Roman greift Fragen zur deutschen sowie jüdischen Identität im Deutschland des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts auf. Es geht aber auch um Liebe, Verlust und Trauer. Wie Menschen damit umgehen, einen geliebten Menschen verloren zu haben, in wen sie sich flüchten und wohin. Mascha zieht es in die Arme von Ex-Liebhabern und nach Israel/Palästina.

Die junge Mascha kommt Mitte der 1990er Jahre mit ihren Eltern aus dem in einem Bürgerkrieg stehenden sowjetischen Nachfolgestaat Aserbaidschan nach Hessen. Dabei steht ihre jüdische Familie noch in Baku vor der Wahl, nach Israel oder Deutschland auszuwandern, entscheidet sich dann aber schließlich dafür, in den Nachfolgestaat Nazi-Deutschlands zu immigrieren, wodurch immer wieder Fragen zur Verfassung des "neuen Deutschlands" und dessen Rolle sowie Identität angesprochen werden.

Anfangs durch die Emigration beinahe "sprachenlos", erweist sich die Protagonistin schließlich als großes Sprachtalent und strebt eine Karriere bei den Vereinten Nationen an. Die siebenundzwanzigjährige Mascha erhält in diesem Zusammenhang immer wieder Auslandsstipendien, die sie nach Moskau, Brüssel, Wien und Warschau führen und gibt das Bild einer jungen, emanzipierten Frau, der eine glanzvolle Karriere bevorsteht.

Gleich zu Anfang des Werks wird allerdings auch ihre Beziehung zu ihrem deutschen, christlichen Freund Elias beschrieben, der später an den Folgen einer Not-OP stirbt, woraufhin die Protagonistin verzweifelt nach Israel flieht, und ihre dortigen Erfahrungen im Umgang mit ihrer Identität schildert. In Israel wird sie schließlich von ihren Kindheitstraumata des aserbaidschanischen Bürgerkriegs und Pogromen in Baku eingeholt, evaluiert weiter aber auch ganz allgemein ihre Verbindung zum Judentum, die Schwierigkeit, fünfzig Jahre nach der Schoa als Jüdin in Deutschland zu leben als auch ihre persönlichen Beziehungen zu Familie und Partnern in der Vergangenheit neu.

Grjasnowas Roman ist eine vielschichtige Gesellschaftskritik. Sie spricht viele Probleme an, die uns auch heute noch in Deutschland beschäftigen. Der strukturelle Rassismus, der bis heute fester Bestandteil unserer Gesellschaft ist. Der peinlich berührte Umgang mit Juden und Jüdinnen in unserer Mitte. Das Konfliktpotenzial, das unsere Unterstützung Israels bietet. Die Chancenlosigkeit, gegen die Geflüchtete und Einwanderer erfolglos anrennen und dann resignieren.

Und vieles davon funktioniert echt gut, sowohl auf sprachlicher als auch inhaltlicher Ebene. Selbst 11 Jahre nach Erscheinen des Buches kommt es recht modern daher. Ich muss mir eingestehen, dass ich bisher sehr wenig von jüdischen Autor*innen las, und so fand ich den unkonventionellen Einblick, den Grjasnowa bietet, wertvoll und spannend. Sie schreibt davon, wie sich Mascha dagegen wehrt von ihrem weißen christlichen Freund Daniel als "Teddyjude" behandelt zu werden, eine Freundschaft, die quasi nur in ihrem Jüdisch-sein begründet liegt, damit Daniel sein Gewissen reinwaschen kann. Sie schreibt von dem "Judenmonopoly", das in Israel gespielt wird, wo jüdische Menschen ihr Leid gegeneinander ausspielen (vgl. zum kontroversen Begriff "oppression olympics").

Grjasnowas Sprache ist lakonisch und doch originell und witzig. Sie wirft mit Neologismen um sich, die treffender nicht sein könnten. Ernüchtert stellt Mascha fest: "1996 waren wir in Deutschland. 1997 dachte ich zum ersten Mal über Selbstmord nach." Zwei kurze Sätze und doch sagen sie so viel über die Situation in unserem Land aus.

Aber dann gibt es auch Aspekte in Grjasnowas Gesellschaftskritik, die nicht so glücken, die sehr klischeehaft daherkommen und daher an Kraft verlieren. So heißt der rassistische Assistenzarzt, der Elias behandelt und Mascha mit Vornamen anspricht, da ihr Nachname "ein wenig kompliziert" sei, mit Nachnamen Weiß. Natürlich. Und natürlich fragt die Eis-Verkäuferin ihren Freund Cem, woher er wirklich komme. Und natürlich wird Cem (ein erwachsener Mann) von Fremden einfach so geduzt. Und natürlich wird das weiße deutsch-französische Kind für seine Bilingualität gefeiert, während deutsch-türkische und deutsch-arabische Kinder in die Röhre gucken. Als Afro-Deutsche kenne ich solche Situationen nur zu gut. Trotzdem sind sie mir etwas zu plump in diesen Roman eingearbeitet. Es wirkt teilweise sehr aufgesetzt, so als wolle Grjasnowa sehr forciert den (weißen) Deutschen den Spiegel vorhalten.

Das ist vor allem schade, weil Grjasnowa es meistens schafft, wirklich sehr nuanciert und originell mit ihrer Kritik daherzukommen. Die Passagen, die mich mit am meisten bewegt haben (vielleicht weil ich stark zu ihnen relaten konnte), waren jene, in denen Mascha über ihren Vater schreibt: "Deutschland hatte für meinen Vater keine Verwendung. […] Vater hatte aufgegeben, von einem Tag auf den anderen." "Ich fragte mich, ob er dann glücklich geworden wäre. … Oder wenn ich eine bessere Tochter gewesen wäre." Ich weiß, dass viele Kinder von Einwanderern diese Beobachtung und diesen Schmerz teilen. Und Grjasnowa bringt ihn auf den Punkt. Oder wenn sie beschreibt, wie Mascha sich sträubt mit ihrem deutschen Freund über den Bürgerkrieg in Aserbaidschan zu sprechen: "Ich wollte nicht, dass ein Genozid nötig ist, um mich zu verstehen." Das geht unter die Haut. Und selbst wenn man nicht in Maschas Schuhen steckt, kann man sie verstehen.

Ein weiterer Grund, warum ich diesen Roman so schätze, ist Grjasnowas Umgang mit dem Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Ein Sujet, das viele Menschen meiden. Wenig ist so polarisierend, wie dieser Konflikt und sich auf eine der zwei Seiten zu schlagen. Grjasnowa macht es geschickt, in dem sie die Jüdin Mascha, die eben auch arabische Freunde hat, eine eher Israel-kritische Haltung einnehmen lässt. Trotzdem gibt es viele Momente, in denen Mascha Israel verteidigt, vor allem wenn die Kritik von Nicht-Juden*Jüdinnen kommt. Ich fand Maschas Haltung sehr nachvollziehbar. Auch als Mascha in Israel für eine Entwicklungshilfe arbeitet, bleibt Grjasnowa schonungslos in ihrer Gesellschaftskritik. Mascha, die durchaus marginalisiert ist, ist sich ihrer Privilegien vollumfänglich bewusst: "Hinter den Fenstern eines klimatisierten kugelsicheren Jeeps war die Westbank schön."

Des Weiteren schreibt Grjasnowa: "Diese Organisation hat sich wie Dutzende andere perfekt in den Konflikt integriert, würde es keinen Krieg mehr geben, wären wir alle von heute auf morgen arbeitslos und wir könnten nicht mehr in den Bars von New York, London, Paris oder Berlin vor unseren potentiellen Sexualpartnern damit prahlen, dass wir in einem Kriegsgebiet leben." Ich mag diese bissige, schonungslose Analyse. Sie tut gut, weil sie so wahr ist.
Aber ich wollte bleiben, mich häppchenweise verlieren und nie wieder aufsammeln.
Der Russe ist einer, der Birken liebt ist einer der wenigen Romane, die gerne auch länger hätten sein können. Das letzte Drittel, das Maschas (missglückten) Neustart in Israel schildert, hätte gerne etwas länger sein können. Ich wäre gerne noch tiefer in ihre Beziehung zu Tal eingestiegen. Hätte gerne noch mehr über die Palästinenser erfahren ("Wie sehen Palästinenser aus?" - "Wie Leute, die es gewohnt sind, lange zu warten."). Hätte gerne noch mehr Selbstkritisches erfahren und erlernen können ("Ein Geschoss?" - "Vielleicht ein deutsches. Aber hier heißt es Entwicklungshilfe.").

Ich hätte gerne noch mehr Zeit mit Mascha verbracht, denn ich habe diese Frau nie vollständig verstanden. Sie ist ein unglaublich komplizierter Charakter. Eine Person, an der man sich aufreibt. Wenn sie am Anfang (aus Überforderung? aus Angst? aus Verzweiflung?) einen Hasen mit einem Stein tötet ("Sein Schädel zerplatze, das Gehirn lief aus") fragt man sich doch ernsthaft, was mit dieser Frau nicht stimmt. Oder wenn sie im Streit mit Elias einen Teller gegen die Wand pfeffert und seinen Kopf nur knapp verfehlt. Woher kommt diese Aggression? Diese Wut? Sie betrügt Elias, und wenn dieser sie mit seiner Befürchtung konfrontiert, rastet sie aus. Nicht gerade sympathisch. Sie schläft mit ihrem Professor, weil sie sich eine Jobvermittlung von ihm erhofft. Es gibt da so vieles, das mich ratlos zurückgelassen hat. Und doch gab es auch jene Momente, in der ich mit ihr gefühlt habe und mich ihr sehr nahe fühlte. Wie schon eingangs erwähnt, ein sehr vielschichtiges Debüt, es gibt viel zu entdecken und diskutieren.
Profile Image for Peter.
398 reviews235 followers
November 1, 2020
“Wie sehen Deutsche aus?“
„Keine Ahnung.“
„Und Russen, wie sehen die aus?“, fragte ich ihn.
Er zuckte mit den Schultern, sagte: „Wie Leute, die Birken lieben.“

Der Titel des Buches ist diesem beiläufigen Gespräch entnommen. Mascha, um die es sich dreht, ist Deutsche, aber sieht nicht so aus, obwohl sie im wahrsten Sinne des Wortes „caucasian“ ist – mit diesem Ausdruck beschreiben US-Amerikaner die weiße Rasse in abwegiger, dafür aber politische korrekter Form. Mascha stammt aus Aserbaidschan, genauer dem ehemaligen nationalen Schmelztiegel Baku. Maria (Mascha ist die russische Koseform) ist die Tochter eines russischen Vaters und einer weitgehend areligiösen jüdischen Mutter. Ihre Großmutter ist eine Überlebende der Shoah.

Als die mit dem Untergang der Sowjetunion ausbrechenden Nationalitätenkonflikte im Krieg um Bergkarabach gipfeln und jeder Nicht-Aseri als ein potenzieller Verräter gilt, fliehen Mascha und ihre Eltern als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland. Sie siedeln sich in Friedberg nördlich von Frankfurt an, Mascha geht zur Schule und lernt Deutsch so gut, dass sie die Sprache zu ihren Lebensunterhalt macht. Bis zu diesem Punkt kann man „Mascha“ getrost durch „Olga“ ersetzen, denn dies ist auch die Biografie der Autorin. Während Olga sich der Literatur zuwendet, wird Mascha Übersetzerin und Dolmetscherin.

Wer, vom Buchtitel verleitet, auf seinen Seiten die Geheimnisse der russischen Seele sucht, wird enttäuscht. Grjasnowa treibt vielmehr die Unfähigkeit Identität an nationalen und selbst kulturellen Eigenschaften festzumachen. Ihre Hauptperson ist eine Getriebene zwischen den Kulturen und Ländern. Diese Getriebenheit drückt sich auch in ihren Beziehungen aus, die zwischen ihrem (ost)deutschen Freund Elias, französisch-libanesischen Ex-Freund Sami und Cem, ihrem Arbeitskollegen, einen Deutschtürken (oder Türkendeutscher oder Deutscher türkischer Abstammung?) oszillieren. Und immer wieder flackern traumatische, aber auch schöne Erinnerungen aus Baku auf.

Anders als Saša Stanišić, der mit „Herkunft“ den Deutschen Buchpreis gewann, zeichnet Olga Grjasnowa kein versöhnliches Bild. Ihr Alter-Ego fühlt sich weder als Mensch noch als Frau in Deutschland zu Hause. Auch die Familie bietet ihr kein Heim. Lediglich auf ihre Freunde kann sie sich verlassen, doch können sie sie auf Dauer ertragen?
Profile Image for Erin.
3,897 reviews466 followers
July 30, 2017
3.5 stars.

You don't look like a German at all.
How do Germans look?
I don't know.
And Russians? How do they look?
Like people who love birch trees.
.....
And Palestinians?
Like people who are used to waiting a long time.



Honestly, I read this book based solely on the title. A contemporary novel that took me from the break up of the Soviet Union to the politics of national identity in both Germany and Israel. The story is told through the eyes of Masha (Maria Kogan),a young twenty something that feels she can handle anything thrown her way - until a tragedy sends her on a journey to rise above her grief.

A darkish comedy that ends with a tinge of sadness in its final scenes. All Russians Love Birch Trees is timely in its examination of xenophobia, anti semitism, and nationalism from a European perspective(something which the author does very skillfully.)

On the other hand, it also suffers from placing several characters in a pigeonhole(boyfriend Elias is a good German, many Middle Eastern men are depicted as abusive and incestuous towards their wives, daughters, and sisters), even Masha herself is portrayed as a woman that every man and woman she encounters wants to(and succeeds) in having sex with her. But I guess that is the delight of the contemporary fiction today.

A promising debut from an author that I will certainly be on the lookout for in the future.
Profile Image for Andreas Steppan.
188 reviews18 followers
September 8, 2015
Es tut mir leid. Ich wollte das Buch mögen. Olga Grjasnowa ist eine tolle, kluge, erfrischende Person, in Radio- und Fernsehinterviews oder Lesungen. Sehr gut finde ich auch, dass jemand in einem Roman ein Deutschland beschreibt, in dem es ganz selbstverständlich ist, dass Menschen eine unterschiedliche Herkunft, Muttersprache, Kultur haben, wo sich vieles vermischt, wo sich Themen wie Zugehörigkeit und Ausgrenzung neu definieren. Auch der Titel ist brillant, zwischen Poesie, Stereotyp und ironischem Tschechow-Zitat.
Das Buch könnte also toll sein. Bis man anfängt, es zu lesen. Olga Grjasnowas literarische Waffe ist leider nicht das Florett, sondern der Holzhammer. Die Autorin hat viel, viel hineingepackt an Problemen der Welt, vom Nahostkonflikt über Identitätsfragen, Pronvinzialismus, Spießertum, Bergkarabach-Krieg, Alkoholismus, Tod und Teufel. Jede noch so kurz erwähnte Nebenfigur wird mit ihrer ethnischen Herkunft oder ihrem Schicksalspaket vorgestellt. Doch es bleibt fast alles platt, an der Oberfläche, nicht falsch, aber zu offensichtlich.
Stilistisch kann man dem Roman allenfalls den Charme des Laienhaften attestieren. Aber der verfängt in der Literatur bei mir nicht. Die Sprache ist hölzern, kunstlos. Und wo sie kunstvoll sein will, wird's noch schlimmer.
Als erzählerische Bankrotterklärung empfinde ich einen Satz wie "Sie war die interessanteste Person, die ich kannte". Grjasnowa findet eben kein Mittel, mir auch ohne diesen Hinweis klar zu machen, warum ich mich für bewusste Romanfigur interessieren sollte.
Vielleicht, vielleicht gefällt einem etwas an dem Buch, wenn man unter 20 ist, einem diese Gedankenfetzen noch neu erscheinen und man es aufregend findet, wenn Joints herumgereicht werden und die Protagonistin nach diversen Partys in diversen Betten landet. Für mich war's nix. Sagen wir, ich bin zu alt.
Profile Image for Yana.
76 reviews8 followers
December 6, 2017
This book was a big, fat "meh". As it doesn't deserve a proper review, here are some of my mildly incoherent thoughts on it:

The main character: Ughhhh... So bland. No personality. Y u have to narrate? Also, I felt like the narrator and Masha were two different women. I saw NO consistency there. The narrator had a bland, almost detached tone, while Masha was an incredibly emotional, messed-up individual, and I didn't see that in the way she narrated. Maybe that was the point; I don't know. I was just always surprised when Masha cried or showed signs of PTSD, because I didn't get that vibe from her narration - she seemed very well-adjusted there.

The other characters: Ugh... So bland. No personality. Every single male character is the same. Every single female character is the same. I could switch around the names and it wouldn't make one difference! Only Tal was maybe mildly interesting. Maybe. Probably not.

The plot: This wasn't a book that hinged on a well-constructed plot, and that's okay if there is something else to hinge upon. Which there wasn't. There wasn't much of a plot other than Masha sulking about after Elias' death. And that's fine and all, but it doesn't work with boring, uncompelling (not a word but I don't care) characters and dull writing.

The writing: Yawn. It wasn't exactly bad... But it wasn't good either. Lots of unnecessary descriptions of mundane actions that added nothing to the story. Why do I care that the peanut tasted salty in Masha's mouth?

The themes: One-sided, prejudiced view of Germans. The only normal, non-racist German was Elias. Discrimination and prejudice against immigrants seemed to ubiquitous and accepted, which I don't buy. Sorry. I'm an Eastern Bloc immigrant to Denmark, so Masha's situation isn't entirely foreign to me, and I have to say that all the instances of prejudice rang false and exaggerated. That's not to say these things don't happen, but they happened far too often and with too great an intensity to be realistic. In general, I feel this novel gave no valuable insights into modern, multicultural existence as blurb claimed. All I got was a PTSD, vaguely bisexual, annoying, language-savvy Masha, whom everybody loved for some inexplicable reason. Bleh. The theme of rootlessness was executed all right, though.

I'm still giving this two stars, because it wasn't absolutely terrible. I mean, there were some good scenes and anecdotes, especially in Israel and Palestine, and I really liked the first chapter. Everything about it was kind of... okay. I didn't actually hate it as much as this (non-)review makes it seem. It was just so uncompelling... (That's totally a word from now on.)

Lesson learned: Do not read a book because it has a cool title and a nice Chekhov(?) quote in the beginning!
Profile Image for Patrizia.
536 reviews164 followers
December 10, 2020
Maša è una giovane ebrea azera che ha conosciuto la guerra e la paura. Fuggita con i genitori da Baku, arriva in Germania. Portata per le lingue, inizia a studiare per diventare interprete. Questa capacità, quasi ansia, di esprimersi in idiomi diversi dal proprio, mi ha ricordato il silenzioso protagonista di Tutti i giorni di Terézia Mora. Anche lì il tema dell’emigrazione e dello sradicamento era centrale. La perdita di identità vissuta come conseguenza dell’odio è declinato da Maša insieme al rifiuto di un’identità

“ L’odio non era un fatto personale, ma strutturale. Le persone non avevano più un volto, degli occhi, un nome e un lavoro….Persone che si conoscevano da una vita, dimenticavano tutto ciò che sapevano le une della altre. Rimaneva solo la cosiddetta nazionalità”.

Frequenta giovani musulmani, si sente in colpa perché non è stata vittima dell’Olocausto, non ha una fede precisa, forse non crede nemmeno più.
È confusa, caotica, disordinata. Si aggrappa all’amore come unica possibilità di sopravvivere. Una disgrazia le toglierà la voglia di andare avanti e la spingerà a lasciare la Germania, dove si è solo parzialmente integrata.
I temi e gli stimoli sono diversi, sullo sfondo di un mondo in guerra continua, di persone che si spostano in massa e che in sostanza potrebbero vivere ovunque e da nessuna parte.
Un bel debutto, intenso nelle parti più autobiografiche, ma spesso piuttosto carente e discontinuo.
Profile Image for V..
367 reviews94 followers
May 25, 2015
Ich habe also offiziell Probleme, all die Gedanken, die ich zu diesem Buch habe, irgendwie kohärent zusammen zu fassen. Vielleicht später. Für den Augenblick belasse ich es bei folgendem:

Wenn ihr in Deutschland lebt und irgendwo zwischen 20 und 35 seid, ist es ein Buch für euch. Ist es ein Buch, das ihr unbedingt lesen sollt. Grjasnowa trifft - so abgedroschen dieser Ausdruck klingt - den Nerv einer Generation. Nicht der der Mitt- und Endzwanziger, sondern der der Mitt- und Endzwanziger mit dem, was gemeinhin als Migrationshintergrund bezeichnet wird (und es gibt sehr gute Gründe, warum alleine dieser Ausdruck ihre Hauptheldin auf die Palme bringt). Diejenigen, die selbst schon "Nein, wo kommst du wirklich her?!" gefragt worden sind, werden hier ihre eigene Lebenserfahrung wiederfinden. Diejenige, die sich dieser Frage nicht aussetzen müssen, erfahren eindringlich, warum das Anderssein nicht einfach abgelegt werden kann, egal wie sehr mensch es will - für sie ist es vielleicht ein wenig ein Aufklärungsbuch, aber ohne jeglichen erhobenen Zeigefinger, einfach dadurch, dass hier Erfahrungen geschildert werden, die für einen Teil diese Gesellschaft Alltag sind und die zu selten offen angesprochen werden.

Und nebenbei: das Buch ist wunderbar geschrieben. Klare Sprache, mit sparsamen Strichen gezeichnete Figuren (nur Cem fehlt ein bisschen an Dreidimensionalität, aber dafür schillern die anderen um so mehr und vielleicht liegt es auch an der Rolle, die er für die Ich-Erzählerin einnimmt), ein Feuerwerk an Gedanken und Erfahrungen - ich habe das Buch innerhalb von weniger als 24 Stunden verschlungen. Und nur so lange gebraucht, weil mich um halb 4 nachts der Schlaf übermannt hat. Dieses Buch war definitiv das Hardcover wert.
Profile Image for Anna Carina.
682 reviews339 followers
June 13, 2022
Eine sehr komplexe Geschichte um das Trauma einer Frau, die gebildet ist, viele Sprachen spricht und nun vollends aus der Bahn geworfen wird. Die Familie Jüdisch, geflohen aus dem Krisengebiet um Berg Karabach. Lebt seit ihrer Kindheit in Deutschland.
Später spielt ein großer Teil in Israel. Wir tappen von einem Konflikherd in den nächsten, mit unser an Panikattacken leidenden, recht komplizierten Protagonistin.
Durch den großen Bogen, die vielen Szenerien und reichlich Personal, verpufft die Intensität der Erzählung. Das Buch ist meiner Meinung nach überfrachtet. Viele episodische Ereignisse wirken hölzern und gestellt. Das liest sich nicht wie aus einem Guss. Konventionell erzählt ohne einen besonderen Pfiff. Einiges ist arg klischiert. Sie macht viele Bekanntschaften, denen es für meinen Geschmack an Tiefe fehlt. Einen wirklich neuen Erkenntnisgewinn hatte ich nicht.
Der Erzählton ist nüchtern und die Erzählerin machte es mir nicht leicht emphatisch zu sein.
Also auch kein Buch, das ich aus Identifikatorischen Gründen lesen würde.
Schrabbt für mich schon ehr an der 2,5⭐️ Marke. Ärgert mich mich gerade sehr, da ich die Kombi der Themen richtig genial finde (zumal sie noch eine Bi Sexualität mit hineingenommen hat) und so gerne mehr gelernt hätte.
Ein klein wenig erinnert mich das Buch an Grenzgänge von Pajtim Statovci, das für mich auch nicht ganz so glücklich gelöst wurde, aber sprachlich deutlich besser war.
Profile Image for Asya.
131 reviews26 followers
July 29, 2014
This novel is both beautifully moving and lacking at the same time. After trying to come to terms with why I didn't find it only the former, I think I put my finger on it: Grjasnowa's topic is moving and passionate, her treatment of it is not always so. Our experience of the Armenian pogrom in Baku, the hostility of modern Germany to immigrants, and the violence in Israel-Palestine are filtered through the troubled but emotionally flat experience of Masha, the Russian Jew from Azerbaijan living in Germany then Israel. Granted, Masha is meant to be shattered by grief and trauma, but still even in her pain, her character is oddly static, and hence the material refracted through her becomes static. It wasn't that I wasn't moved, and the writing in places is gorgeous, the observations on displacement sometimes insightful. It was that I'd wished Masha had been given more of a range of feeling and action. As it is, she wanders lost and hurting from first to last page, crossing paths with other exiles like herself, and there is not much development or revelation or change of any kind, just more piling up of details some of which are worthy but together don't quite add up. Again, I think it's the topic that saves the novel, and it's a voice that needs to be heard in German literature, in world literature, but ultimately I had a sense that Grjasnowa is getting started and will find more range, but hasn't quite done it here.
Profile Image for Kath26.
241 reviews15 followers
November 28, 2022
3,5 Sterne

„Ich räumte alles wieder in die Kiste, drehte einen Joint und stellte mein Notebook auf den Küchentisch. Ich hatte Elischas Drang, mich zu verstehen, unterschätzt. Wir hatten uns viel gestritten, es ging oft um Elischas Eifersucht auf Sami, er hatte mir irgendetwas nicht verziehen. Meistens ging es jedoch um mich. Er dachte, ich würde ihm nicht vertrauen, aber ich war einfach der Meinung, dass dies keine Rolle für uns spielte. Ich wollte nicht, dass ein Genozid nötig ist, um mich zu verstehen.“

Was habe ich mich auf das Buch „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ von Olga Grjasnova gefreut, es hat perfekt für die Bücher-Bingo-Challenge für 2022 gepasst und der Klappentext klingt so unfassbar gut. Nur leider habe ich nicht das bekommen, was ich mir von dem Buch erhofft hatte. Ich hatte auf eine Brilka aus Aserbaidschan gehofft, hatte gewünscht, dass ich ähnlich wie bei Nino Haratischwili über Georgien hier mehr über Aserbaidschan und seine Geschichte erfahre, aber dafür ist das Buch zu dünn und außerdem war das auch sicher nicht die Intention der Autorin.

Tatsächlich bin ich mir ziemlich sicher, dass ich das Buch abgebrochen hätte, wenn es nicht so kurz wäre, denn im ersten Teil dümpelt die Geschichte ganz schon vor sich hin, kommt nicht richtig in Schwung. Das hätte man durchaus kürzen können. Andere Dinge hätte ich dafür lieber ausführlicher gehabt, da hat die Autorin Potential liegen lassen. Auf der anderen Seite ist es manchmal vielleicht auch gut, wenn man als Leser nicht alles hautnah miterlebt oder erzählt bekommt. Maschas Trauma funktioniert tatsächlich auch ohne die ganzen grausamen Details gut genug.

Leider fand ich auch die Figuren ziemlich anstrengend, nicht wirklich nahbar, schon gar nicht Mascha, die Protagonistin. Aber das sicherlich genau so beabsichtigt. Denn es geht hier in diesem Buch um die Generation der Entwurzelten, die zwar z.B. in Deutschland aufgewachsen sind, aber ihre Wurzeln in anderen Ländern haben und sich nirgendwo richtig dazugehörig fühlen. Dankbar war ich der Autorin aber für Cem, Maschas besten Freund. Einen besseren Freund kann man sich für die Protagonistin nicht wünschen, wenn man schon nicht selbst ins Buch kriechen kann, um sie mal in den Arm zu nehmen oder für sie da zu sein.

Sprachlich hat mir das Buch gut gefallen. Ich fand es sehr intensiv, auch wenn ich nicht an die Figuren rangekommen bin. Es konnte mich ab dem zweiten Teil wirklich in seinen Bann ziehen, u.a. auch weil ich da endlich zumindest ein bissl mehr Zugang zu Mascha bekam. Aber ich habe an einer oder zwei Stellen ein wenig an der Logik gezweifelt und fand auch die Dialoge oft schwierig, weil sie mitunter sehr zusammenhanglos in die Geschichte geworfen worden sind. Was aber auch wieder ganz gut passt, weil sie genauso in der Geschichte vor sich hintreiben, wie Mascha es auch tut.

Auch wenn ich mit dem Buch nicht so glücklich war, wie ich mir es erwünscht habe, bin ich froh, dass ich es beendet habe. Ich muss einfach irgendwie versuchen, ohne Erwartungen an Bücher heran zugehen. Aber das ist leider leichter gesagt als getan.
Profile Image for Julia.
270 reviews54 followers
December 31, 2020
Olga Grjasnowa hat mit ihrem Debütroman eine eindrucksvolle Geschichte über Trauer und die Suche nach Zugehörigkeit geschrieben. In sehr klarer und präziser Sprache begleiten wir Mascha, eine junge Frau, erst durch Berlin, später durch Tel Aviv. An einigen Stellen lebendig, an anderen eher distanziert, beschreibt die Autorin das Gefühlsleben der Protagonistin und je weiter das Buch voranschreitet, umso deutlicher wird die Tragik: Der Spielraum ist groß, aber die Ohnmacht, bedingt durch die Vergangenheit, überwiegt. Ein Buch, das gerade wegen dem hoffnungslosen Grundton, berührt und nochmal ein Gefühl für die eigenen Privilegien gibt.
Profile Image for Noah.
550 reviews74 followers
July 11, 2021
Trotz extrem unsympathischer und hysterischer (weitgehend autobiographischer) Protagonistin, ein Werk, das fesselt und unterhält.
Profile Image for Jenna.
536 reviews1 follower
August 5, 2020
Good book, but I completely object to the jacket copy/description, ie: the marketing (which the author almost certainly had nothing to do with, particularly since this is in translation). “A quirky immigrant’s journey through a multicultural, post-nationalist landscape. …[she] has a unique gift for seeing the funny side of even the most tragic situations.” Er, what? This is not a quirky comedy. There are a lot of adjectives we could use to describe this protagonist (wry? introspective? perceptive?), but “quirky” is an attempt to shove this novel into some kind of postmodern Miranda July/Aimee Bender/Kelly Link niche where it has no place (I’m sorry to be citing only women here – should we throw in Rick Moody, Robin Sloan, Jonathan Tropper? Kinda?). Miranda July and Aimee Bender are great, they’re wonderful, but this novel is a whole different animal.

“The story of a headstrong young woman for whom the issue of origin and nationality is immaterial—her Jewish background has taught her she can survive anywhere.” No, no, no. No! Obviously fiction is open to interpretation, but I can’t understand how anyone could read this book and come away with the conclusion that the protagonist views origin as “immaterial.” And do we still think it’s okay to throw around racist tropes about the “survivability” of Jews? Really? Other Press, you can do better than this.

Re: the actual book: it’s strong, readable, moving. Read it! Just don’t read the jacket copy.
Profile Image for Margarethe.
572 reviews
July 22, 2018
Es ist wahrscheinlich das Lebensgefühl der derzeitigen Endzwanziger aber auch für Ü50 hat das Buch etwas berührendes und bringt einem das Lebensgefühl näher.
Mascha traumatisiert aus einem Kriegsgebiet wächst in Deutschland auf und ist eine talentierte Sprachenlernerin und will zur UNO.
Sie ist "multikulti" ist Jüdin hat arabische Freunde und verliert ihren Freund an einen Knochenbruch. Das Loch in dem sie sich danach befindet bzw. die Flucht die sie antritt ist Thema des Buches.
Auf jeden Fall sehr berührend.
Profile Image for Gitte.
34 reviews1 follower
October 22, 2012
Nice, quick, young read. Strong female protagonist. Nicely done on weaving together so many current issues: migration, job situation, fear of future, integration, interculturality, war and conflict.
Profile Image for Maria.
306 reviews40 followers
October 9, 2017
Ich bin beeindruckt und begeistert und berührt.

Trauma, Beziehung, Verlust. ehrlich, ohne Beschönigung oder Vereinfachung. Was geschieht, steht für sich, bedarf keiner Erläuterungen oder Deutung. Das habe ich insbesondere in der Beziehung zu Elias geschätzt, lässt aber auch die Beziehungen zu anderen Charakteren lebendig werden, trifft mich.

Außenseiter sein. ohne Beschönigung, Überzeichnung oder Vereinfachung der Kleinlichkeit von Ausgrenzung und Herabwürdigung.
Profile Image for Jodi.
2,282 reviews43 followers
July 4, 2022
Ein Buch, von dem ich ohne Challenge die Hänge gelassen hätte. Und jetzt weiss ich auch, weshalb. Dieser Titel war leider gar nichts für mich, auch wenn ich verstehe, dass das Buch immer wieder besprochen und erwähnt wird.

Grjasnowa greift die Themen Heimat, Nationalität und Migration auf; man trifft in ihrem Werke in Potpourri von unterschiedlichen Meinungen, Ansichten und Vorurteilen an. Wir reisen durch diverse Länder und Sprachen, müssen Trauer verarbeiten, Einsamkeit und Entwurzelung.

Eigentlich also etwas, das mich durchaus bewegen könnte. Leider sind die meisten Figuren in diesem Werk so durchwegs unsympathisch, dass ich mich kaum in ihre Lage versetzen konnte und/oder wollte. Vor allem die Hauptfigur Mascha verhält sich in meinen Augen oft dermassen egozentrisch und borniert, sodass sich mein Mitgefühl für sie ziemlich in Grenzen hielt.

Die Leserin des Hörbuches trug auch nicht dazu bei, dass mir Mascha sympathischer wurde oder mir näher kam. Eher machte sie mit ihrer literarischen Stimme alles nur noch schlimmer. Oft dachte ich daran, abzubrechen. Nur die Challenge hielt mich davon ab. Und die Möglichkeit, das Hörbuch auf 1.5x Geschwindigkeit zu hören.

Ich kann die positiven Eindrücke anderer gut nachvollziehen. Inhaltlich ist es definitiv ein wichtiges und imposantes Werk. Nur schmälert der genannte Punkt, der für mich zentral ist, die Wuchtigkeit der Themen auf mich.
Profile Image for Gordon Ambos.
Author 4 books79 followers
April 17, 2021
TW: Rassismus, Krieg, Tierquälerei, sexuelle Belästigung, häusliche Gewalt (und wahrscheinlich noch einiges mehr)

Wenn man ein Buch sucht, das zum Nachdenken anregen soll, ist dieses genau richtig. Ungeschönt und heftig schreibt Grjasnowa hier über Alltagsrassismus und wie es ist, als Migrant*in in Deutschland zu leben. Die zweite Hälfte des Buches spielt sich größtenteils in Israel ab und ich habe noch so einiges neues über den Israel/Palästina-Konflikt lernen können.
Diese Geschichte ist nicht leicht verdaulich, aber das soll sie auch gar nicht sein.
Profile Image for Great-O-Khan.
467 reviews126 followers
July 29, 2022
Das Buch von Olga Grjasnowa lebt weniger von der Geschichte, sondern mehr von der Beschreibung der politischen, gesellschaftlichen und psychologischen Umstände, in der die Hauptperson Mascha lebt. Es beweist mit einer einfachen und dennoch intelligenten Sprache und einem schnellen Rhythmus, dass ein Buch mit einer unsympathischen Hauptfigur sehr viel Spaß machen kann.
Profile Image for Klara.
134 reviews40 followers
October 1, 2021
Olga Grjasnowa schlägt einem so elegant wiederholt mit der Faust ins Gesicht, dass man sich hinterher dafür bedankt und um eine Zugabe bittet.
Profile Image for Jimmy Scheich.
50 reviews
January 7, 2024
es ist schon fesselnd, aber irgendwie kam ich an den schreibstil nicht so ran. man wünscht mascha nur das beste und kann sich so ein leid nur schwer vorstellen, wenn man es selbst nicht erlebt hat.
es gibt allen grund die charaktere so abgeklärt und sarkastisch wie möglich zu zeichnen, für mich war das aber eher ein downer und hat nicht dazu geführt, dass ich ein ernsthaftes interesse an den charakteren und ihren traumata und geschichten aufbauen konnte.
keins meiner lieblingsbücher und trotzdem absolut wichtig sowas mal zu lesen.
37 reviews1 follower
December 31, 2024
Starker Start, dann wurde es schwächer. Mir fiel es schwer, einen Zugang zu Mascha zu finden, zudem wurden ganz viele Themen behandelt, wo mir die Tiefe gefehlt hatte.
Profile Image for Xenia.
178 reviews1 follower
March 24, 2024
Ich kann nicht sagen warum genau, aber das Buch war richtig gut! Es hatte so viel, dass mich zum Nachdenken gebracht hat.
Profile Image for Laura.
Author 45 books219 followers
May 19, 2016
Kurzmeinung: Die Fragen nach der Identität und der Heimat ist riesig – genauso das Selbstmitleid der Protagonistin

»Ich hatte mal ein Buch gelesen, in dem es um Menschen mit traumatischen Störungen ging, so hätte ich mich selber niemals bezeichnet, aber es stand darin, dass wir die Menschen, die wir lieben, vernichten würden.«

Der Anfang war wunderbar. Wirklich. Ich fand es schon spannend, bevor ich überhaupt ein Wort gelesen hatte, denn ich wusste, dass dies von einer Autorin geschrieben wurde, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Und sofort schaltete sich der linguistische Teil meines Gehirns an und ich bemerkte Worte und Satzkonstruktionen, die so nicht von einem Muttersprachler benutzt worden wären. Ein großes Kompliment hier an das Lektorat von dtv, das sich dazu entschieden hat, diesen Charme beizubehalten. (Ein Beispiel: „Zahnbögen“ statt wie es normalerweise heißt „Zahnreihen“) Der Schreibstil war wirklich schön (Am Anfang!), viele klare Sätze, abwechselnd kurze und lange Satzstrukturen und mich abholend/mitnehmend.

Ich hatte keine Erwartungen, was den Inhalt des Buches anging. Klar, der Titel lässt einen vermuten, dass es irgendetwas mit Russland/Sowjetunion zu tun haben könnte, aber es lässt Spezifisches offen und so lernte ich Mascha Kogan unvoreingenommen kennen. Direkt zu Beginn wird sie in eine schwierige Situation geworfen, als ihr Freund Elias beim Fußballspielen ein Beinbruch erleidet. Aber noch vorher, also auf Seite vier erfahren wir, dass in ihrer Beziehung durchaus Reizpunkte bestehen – Maschas Migrationshintergrund. Mit sechs Jahren war sie von Baku nach Deutschland eingewandert als sogenannter Kontingentflüchtling. Jüdische Flüchtlinge, die jedoch nicht offiziell als politisch verfolgt galten, da Deutschland ›keinen Stress mit Russland‹ haben wollte. Kommen wir aber wieder zum Anfang. Nämlich auf Seite 1. Die einzige Seite, auf der noch alles in Ordnung ist und Mascha mit Elias im Bett liegt und aufwacht. Oh, Moment, das stimmt nicht, denn auf Seite eins wird die Idylle schon durch ein »Abgewichste Bullenschwuchtel, ich bring dich um!« eines Betrunkenen gestört.

Es gibt keine Idylle in diesem Buch. Es gibt Mascha und es gibt Menschen, die sie umkreisen, als wäre sie die Sonne in persona. Sie wühlt und räkelt und badet in Selbstmitleid, hangelt sich von Beziehung [nicht immer sexueller Art] zu Beziehung, kriegt hysterische Anfälle und Panikattacken. Immer. Und. Immer. Wieder.
Irgendwann war ich so weit, dass ich mein Buch geschüttelt habe, obwohl ich eigentlich sie hatte schütteln wollten. Versteht mich nicht falsch, es war furchtbar interessant, die Geschichte rund um Baku/Israel/Judentum/Rassismus zu lesen; die Erfahrungen und Erlebnisse der Menschen, denen Mascha begegnet, doch sie als Person hat alles zerstört.

»Wonach ich mich sehnte, waren vertraute Menschen, doch war der eine tot, und die anderen ertrug ich nicht mehr. Weil sie lebten.«

Sie war passiv und anstrengend. Sie hat kein Rückgrat und obwohl sie anscheinend ein schlaues Mädchen ist, kann sie ihren Grips nicht einsetzen. Ab Seite 25 widerte sie mich an und hätte ich das Buch nicht lesen müssen für ein Seminar, hätte ich gleich dort oder spätestens 100 Seiten weiter mit dem Lesen aufgehört.

Olga Grjasnowa wollte meiner Meinung nach zu viel in einem Roman. Das Buch bringt nichts mit; schenkt dem Leser nichts. War dies die Intention der Autorin? Die Passivität, die Gestörtheit einer Generation zu verdeutlichen, ohne einen Lösungsansatz zu bieten? Ja, so ist ihr dies gelungen, doch es ist kein Roman, den ich [nochmal] lesen möchte.
Profile Image for Daria.
175 reviews42 followers
September 3, 2020
I accompanied my parents to the immigration office and there learned that language meant power.

And so the protagonist of this novel puts all of herself studying foreign languages. Learning as many as she can, perfecting them, making them her own, getting read of any accent, to feel accepted in every place she goes to, not to be foreigner ever again, and to fulfill her dream of becoming an interpreter at the UN.

This is the story of how Masha, a young woman of immigrant background, is forced to face two traumas in her life: one is old, dating back to her life before emigration, and the second one very recent. Somehow these two traumatic memories intertwine, strengthen one another and start to haunt her wherever she goes, even as she tries to build a normal life and pursue her goals in the new country that became hers and the parents’ house, not for choice, but out of necessity.

The necessity is the Nagorno-Karabakh War, that had shattered the calm, contented life that Masha and her family lead in Baku, Azerbaijan, until the dissolution of the Soviet Union and the beginning of the ethnic conflicts.

It’s a story of shattered, impossible dreams, like the dream of Masha’s father to become an astronaut, a dream that was faded long before the war, maybe a symbol of the fading and crumbling of the Soviet utopia with its fragile act of internationalism and multiple nations coexisting peacefully.

But that was in the past, now Masha is in Germany, sheltered from pain, safe from racism and discrimination…or not really. In Germany, Masha witnesses much of this intolerance, towards herself or towards her two best friends, immigrants from the near East. And death, it turns out, doesn’t have borders and can lurk in the most unexpected places.

I really liked the relationship between the main character and her best friends, some of the scenes sounded very real, fresh, like scenes from anyone’s youth. I also appreciated how the book doesn’t shy away from pressing political issues, which become more and more important and take more space in the narration as Masha moves to Israel.

On the other hand, I couldn’t force myself to like Masha. I had an issue with her detached narration, but I had an ever bigger issue with the fact that she seems to be a universal sex dream and everybody is happily jumping in her bed at all times, and she never seems to experience, I don’t know, rejection or anything. From anyone, ever, even if she is technically an emotional wreck.

However, her pain feels very real and relatable throughout the book, that I found very enjoyable despite, or maybe thanks to, being permeated by impossible sadness.
Profile Image for Andrea.
1,135 reviews55 followers
June 17, 2021
Un romanzo brutto e immaturo. Tutto ciò che accade alla protagonista rappresenta l'elaborazione di traumi personali e collettivi, in relazione ad un ampio numero di temi di attualità trattati assai convenzionalmente. Tante buone intenzioni, ma niente di interessante nella storia, nei personaggi o nella scrittura.
Profile Image for Dorle Schmidt.
131 reviews
September 7, 2024
Ein packendes Buch, das anhand der jungen Übersetzerin Mascha zeigt, wie Traumata über Jahre und viele Grenzen hinweg Menschen belasten und immer wieder aufbrechen können, obwohl sie sich so voller Lust und Leidenschaft ins Leben stürzen.
Dabei geht es auch immer wieder um die Klischees von anderen Völkern und Religionen, die wir alle im Kopf haben, ständig überwinden wollen und doch oft nur durch andere ersetzen, daher der Titel.

S.126: „Ich redete, ohne einen einzigen eigenen Gedanken zu formulieren. (…) Ich versuchte die Leere in mir mit Vokabeln zu füllen.“
S.203: „Wonach ich mich sehnte, war ein vertrauter Ort. Eigentlich hielt ich nichts von vertrauten Orten - der Begriff Heimat implizierte für mich stets den Pogrom. Wonach ich mich sehnte, waren vertraute Menschen, nur war der eine tot und die anderen ertrug ich nicht mehr. Weil sie lebten.“

Profile Image for Lydia.
182 reviews
January 19, 2024
Das war wie so ein Schulbuch, was man im Deutschunterricht liest. Irgendwie nicht so das, was man freiwillig in seiner Freizeit liest, aber irgendwie doch packend. Behandelt wichtige, interessante Themen und hat Diskussionspotential.

keywords: Kultur, Religion, Sexismus, Sexualität, Krieg, Liebe und so viel mehr
Displaying 1 - 30 of 276 reviews

Can't find what you're looking for?

Get help and learn more about the design.