Wittenwilers Ring stellt den merkwürdigen Versuch dar, im Rahmen eines dörflichen Liebes- und Hochzeitsschwankes eine Weltbeschreibung zu liefern, eine Enzyklopädie des Wissens und der Lebensführung. Das voluminöse spätmittelalterliche Werk ist ein Unikum und sowohl in künstlerischer wie in kulturgeschichtlicher Hinsicht von großer Bedeutung.
Read for class. Hard read due to medieval german. First third tough - all about jousting and court manners. Middle third enjoyable-ish - wedding capers. Final third unbearable - war. Very crass.
In mittelalterlicher Dichtung geht es nur um öde Minneprobleme, langatmige Ehrkonflikte und ausufernde Aventiuren? Wer dieser Meinung ist, sollte sich vielleicht einmal Wittenwilers "Ring" zur Brust nehmen, einen der wohl derbsten Texte des Spätmittelalters. Das als negative Didaxe angelegte Werk führt uns an bäuerlichen Figuren (mit so schönen Namen wie Bertschi Triefnas und Mätzli Rüerenzumph, was in etwa "Rührt den Schwanz" heißt) vor, wie wir es im Leben wohl besser nicht machen sollten. Hier eskaliert die Gewalt aus niederen Anlässen sekündlich, hier schlägt man sich beim Hochzeitsmahl so voll, dass nur noch die vor den Hintern gehaltene Hand unschöne Missgeschicke verhindern kann, hier führt ein ausgelassener Hochzeitstanz geradewegs in einen alles auslöschenden Krieg. Der Text ist zwar weder im Original noch in der Übersetzung leicht zu lesen, hat mir aber ziemlichen Spaß gemacht.