Jeden Sommer brachen wir mit dem VW-Bus auf von München, Neuperlach in Richtung Süden, ins Jugoskorsikalawienland oder irgendwo anders hin, wo es düstere Felsen, düsteres Meer und düstere Ortschaften mit düsteren Menschen gab. Was es dort nicht gab, war so etwas wie ein Klo oder eine Dusche. Denn meine Eltern waren nicht einfach nur Camper. Nein, sie waren überzeugte Wildcamper. Riesenspinnen auf dem Rücksitz, Schlangen in der Trinkwasserzisterne, gigantische Müllberge und sinkende Schlauchboote – es war alles dabei, was Camping in den 70ern so außergewöhnlich machte. Zumindest wenn man mit meinen Eltern unterwegs war.
Der Anblick des Covers (eine leicht vergilbte Aufnahme aus den Siebzigern, die zwar das Meer im Hindergrund zeigt, im Vordergrund aber eine heterogene Reihe von etwas, das mir zunächst als kleiner Slum erschien) und dem Titel des Buches (“Vorzelt zur Hölle”) war mein erster Gedanke: “Ah, die tragische Geschichte einer südamerikanischen Großfamilie, die in einer kleinen Zeltstadt ums Überleben kämpft.” Mit meiner ersten Vermutung lag ich so weit entfernt wie nur möglich und habe es doch irgendwie ganz gut getroffen: Comedian und Regisseur Tommy Krappweis arbeitet in diesem Buch die traumatischen Erlebnisse seiner Kindheitsurlaube mit den Camping-affinen Eltern auf. Die Camping-Abenteuer der Familie Krappweis werden natürlich mit dem Humor erzählt, den man von einem Comedian erwartet, aber die Ausdrucksweise ist elegant und clever, sehr angenehm zu lesen. Auch Tommys Vater hat einige Kapitel beigesteuert, um die Geschichte aus seiner Sicht darzustellen. Dadurch gewinnt man zwar eine andere Perspektive, die Leiden des kleinen Tommy wirken dadurch aber nicht weniger dramatisch, ganz im Gegenteil, es wird klar, dass der Vater wenig Verständnis für den von Quallen- und Seeigelangriffen gemarterten Tommy hatte. Auch beschreibt der Vater seine ersten Campingerfahrungen und schließlich den Moment, als er zum ersten Mal das Meer sah und seitdem immer wieder dorthin zurück wollte. Für mich schien es zunächst kein Buch, dass man am Stück lesen sollte, mir fehlte auch der Spannungsbogen eines Romans, aber schon bald konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Ich habe teilweise herzlich gelacht, wurde an eigene, wenn auch weit weniger dramatische Campingurlaube erinnert und kann das Buch wärmstens weiterempfehlen.
Ich habe lange gezweifelt ob ich das Buch wirklich lesen soll. Schließlich wurde ich ja von meinen Eltern nie zum campen mitgeschleift und das Buch machte den Eindruck als ob man es nur richtig genießen könnte, wenn man das Leid des Autors zumindest ein bisschen mitfühlen kann. Irgendwann hab ich mich dann aber doch überzeugen lassen und hab angefangen...und drei Kapitel später wieder aufgehört. Es war nämlich 11 Uhr nachts und ich hatte die Befürchtung, dass mein kreischendes Gelächter meine Mitbewohnerin zwei Türen weiter aufwecken könnte. Ja, es war so lustig. Ich weiß nicht wann ich das letzte Mal bei einem Buch fast nicht mehr aufhören konnte zu kichern/kreischen/grinsen und nach Luft zu schnappen. Wenn ich jetzt sage, dass es hilft, dass das Buch so lustig ist weil der Autor nicht versucht lustig zu sein trifft es das wohl nicht ganz...besser wäre wohl, dass er nich krampfhaft versucht einen Gag nach dem anderen unterzubringen, sondern die Schilderungen der Ereignisse für sich sprechen lässt, denn die alleine sind komisch genug. Um das 'ich weiß nicht wie sehr ich all das mitfühlen kann' hätte ich mir auch keine Sorgen machen brauchen. Wir waren wie gesagt nie campen, aber als Kind hatte ich auch eine eine starke Abneigung gegen alles was mit Natur, draußen und ähnlichem zu tun hatte...und meine Mutter erzählt immer noch mit Begeisterung dass ich mal einen kompletten Urlaub damit verbracht habe in der Ferienwohnung zu sitzen und 'Alexander und die Aufziehmaus' rauf und runter zu hören (zu meiner Verteidigung: a) das war eine sehr schöne Kasette, b) wir waren in Italien und ich bin sehr Sonnenbrandempfindlich). Mir fällt es also nicht schwer nachzuvollziehen, dass jemand lieber im Zelt sitzen und LTBs lesen würde.
Ein Buch voller haarsträubender Anekdoten zum Thema Camping, bei denen meistens der kleine Sohn auf so niedliche Art und Weise leidet, dass man oft vergisst, dass das ein realer Mensch ist/war und das Buch eben keine Fiktion ist. Liest sich sehr, sehr flüssig und schnell durch, gerade wenn man dabei im Sommer unter der Markise sitzt. Leider merkt man zum Schluss, dass das Buch irgendwie auf Zwang verlängert werden musste, denn das Camping als Teenager, sowie die Radtour des Vaters sind dann eher etwas mau – vielleicht auch, weil alles davor so unfassbar schräg war. Ich würde das Buch allen empfehlen, die sich unterhalten lassen wollen und gerade keinen Nerv für eine "richtige, klassische" Geschichte haben.
Btw: Ich fand die Teile, die von Vater Krappweis geschrieben wurden, übrigens gerade deswegen interessant, weil man so seine Gedankengänge nachvollziehen konnte. Denn nahezu alles, was er sonst in dem Buch tut oder sagt, ist das Gegenteil von dem, was ich für sinnvoll/verantwortungsvoll/gut/machbar halten würde. Und, naja, dass dieser Mann all seine Abenteuer überlebt hat, ist sowieso ein Wunder.
Für alle "Ur-Camper" - gerade die, die schon im Zelt, Bus oder spartanischen Caravan aufgewachsen sind. Zum Brüllen komisch wird hier eine Hass-Liebe für den Camping-Urlaub in seiner "urigsten" Form dargelegt, dank dem Eifer eines Vaters, der sich nach dem Ursprünglichen, dem Abenteuer der Wildnis sehnt, dabei aber immer wieder nicht an die eigenen Grenzen, sondern viel mehr an die seiner Familie stößt. Für mich eine Leseerfahrung, während der sich das Lachen mit verständnisvollem Nicken abgewechselt hat, wenn ich meine eigene Familie in dem Chaos wiedererkennen konnte.
Wenn ich ehrlich bin, mag ich dieses Buch auch so gerne, weil ich mich heute ein bisschen nach einer Zeit sehne, in der Campen noch ungemütlicher war, ein bisschen unbeliebter bei der Allgemeinheit und irgendwie ursprünglicher - eben einfach urig.
Ich habe das Buch gelesen, nachdem ich die kleine Serie mit Tommy, seinem Vater Werner (und tollen Trickfilm-Elementen!) gesehen hatte. Das Buch steht dem in nichts nach - ich hab selten so gelacht beim Lesen. Die Chemie zwischen Vater und Sohn ist so warmherzig und gleichzeitig urkomisch, da die beiden so unterschiedlich und doch ähnlich sind. Das ist sicher nicht das letzte mal, das ich dieses oder irgendein Buch von Tommy gelesen habe! :)
Tommy Krappweis erzählt anekdotisch aus der Kindheit mit seinem campingverrückten Vater. Dabei darf Werner Krappweis auch immer mal wieder zu Wort kommen. Das Buch ist kurzweilig. Ich hab größtenteils abends vor dem Schlafen ein bis drei Kapitel gelesen um vom Tag ein wenig abzuschalten. Hierfür ist es perfekt. Es ist eher kein Buch, dass man in einem Stück weglesen kann, weil es dafür doch monothematisch ist. Kurzweiliger Spaß für zwischendurch.
Tommys Eltern sind begeisterte Wildcamper und besonders Vater Werner scheut kein Risiko und keine Gefahr. Der arme Tommy muss in den Familienurlauben so einiges über sich ergehen lassen und ist eigentlich gänzlich unbeeindruckt vom campen. Am liebsten würde er einfach mit seinen Büchern im Zelt verweilen, doch er wird vom Auf- und Abbau diverser Klapp-Gegenstände, zum Bootfahren, Baden an steinigen Steilküsten und anderem genötigt. Super witzige Passagen - Tommy ist der Erfinder von Bernd dem Brot!- sehr viel Ironie und Sarkasmus, hat Spaß gemacht! Auch die eingestreuten und schier unglaublichen Erzählungen des Vaters sind die Lektüre wert. Unfassbar, dass Menschen sowas überleben und auch noch Freude dabei haben können.
4.7 Habe es in der Erwartung des typischen Tommy-Krappweis-Humor begonnen und wurde nicht enttäuscht. Doch schon bald merkt man, was als witzige Idee begann ist zu einer Liebeserklärung an die Vergangenheit, die Familie und die Momente geworden, von denen man beim Erleben nicht denkt, dass sie mal wertvolle Erinnerungen werden.
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Nette Reiselektüre...ich war nie Campen ich werde nie Campen aber manche Kinder müssen campen. Tommy Krappweiss musste campen und Vattern liebt das Campen ohne Komfort. Sein Vater darf aber auch seinen Senf dazugeben.
Der kleine Tommy ist begeisterter Stubenhocker. Ihm genügen ein paar Bücher und seine Sammlung Legosteine. Alles könnte so herrlich unbeschwert sein, wenn, ja, wenn er nicht der Spross zweier Eltern wäre, die mit größter aller Leidenschaften die gesamte Familie jedes Jahr in ein neues Campingabenteuer stürzen würden. Besonders Vater Krappweis verblüffte seinen Sohn stets durch einen Tatendrang, der den Junior nicht selten in Schrecken versetzte. Jeglicher Widrigkeit – ob einer drohenden Gasexplosion an Bord des VW-Busses oder einem von Seeigel akupunktierten Fuß – wurde mit breiter und Sonnenbrand versehener Brust getrotzt: Das entsprach sozusagen Tommys Freifahrtschein in das Vorzelt zur Hölle.
Tommy Krappweis, der vielseitig engagierte Erfinder von Bernd das Brot, hat in Zusammenarbeit mit seinem Vater Werner Krappweis ein Stück Literatur geschaffen, das zu einer überaus humorigen Zeitreise in die 1970er Jahre einlädt.
Mit einer gehörigen Portion Witz schildert Tommy Krappweis die einprägsamsten Kuriositäten seiner Kindheit in einer campingverrückten Familie. Die Anekdoten allein sind einer Erwähnung wert und unterhalten, doch in Kombination mit einer humorvollen, (selbst-) ironischen und pointierten Rhetorik entsteht eine Finesse, die zum Kopfschütteln, Augenrollen oder wahlweise Schenkelklopfen animiert.
Dass während jener Expeditionen zu den urigsten Campingplätzen Europas die Welten von Vater und Sohn aufeinander prallten, erzählt der Autor eindrucksvoll bildhaft und spritzig. Dabei wird er stolz von seinem Vater unterstützt, der seine Erinnerungen ebenfalls gewieft zum Besten gibt. Dadurch entsteht ein nostalgisches Potpourri einzigartiger Familiengeschichten gespickt von allerhand Merkwürdigem.
Während des Lesens entstanden vor meinem geistigen Auge die drolligsten Bilder, die das Maschinengewehr der Eloquenz im Seitentakt abschoss. Als besonders angenehm empfand ich die Nähe zum Leserpublikum, mittels welcher Tommy Krappweis auf unkomplizierte, direkte und reflektierende Weise seine (durch manch einen Sonnenstich verklärten) Erinnerungen aus dem Reisetagebuch zutage förderte.
Bei "Das Vorzelt zur Hölle" handelt es sich um eine ultimativ leichtfüßige Urlaubslektüre, die sowohl Campingfreunde als auch desillusionierte Zeltstangenstolperer anspricht und mit einem unübersehbaren Augenzwinkern die Mission „Familienurlaub“ unter die Lupe nimmt.
Nachdem ich schon bei einer kurzen Testlesung dabei sein konnte, ein Jahr bevor das Buch veröffentlicht wurde, kannte ich einen Teil davon schon. Und auch von Videos, die vor der Veröffentlichung gepostet wurden, kannte ich ein paar Ausschnitte, doch das ganze noch mal nachlesen zu können? Doch ich greife vorweg, also ganz zum Anfang.
Das Vorzelt zur Hölle ist Tommys Verarbeitung seiner Kindheit - mit der anderen Sicht von seinem Vater gleich dazu. Was war denn so schlimm daran? Nun, er wollte seine Ruhe, Entspannung, einfach Urlaub, und seine Eltern? Campen. So richtig. In Gegenden, wo kein normaler Mensch sich überhaupt hinwagen würde. Und selbst da wurde er nicht in Ruhe gelassen, sondern durfte im Boot kentern, die Tierwelt kennen lernen - nicht auf die gute Art - und zunächst einmal tagelang anreisen, durch 'Egal, es ist überall heiß und scheiße'-Land.
Klingt wie hemmungsloses Meckern, einfaches auskotzen und natürlich maßloses Übertreiben, aber von wegen. Zum einen kann Tommy sich so auskotzen, dass es für Leute, die das NICHT ertragen mussten, sehr amüsant ist, und zum anderen merkt man bei den Erzählungen seines Vaters: Das ist höchstens untertrieben.
Sehr skurrile Geschichten, bei denen man froh ist, dass man nicht dabei ist, über die man sich zuhause auf dem Sofa aber köstlich amüsieren kann, das alles bietet das Vorzelt zur Hölle. Und am Ende hat man sogar etwas Fernweh. Aber zumindest in meinem Fall auf die Erkundung der Landschaften mit Rückzugsmöglichkeit in ein Hotelbett, dass von einer Klimaanlage kühl umweht wird.
Ich mag Tommy Krappweis und seinen Humor sehr und hoffe ihm doch noch des öfteren auf Conventions oder ähnlichem zuhören zu dürfen.
Dieses Buch hat mir leider nicht so sehr gefallen wie "Sportlerkind", auch wenn die Abwechslung der Kapitel wieder gegeben war durch die eigenen Beiträge seines Vaters. Trotzdem leider ein wenig repetetiv.
Eine Sache die mir auch sehr unangenehm auffiel, ist seine Beschreibung eines anscheinend übergewichtigen Mädchens. Immer und immer wieder macht er blöde Bemerkungen und in meinen Augen so gar nicht lustige Witze über ihr Gewicht und Aussehen. Mit 15 vielleicht verzeihbar, aber nicht Jahre später als Erwachsener wenn man sie in seinem Buch erwähnt.
Ich bin gespannt, ob ich in Zukunft nochmal ein Buch von ihm lesen werde. Trotz allem hoffe ich es doch.