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144 pages, Paperback
First published October 25, 2012


Inhalt: Mit "Pinguin: Schmerz und Vorurteil" erschien am 01.03.2022 im Panini Verlag ein Sammelband, welcher alle fünf Hefte der Reihe "Penguin Pain and Prejudice" von Gregg Hurwitz zusammenfasst. Auf 124 Seiten zeichnet der Autor das Leben des Oswald Cobblepott nach. Der Leser erfährt, dass der jetzige Gangsterboss eine schwierige Kindheit hatte. Durch sein Missbildungen wurde er Opfer von Spott und Häme. Diese erlitt er nicht nur durch Schulkameraden und andere Kinder, sondern auch durch seine eigene Familie. Zuneigung und Unterstützung erhielt der junge Oswald nur durch seine Mutter und die Tauben, die ihm als tierische Begleiter dienten. In der Gegenwart lebt von diesen vergangenen Personen nur noch Esther Cobblepott, die Mutter des Gangsterbosses, zu der er eine merkwürdige Beziehung unterhält. Schließlich trifft der Pinguin Cassandra, eine blinde Frau, durch die er ganze neue Emotionen erfährt...
Bewertung:Mit "Pinguin: Schmerz und Vorurteil" erhält der Leser ein erschreckend detailliertes Bild des Gangsterbosses Oswald Cobblepott. Geprägt durch seine schreckliche Kindheit, lernt der Pinguin früh alle humanen Emotionen abzulegen und skrupellos seinen eigenen Willen durchzusetzen. Besonders perfide bestraft der Verbrecher seine Opfer nie direkt. Stattdessen vernichtet er deren Leben, indem alle, die ihnen je etwas bedeutet haben, ausgelöscht werden. Hierin drückt sich die Rücksichtslosigkeit des Hauptcharakters in besonderem Maße aus. Schuld an seiner Lage und seiner emotionalen Inkompetenz haben stets die anderen, denen Oswald sogleich auch gnadenlose Rache schwört. Hurwitz gelingt mit der Figur des Pinguin eine außergewöhnliche Schwarz-Weiß-Kontrastierung. Während sich der Leser immer wieder dabei ertappt, mit dem gehänselten kleinen Jungen Mitleid zu haben, werden diese Momente stets durch die Widerlichkeit des Pinguins vernichtet. Das Publikum muss sich eingestehen, dass beide Teil der gleichen Medaille sind. Nur zwei Personen gegenüber zeigt der Pinguin stets seine weiche Seite: seiner Mutter Esther und seiner Geliebten Cassandra. Esther Cobblepott ist der einzige Halt für den jungen Oswald. Er entwickelt dadurch eine extrem tiefe und liebevolle Beziehung zu ihr: Für seine Mutter würde der Pinguin alles tun. Auch in ihrem nunmehr hohen Alter stellt er ihr das beste Personal zur Seite, besucht sie regelmäßig und scheut keine Kosten. In dieser, über die Grenzen des Normalen gehenden, Verbindung ähnelt der Superschurke dem bekannten Literaturcharakter König Ödipus. Eine ähnliche Anziehung entwickelt der Gangsterboss nur zu Cassandra, einer blinden Frau, die er im Zoo trifft. Aufgrund ihrer Sehbehinderung fühlt sich der Pinguin in ihrer Nähe stärker als sonst, da sie sein Aussehen nicht warnehmen kann. Zugleich hat auch sie Erfahrung mit Ausgrenzung und Spott gemacht. Trotz alldem bleibt dem Leser stets gewahr, dass die Beziehung zu Cassandra ebenso krankhaft ist wie alle anderen Verbindungen des Oswald Cobblepott. Zunehmend tritt sie in den Schatten und wird zu einem Prestigeobjekt des Pinguins. Ihre Sorgen und Ängste nimmt er nicht wahr und klärt sie auch nicht über seine Person auf. Neben den fabelhaft geschriebenen Charakteren, glänzt auch der Schreibstil Hurwitz'. Mal ruhig, mal schneller, häufig auch mit inneren Monologen des Pinguins wirkt das Werk abwechslungsreich und es kommt nie Langeweile beim Lesen auf. Der Text ist dabei stets verständlich, regt aber auch zum tieferen Nachdenken an. Hinter den gewählten Worten steckt oft mehr, als zunächst erkennbar ist. Die sprachlichen Bilder und Metaphern sind hervorragend in das düstere Bild der Umwelt eingearbeitet und ziehen sich auch in die Zeichnungen hinein (Oswalds Brille, die Schneekugel, der Bedeutung des Namens von Cassandra). Der Grafikstil rundet das BlackLabel-typische Erscheinungsbild herausragend ab. Schwarz-Weiß-Kontrast, scharfe Kanten und Dunkelheit sind einige der grafischen Stilmittel, um dem Leser die Morbidität des Geschehens näherzubringen.