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448 pages, Hardcover
First published August 1, 1988
Inhalt: Mit "Etwas endet, etwas beginnt" erscheint der (bisher) letzte Teil der Werke von Sapkowski im "Hexer"-Coverstil. Nachdem alle acht vorherigen Bücher im gleichen Stil tatsächlich zur "Hexer"-Reihe gehörten, liegt der Schluss nahe, dass es auch "Etwas endet, etwas beginnt" tut. Auch der rückwärtige Text suggeriert dies. Doch stimmt es auch? Bedingt. Von den acht enthaltenen Kurzgeschichten aus der dieser Sammlung beziehen sich zwei auf Geralt & Co.. Der Rest ist ein bunter Mix von realitätsnah bis fantastisch, von Cowboys über Alice im Wunderland bis zum Polen des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Eine kurze Zusammenfassung der einzelnen Geschichten stelle ich im folgenden den Einzelbewertungen voran. Den tatsächlichen Inhalt des Buches muss der Leser vor dem Kauf jedoch unbedingt zur Kenntnis nehmen, sonst könnte große Enttäuschung aufkommen. Ergänzt werden alle gesammelten Geschichten übrigens durch Vorworte von Sapkowski selbst, der die Werke in einen zeitlichen Kontext einordnet und teilweise einige seiner literarischen Entscheidungen erläutert. In vielen Fällen ist das wirklich sinnvoll und hilfreich. Aus unerfindlichen Gründen (der Geralt-Erschaffer ist ja sonst stets ein Strahlemann und Optimist *zwinker*) driften diese Vorworte jedoch immer wieder in eine Mischung aus Eigenlob und Bashing anderer Personen ab, was der Autor eigentlich nicht nötig hätte. Die Geschichten sind durchaus genießbar ohne zu wissen, warum Buch xyz oder Film abc furchtbar sind.
Bewertung:
1) Der Weg, von dem niemand zurückkehrt
Direkt startet der Band mit einer der beiden Hexer-Geschichten, die ursprünglich gar keine Erzählung aus der Welt Geralts war (hier hat das Vorwort wieder gut funktioniert). Die Protagonisten gelten als Eltern von Geralt. Während der Vater eher ein standardmäßig charismatischer Schwertkämpfer ist, ist seine Mutter Visenna eine äußerst interessante Druidin. Magie haben wir bereits einige Male in "Der Hexer" erlebt, aber die Druiden waren bisher eine mysteriöse Kraft. In dieser Geschichte ist man dabei, wie Geralts Mutter ihre Zauber wirkt und das war fesselnd. Zusammen stellen sich die Eltern des späteren Weißen Wolfs einer dämonischen Macht und entdecken dabei auch ihre Gefühle. Die Handlung an sich ist Durchschnitt, Visenna jedoch sehr gut geschrieben. Gesamt: 3/5
2) Die Musikanten
Die erste Geschichte über Katzen in dieser Sammlung, die ziemlich kryptisch ausfällt. Die Stubentiger in dieser Welt wurden von den Menschen verstoßen und leben außerhalb einer Mauer. Auf der anderen Seite bringen die Leute ihren eigenen Haustieren auch keine große Liebe entgegen, werden jedoch bald von einem mysteriösen Mord heimgesucht, was irgendwie mit den Katzen zusammenhängt. Man merkt, dass die Zusammenfassung etwas stockend ist. Das liegt daran, dass die Geschichte mehr als kryptisch ist. Die Idee mit den Katzen ist definitiv originell, die Handlung jedoch verkantet und verschachtelt. Viel mehr als die soziale Kritik an Tierquälerei konnte ich so leider nicht mitnehmen. Gesamt: 2/5
3) Tandaradei!
Endlich wieder eine klassischere Fantasygeschichte, zumindest von den Motiven her. Eine mysteriöse Kraft, eine alte Frau in einer Holzhütte und ein geheimnisvolles gedicht von walter von der Vogelweide. Die Handlung war auch hier verschlungen und dreht sich um eine junge Frau, die sehr mit ihrer Schüchternheit kämpft. Eine uralte Macht scheint sich ihrer zu bedienen und das Unheil nimmt seinen Lauf. Sehr schöne Idee und stark geschriebener Hauptcharakter. Teilweise waren aber auch hier wieder zu viele Wendungen und Schleifen gezogen, die das Verständnis minimieren. Gesamt: 3/5
4) Im Bombentrichter
Die einzige Geschichte mit überdeutlichem Realitätsbezug - in der Zeit der Wende verschlägt es einen polnischen Jungen zusammen mit seinem Freund und einem kleinen Mädchen in einen Bombentrichter. Historisches Vorwissen ist hier definitiv sinnvoll. Was der eigentliche Gedanke hinter der Geschichte war, kam für mich leider gar nicht durch. Das Motiv fällt völlig aus dem Klang der Sammlung und spannend war es auch kaum. Gesamt: 1/5
5) Etwas endet, etwas beginnt
Oh du Juwel der Sammlung! Die Geschichte von Geralts und Yennefers Hochzeit könnte unterhaltsamer nicht sein. Ein ganzes Konglomerat aus bekannten Charakteren ist eingeladen und lässt die Korken knallen. Egal ob aus der Hauptreihe oder der Vorgeschichte - von Percival Schuttenbach über den Zauberer Dorregaray bis zu Triss, sind alle gekommen. Natürlich läuft bei dieser illustren Runde lange nicht alles so, wie es geplant war, aber das sorgt für viele Lacher. Immer wieder tauchen in der Handlung auch Andeutungen auf die Hauptreihe auf, jedoch in einem etwas anderen Ablauf, als die Ereignisse in den Büchern tatsächlich geschahen. Interessant war es schon, diese anscheinenden alternativen Ideen Sapkowskis zu erblicken. Gesamt: 5/5
6) Der goldene Nachmittag
Eine Handlung aus der außergewöhnlichen Ich-Perspektive, wobei der Ich-Erzähler die Rolle der Grinsekatze im "Wunderland" einnimmt. Nur dass das Wunderland hier eine Metapher für das bevorstehende Ableben von Alice ist. Alle Bewohner sind viel realisitischer mit all ihren bekannten Stärken und Schwächen gezeichnet. Eine frische Idee, die einen neuen Blick auf Carrols "Wunderland" bietet. Gleichzeitig kann es der Autor auch dieses Mal nicht lassen verworrene Erzählweisen zu verwenden, die das Verständnis beschränken und immer wieder wird auf eine mögliche Neigung Lewis Carrols angespielt. Das ist zumindest im Kontext der restlichen Kurzgeschichtensammlung sehr komisch. Gesamt: 3/5
7) Ein Vorfall in Mischief Creek
Diese Geschichte, die auf dem Nordamerikanischen Kontinent etwa zur Zeit der Kolonialisierung/Frontier-Bewegung spielt und als vordergründiges Thema die Verfolgung der Hexerei hat. Eine Gruppe "gottesfürchtiger" Männer ist auf der Suche nach einer verurteilten Hexe und gelangt dabei in den abgelegenen Ort "Mischief Creek". Hier ist (abgesehen davon, dass nur Frauen die Stadt regieren und die einzigen bei Verstand zu sein scheinen) auch sonst nichts wie es scheint. Ein höchst interessantes Konzept, welches intelligent mit dem Aberglauben der damaligen Zeit und dem patriarchalen Frauenbild spielt. Auch die Pseudo-Legalisierung von Straftaten als "Gotteswille" wird thematisiert. Da der "Wilde Westen" mir als Epoche eh zusagt, war "Ein Vorfall in Mischief Creek" ein gefundenes Fressen. Gesamt: 5/5
8) Maladie
Bei so vielen Fantasy-Geschichten darf eine der berühmtesten Legenden der Welt, die Artus-Legende, selbstverständlich nicht fehlen. Mit Tristan und Isolde hat sich Sapkowski ein berühmtes Liebespaar ausgesucht und bringt die komplizierten Beziehungen der Figuren gefühlvoll und hochgradig bildhaft rüber. Ohne Vorwissen war vor allem der Anfang schwer verständlich, aber mit fortschreitender Handlung wird der Leser immer mehr mitgenommen. Ich wurde so weit interessiert, dass ich mir zu diesem Thema noch ein weiteres Buch gekauft habe. Gesamt: 4/5