Was heute kaum vorstellbar klingt, war Anfang der 1970er Jahre weit verbreitet. Einige Tausend junge Linke tauschten den Seminarstuhl gegen die Werkbank ein, um die Arbeiterklasse für Revolution und Kommunismus zu begeistern. Jan Ole Arps geht der Geschichte dieses vergessenen politischen Experiments nach und untersucht die sogenannte Fabrikintervention am Beispiel der maoistischen und operaistischen Gruppen der Bundesrepublik. Er schildert die Kluft zwischen revolutionärer Hoffnung und betrieblichem Alltag und forscht nach den Strategien der Beteiligten, mit diesem Widerspruch umzugehen.
Ausgesprochen Interessante Chronik linksradikaler Fabriksinterventionen in der Nachfolge von 1968. Vor allem die maoistische und operaistische ("autonome") Szene wird hier gut dokumentiert. Arps gibt Einblicke in eine Welt in der die Linke noch das Gefühl hatte gewinnen zu können. Besonders gut hat mir das Einbinden der Interviews ehemaliger Aktiver gefallen die sehr konkret auf die Probleme und Themenfelder ihrer Aktivitäten eingegangen sind. Auch wenn ich der Analyse von Arps nicht zustimme dass aus den Erfahrungen der 70er nichts für heutige klassenkämpferische Politik abzuleiten ist, ist dieses Buch ein toller Beitrag zur Geschichte der radikalen ArbeiterInnenbewegung nach 1945. Ich hätte mir natürlich auch ein Interview mit trozkistischen Kadern gewünscht, aber andererseits hat mich das Buch auch darauf aufmerksam gemacht, wie wenig unterschied in der herangehensweise an die "Organisationsfrage" zwischen ML und trotzkistische Gruppen besteht. Trotz der beschriebenen Niederlagen macht das Buch Mut. Keine kleine Leistung.