Ein Dorf hat Angst vor dem Verschwinden. Deshalb trifft es Maß Die bei den Touristinnen und Touristen beliebte Hecke wird gehegt und gepflegt, der Stand der Dorfkasse wird regelmäßig überprüft. Vor allem aber kümmert man sich um Pina und Lobo, denn die Kinder sind die Zukunft des Dorfes. Doch Pina und Lobo wachsen schon lange nicht mehr. Während das Dorf auf die Wachstumsschübe der Kinder wartet, beobachtet Pinas Mutter in der Arktis, wie das Eis schmilzt und Grenzen sich verschieben. Nach ihrem gefeierten Debüt legt Gianna Molinari erneut ein eindrucksvolles Porträt über die wechselseitige Durchdringung von Natur und Kultur vor, einen Roman, der unsere Vorstellungen von Wachstum und Stillstand hinterfragt und dabei ebenso viel poetische wie politische Kraft entfaltet.
Gianna Molinari wurde 1988 in Basel geboren und lebt in Zürich. Sie studierte von 2009 bis 2012 Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut Biel und danach Neuere Deutsche Literatur an der Universität Lausanne. Sie war Stipendiatin der Autorenwerkstatt Prosa 2012 am Literarischen Colloquium Berlin und erhielt im selben Jahr den Preis sowie den Publikumspreis des 17. MDR-Literaturwettbewerbs. Bei den „Tagen der deutschen Literatur“ 2017 in Klagenfurt wurde sie für einen Auszug aus ihrem Debüt „Hier ist noch alles möglich“ mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet.
Lässt sich angenehm lesen. Die Atmosphäre des Stillstands und der langsamen Auflösung wird über die Handlung und Sprache gut zum Ausdruck gebracht. Die Hecke wächst, das Unkraut wuchert, alles andere schwindet. Zwei Kinder, Pina und Lobo warten auf ihre Wachstumsschübe, die ihnen von der Großmutter Loma versprochen werden, und werden einstweilen von Experten vermessen. Pinas Mutter, Dora, forscht in der Antarktis und stellt ihre eigenen Reflexionen über Gletscher, den arktischen Meeresboden in fast 5km Tiefe an, von dem weniger bekannt ist als von der Mondoberfläche.
Was mir gut gefällt: die Sprache und die Textmontage, die Atmosphäre. Was ich vermisst habe: Figurenzeichnung - selbst die Hauptfiguren sind nicht greifbar, bleiben extrem oberflächlich. Und das Spannungselement ist eher schwach ausgeprägt, obwohl alle Zutaten dafür vorhanden wären, so plätschern die Ereignisse vor sich hin…
Fazit: war nicht unangenehm das zu lesen, aber hätte ich nicht wirklich gebraucht. Hier ist noch alles möglich hat mir deutlich besser gefallen.
Die Geschichte spielt in einem sehr kleinen Dorf in Grönland. Ab und zu kommt mal ein Bus mit Touristen vorbei und bestaunt die grosse Hecke und mal selten schläft auch jemand in der kleinen Pension. Aber eigentlich ist alles sehr traurig. Das Eis schmilzt, die Hecke brennt teilweise ab und die Zukunft ist nicht rosig. Zwei Kinder sind noch im Dorf, die schon planen irgendwann abzuhauen. Ein nachdenkliches Buch zum Klimawandel. Schön geschrieben!
Schöner Schreibstil, interessante Idee, aber zu wenig Inhalt
Die Handlung
Im Dorf herrscht Stillstand. Selbst Pina und Lobo, die einzigen Kinder im Dorf, wachsen nicht mehr. Nur die Hecke scheint immer größer zu werden und lockt zahlreiche Touristen und Touristinnen an. Die Dorfbewohner hoffen auf eine gut gefüllte Dorfkasse und auf einen Wachstumsschub der Kinder. Währenddessen befindet sich Pinas Mutter in der Arktis und beobachtet dort das schmelzende Eis.
Meine Meinung
Den knapp 200 Seiten langen Roman habe ich an einem Abend lesen können. Der angenehme Schreibstil hat es mir leicht gemacht, in die Geschichte zu finden und an sich hatte ich auch eine gute Zeit mit dem Buch.Die Autorin schafft es, das drängende Thema des Klimawandels durch geschickte Metaphern und subtile Anspielungen zu vermitteln Die Geschichte rund um das Dorf haben mich neugierig gemacht und ich war bereit, tief in diese Welt einzutauchen. Aber leider muss ich sagen, passiert in dem Buch kaum etwas und ich wurde mit einigen offenen Fragen zurückgelassen. Die Charaktere bleiben größtenteils blass und so war es mir nicht möglich, mit ihnen mitfühlen. Dies ist sehr bedauerlich, da die Ansätze und der Schreibstil großes Potenzial versprochen haben.
"Hinter der Hecke die Welt" liefert fesselnde Ansätze und bietet interessante Perspektiven, jedoch konnte es mich aufgrund der begrenzten Handlung nicht vollkommen überzeugen.
Vor einer Weile habe ich Johanna Sebauers Roman "Nincshof" gelesen und war sehr begeistert von dieser eher unterhaltsamen Geschichte in der eine kleine Gruppe alles dafür tut, damit ein Dorf von der Landkarte und aus dem Gedächtnis der Menschen verschwindet. Abgeschiedenheit gilt hier als eine Art Flucht vor einer verrückten, anstrengenden Welt. Im Herbst erschien nun mit Gianna Molinaris Roman "Hinter der Hecke die Welt" sowas wie ein entsprechendes Pendant. Die Geschichte ist schnell erzählt, denn in ihrem Buch liegt der Fokus auf einem Dorf, das immer weiter schrumpft. Ein Dorf, in dem die (verbliebenen) Kinder Pina und Lobo nicht wachsen, vieles stehengeblieben scheint und in dem "das Aufregendste, was geschieht, das Wachsen der Pflanzen ist." So wie eben jene Hecke am Westrand, die Tourist*innen in den Ort lockt und alles irgendwie am Leben hält. "Wie die Hecke ins Dorf gekommen war, wusste niemand. Vielleicht war zuerst die Hecke da gewesen und erst dann das Dorf. Vielleicht wurde die Hecke zur Abwehr des Windes gepflanzt, der hier fast immer über die Dächer der wenigen Häuser zog und ohne Hecke noch wildere Wege ginge. Vielleicht wurde sie aus ästhetischen Gründen gepflanzt oder als Sichtschutz, wobei unklar blieb, welchen Blick sie hätte verbergen sollen, den Blick nach draußen ins Umland oder den Blick von Dort ins Dorf."
Oder vielleicht ist die Hecke auch etwas, was die Welt zurückhält und gerade deshalb so viel Faszination ausübt - für die beiden Kinder des Dorfes, die von der Welt dahinter abgeschirmt aufwachsen und gleichzeitig von ihr angezogen werden, sowie von eben jenen Besuchern, die mit dem Bus ins Dorf gebracht und nach ein paar Fotos und Schritten um die Hecke wieder weggebracht werden. Was jedoch immer bleibt, egal, was passiert, ist die Angst vor dem Verschwinden.
Und gerade diesen Gedanken, der mit der Natur bzw. Hecke steht und fällt, fand ich unglaublich spannend. Die Angst vor Verschwinden, vor einer sich wandelnden Welt, vielleicht sogar der Zukunft im Allgemeinen. Molinari nähert sich auf zwei verschiedenen Ebenen dem Wandel der Natur oder dem Versuch des Menschen die Oberhand über die Natur zu gewinnen. Einerseits lernen wir die Geschichte aus Sicht der Kinder kennen, die in diesem aussterbenden Dorf leben. Und dann ist da noch Pinas Mutter.
"Pinas Mutter Dora lebte auf einem Forschungsboot in der Arktis. Sie sammelte dort zusammen mit einer Meeresforscherin Sedimentproben vom Meeresgrund, um daraus Informationen herauszulesen, über das Schmelzen der Gletscher, über die Veränderung des Klimas, über das Verhalten der Gletscher im veränderten Klima."
Es sind die leisen Töne, die großen Bilder und Anekdoten, die diesen Roman ausmachen. Der Mensch kämpft gegen die Veränderung an und ist doch so hilflos. Die schmelzende Arktis, Brände, die Gefährdung von Bäumen oder eben Hecken, das Zurückdrängen und Töten von Tieren steht in Beziehung zum Leben der Menschen bzw. in diesem Fall eines ganzen Dorfes. Und das ist dann auch schon fast alles, was man darüber erzählen kann, so wie eben auch dieser Ort in wenigen Worten beschrieben ist. Ich empfand dieses Buch weniger mitreißend, recht überschaubar und auch sehr konzentriert auf die (Nicht-)Veränderung. Obwohl ich nun nicht behaupten würde, dass es ein Lesehighlight geworden ist, macht Molinari sehr bewusst darauf aufmerksam, wie wir mit der Natur, unserer Grundlage umgehen und wie abhängig wir zeitgleich von ihr sind. Und das ist dann vielleicht auch schon der Punkt in diesem Buch und entweder findet man sich darin oder sehnt sich nach anderem, aufregenderem hinter der Hecke.
Wow - was für ein Buch! In den 176 Seiten (E-Book) passiert kaum etwas, trotzdem ist das Lesen dieser Geschichte eine enorm wohlig-traurige Bereicherung!
"Hinter der Hecke die Welt" ist eine Erzählung, die einerseits greifbar macht, wie der Mensch die Erde Untertan macht und unwiederbringbar verändert. Anhand der Reise mit einem Expeditionsschiff in die Arktis und der Protagonistin Dora, die sich an eine unbekannte Welt herantastet und doch deren Veränderungen spürt, wird der Eingriff der Menschheit auf die Natur veranschaulicht. "Vielleicht, sagen sie, gibt es oben im Norden unter dem nun nicht mehr ewigen Eis noch Stellen, die kein Mensch je sah. Vielleicht ist in der Arktis noch mehr Arktis als Mensch."
Andererseits utopisiert und/oder dystopisiert Molinari den Untergang eines Dorfes, das sich kontinuierlich im Schrumpfen befindet; mit all dem Leerstand, der Dorfkasse und den wenigen verbliebenen Menschen, die immer noch weniger werden. Aber auch der Stillstand kommt vor, der nicht sein darf und deshalb akribisch untersucht wird. Nur die Hecke wächst unweigerlich und wird zu DER Touristenattraktion, der einzigen weit und breit. Bis zu einem Ereignis, das dazu führt, dass auch die Besucher*innen ausbleiben... Hier im Mittelpunkt sind die nicht mehr wachsenden Kinder Pina (Doras Tochter) und Lobo, die das Dorf und die Vorgänge darin intensiv und philosophisch betrachten. "Pina und Lobo fragten sich, ab wann ein Dorf als Dorf bezeichnet werden kann. [...] Sie standen auf dem Hügel und hielten sich die Hände so vor das Gesicht, dass sie Teile des Dorfes verdeckten, und überlegten sich, ob das Dorf auch dann noch ein Dorf war, wenn Lobos Haus wegfiel, der Schuppen daneben oder der Steg am Teich."
Um einzelne Gedanken der Protagonist*innen zu unterstreichen, sind Skizzen eingefügt, was der Erzählung auch einen humorvollen Aspekt zukommen lässt. Der Schreibstil ist fast kindlich, die Gedanken oft im Konjunktiv gehalten, was der ganzen Geschichte zusätzliche Phantasterei und magischen Glanz verleiht.
"Hinter der Hecke die Welt" ist sicher kein Buch für jedermann oder jedefrau! Wer ein außergewöhnliches, märchenhaftes Flair in der Gegenwart schätzt, das mit traurig anmutender Gesellschaftskritik und philosophischen Gedankengängen gepaart ist, findet hier jedoch ein Goldstück!
Seit Dörte Hansens 'Mittagsstunde' bin ich bekennender Dorfgeschichten- Fan. Der Mikrokosmos Dorf stellt für mich eine reizvolle Quelle faszinierender Geschichten dar. Das Dorf, in dem Pina und Lobo, die einzigen Kinder, leben, bildet den einen Erzählstrang. Der andere spielt in der Arktis, wo Pinas Mutter auf einer Expeditionsreise unterwegs ist. Im Grunde dreht sich das Buch auf zwei unterschiedlichen Ebenen um das Verschwinden- beleuchtet aus verschiedenen Perspektiven. Dora, Pinas Mutter, sieht in der Arktis die Auswirkungen des Klimawandels, die den meisten Menschen (noch) verborgen bleiben. Ein fragiles Ökosystem, in dem die Einmischung des Menschen stets ein Balanceakt bleibt. Wie hier mithilfe kleiner Anekdoten auf Missstände hingewiesen wurde, gefiel mir gut. Zwischendurch gibt es kleine eindrucksvolle Zeichnungen und Bilder, die diese verdeutlichen. Pina, mit ihrem Vater im Dorf verbleibend, sieht das Verschwinden der Dorfwelt. Keine weiteren Kinder oder Erben mehr, die über alles geliebte Hecke des Dorfes fällt einem Verbrechen anheim, Touristen werden sparsamer und bleiben schließlich ganz aus, Menschen gehen weg.
Generell, so finde ich, ein spannender Roman, der gekonnt die beiden Ebenen miteinander verflechtet und im Kleinen wie im Großen zeigt, wohin wir steuern. Das Dorf als Parabel für menschliche Gesellschaften, das große Verschwinden der Dorfkultur und von Lebenswelten. Also, soweit eigentlich etwas, das mir gefiel.
Was mir aber wirklich sauer aufstieß, ist der Preis des Buches. Für 208 Seiten, die so bedruckt sind dass oft nur einseitig Text ist und so einige Seiten aufgrund kleiner Zeichnungen halbleer, finde ich 24€ schon sehr knackig. Hätte ich das Buch nicht als Rezensionsexemplar bekommen, ich hätte es mir nicht gekauft. Hier empfehle ich dringend, auf die Taschenbuchausgabe zu warten. Die ist es dann aber auch wert.
Das Buch "Hinter der Hecke die Welt" von Gianna Molinari hat mich aufgrund seiner eigenwilligen Herangehensweise und des poetischen Stils beeindruckt. Die Autorin behandelt das ernste Thema des Klimawandels und der Vergänglichkeit auf unkonventionelle Weise, indem sie zwischen der Arktis und einem kleinen Dorf wechselt, in dem eine riesige Hecke im Mittelpunkt steht. Die Metaphern und die subtile Erzählweise machen die Geschichte einzigartig und regen zum Nachdenken an.
Die abwechselnden Perspektiven und die kurzen Kapitel trugen dazu bei, dass ich das Buch schnell durchlesen konnte, da die Struktur die Spannung aufrechterhielt. Das Fehlen eines klaren roten Fadens hat mich nicht gestört, da es zur beabsichtigten Distanziertheit und Unvorhersehbarkeit der Geschichte beitrug.
Die Autorin präsentiert die Trostlosigkeit, die mit dem Klimawandel einhergeht, auf eine eindringliche Weise, ohne belehrend zu wirken. Die poetische Sprache und die Verknüpfung von Fakten und magischen Elementen haben mich tief berührt. Die Geschichte hat mich nachdenklich gestimmt und noch lange nach dem Lesen beschäftigt.
Insgesamt empfand ich "Hinter der Hecke die Welt" als ein literarisches Werk, das Mut erfordert, sich auf eine unkonventionelle Erzählweise einzulassen. Es behandelt wichtige Themen auf eine einzigartige und kreative Weise, und ich schätze die Eigenständigkeit dieses Buches. Für Leser:innen, die nach einem Buch suchen, das den Klimawandel aus einer ungewöhnlichen Perspektive beleuchtet, und die bereit sind, sich auf eine metaphorische und poetische Reise einzulassen, kann ich dieses Werk definitiv empfehlen.
"Hinter der Hecke die Welt" von Gianna Molinari ist ein bemerkenswertes Buch, das mit seinem poetischen Schreibstil und der tiefgreifenden thematischen Tiefe beeindruckt. In der Geschichte steht ein kleines Dorf im Zentrum, das mit dem plötzlichen Erscheinen einer riesigen Hecke konfrontiert wird, die Touristen anzieht und so die drohende Bedrohung des Dorfes abzuwenden scheint.
Molinari präsentiert die Erzählung in einer unkonventionellen Struktur, die zwischen verschiedenen Perspektiven wechselt. Dies umfasst unter anderem die Beobachtungen einer Meeresforscherin in der Arktis sowie die Ereignisse im Dorf. Ihr Schreibstil zeichnet sich durch Poesie und metaphorische Tiefe aus, was der Geschichte eine einzigartige Dimension verleiht. Die Verknüpfung von Natur- und Kulturthemen sowie die subtile Behandlung des Klimawandels machen dieses Buch zu einer literarischen Perle.
Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Handlung nicht linear verläuft und mitunter vage und rätselhaft wirkt. Die Charaktere könnten zusätzliche Entwicklung und Tiefe vertragen, was für einige Leserinnen und Leser eine Herausforderung darstellen könnte.
Alles in allem ist "Hinter der Hecke die Welt" eine Lektüre, die die Leser dazu anregt, über die komplexen Beziehungen zwischen Mensch und Natur nachzudenken. Die künstlerische Herangehensweise der Autorin und ihr poetischer Schreibstil machen dieses Buch zu einer Bereicherung für alle, die bereit sind, sich auf eine metaphorische und philosophische Reise einzulassen. Dies ist ein Buch, das noch lange nach dem Lesen zum Nachdenken anregt und in Erinnerung bleibt.
Die Mutter ist als Forscherin in der Arktis, während die Tochter in einem Dorf weilt. Beide Orte könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch sind sie sich ähnlich, schließlich ist jeder auf seine Art vom Verschwinden bedroht. „Hinter der Hecke die Welt“ ist kein Buch, dessen Handlung sich leicht zusammenfassen lässt. Wir erleben Fragmente aus dem Alltag in zwei Welten und wie die Bewohner sie wahrnehmen. So gibt es Journalisten, die das Forscherteam besuchen, oder Dorfbewohner, die auf das Mädchen aufpassen. Omnipräsent ist der Wunsch, das Dorf attraktiver für Touristen zu machen. „Das Schrumpfen beschäftigte die Leute im Dorf im Allgemeinen. Im Allgemeinen hatten sie Angst vor dem Verschwinden.“ Dem steht eine Auflistung verschwundener Dinge und Personen gegenüber. Das ist wenig greifbar, wie „drei Fische aus dem Teich“, denn wer will diese schon gezählt haben. Aber trotz solcher Skurrilitäten wird eine Dringlichkeit geschaffen, die mit den Figuren mitfühlen lässt. Auch wenn ich mich zwischendurch gefragt habe, ob ich ohne einen logisch nachvollziehbaren Handlungsstrang glücklich würde, hat das Buch einen Sog auf mich entwickelt. Die Bedrohungen der heutigen Zeit werden subtil vermittelt, mit kleinen Zeichnungen versehen und poetisch in Worte verpackt. Ich habe mich in der besonderen Atmosphäre des Romans sehr wohlgefühlt.
"Hinter der Hecke die Welt" von Gianna Molinari ist ein Roman, den ich mit drei Sternen bewerte. Während ich den literarischen Wert des Buches durchaus schätze, konnte mich die Geschichte selbst weniger fesseln.
Eines der positiven Aspekte des Romans ist sicherlich das hochaktuelle Thema des Klimawandels, das auf geschickte Weise in Metaphern verpackt wurde. Die Art und Weise, wie die Autorin diese Thematik in die Handlung einfließen lässt, ist lobenswert und trägt zur Qualität des Romans bei.
Der Roman ist zweifellos skurril, und diese Besonderheit hat mir gefallen. Die poetische Sprache und die ungewöhnlichen Elemente in der Handlung machen das Buch zu einer einzigartigen Leseerfahrung.
Dennoch konnte mich die Geschichte selbst nicht richtig packen. Trotz der Poesie und der literarischen Raffinesse fehlte es mir an einer starken Handlung. Ich hatte Schwierigkeiten, mich mit den Charakteren zu identifizieren oder mit ihnen mitzufühlen, was dazu führte, dass ich mich nicht vollständig in die Welt des Romans eintauchen konnte.
Insgesamt ist "Hinter der Hecke die Welt" von Gianna Molinari ein Buch, das literarisch wertvoll ist und wichtige Themen anspricht. Es ist jedoch ein Roman, der mich aufgrund seiner schwachen Handlung nicht vollständig überzeugen konnte.
Ein Dorf schrumpft. Pina und Lobo, die beiden Dorfkinder, sind die einzige Hoffnung der Bewohner. Doch auch sie wachsen beide nicht weiter. Und dann sind da noch die anderen Probleme: Die leere Dorfkasse zum Beispiel oder die Schule, die schließen musste. Jetzt gibt es nur noch die Hecke, das Herzstück des Dorfes, die von allen gepflegt wird und sogar Touristen anlockt.
Während die Dorfbewohner gegen das Verschwinden ihres Dorfes kämpfen, ist Dora in der Arktis und beschäftigt sich dort mit dem Schmelzen der Eisberge.
Leider konnte mich der Roman nicht vollständig überzeugen. Das Erzählte kam mir zu lose aneinandergereiht vor. Auch der Erzählstil war für mich etwas zu langatmig, hat sich zu sehr im Kreis gedreht. Mir hat Handlung und Substanz gefehlt.
Das war deshalb so schade, weil der Roman Themen behandelt, die eigentlich viel Potenzial haben und die von der Literatur unbedingt aufgegriffen werden sollten. Hier ist dieses Potenzial jedoch leider nicht vollständig ausgeschöpft worden.
„Hinter der Hecke die Welt“ ist ein sehr kurzer Roman, der das verschwinden thematisiert, indem ein Dorf näher betrachtet wird, indem alles immer kleiner und weniger wird. Pinas Mutter ist auf einer Arktis Mission, während sie und ihr Vater gemeinsam mit den anderen Dorfbewohnern zurückbleibt. Die Hecke, die dieses Dorf umgibt ist der einzige Touristenmagnet und erst als die Hecke anfängt zu schrumpfen wird das Ausmaß ihrer Anzugskraft deutlich. Gianna Molibari nutzt Metaphorik um die Folgen des Klimawandels darzustellen. Leider ist dieses Buch sehr müßig zu lesen. Eine Bindung oder ein Tiefgang der Charaktere fehlt komplett. Die Sprünge im Schreibstil erschweren dem Leser das Folgen des roten Fadens und nehmen die Freude am Lesen. Obwohl das Cover anziehend wirkt ist dieses Buch leider kein „Must-read“, sondern eher ein „No-read“.
Es fällt mir unglaublich schwer dieses Buch zu rezensieren, denn wenn ich es in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es "abstrakt". Ich habe im Verlauf des Buches immer mehr das Gefühl gehabt, dass es eigentlich garnicht um dieses Dorf geht, sondern, dass etwas viel größeres im Mittelpunkt steht. Was das allerdings hätte sein sollen, ist mir völlig entgangen. Die Geschichte ist in chronologischer Reihenfolge erzählt; ein richtiges Ende (im "klassischem" Sinne) bleibt allerdings aus. Ich fand es schwierig greifbare Anhaltspunkte im Buch zu finden, an denen sich ein logischer roter Faden erkennen lässt. Ein Thema, das allerdings immer wieder aufgetaucht ist, ist die Natur und insbesondere der Klimawandel. Dies schien auch ins Bild zu passen, hat aber leider auch nicht für mehr Klarheit gesorgt. Was bei mir nach dem Lesen des Buches bleibt, sind riesige Fragezeichen!
Nachdem ich an den Solothurner Literaturtagen Gianna Molinaris Lesung besucht habe wusste ich, dass ich dieses Buch lesen wollte. Sprachlich gefiel es mir unglaublich gut, auch die Bilder und das Gerüst der Geschicht (das Dorf, die Hecke, die in ihrer Grösse stagnierten Kinder, die Namen, Doras Expeditionsreise…) sind super. Inhaltlich geschah jedoch nicht sehr viel und manche Passagen langweilten mich etwas. Trotzdem over all: ein sehr starkes und berührendes Buch!
Sprachlich extrem stark und literarisch - schöne Details, Gedanken und Beschreibungen - Abzug, weil ich das sehr offene Ende nicht so gut verkraften kann :')
In dem Buch werden zwei Geschichten nebeneinander erzählt; einmal von Dora, die die Arktis als teil einer Forschergruppe erkundet, sowie von Pina, Doras Tochter, und dem schrumpfende Dorf hinter der Hecke. Die Zukunft des Dorfes scheint prekär, denn während immer mehr Menschen das Dorf verlassen, wachsen auch die zwei übrigen Kinder, Pina und Lobo, seit einiger Zeit nicht mehr. Einzig die Hecke, der Mittelpunkt des Dorfes, scheint zu gedeihen.
Das Buch springt in kurzen Kapiteln zwischen beiden Geschichten hin und her, und behandelt dabei Themen wie den Klimawandel, das Zusammenleben von Mensch und Natur, und Vergänglichkeit, sowie auch auf persönlicher Ebene die Wünsche und Ängste der Charaktere. Das Buch gibt immer wieder informativ wissenschaftliche Fakten und Forschungen preis, die genau diese Themen untermauern. Das Schreibstil ist zudem sehr poetisch, aber sehr simpel gehalten.
Es ist definitiv nicht für jedermann geeignet, eine Handlung hat das Buch nicht wirklich, auch das Ende hinterlässt ein unzufriedenes Gefühl. Wer sich jedoch gerne mit den genannten Themen beschäftigt, für den kann ich das Buch weiterempfehlen
Pinas Dorf ist von einer riesigen Hecke umgeben – so gross, dass sie sogar Touristen in den kleinen Ort lockt. Wer hingegen nicht mehr wächst, sind Pina und ihr Freund Lobo selbst. Und während die Dorfbewohner auf einen Wachstumsschub der Kinder warten, beobachtet Pinas Mutter in der fernen Arktis das Schmelzen der Gletscher …
Auch «Hinter der Hecke der Welt» ist ein Roman, in dem eigentlich nichts passiert. Gianna Molinari weiss den Gegensatz von Stillstand und unaufhaltsamem Fortschreiten aber in poetischer Sprache zu beschreiben. In vielen kleinen Zwischenkapiteln lässt sich zudem etwas über die arktische Flora und Fauna erfahren – ein perfektes Buch für Leute, die solche Dinge gerne vertiefen und sich in einen Wikipedia-Limbo ziehen lassen. (Ich habe bei der Anatomie von Heilbutten begonnen und bei Raoul Schrotts Tristan da Cunha aufgehört.)
Als ich den Titel und den Klappentext gelesen habe, war mir direkt klar, dass dies ein etwas anderes Buch sein würde. Es geht im kleinen "nur" um ein schrumpfendes Dorf mit einer außergewöhnlich großen Hecke und um Dora, welche aus diesem Dorf kommt, die auf einem Expeditionsschiff durch die arktischen Gewässer fährt, um Sedimentproben zu entnehmen. Doch eigentlich geht es um viel mehr. Um die Auswirkungen des Klimawandels. Wie wir Menschen versuchen einige Dinge zu retten und gleichzeitig so viel mehr zerstören. Insgesamt eigentlich ein Buch mit interessanten Teilen, aber mir hat leider der Lesefluss etwas gefehlt. Es gab viele kleine Abschnitte, die oftmals von einem Gedanken zu einem ganz anderen gesprungen sind. Die kleinen Illustrationen haben mich aber positiv überrascht! So etwas sieht man nur selten in Romanen. Abschließend würde ich sagen, dass dieses Buch definitiv nicht jedem gefallen wird, aber es einige bestimmt lieben werden.