In seinem satirisch-humorvollen Gesellschaftsroman "Frau ]enny Treibel", der 1892 veröffentlicht wurde, entlarvt Fontane die Hauptfiguren in ihren egoistischen Intrigen deutlich genug als sentimental, dünkelhaft oder bieder-pragmatisch. Dennoch kann man schmunzelnd Sympathie gegenüber den Gestalten entwickeln, die zu so erfrischenden Schlüssen kommen wie: »Geld ist Unsinn, Wissenschaft ist Unsinn, alles ist Unsinn. Professor auch«. Wer es bestreite, sei ein Ochse.
Theodor Fontane, novelist, critic, poet, and travel writer, was one of the most celebrated nineteenth-century German men of letters. He was born into a French Huguenot family in the Prussian town of Neuruppin, where his father owned a small pharmacy. His father’s gambling debts forced the family to move repeatedly, and eventually his temperamentally mismatched parents separated.
Though Fontane showed early interest in history and literature - jotting down stories in his school notebooks - he could not afford to attend university; instead he apprenticed as a pharmacist and eventually settled in Berlin. There he joined the influential literary society Tunnel über der Spree, which included among its members Theodor Storm and Gottfried Keller, and turned to writing. In 1850 Fontane’s first published books, two volumes of ballads, appeared; they would prove to be his most successful books during his lifetime. He spent the next four decades working as a critic, journalist, and war correspondent while producing some fifty works of history, travel narrative, and fiction. His early novels, the first of which was published in 1878, when Fontane was nearly sixty, concerned recent historical events.
It was not until the late 1880s that he turned to his great novels of modern society, remarkable for their psychological insight: Trials and Tribulations (1888), Irretrievable (1891), Frau Jenny Treibel (1892), and Effi Briest (1895). During his last years, Fontane returned to writing poetry, and, while recovering from a severe illness, wrote an autobiographical novel that would prove to be a late commercial success. He is buried in the French section of the Friedhof II cemetery in Berlin.
So köstlich amüsiert hat mich schon lange keine Lektüre mehr. In keinem anderen Werk das ich bisher von Fontane gelesen habe, schreibt er so komödienhaft. Da wird die Ehe in all ihren Facetten aufs Korn genommen. An einer Stelle meint Treibel entnervt:
"Und die schlimmsten Ehen sind die...wo furchtbar gebildet gestritten wird., wo, wenn Sie mir den Ausdruck gestatten wollen, eine Kriegsführung mit Sammethandschuhen stattfindet, oder richtiger noch, wo man sich, wie beim römischen Karneval, Konfetti ins Gesicht wirft. Es sieht hübsch aus, aber verwundet doch."
Das ist sowohl eine humorvolle als auch scharfe Analyse von Fontane. Da musste ich sofort an eine Freundin denken, die aus einer Akademikerfamilie stammt, wo das was einen stört ganz vorsichtig und eloquent verpackt wird, während das bei meiner Familie aus dem Arbeitermilieu etwas forscher und direkter gesagt wird.
Die Verlogenheit der Bourgoisie und allen voran der Jenny Treibel die selbst aus dem einfacheren Verhältnissen stammt und in die höhere Gesellschaft eingeheiratet hat, aber um jeden Preis zu verhindern versucht dass ihr Sohn ein Mädchen aus einer unteren Schicht heiratet, ist einfach grandios und amüsant dargestellt. Diesmal ohne die Melancholie die Effi Briest oder Irrungen Wirrungen anhaftet, dafür aber mit Biss und Ironie. Die Charaktere waren allesamt sehr glaubhaft und realistisch dargestellt. Meiner Meinung nach sind Charakterdarstellungen eine der größten Stärken von Fontane. Die Handlung ist ja meistens relativ ruhig, die Personen aber sind so vielseitig in ihren Eigenschaften, manche richtig schön schrullig. Es fühlt sich so an als ob man diese Menschen schon nach wenigen Seiten sehr gut kennen würde, was nicht viele so authentisch schaffen wie Fontane. Insgesamt eine schöne Lektüre die ich mit einem Dauergrinsen im Gesicht genossen habe.
Fontane, wie ich ihn mag. Humorvoll und leicht zynisch im Erzählton. Und in den Dialogen schonungslos, wie er die Beschränktheit vieler Figuren offenbart, allen vor seine titelgebenden Protagonistin. Sie ist Kommerzienrätin oder ins moderne Deutsch übersetzt: Die Ehefrau eines angesehenen Industriellen. Da spielt Herkunft und Bildung keine Rolle beim Besitzbürgertum im 19. Jahrhundert. Eine Bourgeoise, der gerne etwas besseres wäre. Schon alleine die Anrede Frau im Titel ist ein Seitenhieb auf die Hochnäsige. Es geht um die Ehe-Verbindungen der Söhne, also die alte Schwiegermutter-Schwiegertochter Rivalität. Einzig das Ende fällt meines Erachtens etwas ab, denn es passiert nicht viel Überraschendes. Ich war nie so emotional engagiert wie bei Effi Briest. Aber auf jeden Fall ein Platz auf dem Podest meiner persönlichen TOP 3-Fontane-Bücher.
This is aplayful novel about how love and marriage don't go together in the middle classes of 1890s Second Empire Germany busily aspiring to higher status.
The second part of the title "Wo sich Herz zum Herzen findet" comes from Schiller's Lied von der Glocke but is deployed ironically. In this novel the heart doesn't find another heart but seeks the opportunity for social advancement and the action of the novel plays out in a duel over the battlefield of one Leopold Treibel. He is the second and thoroughly below average son of the Jenny Treibel of the title. For Corinna on the one hand marriage to Leopold promises the relative grandeur of dinner parties whose guests include a retired opera singer and two noble women with connections to the Imperial court . However for Jenny Treibel - who delightfully invades and conquerors Corinna's living room before dominating conversation with her at the beginning of the novel - herself up-jumped from lower social status through her marriage to Mr Treibel (they live, as do the Die Poggenpuhls, in a house ideally situated unless the wind blows from the direction of the nearby factory) losing Leopold to Corinna threatens to drag down the family a notch in its standing. Only rapid footwork and an alliance with her daughter-in-law (whose semi-aristocratic Scottish heritage is not something she allows others to ever forget) promise to save the situation. The counterpoint to the Schiller is "man muss mit dem zufrieden sein, was man gerade hat."(p177)
The subject of the novel could easily be oppressive but here unlike in the later Effi Briest this one is light but sharp, like a butterfly collector pinning society to the page.
There is a concern with breading and heritage among the characters that is Darwinian, yet the upwardly mobile Treibels are shown be average at best . Poor Leopold, though an adult, remains under the command of his mother, who even goes so far as to leave instructions for waiters not to allow Leopold to drink more than one cup of coffee. At the same time the interest of Corinna's father in Schliemann's discoveries at Mycenae and particularly the masks believed to be of Agamemnon and co.suggest that (family) history repeats itself first as tragedy and then as comedy, and perhaps since the father at the height of the romantic difficulties will confess to almost wanting to become a Social-Democrat (and so rejecting the social hierarchy and the ambition to climb as close to the Emperor as possible without getting burnt) an allusion to Marx was not unconscious.
Something that I particularly enjoy about Fontane's style is how content he is to carve a slice of life and not to worry about plot. The characters are convincing and carry the story largely through dialogue and a relatively simple plot works because of the integrity of the characterisation. It feels very realistic and leaves me with the feeling that other novels are melodramatic and contrived. Here the writer has achieved the cunning trick of effacing themselves from the novel. The characters speak for themselves. A story emerges through their entirely everyday interactions.
Anders als bei "Mathilde Möhring" ist die ebenfalls aus einfachen Verhältnissen stammende Titelheldin Jenny Treibel, geborene Bürstenbinder (nomen est omen!), nicht die Hauptperson dieser Erzählung. Vielleicht sah sich Fontane deshalb genötigt den Untertitel "Wo ein Herz zum anderen find’t" beizufügen. Zugleich sind es aber die Frauengestalten – neben Jenny die Professorentochter Corinna Schmidt und deren Haushälterin Schmolke –, die die Handlung bestimmen. Die Männer sind entweder Schwächlinge, wie die jungen Treibels Otto und Leopold, oder selbstverliebte Gockel, wie der alte Treibel oder Professor Schmidt. Kennzeichnend dafür sind Sätze wie Sie … hatten ihr Gespräch auf die herkömmliche Art geführt, d.h. Corinna hatte gesprochen. Leopold aber war fest entschlossen auch zu Worte zu kommen.
Dieses Zitat drückt auch die humorvolle Stimmung aus, in dem der Roman geschrieben ist. Dadurch wird Fontanes Kritik an der materiellen (Treibels) und intellektuellen (Schmidts) Bourgeoisie abgemildert. Dies passt zum Autor, der in einem, in den Erläuterungen zitierten, Brief an seine Tochter schreibt: "Ich hasse das Bourgeoishafte mit einer Leidenschaft, als ob ich ein eingeschworener Sozialdemokrat wäre." An gleicher Stelle räumt er aber auch ein: "… ich selber, der ich es grässlich finde, bin zu einem gewissen Grade von ihm beherrscht."
Lediglich die, trotz Lyrik und Hochgefühlen, ganz ausschließlich auf Äußerlichkeiten eingestellte Jenny findet bei Fontane keine Gnade. Sie ist und bleibt, wie es die Schmolke unumwunden ausdrückt eine geldstolze Frau, die den Apfelsinenladen vergessen hat, un immer bloß ötepotöte tut.
Jenny Treibel eignet sich viel mehr als Theaterstück, denn als Roman und ist somit meilenweit von einer „Effi Briest“ entfernt. Trotzdem ist es eine reizvolle und kurzweilige Lektüre. Für das Verständnis der vielen zeitgeschichtlichen und literarischen Anspielung waren die zahlreichen Fußnoten dieser Ausgabe unentbehrlich.
Fontane is a master of characterization; his people are so real it hurts. Foolish, earnest, pompous, lovable, irritating—real. Fontane has the reputation that nothing much happens in his books, but that is not true: murder, suicide, incest, torrid affairs, broken hearts, all abound in Fontane’s novels. True, Fontane makes these emotional maelstroms feel ordinary; but then, they very much are. Less happens in Frau Jenny Treibel than in the average Fontane novel, however. A slice of Berlin life ca. 1892 dressed up as a morality tale of the “follow your heart” variety—but the line between walking into a happy ending and walking into a trap can be thin indeed.
200th Anniversary of the man's birth, seems like a good excuse to read more, and this certainly whetted the appetite very nicely thank you. I'm sure a lot of people would be allergic to this kind of novel which even some of Fontane's contemporaries claimed had not earned its subscription to the genre, for nothing happens really, except a lot of people talk to each other and from their own mouths expose their ludicrous fatuity and self-deception. That's one of the reasons why I enjoy Fontane so much - he almost effaces himself as narrator, only allowing warmly ironic asides, and lets the characters do all the work for him.
Hach, Fontane und ich. Was soll ich sagen. So richtig warm werden wir vielleicht nie, aber zumindest habe ich mich hier sehr schön amüsiert. Frau Jenny Treibel, Verzeihung, die Kommerzienrätin Treibel, ist die Spießbürgerlichkeit in Person und mit Sicherheit die schrecklichste Schwiegermutter, die man haben kann. Anfangs etwas zäh, dann aber immer flotter und mit einer beinah Shakespear'schen Auflösung.
Mit „Frau Jenny Treibel“ setzt Fontane gewissermaßen seine Reihe der Bücher mit selbstbestimmten und eigensinnigen Frauen fort. Seine Protagonistinnen oder auch Nebendarstellerinnen sind in ihren Gedanken eigen, modern und fühlen sich mitunter zu schade, um sich so verheiraten zu lassen, wie es gewünscht oder gesellschaftlich angedacht ist. Auch Corinna, die Tochter Professors Schmidt, hat für sich und ihre Ehe anderes im Sinn als das, was für sie vorgesehen wurde. Fontane zeigt in seinen Büchern auch immer, dass er trotz spitzer Feder, seinen Personen gegenüber und allen voran den Frauen, Mitgefühl und Sympathie entgegenbringt. Mit kritischer Beobachtung zeigt er anhand der Lebensentwürfe seiner Charaktere, die gesellschaftlichen Schieflagen und Widersprüche auf und gibt uns Lesern so Einblicke in wesentliche Aspekte bezüglich der Frau im 19. Jahrhundert. Fontane scheint es darum zu gehen, Frauen ein Gehör zu verschaffen und um Verständnis für ihre Schicksale zu werben. Seine eigene Ehe gestaltete er bereits freier, offener und auf Augenhöhe. All dies verpackt Fontane, wie ich finde in einer wunderschön ironischen Sprache, die sich, obwohl sie leicht und schnell zu lesen ist, nichts an Tiefgang, Poesie und vor allem treffsicheren Formulierungen vermissen lässt. Ich musste oft schmunzeln, ob seiner Formulierungen und genutzten plakativen Redensarten, Glaubenssätzen und Standpunkten, die sich teilweise bis in die Neuzeit erhalten konnten. Zum Glück gibt es hier mittlerweile ein Umdenken und Hinterfragen. Die Thematik in „Frau Jenny Treibel“ erinnert mich an die Thematik in den Büchern Jane Austens, die damit ebenfalls, auf ihre Weise, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten vermochte. Allerdings ist Fontanes Spiegel gnadenloser, direkter, bissiger und vor allem klarer, sodass niemand sagen könnte, dass er sich, ob dessen Milchigkeit, nicht zu erkennen vermag.
Kommerzienrat Treibel mochte ich sehr, weil er die Überheblichkeit mancher so herrlich auflaufen lassen konnte.
If I ever needed a proof that there's a right time to read a book, Jenny Treibel's rating on goodreads is it. Ignore the majority of ratings and reviews. They are written by pupil and students who had to read it for school or university. It doesn't make any sense putting this book on a syllabus. Its message will be lost, most probably it will turn people away from literature. Too much talk about seemingly nothing, not enough happening, no characters to identify with. In short, too much reality.
It nearly did the same for me. I had to read it for school as well. I never came past the first page and instead read the synopsis from Kindlers Literaturlexikon. Enough to get a decent grade. Fontane afterwards was the symbol of boring literature for a long time until I rediscovered German literature around the age of 30 again. I read Effi Briest and enjoyed it. But it took me another fifteen years before I finally discovered that Jenny Treibel is a good book, possibly even better than Effi Briest because of its more mundane look on society.
The name-giving Jenny is an ignorant industrialist's wife, deeming herself to be a poetic soul while all that matters to her, glitters. Her counterpart and soulmate under reversed signs is the witty, slightly narcisstic Professor Schmidt. The plot revolves around the two families and their acquaintances. The book could easily be dismissed as an inconsequential melodrama. The German subtitle "Wo Herz zum Herzen find't" is the program. But then, Fontane's delicate irony would go amiss. Lovingly crafted characters still valid today, taunting statements on society less valid nowadays.
Do yourself a favor and don't read this before being at least 40 years. Then, your rating might be truer than what it is currently on here.
Für mich wirklich DAS Buch des deutschen Realismus! Voraussetzung für den Lesegenuss sind allerdings gute Kenntnisse zur Wissenschaftsgeschichte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts! Wer über die Popularisierung der Evolutionstheorie, der Genealogie und Archäologie zu dieser Zeit Bescheid weiß, der wird den feinen Wortwitz genießen können. Ohne diese Vorkenntnisse könnte das Buch sehr trocken und langweilig wirken!
Frau Jenny Treibel ist keine angenehme Person. Sie gönnt ihrem Sohn die lebendige Corinna nicht, die aus ähnlichen Verhältnissen wie sie stammt, aber nicht zu dem Leben passt, das Jenny jetzt führt. Für Corinna ist das sicher die bessere Entscheidung, denn wer weiß, wie sie sich verändert hätte, hätte sie in die Familie Treibel eingeheiratet. Schade finde ich nur, dass der junge Treibel nicht um seine Liebe gekämpft hat, sondern komplett unter dem Fuchtel der Mutter steht und sich von seiner Verlobten... nicht trennt, denn dazu ist er zu passiv. Vielmehr lässt er die Sache einschlafen.
Insgesamt finde ich Frau Jenny Treibel eine nette Geschichte, allerdings mit einer furchtbaren Protagonistin.
Fontane gibt mit seinem Gesellschaftsroman „Frau Jenny Treibel“ auf eine humorvolle Art und Weise Einblick in verschiedenste gesellschaftliche Schichten der damaligen Zeit. Dies vollbringt er vor allem durch Gesprächen am Tisch oder beim Spazieren, in denen sich die Figuren durch ihre Unterhaltungen selbst als exemplarisch für ihre „Sorte“ entlarven.
Die Erzählperspektive ist mit dem stetigen Wechsel zwischen Nullfokalisierung und changierender interner Fokalisierung überaus interessant gewählt, da dies beim Lesen für Abwechslung sorgt und der Einblick mehrerer Figuren gewährleistet wird. Fontanes Erzählweise erinnert wahrhaftig an einen Film mit einer fantastischen Kameraführung – einzig die Unterhaltungen zwischen bestimmten Figuren können dem ein oder anderen Leser etwas langweilig erscheinen (so ging es mir jedenfalls das ein oder andere mal). Jedoch halten die vermeintlich langatmigen Gespräche eine große Wirkung für den Gesellschaftsroman inne, denn diese spiegeln schließlich die Figuren, die sie führen, wider. Eben dies verleiht dem Text Authentizität.
2 sehr gut gemeinte Sterne für diese absolut langweilige Geschichte über langweilige Charaktere mit langweiligen Gesprächen und langweiligen "Problemen". In der Mitte wurde es mal etwas spannender und der Hörbuchleser ist super, deshalb habe ich es auch tatsächlich durchgehört.
I have noticed the bad habit in myself of relying on reference to other books to explain a book, and I shall try to stop doing that. But I will indulge myself on this book, and I feel partly justified because it is a lesser-known classic, and maybe comparison to its peers is the best way of explaining it. It puts me in mind of four things. First, it feels most similar to a novel by Jane Austen. The first half of the book meanders, for better or worse depending on what you like. Characters are introduced, discussed, and revisited before they really enter the plot, and when the plot strikes it feels like a culmination. Jenny Treibel does a good job of this, and the pacing isn't bad at all because the work is fairly short. On the other hand, it also puts me in mind of Eliot's Middlemarch, which is one of my favorite books. It introduces many characters and gives them genuine attention without adding them into the plot, and in doing so manages to paint a thorough picture of a land, in this case Imperial Germany in the late 1800s. It does a good job as far as the picture painting goes, but is simply too short for the number of well-built characters. Middlemarch read like an encyclopedia of characters, and you knew to enjoy the vignettes while they lasted. In this book, though, each character and plotline seems like it will be important, because surely the author wouldn't spend a chapter building up a minor character when there's only 14 chapters! So when the story takes another turn, I was disappointed to not see the ambitions of the character (or at least the ones I had built for them in my head) given any more thought. The third work (it seems a great many words now since I began this list) is Shakespeare's Taming of the Shrew: Corinna, like Kate, is high-spirited, thoughtful, and independent, and like Corinna, seems somehow sadly changed and muted by the end, and while the story seems to demand happiness of the reader, I can't help feeling terribly sad, and disappointed with Corinna as I was with Kate, that they seem to resign themselves. I should here point out that whatever Taming of the Shrew is about (I'm still rather confused), this book doesn't subject Corinna to blatant abuse or even subjection; quite the opposite. The fourth thing this book put me in mind of, I'm hesitant to mention: the rise of the Nazi Party. I hate to mention it, because I don't think all of German history should be viewed only through the lens of what it would become, but one of the characters is almost chilling as a foretaste of the Nazis (remember this book was written in the late 1800s). One of the main characters is dabbling in politics, and hires as his publicist the man Vogelsang. A vitriolic, mustached veteran of Germany's wars, Vogelsang inspires a certain disgust in the genteel, Anglophile Germans that populate the novel, but they leave him to his own devices; on campaign, he espouses a policy of a strong people under a single strong leader (the glossary to my edition pointed out the similarity to the "ein volk, ein fuhrer" of later, and seeks to get rid of both the social democrats and the traditional aristocracy. Creepy, right? At any rate, a decent read overall, and I didn't mention, but quite humorous in places.
Frau Jenny Treibel bzw. Wo sich Herz zum Herzen find't ist ein Roman aus der Zeit des Königreichs Preußen. Eine Zeit, in der Deutschland das Industrieland war, in der der Kapitalismus an Macht gewann und sich eher Geldsack zum Geldsack gefunden hat, was auch hervorragend an den beiden Familien gezeigt wird, die uns Fontane näherbringt. Und obwohl diese Zeiten ziemlich weit weg erscheinen, so dürfte dieser Roman doch dem gleichkommen, was man heute an zeitgenössischer Literatur zu bieten hat. Man könnte sogar behaupten, es handle sich bei dieser Geschichte um eine ähnliche, wie sie damals über Romeo Montague und Julia Capulet von Shakespeare verfasst worden war. Aber eben mit viel weniger Dramatik und einem ganzen Stück weniger romantischer Liebe. Denn bis auf Leopold kann man eigentlich von keiner Figur sprechen, die so etwas überhaupt empfindet. Generell zeichnet sich dieser Roman vor allem durch seine Kritik an der Gesellschaft aus, die sich nicht nur auf die damalige, sondern auch heutige beziehen lässt. So ungern man es zugibt, soziale Stände bzw. Klassen spielen noch immer eine wichtige Rolle im Leben eines jeden und beeinflussen dieses auch auf gute oder schlechte Weise. Unter meinen Altersgenossen ist dieses Standesbewusstsein vor allem an Markenklamotten festgemacht worden: Wer keinen Hollister-Pullover besitzt, der ist gleich raus. Insofern könnte dieser Roman unter gewissen Bedingungen auch im Deutschland der heutigen Zeit spielen. Fontane prangert an, dass selbst das Bildungsbürgertum, das sich durch sein Wissen und seinen lehrhaften Ton und vor allem das Streben nach geistig ,,Höherem'', nur daran interessiert ist, in der Gesellschaft aufzusteigen, auch wenn dieses die Bourgeoisie verachtet. Am besten erkennt man dies noch an Gesprächen zwischen Wilibald und seinen Freunden, die sich allen Ernstes darüber unterhalten, ob denn nun Hummer oder Krebse besser sind. Fontanes Verachtung für diese Menschen lässt sich sehr gut anhand der Überspitzung der Szenen und durch das Vorführen der Widersprüchlichkeit einzelner Personen ausmachen, doch zugleich schwingt auch eine gewisse Note von Verständnis mit, vor allem gegenüber Corinna. Dennoch bleibt Fontane grundlegend negativ zu diesem Streben nach höherem Einkommen, großen Villen und Brillantohrringen eingestellt, was die Kritik an seinen Hauptfiguren umso schärfer erscheinen lässt. Dazu erzählt er die Geschichte zwar wirklich ausführlich und man muss sich durch die ersten 50 - 70 Seiten aufgrund all des Small-Talks und der Unwichtigkeiten in diesen durchquälen, jedoch wirkt auch eine gewisse Frische in seinen Worten amüsierend auf den Leser, sodass die Geschichte zwar prinzipiell nichts Besonderes ist, Fontane ihr aber doch einen gewissen Pepp verleihen kann. Dies ändert aber nichts daran, dass mir weniger detaillierte Gespräche zwischen diesen Blubberköpfen bestimmt eher gefallen hätten, als ihrem verlogenen Gerede über Literatur und ihren ach so philosophischen Sprüchen zuzuhören, vor allem wenn man sich selbst nicht mit den Werken auskennt, die dort besprochen werden. Man fühlt sich aufgrund dessen wirklich wie ein Kleinkind, das noch keine Silbe sprechen kann und Erwachsenen bei ihrem unverständlichen Gerede zuhört. Insofern ist dieser Roman teilweise wirklich anstrengend, da man keinen blassen Schimmer hat, worüber diese Personen dort reden und das Informieren über diese Themen viel zu lange dauern würde. Noch schlimmer ist es allerdings dadurch, dass man mit all diesen Personen - eventuell mit Ausnahme von Professor Schmidt - nicht warm wird. Selten habe ich so unsympathische und heuchlerische Charaktere kennengelernt, wobei einer schlimmer ist als der andere. Jenny Treibel hängt einem schon von Anfang an zum Hals raus, weil sie so nostalgisch ist und poetisch tut, obwohl sie nicht das Geringste davon versteht und letztlich doch selbst nicht weiß, was sie möchte: einerseits ist sie eifersüchtig auf Menschen, die in schlechteren Kreisen leben als sie, auf der anderen Seite verachtet sie sie und sonnt sich darin, dass sie von jenen beneidet wird. Eine vollkommen irrationale Frau, die außerdem noch einen gewaltigen Kontrollwahn hat und hierbei das Weicheier-Dasein ihres Mannes und ihrer Söhne für ihre Zwecke ausnutzt. Generell erschien mir die Treibelsippe widerwärtig und selbst Leopold, der an sich genau dieses romantische Denken hat, das seine Mutter zu denken vorgibt, ist aufgrund seiner Passivität und fehlenden Selbstbehauptung auch nichts mehr als ein Mann, der große Töne schwingt, jedoch nichts dafür tut, um sich ein eigenes Leben aufzubauen. Die Freunde Schmidts und seine Familie sind auch nur im geringen Maße weniger abstoßend. Bei ihnen kommt man noch weniger in Gesprächen mit, und auch das ständige Schmachten der Haushälterin über ihren verstorbenen Ehemann geht einem dann doch auf den Geist. Von daher kann man verstehen, warum Corinna aus diesem Haushalt fliehen will und sich in Sicherheit darüber wiegt, dass der naive Leopold ihr dafür Tür und Tor öffnen wird. Von der nüchternen Seite aus betrachtet, kann man sie für dieses kombinatorische Geschick loben, aber sich an jemanden zu binden, um dem eigenen Schicksal zu entfliehen, empfinde ich doch als relativ schwach und auch von Verzweiflung geprägt. Letzten Endes tut sie einem zwar schon Leid, jedoch wünsche ich mir auch beim besten Willen nicht, dass es nach ihrer Nase läuft. Grundlegend haben aber all diese unsympathischen Figuren etwas Gutes - sie haben Tiefe. Deswegen können sie mir noch so unsympathisch sein, Fontane hat eigentlich eine relativ gute Arbeit geleistet, sodass man ihm nicht vormachen kann, dass seine Charaktere zweidimensional wären. Vor allem die Geschichte zwischen Schmidt und Jenny ist eigentlich recht traurig und zeigt, wie ungerecht die Gesellschaft sein kann. Und nimmt man nicht immer in Kauf, auf Personen zu stoßen, die man nicht leiden kann, wenn man sich einen gesellschaftskritischen Roman zur Hand nimmt? Was man jedoch auch nicht sonderlich loben kann, ist der Verlauf der Geschichte. Zwar hat mich das Ende überrascht, da es sehr realistisch ist - hätte mich in der Epoche des deutschen Realismus eigentlich nicht wundern müssen -, jedoch braucht Fontane unheimlich lange, um den Wendepunkt der Geschichte einzuführen. Bis dahin tritt das Geschehen des Romans eher auf der Stelle, was wegen den Charakteren und deren oberflächlichen Gesprächen umso schlechter zu ertragen ist. Auch kurz nach dem Wendepunkt passiert eigentlich kaum etwas, da man hauptsächlich eine Art Urteil abwartet, das nicht kommen will. Insofern besitzt das Buch alles andere als einen gelungenen Spannungsbogen.
Alles in allem ein eher durchschnittliches Buch, das man auch hervorragend auf unsere heutige Zeit übertragen kann. Zwar sind die Kritik und der Schreibstil Fontanes nicht zu verachten, ersteres sogar sehr wohl und spitz angeprangert, sodass der emotionale Grad der Geschichte trotz dem Fehlen von Liebe in einer ,,Liebesgeschichte'' sehr hoch ist, jedoch fehlt es an Sympathieträgern oder sonstigen Faktoren, die dazu beitragen, dass man weiterlesen will. Sollte man auf träge und vorhersehbare Handlungen und einen groben Plot stehen, so wäre dieser Roman bestimmt empfehlenswert. Ansonsten ist er jedoch durchschnittlich und auch kein Meisterwerk der deutschen Klassiker, das man lesen müsste.
Gesamtpunktzahl: 3.00/5.00 Punkten
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Theodor Fontane erkundigt in diesem Büchlein, was heutzutage so charakteristisch im kollektiven Gedächtnis für das 19. Jahrhundert verzahnt wird: die Heiratspolitik. Mit einer allgemein humorvollen und leichten Atmosphäre werden vor allem die Familien Treibel und Schmidt auf die Bühne gestellt – die Treibels eine, wenn nicht reiche, dann wohlhabende Bürgertumsfamilie & die Schmidts, aus bescheideneren Verhältnissen, aber ohne Mangel an Herzlichkeit oder Witz. Besonders nett an dem Roman ist eigentlich, wie hübsch die ganzen Persönlichkeiten vorgestellt sind. Frau Treibel, trotzdem sie eine poetische Natur in Anspruch nimmt, ist in ihrem Urteilsvermögen bei Liebesfragen noch sehr der Standesnorm und den finanziellen Abwägungen verhaftet, sehr zum (wohlgemerkt kurzlebigen) Leid der Professorstochter Corinna, die sich mit Frau Jenny Treibels Sohn Leopold zu verheiraten gedenkt, aber - nach außen hin wegen ihres von ihrem Vater wohlerzogenen, zu stark ausgeprägten Selsbtbewusstseins (denn darin fehlt es Leopold), in wahrem Kern wohl aber wegen ihrer niedrigeren Verhältnisse, von der Frau Kommerzienräting Treibel auf das Äußerste abgelehnt wird. Besonders lieblich fand ich den alten Willibald Schmidt, der mit seiner Professorsnatur die ganzen Szenen halb belustigt - halb lebensweise beobachtet und von dem zu lesen ein bequickendes Gefühl hervorbrachte. In seiner Gesamtheit ist die Lektüre bar jeglicher steifen Strenge oder Ernsthaftigkeit, vielmehr durchpulst wird das Buch von einem federgewichtigen Humor, so dass sich das Büchlein als Satire der eigenen Zeit ohne Umschweife verstehen lässt. Ständiger Begleiter ist die feine Gewandheit Theodor Fontanes im sprachlichen Ausdruck, denn da, wo die zuweilen ausufernden Heiratsgesuche des 19. Jahrhunderts – namentlich die damit in Verbindung stehenden, nach den Gesetzmäßigkeiten der gelegentlich übertriebenen Höflichkeit geformten Gespräche – ein wenig zu ermüden drohen, lässt sich doch zumindest eine Unterhaltung in der Schönheit der Sprache finden. Das Ende persönlich ein wenig unzufrieden hinnehmend – ich habe das Gefühl, der arme Leopold kam in dieser Geschichte insgesamt am schlechtesten weg, und mit dem hat man doch wohl ein kleines Mitleid –, 4 Sterne :)
Jenny Treibel, née Besenbinder, Gattin eines Kommerzienrats, ist geschlagen mit einer Hamburger Schwiegertochter und soll nun auch noch auf Druck jener deren Schwester ermuntern, ihren Sohn Leopold zu ehelichen. Das gilt es zu verhindern. Leider ist die schlaue Tochter eines Ex-Freundes, der es nur zum Professor gebracht hat, auch hinter dem Sohn her, und schafft es durch ihre Schläue, durch gezieltes Herumtächteln mit einem Herrn Nelson, dem etwas tumben Sohn ein Eheverprechen abzunehmen. Da diese Ehe noch ungünstiger unserer Frau Treibel erscheint, findet sie sich mit Hildegard, der zweiten Hamburgerin ab. Ohnehin ist eh der Vetter der Corrinna für sie geschaffen, und darum heiratet sie auch den. Wie schön. Sehr witzig geschrieben, aber auch sehr bildungshuberisch. Viele Fremdwörter und Anspielungen, die man heute kaum noch versteht. Aber wenn doch, umso besser. Was ja auch der Sinn von Bildungshuberei ist. Allein der gediegene Ehestreit zwischen Jenny und Gatten, den man kaum als Streit wahrnehmen kann oder zwischen Otto und Helene lohnen die Lektüre.
Keine schwere Geschichte, aber durch die vielen Bezüge auf mir Unbekanntes (es wird eine Menge Wissen vorausgesetzt, welches ein studierter Leser aus Nordwestdeutschland um 1880 sicherlich besaß, mir aber abgeht) für mich in den Details teilweise schwer bis nicht verständlich, im Großen aber ein erfrischender Einblick in den Witz, die Werte und das Leben der Studierten und Bourgeoisen vergangener Tage. Fontane präsentiert sich hier dem Geldadel gegenüber kritisch, sogar zynisch, dem Gelehrten jedoch zugetan und gefällt sich auch als moderater Verfechter der Emanzipation der gebildeten Frau. Die Geschichte dreht sich um die Träume einer jungen, intelligenten und gebildeten Professorentochter von finanzieller Sicherung durch die Heirat in eine reiche Fabrikantenfamilie und den Standesdünkel der Fabrikantengattin, welche einerseits selbst aus der Armut hochgeheiratet und heuchlerisch von Poesie und Abenteuer schwärmt, andererseits beherrscht vom Standesdünkel diese Heirat "nach unten" für ihren eigenen, verliebten und willigen Sohn ablehnt. Da ich von den extrem schnell getakteten Geschichten, in denen vor lauter Action weder die Charaktere noch die Kulisse aufgebaut werden, abgestoßen bin und die ständigen Darstellungen von Gewalt in vielen modernen Storys mir die Immersion unmöglich machen, weil ich wenige Erfahrungswerte in diesem Bereich besitze, sind Geschichten, in denen der Autor sich Zeit lässt, eine ausführliche Beschreibung aller Umstände zu liefern, bevor das Drama beginnt und dieses dann um Gefühle und Wünsche herum gruppiert, mit denen ich auch etwas anfangen kann, sehr willkommen. Hier sagt mir das Absichern des eigenen Wohlstands und der gesellschaftlichen Position sowie der Kampf diese Wünsche im Alltag durch Wortgefecht und nebulöse und diffuse Intrigen gegen Andere durchzusetzen, die ich im Ansatz kenne und die mich deshalb natürlich auch emotional mitreißen können, zu.
Es war schon irgendwie witzig, aber Theodor Fontane macht immer wieder einen Fehler für mich und zwar tut er ganz gerne so in seinen Büchern, als würde er Frauen verstehen oder zumindest wirkt es auf mich, als würde er das über sich denken und auch als würde er Frauen wertschätzen. Aber dann sagt hier ein Vater zu dem Verehrer seiner Tochter (ihr Cousin übrigens, sein Neffe, igitt, aber das war die Zeit), dass er sie am Ende haben wird. Und sie hat sich überdeutlich darüber geäußert, dass sie das nicht so sieht. Was einfach mal ignoriert wird. Alle wissen ja, dass die beiden perfekt für einander sind. Ich weiß das ist hier eher nebensächlich in dem Buch und trotzdem. Uagh...
Aber man muss solche Sachen irgendwie auch akzeptieren können bei Büchern aus der Zeit, die von Männern geschrieben wurden. ja, war witzig, das Buch hat sicherlich einige Mütter inspiriert bei dem Versuch ihre Söhne von unpassenden jungen Damen zu retten, eine Ausgabe steht bestimmt im Regal jeder Mutter in einem K-Drama, also 3 Punkte.
Not my favorite Fontane but still a worthwhile read. Jenny Treibel is a shopkeeper's daughter who married above her station and is determined that her progeny should do the same. Although she likes to cast herself as a poetic soul, the only things that matter to her are status and money. Once upon a time Jenny flirted with Wilibald Schmidt, but as he was a lowly professor, she ditched hims as soon as her figure captivated an industrialist. When Schmidt's daughter Corinne gets engaged to Jenny's younger son Léopold, Jenny does everything in her power to thwart the young people - and succeeds easily because Léopold is a nincompoop, and Corinne is not materialistic enough to marry him just for his money. In the end Léopold marries into a wealthy Hamburg family, and Corinne marries her cousin Marcel, whom her father always favored. This rather slim and hackneyed plot is enlivened by Fontane's customary gentle wit but I can't quite understand why it's supposed to be one of the highlights of this wonderful writer's bibliography.
I selected this because I enjoyed Fontane's other book and I read that this was his quintessential Berlin book. I expected Jenny Treibel to be a young character, but she is the mother. Probably not much older than I am. Jenny was a grocer's daughter who married a factory owner with a civic title who is running for higher office. That plot point offers scope for historical lessons as well as humor, as he puts a comic character in charge of his campaign. But Jenny's conniving for her son and resenting the interests of the daughter of her old friend (and youthful admirer), a classics professor. The bourgeoisie versus the intellectual. Who won? There's many ways of judging that.