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Grenzenlos und unverschämt

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May Ayim versammelte in diesem zuerst 1997 veröffentlichten Werk ihre wichtigsten Aufsätze, Interviews und Reden und schuf so eine Bestandsaufnahme der rassistischen Zustände im wiedervereinigten Deutschland. Wissenschaftliche Arbeiten zu Geschichte, Erziehung und Therapie verbindet die Autorin mit autobiografischen Erinnerungen und der ganz persönlichen Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte und Realität als Schwarze Deutsche.

Ihre Texte über den »Stressfaktor Rassismus« oder »Ethnozentrismus und Geschlechterrollenstereotype« sind bis heute wegweisend und die »Gespräche« mit anderen afrodeutschen Frauen berühren noch genauso wie vor 35 Jahren.

Einen Einblick in das Leben von May Ayim bietet der biografische Essay der Journalistin Silke Mertins, die mit Menschen gesprochen hat, die May Ayim noch gekannt, mit ihr gearbeitet und gelebt haben. Ihre Eindrücke, Gefühle und Erfahrungen hat sie zu einem höchst lesenswerten Portrait verdichtet.

Kurz »Grenzenlos und unverschämt« ist ein ›Klassiker‹ der afro-deutschen Kultur.

191 pages, Paperback

First published January 1, 1997

4 people are currently reading
451 people want to read

About the author

May Ayim

13 books45 followers
May Ayim (3 May 1960 in Hamburg – 9 August 1996 in Berlin) is the pen name of May Opitz (born Sylvia Adler); she was an Afro-German poet, educator, and activist. The child of a German mother and Ghanaian medical student, she was adopted by a white German family when young. After reconnecting with her father and his family in Ghana, in 1992 she took his surname for a pen name.

Opitz wrote a thesis at the University of Regensburg, Afro-Deutsche: Ihre Kultur- und Sozialgeschichte aus dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen (Afro-Germans: Their Cultural and Social History on the Background of Social Change), which was the first scholarly study of Afro-German history. Combined with contemporary materials, it was published as the book Farbe Bekennen (1986). This was translated and published in English as Showing Our Colors: Afro-German Women Speak Out<?i> (1986). It included accounts by many women of Afro-German descent. Ayim worked as an activist to unite Afro-Germans and combat racism in German society. She co-founded Initiative Schwarze Deutsche (Initiative of Black People in Germany) to that purpose in the late 1980s.

(from Wikipedia)

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Displaying 1 - 9 of 9 reviews
Profile Image for leynes.
1,317 reviews3,685 followers
November 5, 2023
Anlässlich des 25. Todestages von May Ayim hat der UNRAST Verlag eine Auswahl ihrer Sachtexte als Sammelband unter dem Titel Grenzenlos und unverschämt neuaufgelegt.

Die vorliegenden 13 Texte wurden erstmals 1997 zusammengetragen und posthum veröffentlicht. Der vorliegende Band versammelt Aufsätze, Interviews, Briefe und Redebeiträge von May Ayim aus verschiedenen Publikationen. Der Themenschwerpunkt liegt auf ihren Beobachtungen und Analysen der rassistischen Zustände im wiedervereinigten Deutschland der 90er-Jahre sowie ihrer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Rassismus und kultureller Vielfalt in den Bereichen Erziehung, Therapie und Logopädie.

Der Sammelband war jahrelang vergriffen. Daher ist es umso schöner, dass er nun wieder über den UNRAST Verlag im Handel erhältlich ist – mit einem neuen Vorwort von Josephine Apraku und einem Lebenslauf wie biografischen Essay von Silke Mertins. Mertins sprach kurz nach May Ayims Tod mit Menschen, die sie persönlich kannten und mit ihr gearbeitet hattet, und verdichtete ihre Eindrücke zu einem berührenden Porträt.

Grenzenlos und unverschämt gehört zu meinen liebsten Sachbüchern. Es ist ein Buch, was mich tief bewegt und sehr mitgenommen hat, mir gleichzeitig die Augen öffnete und May Ayim als Privatperson wie Aktivistin näher brachte. Als Schwarze deutsche Frau ist es unglaublich empowernd, zu erfahren, wie sich Schwarze deutsche Frauen in der Vergangenheit organisierten, Bündnisse schlossen und sich für Antirassismus und soziale Gerechtigkeit einsetzten. Es sind Bücher wie diese, die mir Kraft spenden und mir vor Augen führen, dass meine Generation nicht alleine kämpft. Der Weg wurde uns geebnet – unter anderem von May Ayim.

In dem ersten versammelten Text, “Ein Brief aus Münster”, reflektiert May Ayim darüber, wie der 1. gemeinsame Kongress ausländischer und deutscher Frauen, der 1984 in Frankfurt am Main abgehalten wurde, sie politisierte. Sie berichtet davon, wie “viele Konflikte in mir schlagartig aufbrachen, die ich bisher oft runterschluckte oder als persönliche Überempfindlichkeit individualisierte und verdrängte.” Aus dieser Erfahrung, dem Austausch mit anderen Frauen in ihrer Situation, zog sie den Schluss, dass sie sich nicht zurückziehen dürfe, sondern sprechen müsse.

Dieser Brief wird vielen marginalisierten Menschen, die in den letzten Jahren – sei es durch den NSU-Prozess, die Black Lives Matter-Bewegung oder die Terroranschläge in Halle und Hanau – politisiert wurden, aus der Seele sprechen. Die Zerrissenheit zwischen “Dazugehören und Nicht-Dazugehören”, die May so eindrücklich beschreibt, ist den meisten von uns bekannt. So auch das Bedürfnis, sich endlich aus der Starre und dem Schweigen zu befreien und endlich zu sprechen, Worte für die eigenen Erfahrungen zu finden und sich mit Gleichgesinnten zu solidarisieren.

Aus den Texten “Drei afro-deutsche Frauen im Gespräch” und “Wir wollen aus der Isolation heraus” habe ich vor allem mitgenommen, dass jede Bewegung klein anfängt. Aus diesen Gesprächen wird deutlich, dass Initiativen wie die ISD oder das Studierendenprojekt, aus dem Farbe Bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte entstehen sollte, zunächst einmal nur aus einer Handvoll Leuten bestanden. Um langfristig als Gruppe aktivistisch arbeiten zu können und etwas zu bewegen, ist vor allem Vernetzung wichtig: Mitglieder anwerben, Bündnisse schließen, aus der Isolation herauskommen und die eigenen Belange in die Öffentlichkeit tragen.

Bei “Ethnozentrismus und Geschlechterollenstereotype in der Logopädie” handelt es sich um eine von May 1989 verfasste Hausarbeit, in der sie logopädische Lehr- und Übungsmaterialien untersuchte. Die in der Arbeit entwickelten Ansätze setzte sie in einer Sprachtherapie mit zwei Kindern praktisch um und dokumentierte sie hier. An anderer Stelle berichtet May davon, dass ihr Betreuer der Themenauswahl zunächst kritisch gegenüberstand und sie dafür kämpfen musste, über Ethnozentrismus schreiben zu dürfen. Als Schwarze Frau ist es immer wieder erschreckend zu sehen, welche Steine einem in den Weg gelegt werden – vor allem in akademischen Bereichen.

“Das Jahr 1990 – Heimat und Einheit aus afro-deutscher Perspektive” ist einer der eindrücklichsten Aufsätze des Sammelbandes. Hier beschreibt May, wie sie die Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer wahrnahm, wie die Stimmung im Land förmlich kippte und Ausländer*innen und jene, die als solche wahrgenommen wurden, nun in einem erhöhten Maß Anfeindungen auf der Straße bis hin zu Terroranschlägen und Menschenjagden ausgesetzt waren. Wie immer findet May die passenden Worte, wenn sie fragt: “Wer umarmte sich da in deutsch-deutscher Vereinigung, und wer wurde umarmt, vereinnahmt, verstoßen? Wer zum ersten Mal, wer schon wieder, wer schon immer?”

Grenzenlos und unverschämt ist ein unglaublich wichtiges Buch, welches ich euch allen nur wärmstens ans Herz legen kann. Hier ist der Name wirklich Programm. May Ayim setzte sich bedingungslos für die Rechte von Minderheiten in Deutschland ein – und das auf unverblümte Art und Weise. Ihre direkten und kompromisslosen Forderungen sind erfrischend und bis heute brandaktuell: Menschenrechte sind unverhandelbar!

Mit ihrem Werk machte May Ayim afrodeutsche Perspektiven sichtbar und schrieb sich endgültig in deutsche Geschichte ein. Sie ist und bleibt eine Inspiration.


[Dieses Buch wurde mir vom UNRAST Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.]
Profile Image for qershore.
173 reviews23 followers
March 23, 2021
Big thanks to leynes for making me aware that this book exists! I'm excited to be reading this
Profile Image for Walter.
42 reviews12 followers
January 6, 2021
4,5/5

Wow ich bin geflasht von dieser Frau. Wie sie in den 80ern schon über ihre Erfahrungen als Afro-Deutsche schreibt. Das Buch umfasst Gedichte, Interviews und wissenschaftliche Arbeiten von May Ayim. Gerade die Gedichte haben mich richtig beeindruckt. Ich liebe, wie sie schreibt: Simpel, klar, elegant, leicht, aber direkt. Ich werde mir auf jeden Fall ihr Gedichtband holen. A true heroine!
167 reviews1 follower
August 26, 2021
This book proved once more why I love May Ayim. She really was pioneer and I just admire her whole Œuvre <3
Profile Image for literaturys .
13 reviews1 follower
April 20, 2023
Das bisher emotionalste Buch im Bereich der Schwarzen Literatur, welches mir oft einen noch tieferen Zugang zu meinem/unserem kollektiven Schmerz eröffnet hat, es lässt mich sehr traurig zurück, jedoch war es mehr als wichtig, dieses Gefühl auf persönlicher Ebene zu fühlen und so einen weiteren Schritt in die Richtung der eigenen Heilung zu gehen!

Rest In Power May 🤎
Profile Image for ellie.
85 reviews2 followers
May 7, 2022
sehr sehr sehr gut wenn jmd von meinen freunden aus der umgebung es auch lesen will leihe ich gerne aus! finde besonders für kontextualisierung von rassismus in deutschland extrem wichtig und may ayim war so eine tolle frau.
Profile Image for Gorm.
24 reviews
November 25, 2024
English below.

Eine sehr bereichernde Sammlung von Ayims Texten aus unterschiedlichsten Kontexten: universitäre Arbeiten, Interviews, persönliche Geschichten. Außerdem auch ein paar ausgewählte Gedichte, doch dafür empfehle ich die Gedichtbände von May Ayim für einen umfassenderen Einblick.

Immer wieder wird dabei deutlich, wie vielschichtig Ayims Analysen von Gesellschaft sind. Race, Class, Gender ordnete sie damals schon unglaublich feinfühlig ein, obwohl Konzepte wie Intersektionalität erst später so deutlich artikuliert wurden. Für ein tieferes Verständnis der deutschen Antirassismus-Arbeit sind Ayims Texte eine große Bereicherung und außerdem ein sehr verständlicher Einstieg. Dies sind keien über-akademisierten Theorietexte.

Sehr interessant auch die Perspektiven auf geteiltes Deutschland und Wende. In Zusammenhang mit der Serie Sam - Ein Sachse, gibt es hier spannende und historische Einordnungen.

Für eine Auseinandersetzung mit der Biographie und dem Leben von May Ayim ist dieses Buch auch sehr ratsam, da es immer wieder persönliche, private, intime Einblicke gibt.

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English:
A very enriching collection of Ayim's texts from a wide variety of contexts: university papers, interviews, personal stories. There are also a few selected poems, but I recommend May Ayim's poetry books for a more comprehensive insight.

Again and again, it becomes clear how multi-layered Ayim's analyses of society are. She categorised race, class and gender with incredible sensitivity even back then, although concepts such as intersectionality were only articulated so clearly later. For a deeper understanding of German anti-racism work, Ayim's texts are a great enrichment and also a very comprehensible introduction. These are not over-academicised theoretical texts.

The perspectives on a divided Germany and reunification are also very interesting. In connection with the series Sam - Ein Sachse, there are exciting and historical classifications here.

This book is also highly recommended for an examination of May Ayim's biography and life, as it repeatedly provides personal, private and intimate insights.
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