Die Diagnose lautetet "Angeborener Schwachsinn". Das war Annas Todesurteil, 1940 wurde sie in der Gaskammer von Grafeneck im Sinne der Rassen-und Erbhygiene vernichtet. Ihre Familie löschte die Erinnerung an sie aus - bis ihre Nichte Sigrid Falkenstein nachzuforschen begann. Einfühlsam zeichnet sie Annas tragischen Lebensweg nach und macht dabei gemeinsam mit dem Psychiater Frank Schneider bewusst: Annas Schicksal steht exemplarisch für eine grauenvolles Verbrechen der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, den Massenmord an Hunderttausenden psychisch kranken, geistig und körperlich behinderten Menschen.
Ich bin zufällig in der Bibliothek über dieses Buch gestolpert und bin nach ein paar Zeilen hängengeblieben und wollte unbedingt mehr über Annas Geschichte erfahren.
Die Lebenslinien dieser jungen Frau (*1915) nachzuverfolgen und in diese (wenn auch dunkle und gruselige) Zeit einzutauchen, hat mich fasziniert. Der erste Part, als es um Annas Leben ging, hat mich sehr interessiert. Der abschließende Teil, in dem die Autorin (Annas Nichte) alle Aktionen aufzählt, die sie gemacht hat (und die auf mich sehr so wirken, als hätte sie gefühlt nicht genug Anerkennung dafür erhalten), war für mich zunehmend zäh.
Würde ich es nochmal lesen, würde ich einfach nur Annas Geschichte betrachten und das Buch dann beenden. So würde ein spannender Einblick in ein Stück tiefbrauner, deutscher Geschichte bleiben, der betroffen und nachdenklich macht, der aber auch motiviert, Wiederholungen derartiger Geschehnisse (wenn auch nur durch aktives Hinsehen und der Auseinandersetzung) nicht hinnehmen zu wollen.