Der Siegeszug des Internets ist unaufhaltsam. Doch auch die Debatte zwischen Netzoptimisten und Kritikern verschärft sich. Ob Google Street View, der digitale Mob oder die heiklen Datenmassen auf Facebook und Wikileaks – das Internet verändert unseren Alltag und sorgt für gesellschaftspolitische Diskussionen mit teils kulturkampfartigen Zügen: Macht uns das Smartphone freier oder abhängiger? Sind soziale Medien gut oder schlecht für das Sozialleben? Beeinflusst das Netz unsere Wahrnehmung, unser Denken? Hilft es den Kreativen, oder zerstört es geistiges Eigentum? Unterstützt es die Demokratisierung der Welt, oder erlaubt es Diktaturen die totale Überwachung? Kathrin Passig und Sascha Lobo, der "dem digitalen Zeitalter in Deutschland ein Gesicht gegeben hat" (Süddeutsche Zeitung), kennen die Streitfälle und Positionen zum Netz. Nun, nach der ersten großen Welle der digitalen Revolution, ziehen sie Bilanz: Sie erörtern klug, unterhaltsam und mit enormer Sachkenntnis alle wichtigen Probleme, geben Antworten und wagen den Ausblick, wohin sich unsere vernetzte Welt entwickeln wird. Ein wichtiger, klärender Beitrag zur Debatte, eine glänzende Analyse unserer Gegenwart und ein Blick in die Zukunft.
„Sogar die Entschleunigung beschleunigt sich.“ (S. 100)
„Mit «zitieren» ist bei Wissenschaftlern so etwas wie «verlinken» gemeint.“ (S. 109)
„Und /dann/ kommt jemand und erfindet ein Gerät zur automatischen Speicherung von Gedanken oder zur präzisen Standortbestimmung sämtlicher Moleküle auf der Erde einschließlich Versionsmanagement und Backup.“ (S. 116)
„Aus kulturpessimistischer Perspektive dürfte das Abendland inzwischen acht bis elf Mal nachvollziehbar untergegangen sein.“ (S. 119)
„[Das Internet] zieht die Narzissten aus den Autohäusern und Modegeschäften“ (S. 231)
Auf S. 237 steht etwas über die Kraft „schwacher Verbindungen“ und damit den Grund dafür, dass ich meine Facebook-Freundesliste nie „aufräume“.
„Als würden die Nutzer zwar mit einem Köder angeln, aber irre genervt sein, wenn ein Fisch anbeißt.“ (S. 239)
„Hat der Gesetzgeber alles richtig justiert, dann erkennt man diesen Idealzustand daran, dass beide Seiten exakt gleich unzufrieden sind.“ (S. 250)
„Das Unabomber-Manifest unterscheidet sich von einem handelsüblichen Feuilletonbeitrag eigentlich nur durch die vielen Großbuchstaben.“ (S. 292)
„Die Frage, wie haltbar unsere Daten sind, bleibt unbeantwortet, ach was, ungestellt.“ (S. 301)
„Völlig ungenutzt bleibt eine eigens von uns erdachte Erklärungshilfe für die Cloud und die Daten darin, nämlich ihre starke Ähnlichkeit zu Kontosystem und Geld. Auch da weiß man nur, dass irgendwo bei einer früher mal als halbwegs vertrauensvoll geltenden Institution auf einem Server eine Zahl mit dem Kontostand gepeichert ist, von der man vollständig abhängig ist.“ (S. 301)
Ich dachte, wenn man a) schon im Internet angekommen ist, und b) die Hoffnung für alle nicht im Internet angekommenen Freunde bereits aufgegeben hat, muss man dieses Buch nicht mehr lesen. Es ist aber dann doch zu gut dafür. Und zwar vor allem deshalb, weil es die Strukturen der Debatten um das Internet aufdeckt, und damit vielleicht ein kleines bißchen bei der schwierigsten aller Aufgaben hilft, nämlich über den eigenen Schatten zu springen und sich in die Denkweise des Gegenübers hineinzuversetzen.
Unschlagbar die "Nicht so guten Argumente" am Ende vieler Kapitel.
Vor dem Hintergrund so einer Weisheit wirkt die tatsächliche inhaltliche Darstellung leider über weite Strecken etwas ermüdend — ein artiges Aufzählen von Einerseits-Andererseits, aber das ist vielleicht der Preis, den man für die Weisheit bezahlen muss.
Und man wird immer wieder durch wunderbare Lichtblicke belohnt. Wie zum Beispiel dem Rat: Klugen Leuten folgen, egal, worüber sie schreiben.
Das muss einem ja gesagt werden, dass da Einhörner vorkommen und auch der Kasperl und das Krokodil. Sonst denkt man ja: Schon wieder ein Buch über das Internet... (Gähn..) Ist aber ganz anders als erwartet. Eine grundsätzliche Beschreibung zu den Hoffnungen und Ängsten, die die Einführung neuer Technologien begleiten und begleitet haben. Vom Buchdruck über die Eisenbahn, vom Telegrafen über Telefon, vom Stummfilm zu Fernsehen spannen die beiden Autoren einen Bogen. Die Hoffnungen und Ängste ähneln denen, die heute mit dem Internet verbunden werden. Auf der einen Seite die Ängste: Das Abendland und unsere Kultur gehen unter. Informationsschwemme, Beschleunigung, Bildungsverlust etc. Auf der anderen Seite die Hoffnung: Die neue Technologie wird die Welt endlich zum Besseren verändern: Mehr Kommunikation, mehr Wissen, mehr Solidarität. Wie ist es denn nun wirklich? Das weiß keiner. P/L sagen, eine Technologie, mehr Technik verändern die Welt, aber machen sie nicht besser oder schlechter. Die Welt wird nur anders, nicht besser oder schlechter. Es sind immer wir Menschen - leider auch manchmal Konzerne - (aber das ist nicht das Thema des Buches), die am Ende die Welt gestalten. Warum 5 Sterne? Ich mag es, wenn ernste Themen nicht mit "Bier-Ernst" diskutiert werden. Das heißt ja nicht, dass wir das Thema nicht "tief" genug erfasst haben. Chapeau! (Ist das jetzt richtig geschrieben? ich hoffe, ja.)
Ein prima Buch, das die aktuellen Debaten zum Internet beleuchtet und argumentiert, dass es die gleichen Themen und Argumente sind, die mit anderen Technologien einhergeht. Toll ist der Verzicht auf das Alarmistische und allgemeines Herabsetzen von anderen. Jedem empfohlen, der sich über einen Aspekt des Internet aufregt und meint, dass die andere Seite aus unerfahrenen Idioten besteht. Die Fragen zu Urheberrecht oder Privatsphäre können und wollen die Autoren nicht auflösen, aber sie haben genug dazu zu sagen.
Auf amüsante Art setzt sich das Autoren-Team mit dem Internet auseinander und beleuchtet die hellen und dunkel Seiten des Netzes, von dem wir heute so abhängig geworden sind. Sie versuchen dabei, eine möglichst neutrale Position einzunehmen (was nicht immer gelingt) und widmen sich auch schwierigen Themen wie die Filterung von Suchergebnissen aus unterschiedlichen Perspektiven. Nicht unbedingt ein "Must" für die Durchschnittsuserin, aber durchaus interessant und mit vielen spannenden Literaturhinweisen.