Heute ist Klassenausflug. Bowlen - damit die Kinder sich endlich mal so richtig austoben können. Als ich den Klassenraum betrete, stürmen die ersten schon auf mich zu. "Herr Mülla, iebergeil!", ruft Ümit. "Isch mache Strike, ja? Schwöre, schmache eine Strike!" Mit wilden Bowling-Trockenübungen steht er vor mir. Wenn er nachher tatsächlich so bowlt, nehme ich mir besser einen Helm mit. Aushilfslehrer? Ein lockerer Job, denkt Philipp Möller - bis zur ersten Stunde in seiner neuen Klasse: Musikstunden erinnern an DSDS, hyperaktive Kids flippen ohne ihre Tabletten aus und zum Frühstück gibt es Fastfood vom Vortag. Möllers Geschichten aus dem deutschen Bildungschaos sind brisant und berührend, und dabei immer wieder urkomisch.
Es gibt im Netz einige Blogs, die sich dem täglichen Schulwahnsinn widmen. Deswegen habe ich beschlossen auf http://awesomatik.com anderen Themen den Vorrang zu geben obwohl auch ich (mindestens) ein Buch dazu schreiben könnte. In meinem analogen Leben arbeite ich nämlich an einer Brennpunktschule in Neukölln. Vallah, isch schwöre!
Wer in soliden Verhältnissen aufgewachsen ist oder lange keine Schule mehr von Innen gesehen hat, kann sich nicht ausmalen wie desolat die Lage in so einem Einzugsgebiet wirklich ist. Brennpunkt bedeutet an meiner Schule, dass über 95% der Schüler einen Migrationshintergrund haben (hauptsächlich Türkisch, Arabisch, Rumänisch, Albanisch). Dass ein Großteil der Schüler aus bildungsfernen Haushalten kommt. Dass so gut wie alle Schüler in der 6. Klasse immer noch weder deutsch noch die Sprache ihrer Eltern beherrschen. Dass sie deswegen Probleme haben, Konflikte mit Worten zu lösen und so im Zweifelsfall lieber die Fäuste sprechen lassen. Dass die Kinder oft verwahrlost zur Schule kommen, sich in der Regel nicht länger als zwei Minuten am Stück konzentrieren können, häufig tagsüber ihre jüngeren Geschwister babysitten müssen, oft Erfahrungen mit häuslicher Gewalt gemacht haben, über- oder unterernährt sind und koordinative Defizite aufweisen. Dass die meisten Kids aus Großfamilien kommen und darum das ADS-Syndrom schon fast die Regel ist. Dass im Schulgebäude die Farbe von den Wänden kommt und die Toiletten und Umkleiden nach Pisse stinken.
Willkommen in Deutschland, einer der fortschrittlichsten Industrienationen der Welt.
Die ganzen Probleme soll nun also die Schule auffangen. Dass das Unmöglich ist, kann man sehr anschaulich in “Isch geh Schulhof” nachlesen.
Schonungslos berichtet Philip Möller von Lehrern, die eigentlich Sozialarbeit verrichten müssen, von Gefühlen der Machtlosigkeit im Unterricht, von frustrierten Kollegen und Reformdruck von Oben…
Damit man sich bei soviel Bildungsmisere nicht die Kugel gibt, lockert er seinen Bericht mit Anekdoten aus dem Schulalltag auf. Dabei gelingt es ihm außerordentlich gut, den O-Ton seiner Schüler einzufangen. Wie an meiner Schule auch, verzichten die Kinder hier meist komplett auf Artikel, setzen Fälle und Präpositionen falsch ein und untermalen ihre Sätze mit Worten wie: “Lak, Cüüs, Ohaaa, Abbo, vallah, mies, schwörma, schuu, yalla, Dings” .
Klassiker, die ich z.B. immer wieder höre sind: Schuuh, wie geht’s. Isch geh Türkei. Isch hab sie ja gesagt. Dings, du weißt doch. Ohaa Ronaldo, er spielt todesmies, vallah (mies bedeutet hier gut). Lak, lass ma jetzt! Schwör mal auf dein Land? Kann ich nicht, ich bin Kurde…
Wenn man den ganzen Horror um die Rahmenbedingungen mal ausklammert, kann man aber auch sehr lustige und berührende Momente in der Schule erleben.
Wie Möller mag auch ich alle meine Schüler. Auch wenn es manchmal schwer fällt und sie häufig ausrasten (von anspucken bis zur schlimmsten Beleidigung ist alles dabei). Ich weiß, dass alle ein schweres Kreuz zu tragen haben und dass sich hinter der rauen Fassade meist nur Kinder verstecken, die nach Liebe und Anerkennung suchen.
Und deswegen ist es umso trauriger, dass solche Brennpunktschulen überhaupt existieren dürfen. Wohin sollen sich die Kinder integrieren, wenn es so gut wie keine Schüler ohne Migrationshintergrund an der Schule gibt? Wie sollen sie sich für unsere Gesellschaft verantwortlich fühlen, wenn sich die Politik einen Dreck um sie schert? Wie sollen Lehrer, Erzieher und Schulsozialarbeiter unter solchen Bedingungen arbeiten? Unser Turbokapitalismus reißt die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander. Das Resultat sind Parallelwelten für die diese Kinder (aber auch die Lehrer) den Preis zahlen müssen.
"Isch geh Schulhof" ist eine Kampfschrift für mehr Solidarität und Gerechtigkeit. Ein empörter Aufschrei in Richtung Politik (aber auch Eltern und Lehrer). Da kann man über kleinere stilistische Mängel hinwegsehen. Der Schreibstil ist nicht überragend. Einige Verweise auf Studien sind etwas umständlich eingebaut, das Privatleben von Möller ist nur bedingt interessant und gelegentlich setzt er sich als Superlehrer in Szene.
Doch alles was er beschreibt, habe ich genauso auch an meiner Schule erlebt. Somit kann man davon ausgehen, dass diese Situationen auf sämtliche Brennpunktschulen zutreffen.
Fazit – Lustig, wenn es nicht so traurig wäre
"Isch geh Schulhof" ist eine schonungslose Abrechnung mit der deutschen Schulpolitik und sollte zur Pflichtlektüre für jeden Politiker werden. Frei von rechtspopulistischen Parolen und abgehobener Uni-Rhetorik liefert Möller den schockierenden Einblick in eine Brennpunktschule und scheut dabei nicht davor zurück heikle Themen anzusprechen. Trotz dümmlichen Titel und Cover ein extrem wichtiges Buch. Ein Spiegelbestseller, den auch ich so hätte schreiben können (Nur dummerweise nicht gemacht habe. So ein Mist!).
awesomatik Kuriosum So krass sich das alles anhört, ich liebe meinen Job und die Arbeit mit den Kids (aber wahrscheinlich auch nur, weil ich nicht jeden Tag in der Schule arbeite. Sonst wäre das Burnout schon vorprogrammiert) Hier noch eine Anekdote aus meinem Fußballtraining. Justin (5. Klasse) steht im Tor und hält einen scharf geschossenen Ball. “Ab jetzt bist du für mich die Berliner Mauer”, beglückwünsche ich ihn. Darauf sagt er ” Was, die Berliner Mauer ieh?”, “Die Berliner Mauer wurde gefallen. Ich bin die Chinesische Mauer!”… Die Deutschkenntnisse lassen also noch zu wünschen übrig aber die Schlagfertigkeit ist durchaus vorhanden!
Oh mein Gott endlich habe ich es fertig! Ich verstehe, wie dieses Buch 5 Sterne wert sein könnte, anhand der Themen die ausführlich diskutiert werden, jedoch reicht es bei mir nur für drei. Ich denke das liegt daran, dass ich hierfür zu jung bin und auch, dass dieser katastrophale Bereich der Gesellschaft in meinem Leben eine geringe Rolle spielt und mir durch dieses Buch zwar näher gebracht wurde, aber nicht sehr berührt hat. Es gab viele lustige Stellen, aber durch mein mangelndes Interesse an dem kaputten deutschen Bildungssystem (ich habe persönlich sehr gute Erfahrungen mit der Schule), waren die Stellen an denen das Bildungssystem, die Gesellschaft und dergleichen diskutiert wurden für mich zu langatmig. Daher: solide drei Sterne.
Unterhaltsame Lektüre. Wunderbar um bei diesem Sonnenwetter etwas abzuschalten und auch mal zu schmunzeln. Tragisch, wie tief das Bildungsniveau ist (zumindest an dieser Schule).
Als ich das Buch in den Händen hielt, machte ich mir Gedanken, was meine Mutter mir hier als Überraschung zur Abschlussfahrt beigelegt hatte. Doch ich beschloss, das Buch zu lesen und ich konnte gar nicht mehr damit aufhören! Schon zum Anfang des Buches musste ich schon fast weinen, weil ich noch nie so lachen musste. Das Buch handelt von dem Autor zu der Zeit, als er in einer Berliner Grundschule ein Aushilfslehrer war. In diesem Buch schreibt er nieder, wie traurig eigentlich die Realität in Schulen Deutschlands sein kann: lerngestörte Kinder, psychisch Kranke, usw. Dies übermittelte er mit gutem Humor, besonders gefiel mir aber, wie er den Berliner Dialekt miteingebunden hat.
Leider ist heutzutage nicht mehr alles Feuerzangenbowle. Wenn man bedenkt, dass die Kinder das Kostbarste sind, über das eine Gesellschaft verfügt, ist es doch erschreckend, zu hören, wie ihre Legislative hier versagt. Kein literarisches Meisterwerk, aber als teil-biografischer Erlebnisbericht doch sehr erschreckend.
Eines meiner Höhepunkte dieses Jahr. Sehr leicht geschrieben, trotz des schwierigen Themas! Unbedingt lesenswert, auch wenn man erfahren möchte, wo es in unserem Bildungssystem hinkt. Auf der einen Seite lacht man über die witzigen Dialoge und in nächsten Moment bleibt es einem im Halse stecken, wenn man den sozialen Hintergrund der Kinder erfährt. Klare Leseempfehlung!
Wirklich interessante Einblicke in den Schulaltag eines Lehrers an Schulen in Berliner Problemvierteln. Teils lustig, teils erschreckend, teils lehrreich. Von allem etwas dabei.
Das Buch ist sehr humorvoll geschrieben, so lässt es sich super gut lesen, manchmal stolpert man ein wenig über den geschriebenen Slang aus berlinerischer Ghettosprache, aber ohne diesen Slang wäre es sicherlich wesentlich weniger unterhaltsam. Es macht Freude die Beobachtungen von Philipp Möller aus seiner Zeit als Aushilfslehrer an einer Berliner Grundschule zu verfolgen. So richtig schockierend waren die Vorkomnisse für mich nicht, man muss bedenken, das das Buch 12 oder 13 Jahre alt ist und die Geschehnisse vermutlich um die 15 Jahre her sind, dementsprechend, wird es heute tendenziell noch schlimmer an den Schulen zu gehen, was bedenklich ist und in mancher Hinsicht kaum vorstellbar. Ich höre einen Podcast, wo einer der Beteilligten auch Lehrer ist und sich immer wieder über die katastrophalen Zustände im Bildungssystem aufregt, über die Politik die sich einen Scheiß drum kümmert, etc. Auch das kommt in dem Buch immer wieder zum tragen. Das hat mir auch viele Aspekte gegeben, worüber ich nie intensiv nachgedacht habe, aber es ist kein Wunder, das wir in den PISA Studien immer so schlecht abschneiden, wenn es der Realität entspricht, wie schlecht in den Schulen unterrichtet wird, wieviele Lehrer es gibt, die nicht absichtlich schlechten Unterricht machen, aber maßlos überfordert sind und einfach nur versuchen irgendwie zu funktionieren. Wenn man dann das alles so ein bisschen auf sich wirken lässt, ist das eine sehr traurige Gesamtbilanz in Sachen Bildungspolitik und macht einen traurig. Was mir aber so wirklich ans Herz ging, besonders gegen Ende des Buchs, sind die ein oder andere Hintergrundgeschichte der Schüler, ja sie sind oft "dumm" und mehr als nur rotzfrech, teilweise brutal, aber wenn man dann hört, wie der familiäre Hintergrund ist, was die Kleinen dort durchleben müssen, das ging teilweise ans Herz und ist auch sehr traurig. Das war am Ende dann auch der Moment, wo ich lieber einen Roman gelesen hätte, der ein fiktives Happy End erzeugt.
Ein eigentlich trauriger Einblick ins Berliner Schulleben - alles jenseits der Normalität und doch Alltag. Glücklicherweise ist es dem Autor (und Lehrer) wunderbar gelungen, den Spagat zwischen Verdruss und Wut auf das Versagen von Politik und Gesellschaft mit viel Humor zu meistern. Trotzdem machen die Schilderungen nachdenklich.
Irgendwie cringe und irgendwie total cool. 3,5 Sterne die ich retrospektiv aufrunde auf 4 Sterne. Ich mag die Idee des Buchs gerne und finde auch an sich mutig, dass der Lehrer sich einfach mal mit dem Bücherschreiben ausprobiert hat.
Zusammenfassung, wie das Buch auf mich wirkt: Ein Mensch, der gerne richtiger Lehrer geworden wäre, aber nicht Lehramt studieren wollte, verliert seinen Job als Aushilfslehrer. Er ist junger Vater und war bisher der alleinige Verdiener der Familie, weshalb er sich jetzt als frisch gebackener Arbeitsloser dazu entschließt, ein Buch zu schreiben und darin nicht nur zurecht das Schulsystem zu kritisieren, sondern auch allerlei persönliche Probleme seiner ehemaligen Schüler*innen zu verkaufen.
Als Person, die selbst schon in einer Brennpunktschule gearbeitet hat, fand ich es interessant zu sehen, wie das so woanders lief. Vieles an dem Buch fand ich aber leider sehr schwierig. Zum einen soll das Buch anscheinend seriös das Schulsystem kritisieren; es ist aber offensichtlich, dass es vor allem einen Unterhaltungscharakter hat. Zum anderen wird auch Geld damit gemacht, was Kinder ihm anvertraut haben bzw. ihm von anderen Personen über eben diese Kinder anvertraut wurde. Selbst wenn sich das irgendwie rechtlich vereinbaren lässt, finde ich das moralisch sehr fragwürdig. Gerade weil auch über die schwierigen finanziellen Situationen berichtet wird (beispielsweise im Fall von dem Kind, dessen Mutter Obdachlosenzeitschriften verkauft).
Die Debatte über Quereinsteiger ist mir dann wiederholt sauer aufgestoßen. Dass der Autor, der selbst so in die Grundschule gekommen ist, kein Problem mit der Situation sieht und die Kollegin, die die Einstellung kritisiert, negativ darstellt, ist nicht überraschend. Dabei zeigt das Buch meiner Meinung nach wiederholt, warum das Konzept alles andere als ideal ist. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass das Buch auch als politisches Statement in die Richtung (vielleicht auch, weil der Autor eben kurz vor Beginn des Schreibens des Buches seinen Job verloren hatte) gemeint ist.
Last but not least: Wenn ich mich im Nachwort von Rechtspopulismus distanzieren muss, hab ich im restlichen Buch irgendwas falsch gemacht, würde ich sagen.
Ein Buch,das über die katastophalen Zustände an deutschen Grundschulen aufklärt. Dabei schildert der Autor Philipp Möller seine eigenen, subjektiven Erfahrungen in diesem Bereich des Bildungssystem und ist dabei neben dem Humor, eine Art Sachbuch für Lehrer und alle die welche werden wollen. Da mir das meiste bereits aus eigener Erfahrung bekannt war, war es stellenweise etwas unspannend für mich und ich musste mich stellenweise zum Weiterlesen animieren. Auf der anderen Seite, gibt es in dem Buch stellen, die von mir einen Post-it-Vermerk bekommen haben, da sie so grandios und humorvoll geschrieben sind, dass man sie gerne anderen vorliest.
Im Großen und Ganzen ein gelungenes Buch mit einigen wenigen Schwachstellen. Da es mich jedoch nicht umgerissen hat, bekommt es nur 3 Sterne von mir.
Der Autor gibt in seinem Buch einen sehr realistischen Eindruck in den Schulalltag einer Berliner Grundschule in einem Brennpunkt! In Abstufungen finden sich ähnliche Zustände auch an anderen Berliner Schulen!
Hätte ich es nicht selber in Auszügen während eines Praktikums erlebt, könnte ich es kaum glauben, dass das alles wirklich geschieht! Aber das tut es...
Der Schreibstil gefiel mir sehr gut, der Autor kam für mich authentisch rüber und die einzelnen Anekdoten waren gut eingebettet. Mir gefiel ebenso, dass auch der Humor nicht gefehlt hat, denn ohne diesen könnte man in so einem Bereich nicht arbeiten.
Für mich eine klare Empfehlung für alle pädagogischen Fachkräfte, Eltern, Politiker (?!!)...das Buch regt zum Nachdenken an!
Habe es in einem Rutsch durchgelesen. Es ist sehr schön zu sehen, wie Philipp Möller nicht nur die Schattenseiten im Leben der Kinder darstellt, sondern herausstreicht, dass die Kinder selbst nicht wirklich etwas dafür können. Er prangert nicht die "Jugend von heute" an, sondern das System, dass sie produziert. Einzig das Ende war ein wenig traurig, als Herr Möller beschließt, nicht länger Lehrer zu bleiben, obwohl klar war, dass er ein guter Lehrer ist.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Von schönen und unschönen Momenten des Lehrerdaseins.
Zum Inhalt:
«Heute ist Klassenausflug. Bowlen - damit die Kinder sich endlich mal so richtig austoben können. Als ich den Klassenraum betrete, stürmen die ersten schon auf mich zu. "Herr Mülla, iebergeil!", ruft Ümit. "Isch mache Strike, ja? Schwöre, schmache eine Strike!" Mit wilden Bowling-Trockenübungen steht er vor mir. Wenn er nachher tatsächlich so bowlt, nehme ich mir besser einen Helm mit.
Aushilfslehrer? Ein lockerer Job, denkt Philipp Möller - bis zur ersten Stunde in seiner neuen Klasse: Musikstunden erinnern an DSDS, hyperaktive Kids flippen ohne ihre Tabletten aus und zum Frühstück gibt es Fastfood vom Vortag. Möllers Geschichten aus dem deutschen Bildungschaos sind brisant und berührend, und dabei immer wieder urkomisch.
Cover:
Das Cover ist recht niedlich gemacht. Wir sehen hier einen Jungen im comicartigen Stil, welcher angestrengt auf einem Handy herumtippt. Das sagt noch nicht viel über das Buch aus, jedoch ist es erst einmal ein Blickfang. Aufschluss über den Inhalt des Buches gibt schließlich erst der Titel und der ist so ganz typisch „Problemschule“ – „Ghettoslang“ etc.
Eigener Eindruck: Herr Möller ist Aushilfslehrer und hat sich vom Direktor der Schule breitschlagen lassen hier sein Arbeitsleben weiter zu bestreiten. Hier ist eine Problemschule inmitten von Berlin – und hier ist das wahre Leben. Herr Möller schildert eindrucksvoll das Leben an der Schule, das bisweilen schon fast durchdrehende Kollegium und er macht sich ein Bild über die Schüler, welche dabei irgendwie recht selten gut davonkommen. Es sind Existenzen, welche zum Scheitern verurteilt sind, es sind Kinder, die einen sozialkritischen Hintergrund haben und es sind die Möchtegerngangster von morgen. Eindrucksvoll bekommt man deren Artikulation in den lustigsten Schreibweisen präsentiert und kann sich dadurch die Handlung einfach vorstellen. Das ist bisweilen mal lustig, aber hat auch ganz oft einen sehr bitteren Beigeschmack, denn Herr Möller scheint sich mehr über seine Schüler lustig zu machen, betrachtet sie manchmal auch arrogant von oben herab und dann hat das Buch irgendwann auch Stellen, bei denen einfach der Pepp fehlt. Da kommt nichts bei rum. Es plätschert alles einfach so langhin und man muss sich durch die Seiten quälen. Da ich neulich erst die Bücher von Frau Freitag gelesen habe, die sich ebenfalls mit der Thematik Schule in Berlin beschäftigt, möchte ich auch hier einen Vergleich ziehen. Während Frau Freitag scheinbar ein Herz für ihren Job hat, denkt man bei Herrn Möller immer wieder: such dir halt was anderes…selber schuld… muss das jetzt sein….heul leise… etc.. Das ist schon irgendwie traurig – aber am schlimmsten ist wie gesagt für mich, dass der Herr Möller in seiner Art zu erzählen einfach so oben auf ist, dass man denkt, er ist etwas Besseres. Schade irgendwie.
Fazit:
Das Buch ist recht schwer zu bewerten, wie ich finde. Es zeigt eindrucksvoll den Tagesablauf eines Lehrers in den Problemzonen Berlins, es beleuchtet Schüler, Lehrer, aber eben auch das Sozialsystem und doch kommt es teilweise so arrogant daher, dass man im Stahl kot*en könnte. Auch der Autor hat seine Macken, darauf wette ich. Von mir gibt es deshalb auch eine neutrale Bewertung.
Eigentlich ein sehr gutes Buch, wo man eine genau Einsicht auf die momentane Lage des Schulsystems bekommt, aber so manche Sachen die der Herr Mülla hier geschrieben hat, kommen mir sehr realitätsfern vor. Ein absolut frecher Schüler, der einfach so aufsteht und einem in den Magen haut? Mehrere blutige Schlägereien wo jemandem immer etwas Blut tropft? Dieses dauerhafte "Isch geh" "Vallah" war auch um einiges zum schämen, ich bin mir sicher, dass nicht fast 90% der Schüler in einer Schule so sprechen, manches schien mir da so ein bisschen fiktiv gewesen zu sein.
Aber der Herr Mülla hat eine gute Aufgabe geleistest, in dem er nicht nur über die momentane Schullage gesprochen hat, sonder auch, dass Verhalten mancher Schüler rationalisiert, wieso diese ebenso sind, wie sie sind, als Beispiel bei aggresiven Schülern, die aus einem schlechten Haushalt kommen.
Da wo ich selber in der Schule war, und ich wirklich sagen kann, dass es um einiges stimmt, was da steht, da es wirklich puren Chaos bei manchen Unterrichten gab, bei Lehrern die ihre Autorität den Schülern nicht zeigen konnten und die Schüler dann eben die Sau rauslassen. Bei anderen Lehrern ging das eben nicht, und diese waren immer die, die kein Problem damit hatten, etwas, oder um einiges strenger mit der Klasse zu sein, und die Schüler einzuschüchtern, da diese eben nur dann wirklich zuhören. Traurig aber so ist es.
Als ich den e-reader meiner Mutter gefunden habe, fand ich dieses Buch. Wäre nicht unbedingt meine Lieblingslektüre aber ich dachte mir 'man kann ja mal anfangen'. Am Anfang dachte ich das wäre eine Art 'Fack Ju Göhte'-Abklatsch oder etwas ähnliches. Vor allem als Phillip am Anfang, bei seiner Hinfahrt zu seinem neuen Arbeitsplatzes in der U-Bahn, sich über seinen Sitznachbarn aufregt, habe ich mir gedacht, dass er alle stereotypischen Eigenschaften eines ausländischen Machos aufzählt, vor allem die auf Araber oder Türken zu treffen. Ob wohl das (meiner Meinung) doch öfters im Buch vor kommt, wie bz bei seinem türkischen Arbeitskollegen, der NIEMALS schwul sein könnte, muss ich doch zu geben, dass man sich selbst doch oft im Alltag an die Nase fassen muss. Philipp ist einer anderen Generation. Weder ist er Vogue, noch konservativer Ansichten, aber er hat den Wunsch in einer offenen Gesellschaft zu leben, in der jeder machen kann was er will, ohne jemanden dabei zu schaden. Dies bewundere ich und da muss man eben manchmal in eine andere Sozialschicht eintauchen, die man nicht gewohnt ist, um sich ein besseres Bild unsere Gesellschaft zu machen. Am Ende hat mir die Lektüre sehr gefallen und kann mich in Phillip gut hinein versetzen.
This entire review has been hidden because of spoilers.
This is soooo funny. And I really like how this teacher writes about his students. xD I gave this to my entire family to read, we all had a field day! :D
Der Bericht eines Aushilfslehrers an einer Berliner Grundschule. Geschichten aus dem deutschen Bildungschaos, das hier von Hartz IV und Migrationshintergrund geprägt ist. Ich bin noch im ersten Drittel, finde es angenehm zu Lesen und manchmal bleibt mir das Lachen über eine gewisse Situationskomik dann doch im Halse stecken. Irgendwie sind im deutsch Bildungssystem anscheinend alle Opfer: Die Schüler, die nichts lernen, weil sie familiäre Probleme haben, provozieren, Sprachprobleme haben und ja schließlich auch noch dem Gruppenzwang unterliegen. Die "Lehrer", die teilweise unausgebildet (und das gibt es nicht nur an Berliner Grundschulen, sondern auch an Gymnasien in anderen Bundesländern) auf sie Schüler losgelassen werden, Die Schulleiter, die den Mangel irgendwie verwalten müssen. (Also....Als ich vor gut 20 Jahren zur Schule ging, hatten wir auch Referendare. Die haben dann mal für 3-4 Monate den Unterricht übernommen, während der eigentliche Lehrer hinten in der Klasse saß, das Geschehen beobachtete und bewertete. Die Referendare sollten ja auch was lernen. Jetzt hat mein Sohn in der 7. und 8. Klasse in jeweils drei Fächern Referendare als Lehrer. Ohne weitere Lehrkraft. Die tun mir echt leid.) Ich bin gespannt, ob das Buch noch etwas Neues bringt, oder ob es bei einer Aneinanderreihung von Anekdoten bleibt.
...
Also, nun habe ich das Buch durch und kann nur sagen, dass es von vorne bis hinten kurzweilig zu lesen war. Die Anekdoten aus dem Lehreralltag haben im weiteren Verlauf des Buches zunehmend den Aufhänger für Überlegungen zu unserer Gesellschaft, Politik und sogar Philosophie gebildet und auch zum eigenen Nachdenken angeregt. Allerdings fällt es mir angesichts meiner eigenen Schulerlebnisse und nun den Beobachtungen bei den Schulen und Lehrern meiner Kinder schwer, nicht zu resignieren, oder anzufangen für den Besuch einer Privatschule zu sparen ;-)
Mit dem erhobenen Zeigefinger, kann jeder Missstände anprangern. Mit Humor sind das schon sehr viel weniger. Phillip Möller gelingt dies, durch die Erzählung seiner Aushilfslehrerzeit in einer Schule im Berliner Kiez. Da ist man eher Sozialarbeiter als Pädagoge.
Das Buch „Isch geh Schulhof“ hat mich amüsiert und schockiert zugleich. Da ich eher ländlich aufgewachsen bin und auf dem Gymnasium war und meine Schulzeit zugegebenermaßen doch schon etwas länger her ist, war ich über die Umgangsformen an manchen deutschen Schulen überrascht. Ich verstehe, dass es Kindern mit Migrationshintergrund schwer fällt, richtig Deutsch zu sprechen, aber kann denn die Kinder keiner lehren wie man spricht? Offensichtlich scheitert daran unser Bildungssystem. Manchmal ist es sogar recht niedlich, wie sie versuchen, die Welt mit ihren Sprachmöglichkeiten auszudrücken. Das ist der humorvolle Teil des Buches, der mich doch sehr amüsiert hat. Schön fand ich auch, wie Herr Möller sich in seine Schützlinge einfühlt und ihnen Wissen auf ihrer Ebene beibringt, wie zum Beispiel, dass Homosexualität nichts Verdammenswertes ist. Ich kann aber auch verstehen, dass bei der unsicheren Anstellungslage, der Autor irgendwann keine Lust mehr hatte auf das Bildungsroulette.
Nach der Lektüre des Buches bin ich der Meinung, dass jeder der Bildungspolitik betreibt ein sechsmonatiges Zwangspraktikum an ebensolcher Schule absolvieren sollte, um seine Entscheidungen mit Erfahrungen zu untermauern und Sparmaßnahmen noch einmal zu überdenken.
Die Leidensgeschichte eines Hilfslehrers, der eigentlich gar keiner sein wollte. "Isch geh Schulhof" ist ein mal amüsantes, mal erschreckendes Buch über das Leben und Überleben als Neulehrer in einer mittelmäßigen Schule. Das Buch enthält auch ein paar gute Tipps für angehende Lehrer und den ein oder anderen kritischen Hinweis auf den Status des deutschen Bildungssystems. Ich fand es super geschrieben. Zum Glück habe ich nicht vor, Lehrer zu werden...
Isch geh Schulhof hat mir gut gefallen. Es war sehr interessant, Philipp Möllers Gedankengänge und sein pädagogisches Handeln in der Entwicklung zu begleiten. Seine Ausführungen haben mir Denkanstöße für's eigene Arbeiten gegeben. Es war nur leider nicht soooo lustig, wie es in einigen Kritiken und in den Medien oft angepriesen wird. Kein "Frau Freitag" ;)
Das Buch hat mich sehr nachdenklich gemacht. Auf der einen Seite habe ich oft laut lachen müssen und fand die Szenarien extrem amüsant. Leider zeigt der Bericht aber auch die negativen Seiten deutscher Schulpolitik und regt doch sehr zum Nachdenken an. Ich würde das Buch jedem empfehlen; es ist leichte Kost mit einem bitteren Nachgeschmack.
Erst lustig, aber irgendwie auch traurig. Ich habe einen Stern weniger gegeben, weil der Autor nur ein paar Jahre Lehrer war und es sich im Klappentext so liest als wäre er jahrelang Lehrer und sich die Lage nun verändert hätte.