Die Sowjetunion ist weg, Punk ist Retrochic und die Vernunft eine Sache von Anlageberatern, nur die alten Fragen sind die gleichen: Wie soll man leben? Woran sich orientieren? Der junge Schriftsteller David Dalek schaut sich seine Freunde, typische kreative Mittdreißiger, an und sucht nach Antworten auf die kleinen Fragen des Alltags und die großen des Universums. Im Leben seines Helden Paul Dirac, dem großen Unbekannten der modernen Physik, glaubt er zu erkennen, worum es geht. Dietmar Dath jagt Wissenschaftsgeschichte, Pop und Science-fiction durch den Teilchenbeschleuniger. Ergebnis des Experiments: ein in jeder Hinsicht phantastisches Buch.
Sehr unanschaulich geht es bei Dietmar Dath zu. Die Begeisterung für Dirac basiert auf einem nicht näher begründeten Nimbus eines fast außerirdischen, von UFOs auf die Erde gebrachten Genies. Die Näherungsmethode, das Leben und Wirken von Paul Dirac zu verstehen, beruht auf Bewertung und Beurteilung und identifikatorischer Vereinnahmung für die eigene gute Sache, nämlich sich aus allem herauszuhalten. Dirac wollte sich aber nicht heraushalten. Er wurde durch das tönende Lob ausgeschlossen. Seine Selbstkritik fand kein Gehör, und Daths Heiligenlegende stimmt in diesen Chor mit ein, ohne etwas von der Verzweiflung und Beunruhigung zu transportieren, die Dirac in all seinen Spätwerken und Altersaufsätzen aufweist.
Es wäre schade, wenn Dietmar Daths Dirac daran hindert, Dirac selbst zu lesen und verstehen zu wollen. So wie Dirac von der Forschungsgemeinde mit Lob zum Schweigen gebracht wurde, handelt Daths Roman fast ausschließlich nicht von Dirac und fügt sich deshalb bruchlos in das jubelnde Missverständnis ein und grenzt am Ende sogar an Sensationsjournalismus.