Sie ist die Tochter, die stets unsichtbar war neben ihren braven, blonden Schwestern. Sie ist die alleinerziehende Mutter, die sich stets nach mehr Freiheit und Unterstützung sehnte. Sie ist die Überempfindliche, die stets mehr spürte als andere. Sie ist jemand, der Veränderungen hasst. Doch irgendetwas muss geschehen. Denn ihre Kinder sind im Begriff auszuziehen, und sie muss sich verkleinern, ihr altes Leben ausmisten, herausfinden, was davon sie behalten, wer sie in Zukunft sein will.
Wie ist es, wenn das Leben noch einmal neu anfängt? Doris Knechts neuer Roman ist die zutiefst menschliche und intime Selbstbefragung einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. Sie versucht, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden. Und zugleich weiß sie, dass ihr das niemals gelingen wird.
Doris Knecht war stellvertretende Chefredakteurin des Wiener Stadtmagazins «Falter» und Kolumnistin des Schweizer «Tages-Anzeiger». Für den «Kurier» schreibt sie die tägliche Kolumne «Knecht», für den «Falter» wöchentlich eine Familienkolumne, in der Wiener «rhiz-bar» legt sie regelmäßig als Djane auf. «Gruber geht» (2011), ihr erster Roman, wurde ein Überraschungserfolg und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Doris Knecht lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.
Eine Frau befindet sich an einem Wendepunkt in ihrem Leben: Ihre Kinder - Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen - stehen kurz vor der Matura und wollen im Anschluss ausziehen. Ihre Wohnung ist zu groß ohne die Kinder, sie ist alleinerziehend und kann sich so viel Wohnraum auch finanziell nicht leisten. Sie muss sich also verkleinern, muss entscheiden, was gehen muss und was bleiben darf, an was Erinnerungen hängen und was vergessen werden kann.
Doris Knecht entspinnt in ihrem autofiktionalen neuen Roman "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" die Gedanken der namenlosen Protagonistin - Autorin von Beruf, genau wie Doris Knecht selbst - vom Ausgangspunkt der Wohnungssuche aus in ihre Vergangenheit und Zukunft. Essayartig reihen sich die Kapitel aneinander, oft erinnert sich die Protagonistin anhand von Gegenständen aus ihrer Wohnung an alte Freunde und Bekannte, ihr Aufwachsen im Elternhaus und Auszeiten in ihrem Landhaus. Sie blickt versöhnlich sowohl in ihre Vergangenheit, als auch in ihre Zukunft. Einiges musste Doris Knechts Romanfigur einstecken: Einen gewalttätigen Lebenspartner, eine Abtreibung, das ewige Zurückstehen hinter ihren vier Schwestern. Und doch ist sie zufrieden mit ihrem bisherigen Leben und mit ihren Zukunftsaussichten, für die sie eine passable Lösung findet, auf kleinem Raum in Wien in nächster Nähe zu ihren Kindern.
"Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" ist ein schöner Roman, der für meinen Geschmack aber etwas zu sehr dahin plätschert und mir inhaltlich zu wenig geboten hat. Zudem konnte ich mich persönlich kaum mit einer Protagonistin identifizieren, die neben ihrer (zu großen) Mietwohnung noch ein Haus auf dem Land und eine kleine Immobilie in der Stadt besitzt und doch einen Großteil ihrer Gedanken an ihre - in ihren Augen - ausweglose Wohnsituation verschwendet. Für mich gibt es definitiv bessere und spannendere Bücher von Doris Knecht, stilistisch ist dieser Roman aber wieder vom feinsten und viele der Gedanken, die die Autorin durch ihre Figur aufgreift, habe ich sehr gerne in meinem Kopf weitergesponnen.
„Solitude ist kein Schicksal, wie Einsamkeit, sie ist eine Entscheidung. […] Eine Lebensform, die Rückzug erlaubt an einen Ort, an dem keine andere Person deinen Platz beansprucht, Rechte hat, Stille zerredet, Abläufe stört, Bedürfnisse und Ansprüche artikuliert. Gewohnheiten etabliert, die nicht deine sind. (S. 19)
Das Buch gibt sich anfangs als banale Bestandsaufnahme, doch schnell wird klar, dass es weit mehr zu bieten hat. Die Protagonistin, Mitte 50, alleinerziehend, steht vor der Herausforderung, ihr Leben neu zu definieren, als ihre Zwillinge ausziehen. Während sie praktische Überlegungen anstellt und sich auf einen Umzug vorbereiten muss, nimmt sie uns mit klarem Blick mit auf eine Reise durch ihr Leben. Eine Reise, in der sie nicht nur pragmatische Überlegungen anstellt, sondern auch ihre Lebensentscheidungen im Licht ihrer eigenen Hoffnungen und Träume, elterlicher Erwartungen und im Vergleich zu den Lebensentwürfen der beiden Zwillingsschwesternpaare Revue passieren lässt.
Dies ist kein gewöhnlicher Roman über den Abschied der Kinder und den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt. Vielmehr ist es eine intensive Auseinandersetzung mit den Fragen nach Identität, Vergangenheit bzw. Zukunft sowie Freiheit und Selbstfindung.
Die Geschichte liest sich wie ein intimes Tagebuch, das uns die Heimtücke von Erinnerungen zeigt und zugleich die Chance auf Neuanfang und Selbstentdeckung offenbart.
Die einfühlsame und unaufgeregte Erzählweise hat mir wieder sehr gefallen und hat den Ton für die Geschichte genau getroffen. Ich habe es sehr gerne gelesen. #leseempfehlung
Ein Roman, der das alltägliche Leben und die Gedanken einer Frau beschreibt, deren Kinder so langsam flügge werden. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt, zwängt sich der Alleinerziehenden geradezu auf. Er geht einher mit großen Einschränkungen, aber auch mit einem Gewinn von Freiheiten. Immer wieder gibt es Rückblicke. Erinnerungen an Kindheit, Jugend und Adoleszens, die fast schon vergessen waren und vielleicht so auch gar nicht der Realität entsprechen.
Das Ganze wird von Doris Knecht wunderbar erzählt. Ich kenne die Protagonistin mittlerweile so gut, es ist alles so nahbar und realistisch. Es fühlt sich oft an, als wären es Memoiren und keine Fiktion. Dabei bleibt es sprachlich interessant, nicht zu anspruchsvoll, teilweise ein klein wenig poetisch. Die Geschichte plätschert so dahin.
Die Anspielungen auf Virginia Woolfs "A Room of one's own", Elena Ferrantes "Meine Geniale Freundin", Nina Hagen, Kurt Cobain und Dvořák machen die Autorin - wie die Wiener sagen würden - ursympathisch.
Ich habe die Autorin auf einer Lesung als sehr humorvoll und sympathisch erlebt. Das habe ich auch in diesem Buch wiedergefunden. Wobei mir zuerst über die "Luxusprobleme" einer Frau deren Kinder ihr selbständiges Leben starten und aus dem Hause gehen auf die Nerven gingen. Aber Doris Knecht behandelt diese Thematik mit soviel Ironie und trotzdem empathisch, das hat mir viel Spaß gemacht. Und mir hat die Entwicklung der Hauptperson zur " Solitude" gefallen. Doris Knecht lies ihrer Protagonistin keine Larmoyanz durchgehen.
Ich muss gleich am Anfang gestehen, so richtig bin ich mit Doris Knechts neuem Roman "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" nicht in einen Leseflow geraten. Vielleicht liegt es an der recht distanzierten Art, in der Doris Knecht schreibt. Die Hauptfigur des Romans schildert in kurzen Kapiteln das Ausziehen / das Erwachsenwerden, das “Abi machen" ihrer Zwillingskinder Max und Mila so nüchtern, dass es mich wenig mitfühlen lassen hat. Auch, dass sie vor einem neuen Abschnitt ihres Lebens steht, die alte Wohnung verlassen muss, da sie zu teuer und groß ist, all das Aussortieren auch gedanklicher Art hat mich wenig gecatcht und relativ kalt gelassen. Ich konnte weder mit ihr mitfiebern, noch trauern, irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen. Ab S. 87 fiel es mir leichter, weiter zu lesen, denn da kommen Gedanken zum Thema Erinnern auf. Das mentale Wiedererleben von Vergangenem, welche Erlebnisse speichern wir im Gedächtnis und warum? Und wie verändern sich Erinnerungen im Lauf des Lebens, eine spannende Frage.
Alles in allem aber habe ich mich schwer getan, mit diesem Buch. #unpopularopinion Und frag mich auch, warum? Habe vorher eigentlich nur positive Rezensionen gelesen. Vielleicht war es einfach nicht der richtige Zeitpunkt🤷♀️ ...
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Als die Zwillinge der namenlosen Ich-Erzählerin beschließen auszuziehen, wird der alleinerziehenden Mutter schnell klar, dass sie sich ihre jetzige Wohnung nicht mehr leisten kann. Sie begibt sich auf die Suche nach einer Alternative und stößt dabei schnell auf Schwierigkeiten: Wohnungen, die sie sich leisten kann, sind ihr zu klein, sie möchte sich aber auch nicht einschränken. In ihrem Leben haben sich zu viele Dinge angesammelt, auf die sie nicht verzichten möchte. Während ihrer Suche lässt sie ihr bisheriges Leben Revue passieren. Sie überlegt, von welchen Dingen sie sich trennen möchte oder muss. Gleichzeitig fällt ihr zu den meisten Gegenständen eine Erinnerung ein. Der ganze Umzug wird für sie dadurch zu einer Lebensbeichte. Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe ist ein sehr ruhiges, melancholisches Buch. Die Gefühle der Mutter, die nun nicht mehr so gebraucht wird wie vorher und die sich neu finden muss, sind sehr gut und einfühlsam dargestellt. Auch die Problematik, sich einschränken zu müssen, ist sehr realitätsnah, vor allem in Verbindung mit dem Problem, dass eine kleinere Wohnung aufgrund der stark gestiegenen Mietpreise oft gar nicht (viel) günstiger ist als die bisherige. Was dies betrifft, konnte ich mich sehr gut in die Ich-Erzählerin hineinversetzen. Andererseits konnte ich ihr zögern hinsichtlich der Werkstatt allerdings nicht ganz verstehen. Natürlich ist diese nicht sonderlich groß, andererseits wäre sie aber eine einfache Lösung des Problems, zumindest übergangsweise.
Auch wenn mich mit der Lebenssituation der Protagonistin so gut wie nichts verbindet, habe ich mich viel wieder gefunden. Die Selbstgenügsamkeit, das Aufgehen in ‚Solitude‘ sehe ich auch in mir. Ich finde es gut, Frauen dargestellt zu sehen, die gern allein sind, ohne einsam zu sein. Ansonsten erinnert die Lebensphase eher an die derzeitige Rolle meiner Eltern, aber auch das war dadurch für mich interessant. Ich mochte den anekdotischen Aufbau und lese ab jetzt mehr von Doris Knecht.
Es passiert nicht viel und die Geschichte ist eigentlich ziemlich banal, aber gleichzeitig fand ich diese Banalität berührend. Eine ehrliche und liebevolle Erzählung eines Lebensabschnittes, dem sonst nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Eine Frau, alleinerziehend, deren nun volljährige Kinder ausziehen, weshalb sie sich ihre Wohnung nicht mehr leisten kann und sich verkleinern muss, die versucht herauszufinden, wer sie eigentlich ist und dafür in Fotos, Erinnerungen und Familiengeschichten wühlt. Ein Roman, geschrieben im Stil von Autofiktion, als Hauptthema weibliche Selbstfindung – eigentlich genau mein Ding. Trotzdem lässt mich der Roman zwiegespalten zurück. Zum einen ist da dieser grandiose Einstieg: „Der Hund hat schon wieder ins Auto gekotzt. Er hielt durch, bis ich auf den Parkplatz bei der Hundewiese einbog, dann brach es aus ihm heraus.“ (S. 7). Bin ja ein Fan von guten ersten Sätzen und der hier hatte mich sofort. Und auch sonst waren da wirklich einige Stellen drin, bei denen ich sofort meinen Bleistift gezückt und unterstrichen habe, beispielsweise dieses schöne Zitat: „Die Frau, über die ich schreibe, gibt es nicht. Sie ist ein Konstrukt, zusammengesetzt aus Erinnerungen, viele davon fehlerhaft, aus Selbstüberhöhung und Selbsthass, aus Erzählungen von anderen, aus Bildern in Fotoalben.“ (S. 88) Dann gab es aber auch die andere Seite, denn immer wieder kamen dann Stellen, die mich so gar nicht erreicht haben und mittendrin hatte ich einen so richtigen Durchhänger, dass ich kurz – trotz der vielen Unterstreichungen – überlegt habe, das Buch abzubrechen, weil ich nicht so ganz wusste, wo es eigentlich noch hinwill und dadurch auch irgendwie das Interesse verloren habe. Das lag zum Teil auch an der Protagonistin: Einen großen Teil der Erzählung nehmen ihre finanziellen Sorgen ein und der Wunsch, ihre Wohnung nicht verlassen zu müssen und auf Wohnungssuche festzustellen, dass sie sich ihre Wunschwohnungen nicht leisten kann (alles absolut verständlich!). Zwischen den Wiederholungen zu ihren finanziellen Nöten erfährt man allerdings, dass sie zwei Immobilien besitzt: Ein Haus auf dem Land, ein kleines Apartment in der Stadt - in beide möchte sie aber nicht ziehen. Konnte ich persönlich (zumindest für eine Übergangslösung) nicht so ganz nachvollziehen. 3,5/5
„Die Frau, über die ich schreibe, gibt es nicht. Sie ist ein Konstrukt, zusammengesetzt aus Erinnerungen, viele davon fehlerhaft […].“ In Doris Knechts Roman „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ schreibt eine etwa vierzigjährige Ich-Erzählerin fast schon im Stil eines Tagebuches über ihren Alltag. Sie ist Schriftstellerin – wie auch die Autorin – aufgewachsen in der katholischen Provinz, geprägt von zwei jüngeren Zwillingspaaren. Wie sie heißt, erfährt der Leser nicht (zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass die Frau mit ihrem Namen angesprochen wird. Lediglich ihre Kinde sprechen sie mit Mama an.). Diese Frau sieht sich mit Veränderungen konfrontiert: Wenn die nun erwachsen gewordenen Kinder ausziehen, kann sie sich die große Wohnung nicht mehr leisten. Der Mann ist schon lange weg. In schicke Altbauwohnungen hat sie anders als ihre Geschwister nicht investiert. Ein gescheitertes Leben? Das scheint sich die Erzählerin oft zu fragen – aber Resignation ist dennoch nicht das Gefühl, das bei ihr überwiegt. „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ entwickelt nur langsam seine Poetik. Zu Beginn wirken die Einträge beiläufig zusammengewürfelt, beziehungslos. Erst etwa auf der Hälfte des Buches dämmert dem Leser langsam, worum es hier geht: Um die Fehlbarkeit und Selektivität von Erinnerungen. Oft stellte die Erzählerin einzelne Aspekte aus erinnerungsphilosophischen Schriften dar. In einer davon wird unser Gedächtnis als eine Raumflucht beschrieben. In jedem Zimmer lagern wir die unterschiedlichen Erinnerungen ein – und schließen bei den unangenehmen auch durchaus mal die Tür. Die Raummetapher lässt sich perfekt auf die Situation der Protagonistin übertragen, die im Lauf der Handlungen einen Erinnerungsraum verlässt, um einen anderen neu zu gestaltet und in diesen zurückzukehren. Doris Knecht verknüpft hier kunstvoll eine Metapher der Psychologie mit ihrem literarischen Raumkonzept und beweist damit ein hohes Maß an Kunstfertigkeit. Fast überflüssig zu erwähnen, dass auch Virginia Wolfs „Ein Zimmer für sich“ mehrmals Eingang in den Text findet. Auch der Leser wird mitgenommen auf den Weg, dieser Erinnerungskonstruktion. So werden im hinteren Drittel einige Episoden vom Beginn wieder aufgegriffen. Erinnert sich der Leser richtig an diese Episode? Passt das, was noch im Kopf ist, zu Erinnerung der Erzählerin? Wie zuverlässig ist wiederum deren Erinnerung? Hat sie nicht des Öfteren in der Erzählung deutlich gemacht, dass auch ihr Erinnerungen trügen? „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ – schon der Titel ein Paradoxon – ist ein konzeptionelles Werk, das von den Anspielungen und der Reflexion auf der Metaebene lebt. Das muss man mögen, um den literarischen Wert des Werkes zu schätzen zu wissen. Der Roman wirkt langsam, dafür aber lange nach.
Mit diesem Buch habe ich Doris Knecht für mich entdeckt! Sie erzählt einfühlsam und spannend über ihr Leben als alleinerziehende Mutter. Dabei ist man sich nie ganz sicher, was fiktional und was autobiografisch geschrieben ist. Die Erzählung beginnt bereits spannend und lustig mit der Geschichte des kotzenden Hundes auf der ersten Seite. Es bleibt allerdings kein lustiger Roman, sondern ist mit viel Tiefgang und persönlichen Geschichten erzählt. Dass der Roman in Wien und Vorarlberg spielt, tut sein eigenes dazu. Die lebenswerteste Stadt der Welt und eine ruhige Region im hintersten Eck Österreichs bilden einen spannenden Kontrast. Für mich definitiv ein Read des Jahres und ein Monika Helfer Ersatz. Und das ist auch schon meine Empfehlung, für alle, die die Monika Helfer Romane genauso wie ich gesuchtet habe, ist Doris Knecht ein toller Ersatz. Eine Geschichte für alt und jung, da man sich sowohl mit der Ich-Erzählerin, als auch mit den beiden Zwillingen identifizieren kann.
Dieses Buch ist absolut belanglos (auch sprachlich) und, schlimmer noch, nervtötend. Ich könnte es höchstens als eine Satire gelten lassen, was es aber trauriger- und erschreckenderweise nicht sein soll.
Charakterentwicklung bedeutet für die Ich-Erzählerin, nicht zum dritten Mal denselben Ikea-Tisch zu kaufen (kein Scheiß). Zentrum des Texts ist die schreeeckliche Wohnsituation der Erzählerin, denn sie kann sich ihre 130 Qm in der Innenstadt alleine nicht mehr leisten, schluchz. Und es ist so schwer, was anderes Hübsches zu finden, was den sozialen Status nicht untergräbt. Was sollen denn die Freunde denken?! Dann wird gejammert und gejammert und gejammert als stünde sie kurz vor der Obdachlosigkeit. Und das, obwohl sie eine kleine Eigentumswohnung hat (?!). Aber der Status! Und ihre Schwestern, die auch noch hübscher sind als sie (gemein!), haben ja alle Eigentumshäuser (mies!). Ach moment mal, sie hat auch selbst zusätzlich zur Eigentumswohnung ein Landhaus, erfahren wir dann, huppsi, aber wer will denn schon so weit ab vom Schuss leben. Der Status!
Wäre das alles als Satire gedacht, könnte das ein furioses Feuerwerk im Stil von Anke Stelling sein. Aber so eine zweite Ebene fehlt diesem Buch vollkommen. Als ernstgemeinte Autofiktion, bei der ich auf 250 Seiten mit dieser unfassbar wehleidigen und unreflektierten Ich-Erzählerin mitgehen muss, ist es einfach unerträglich und sogar peinlich.
Ich habe zu Beginn gar nicht gewusst, dass der Roman in Wien spielt. Das ist für mich ja immer ein Pluspunkt, und war es auch hier. Zumal ich während des Lesens sogar ganz in der Nähe des Brunnenmarktes unterwegs war zu einer Weihnachtsfeier. Das Thema - Kinder ziehen aus, und die Mutter ist plötzlich ganz allein - ist bei mir noch ein bisschen hin, aber ich konnte mich doch recht gut in die Protagonistin hineinversetzen. Die Gemütszustände hat Doris Knecht auch sehr gut beschrieben, und vor allem ist es auch überhaupt kein melancholisches Buch geworden. Ihre Protagonistin - die wohl auch sehr viele autobiografische Züge trägt, wenn ich mir die Kurzbiografie hinten im Buch so durchlese - fällt in kein tiefes Loch als sie plötzlich kinderlos ist, sondern begreift es einfach als neue Lebensphase. Und vor allem bleiben ihre zwei Kinder ja auch in unmittelbarer Nähe zu ihr wohnen. So könnte ich mir das auch gut vorstellen später...
In der Kurzbiografie über Doris Knecht steht als erste Berufsbezeichnung Kolumnistin, bevor dann noch Schriftstellerin folgt. Hier in diesem Buch steht die Kolumnistin deutlich im Vordergrund, denn es ist weniger ein Roman als eine Aneinanderreihung von einzelnen Kolumnen zu einem Oberthema, der weitesgehend eine chronologische Abfolge einhält. Ich persönlich hätte einen "echten" Roman etwas besser gefunden.
Kurzmeinung: Jammern oder Jubeln, wenn die Kinder ausziehen? Endlich hat man seine Ruhe!
Es ist so weit, die Kinder gehen aus dem Haus. Kurz vor und während des Auszugs der Kinder hält die Protagonistin, die ihre große Wohnung aufgeben will und mit ihren Siebensachen in etwas Kleiners zieht, Rückschau. Liebevoll und unaufgeregt erzählt Doris Knecht von einem neuen Lebensabschnitt, der immer auch Loslassen des vergangenen (Er)Lebens beeinhaltet. Sie, äh, wer? - ringt innerlich damit, dass von ihr erwartet wird, traurig und verzweifelt zu sein, weil sie „quasi allein“ zurückbleibt und niemand dazu ermutigt, sich auf den neuen Lebensabschnitt zu freuen.
Der Kommentar: Dieser Roman ist einer, mit dessen Figur man sich leicht identifizieren kann, mehr oder weniger erleben alle Eltern den Auszug ihrer Sprößlinge mit gemischten Gefühlen. Diese hohe Identifizerbarkeit spricht unbedingt für den Roman, der mit leisem Humor geschrieben ist. Andererseits ist die gewählte Erzählperspektive nicht wirklich hilfreich. Wer spricht hier? Die Autorin oder die Protagonistin, die keinen Namen hat, so dass die Nähe zur Autorin mehr als spürbar ist? Die Verschmelzung von Autobiografischem und Erfundenem tut dem Roman nicht wirklich gut, denn er ist einerseits so hübsch bodenständig und plötzlich schlägt er aus ins Unwahrscheinliche, Unglaubwürdige zuweilen fast bis in Klamaukhaftes. Man merkt die Absicht der Autorin, Aufmerksamkeit zu gerieren, - und man ist verstimmt. Also ich. Auch andere Ungereimtheiten und Unstimmigkeiten kommen gelegentlich vor, insgesamt fallen sie aber kaum ins Gewicht. Wenngleich ich oft denke, Luxusprobleme, Luxusprobleme ...! Spätens hier werde ich ägerlich(er) darüber, dass sich die Protagonistin nicht von der Autorin lösen lässt.
Fazit: Abgesehen von der gewählten Erzähl-Perspektive, die ich in diesem Falle als unglücklich empfinde, ist der Roman mit einem hohen Identifzierungspotential und seiner mit leiser Ironie vorgetragenen Strategie zur Lebensabschnittsbewältigungs durchaus ein paar Lesestunden wert.
Die Kinder ziehen aus, und die Ich-Erzählerin muss sich auf ein Leben allein einstellen. Wer passt auf den Hund auf? Wann wird sie ihre Sprösslinge wiedersehen? Wo soll sie wohnen? Das Buch beginnt humorvoll, ohne dabei vulgär zu wirken, mit einem kotzenden Hund. Nach dieser Episode und der Schilderung ihrer Lebensumstände, früher und heute, erstellt die Protagonistin tatsächlich die besagte titelgebende „Liste von Dingen, die ich verloren habe“. Ich klebe fleißig Zettelchen ins Buch und erfreue mich der Eloquenz und des Einfallsreichtums der Autorin. Wir lernen die Kinder kennen, erwachsen und noch in einer Wohnung mit ihrer Mutter lebend. Und dann geht es los mit Beschreibungen von Wohnungen, dem Abwägen von Vor- und Nachteilen, der Einordnung von Preis und Lage. „Wohnungen, Häuser, Arbeitsplätze, Städte, Männer, es ist überall dasselbe. Man könnte sich zu früh und falsch entschieden haben und damit das Bessere, das Passendere, das echte Glück verpasst haben.“ Die Zettelchen werden weniger; ich muss mich aufraffen, überhaupt zum Buch zu greifen. Es war mein erstes Buch von Doris Knecht, und es bekam schon meine Vorschusslorbeeren überreicht, so überzeugt war ich, dies sei der passende Roman für mich. Der Schreibstil, flüssig und angenehm zu lesen, gefiel mir gut. Was mir fehlte, war eine Entwicklung der Handlung, die immer wieder um das Thema Wohnung kreist. Insofern wurden meine hohen Erwartungen enttäuscht, nicht aber mein Vertrauen, dass es zwischen einem anderen Buch der Autorin und mir doch noch funken könnte.
Eine vollständige Liste aller Probleme einer Frau ohne wirkliche Probleme. Oder auch: wenn selbst die Therapeutin sagt, dass man sich zusammenreißen soll.
Im ersten Teil lernen wir die Protagonistin und vor allem ihre zahlreichen weltbewegenden Probleme kennen, beispielsweise: " Meine Kinder ziehen nach der Schule aus (so überraschend!) Und jetzt ist die Wohnung vielleicht zu groß und zu teuer (darüber, dass der Kindesunterhalt vom Vater wegfällt, wenn Kinder 18 werden habe ich irgendwie nicht nachgedacht ) und ich muss mich nach einer neuen Lösung umsehen" :( "Ich habe neben meiner Wohnung noch 2 Immobilien, ach, ist das alles anstrengend, ich weiß gar nicht wo ich hinziehen soll !" :( " Ich kümmere mich nicht um die Instandhaltung der Wohnung, irgendwie ist sie jetzt ziemlich versifft :( und meine Reinigungskraft kann ich mir nur noch 14 Tägig leisten " :( Usw usw Die zweite Hälfte behandelt allerlei Erinnerungen: aus der eigenen Kindheit, der Zeit mit 2 kleinen Kindern, gute und schlechte, schöne und schambehaftete. Sprachlich ist da viel Schönes dabei, aber eben auch enorm viel, was mich unglaublich aufgeregt hat, zum Beispiel viele Aussagen zu ihrem Hund. Hier meine Top Zitate: Situation: Hund ist wegen Umzug aufgeregt, jammert am der Leine. "Ich hätte ihn rechtzeitig mit CBD Öl ausknocken sollen". Jesus f*cking Christ. 1. Informier dich zu CBD und Verbreite keine falschen Infos in deinen Büchern, Doris. 2. Protagonistin: Erzieh deinen Hund anstatt ihm Beruhigungsmittel einzuflößen, nur damit du den Spiegel deiner eigenen Unfähigkeit nicht vorgehalten bekommst. 2. Zitat: "der Hund wurde im 2. Lockdown unüberlegt angeschafft" oh na das ist ja aber ganz toll, wunderbar wie dieses asoziale Verhalten mittlerweile unreflektiert Einzug in die Literatur findet.
Fazit: eine verwöhnte, Privilegierte Frau jammert an einer Tour über ihre Probleme für die sie selbst verantwortlich ist. Unüberlegte Entscheidungen können später mal Konsequenzen haben ( Überraschung !) . Wenn ich meine Kinder nicht zu selbstständigen und Verantwortungsbewussten Menschen erziehe, finden sie es nicht so toll, aus Hotel Mama ausziehen zu müssen. Wenn ich mich nicht anständig um meine Finanzen kümmere, habe ich irgendwann ein Problem und bin evtl auch jeden Monat im Minus. Das ist dann auch nicht die Schuld meiner Schwestern oder meiner Eltern oder des PaTriArcHats oder des Weihnachtsmannes, sondern meine eigene. Zwischendurch kommen zwar die obligatorischen feministischen Phrasen zu Themen wie unbezahlter Carearbeit, Kinderkriegen usw, die Protagonistin ist für mich aber alles andere als eine starke Feministin sondern ein anstrengendes Crybaby, dass sich gegen nichts und niemand durchsetzen kann (nicht mal bei der Erziehung des eigenen Hundes lol), als Erwachsene Frau enttäuscht ist ,wenn der Papa sie nicht lobt, weil sie weiß, was ein Imbusschlüssel ist und auch sonst relativ wenig Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen will sondern die Schuld für das eigene Versagen bei allem sucht, außer bei sich selbst.
Zu Beginn war mir die Protagonistin zutiefst unsympathisch. In gefühlt jedem Abschnitt hat sie sich darüber beklagt, ihre geliebte Wohnung zu verlassen, weil sie sich diese nicht allein leisten kann. Einen Mitbewohner wolle sie aber auch nicht, in diese Gegend ziehen auch nicht, in eine so kleine Wohnung auch nicht, diese Wohnung hat dort aber kein Fenster, diese Wohnung ist viel zu teuer, diese hat ihre Fenster auf einen belebten Platz gerichtet, diese hat keinen Balkon. Erst ab Seite 90 wurde es besser, ich hatte das Gefühl, endlich mehr von ihrer Persönlichkeit mitzubekommen. Am Ende konnte ich sogar Parallelen zwischen ihr und mir feststellen. Man bekommt in den Kapiteln keinen geordneten Zeitstrahl ihres Lebens, mehr einzelne Ausschnitte, die ihr im Gedächtnis geblieben sind. Das mochte ich sehr. Am Ende ist sie eine zufriedene Frau mit einer winzigen Wohnung, die aber in der Nähe ihrer geliebten Orte und Personen ist. Auch die immer wieder eingeflochtenen feministischen Aussagen und Handlungen der Protagonistin haben mir gefallen und wirkten nicht aufgesetzt oder gestelzt.
Książka, która doskonale wpisuje się w aktualny trend prozy autofikcjonalnej, choć nie mam pewności, że autorka pisze tu o sobie. Słychać tu bardzo Annie Ernaux i Julię Schoch, słychać tu tę uwierającą, obnażającą szczerość w opisywaniu życia, takiego zwykłego, niespektakularnego życia, może trochę nudnego, ale w tej nudzie swojskiego. To spokojna narracja, bezpretensjonalna, jak rozmowa z kumpelą przy winie. Zapewne nie zainteresuje zbyt wielu mężczyzn, pewnie też nie wstrzeli się w potrzeby młodych kobiet, bo to opowieść kobiety koło pięćdziesiątki, wieku, gdy stajemy się niewidzialne i niepotrzebne. I to trochę o tym właśnie jest, o odnalezieniu się w tym momencie życia, gdy opuszczają nas dzieci i zostaje już tylko pies (bo partner zniknął dawno temu).
Das Reflektieren der Erinnerung als Fiktion und dadurch Konstruktion unserer selbst und wie sich diese in der Autofiktion und eigentlich in jeder Form der Literatur widerspiegelt, hat mir am Besten gefallen an diesem Werk. Um in die Handlung reinzukommen habe ich ein bisschen gebraucht, die sehr ehrliche Ich-Erzählerin hat mir anfangs irgendwie nicht so gefallen, aber irgendwie habe ich sie dann doch lieb gewonnen. Ein solides Werk für zwischendurch, eine Perspektive mit der ich mich sonst nicht so recht auseinandersetze: Mutter und Frau und Tochter zu gleich, und wie all diese Identitäten sie festhalten und sie sich an ihnen festhält, trotz oder vielleicht gerade wegen der ausziehenden Kinder.
Innere Monologe einer Frau, die einen neuen Lebensabschnitt einleitet. Erinnerungen, Beschreibungen und... Befindlichkeiten ohne dazu gehörende Gefühle. Schlicht eine Aneinanderreihung von Miniaturen, die zwar einen Bezug zur der beschriebenen Biographie haben, aber nicht zur Gefühlswelt der...Protagonistin. Es wirkt an vielen Stellen oberflächlich. Doris Knecht ist eine Routinierte, eine Könnerin. Der österreichische Ton ist in allen Miniaturen gut zu hören.
Aber wir sind nicht ganz warm geworden miteinander, dieses Buch und ich. Auch wenn es vermutlich gehalten hat, was es versprochen hat..
„Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“: Toller Titel, tolles Cover, toller Einstieg.
Insgesamt habe ich mir aber doch wesentlich mehr erwartet. Die Handlung des autofiktionalen Romans entwickelt sich nicht, bleibt immer am selben Punkt stecken. Mit der Zeit nerven die ständigen Wiederholungen sogar - kommen als Gejammer an. Eine Frau, die sowohl ein Haus am Land als auch eine kleine Wohnung in der Stadt besitzt, ist einfach nicht besonders arm, wenn sie sich die 130 Quadratmeter Mietwohnung nicht mehr zusätzlich leisten kann, auch nicht wenn es noch so oft betont wird. Sprachlich sehr in Ordnung, aber auch da wäre um einiges mehr drin gewesen.
Vergebens wartet man auf einen Plot-Twist oder irgendetwas Unerwartetes, das die Erzählerin beim Aussortieren ihres Lebens vielleicht zutage fördern würde. Letztlich ist das Buch aber nicht viel mehr als ein langer Monolog einer partnerlosen Empty Nester, gleichwohl macht es Lust auf diese Lebensphase, wenn die Kinder ausgezogen sind.
Ich hätte mir tatsächlich eine Liste aller Dinge, die die Autorin vergessen hat, gewünscht, aber leider habe ich einen viel zu langen Text über Luxusprobleme bekommen. Schade.
Die lch-Erzählerin lebt mit ihren Zwillingen in Wien. Die Kinder stehen kurz vor der Matura und planen, danach auszuziehen. Das bringt einige Veränderungen für die Mutter der beiden mit sich, die sie hier reflektiert. Gleichzeitig beschreibt sie zahlreiche unterschiedliche Episoden aus ihrer Vergangenheit, häufig ausgelöst durch einen Gegenstand, der ihr beim Ausmisten in die Hand fällt oder an den sie denkt.
Ich hatte eine gute Zeit mit dem Buch. Ich war nicht so atemlos gespannt dabei wie beim Vorgänger „Die Nachricht“, aber es ist auch eine ganze andere Geschichte, daher ist der Vergleich nicht ganz fair.
Gerade die Episoden aus der Herkunftsfamilie der Erzählerin fand ich anrührend und witzig, ebenso ihre Schilderungen zu ihrer eigenen Mutterschaft und dem Auszug der Zwillinge. Es war für mich ein feines Buch, tröstlich und lebensnah.
Eine Geschichte des Wachsens, des Aufbruchs und der Selbstwirksamkeit. Eine Frau im Umbruch - „empty nest“ - oder eben nicht. Trotz Altersunterschied und unterschiedlicher Lebensabschnitte konnte ich viel aus der Geschichte ziehen. Veränderung ist schwer doch diese Geschichte strahlt eine Ruhe aus, die ich mit Veränderung selten assoziiere. Sie macht Hoffnung, dass jegliche nächsten Abschnitte ein guter wenn auch notwendiger Schritt nach vorne sind.