Ein perverser Serienmörder wütet in den Katakomben von Berlin
In der U-Bahnstation Potsdamer Platz werden die übel zugerichteten Leichen einer Prostituierten und ihres Zuhälters gefunden. Kommissar Kalkbrenner glaubt an einen Milieu-Mord. Als wenig später ein toter Bauarbeiter auftaucht, scheint der Fall klar: Ein Zeuge wurde beseitigt. Erst ein weiterer U-Bahn-Mord zeigt: ein perverser Serienmörder geht um. Ausgerechnet jetzt, wo alle Welt wegen eines Umweltgipfels auf Berlin schaut. Mit Hilfe des jungen Leif, der bei Obdachlosen Sozialdienst leistet, kommt Kalkbrenner einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur, das in den Tunneln und Bunkern unter der Stadt verborgen ist …
Kurzbeschreibung: Kommissar Paul Kalkbrenner hat die Schnauze voll. Von der Berliner Sommerhitze und von Idioten, die nicht gestehen wollen und ihn so daran hindern, auch nur einmal pünktlich zu einer Verabredung mit seiner Tochter Jessy zu kommen. Was die Laune seiner Noch-Ehefrau Ellen nicht verbessert. Als in der U-Bahnstation Potsdamer Platz die übel zugerichteten Leichen einer Prostituierten und ihres Zuhälters gefunden warden, glaubt Kalkbrenner an einen Mord im Milieu. Wenig später taucht ein toter Bauarbeiter auf, und der Fall scheint klar: Ein Zeuge wurde beseitigt. Erst ein weiterer U-Bahn-Mord zeigt, dass ein perverser Serienmörder umgeht. Ausgerechnet jetzt, da alle Welt wegen eines Umweltgipfels auf Berlin schaut. Mit Hilfe des jungen Leif, der bei Obdachlosen Sozialdienst leistet, kommt Kalkbrenner einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur, das in den Tunneln und Bunkern unter der Stadt verborgen ist... *Quelle*
Zum Autor: Martin Krist ist das Pseudonym des erfolgreichen Autors Marcel Feige. Geboren 1971, arbeitete er als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften und lebt seit 1998 als Schriftsteller in Berlin.
Meinung: Von der Reihe um Paul Kalkbrenner habe ich viel Positives gehört und da vor kurzem mit Märchenwald der 5. Band erschienen ist, wurde es Zeit, damit zu beginnen. Die Geschichte spielt in Berlin Ende Juni 2012 in einem Zeitraum von schätzungsweise einer Woche. Die Idee, den Thriller vorwiegend im Berliner Untergrund spielen zu lassen, war für mich neu, reizvoll und wurde atmosphärisch ansprechend umgesetzt.
Der Kriminalhauptkommissar Paul Kalkbrenner ist Anfang 40 und arbeitet im Kriminalkommissariat Berlin-Mitte. Er bekommt es mit einigen Morden zu tun, die es aufzuklären gilt. Dadurch steht er ziemlich unter Druck und vernachlässigt wie schon so oft sein Familienleben, was ihm von seiner Tochter Jessy übelgenommen wird. Die Scheidung von Ehefrau Ellen steht kurz bevor. Paul Kalkbrenner ist ein sympathischer Protagonist, der vor allem mit seinem Privatleben überfordert ist, seine Arbeit aber ganz genau nimmt.
Der 22-jährige BWL-Student Leif Nehring wird wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz zu 60 Sozialstunden verdonnert, die er beim Verein Obdachlose e.V. in Charlottenburg ableisten soll. Bei seiner Arbeit lernt er durch Kollege Noppe den Berliner Untergrund und seine Bewohner kennen und gerät ins Visier des Mörders. Leif Nehring wirkt anfangs oberflächlich, entwickelt sich aber gerade zum Ende des Thrillers hin sehr weiter und gerät von einer gefährlichen Situation in die nächste, sodass er einem schon wieder leid tut.
Die Nebenfiguren sind zahlreich. Hervorzuheben wären hier Jessy (die 21-jährige Tochter Kalkbrenners jobbt neben ihrem Studium als Bedienung und ist nicht gut auf ihren Vater zu sprechen), Hans-Hermann Hängo (Assistent von Kalkbrenner, seit einem Jahr in der Mordkommission tätig und sehr wissbegierig) und Hardy Sackowitz (Journalist alter Schule beim Berliner Kurier, der nach einer Alkoholentziehungskur wieder Fuß zu fassen beginnt).
Wut wird vorwiegend aus den Perspektiven von Paul Kalkbrenner, den man bei seinen Ermittlungen begleitet, und Leif Nehring, der u.a. von seinen Erlebnissen im Berliner Untergrund berichtet, in der 3. Person erzählt. Zwischen den Kapiteln werden wiederholend Zeitungsartikel aus dem Berliner Kurier eingestreut, die sich mit dem bevorstehenden Umweltgipfel beschäftigen.
Durch das ungewöhnliche Setting des Berliner Untergrunds und verschiedene Erzählperspektiven bleibt der Thriller von Anfang bis Ende spannend und lädt zum Miträtseln ein, da das Motiv und der Täter bis kurz vor Schluss unklar bleiben.
Der Schreibstil von Martin Krist ist einfach und angenehm zu lesen. Bedingt durch die kurz gehaltenen Kapitel fliegt man regelrecht durch die Seiten. Gut gefallen haben mir auch die detailliert beschriebenen Schauplätze, die einem Berlin näher bringen. Am Ende des Thrillers befindet sich ein exklusives Bonusmaterial mit Anmerkungen von Martin Krist und Holger Happel vom Verein Berliner Unterwelten e.V., das die Welt unter Berlin anhand von Text und einigen Bildern näher erklärt.
Fazit: Wut ist ein spannender Thriller, der gleichermaßen den Auftakt zur Paul Kalkbrenner-Reihe bildet. Punkten kann auch das ungewöhnliche Setting im Berliner Untergrund, das aufgrund seiner Bewohner betroffen macht. Punktabzug gibt es, da mir Kalkbrenners Privatleben, sprich seine Frau Ellen und Tochter Jessy, anfangs doch sehr auf die Nerven ging, da die beiden keinerlei Verständnis für seine berufliche Einbindung hatten und sehr weinerlich daherkamen.
Ich bin wohl von Martin Krists jüngeren Werken verwöhnt, der 2007 erschienene Thriller "Wut" ist solide, ihm fehlt aber noch die typische Krist-Stimme, die ich so schätze. Was aber auch hier schon zu erkennen ist, ist der Blick des Autors für Figuren, die sonst durch das Raster der allgemeinen Aufmerksamkeit fallen. Die Szenerie dieses Thrillers ist unschlagbar, authentisch und macht für mich den Reiz der Geschichte aus, es geht in den Untergrund Berlins, in die alten Tunnelgänge unter der Stadt, in die Kanalisation, in alte U-Bahnschächte, ein Labyrinth, schmutzig, dreckig, vergessen. Dort finden die Menschen Zuflucht, die nicht mehr auf den Straßen der Stadt leben, sondern unter ihr. Nicht am Rand der Gesellschaft, sondern unter der Gesellschaft. Ein trauriger wie wichtiger Blick auf die sozialen Schwächen unseres Zusammenlebens. Der Kriminalfall selbst ließ mich allerdings recht unaufgeregt zurück, das Muster war schnell durchschaut, die Klischees der Figuren trugen ihren Teil dazu bei. Insgesamt also solide, aber kein Feger wie "Drecksspiel", "Engelsgleich" oder die Kurzgeschichten-Sammlung "Der Tod steckt im Detail".
Paul Kalkbrenner ist Anfang 40 und lebt in Berlin. Er ist Kriminalhauptkommissar im Kriminalkommissariat Berlin-Mitte und sein Job geht ihm über alles, was in den letzten Jahren sehr zur Entfremdung von seiner Familie geführt hat. Zu seiner 21-jährigen Tochter Jessica "Jessy" hat er kein besonders gutes Verhältnis mehr, was jedoch hauptsächlich daran liegt, dass er einfach nie da ist und auch seine 22-jährige Ehe ist an seinem Beruf gescheitert. Die Trennung von seiner Frau Ellen fand vor einigen Wochen statt und eine Scheidung scheint unausweichlich. Doch anstatt für seine Familie zu kämpfen, stürzt sich Kalkbrenner weiterhin in seine Arbeit.
Tatsächlich lässt sein nächster Fall nicht lange auf sich warten. Eine Prostituierte und ihr Zuhälter sind in einem Berliner U-Bahn-Tunnel gestorben. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass die Frau vor ihrem Tod schwer misshandelt wurde, aber tatsächlich an den Folgen des Zusammenpralls mit der U-Bahn starb, wo hingegen ihr Zuhälter tödlich zusammengeschlagen wurde und bereits tot war, bevor die U-Bahn ihn erreichte. Für Kalkbrenner ist dies eine eher ungewöhnliche Situation, sind es doch gewöhnlich die Prosituierten, die sterben, doch hier scheint es sich bei dem Tod der jungen Frau tatsächlich um eine Art "Unfall" zu handeln, während der Tod des Zuhälters beabsichtigt war. Erschwerend kommt hinzu, dass am nächsten Tag die Leiche eines Bauarbeiters gefunden wird, der ebenso tödlich zusammengeschlagen wurde, wie der Zuhälter. Was hat das zu bedeuten, was haben die drei Personen miteinander zu tun? Paul Kalkbrenner nimmt zusammen mit seinem Assistenten Hans-Hermann Hängo die Ermittlungen auf.
Derweil hat BWL-Student Leif Nehring ganz andere Probleme. Auf Grund von Drogenbesitz wurde er zu 60 Sozialstunden verurteilt, welche er in der Sozialstation "Obdachlose e. V." ableisten muss. Am meisten wurmt den jungen Mann, dass das im eigentlichen Sinne noch nicht mal seine Drogen waren, mit denen er erwischt wurde. Als er bei der Ableistung seiner Sozialstunden zufällig auf den Dealer trifft, dem er sein ganzes "Unglück" zu verdanken hat, folgt er diesem und wird Zeuge dessen Ermordung. Leif kann in letzter Sekunde fliehen, doch eines ist gewiss - der Killer hat ihn gesehen, auch wenn er höchstwahrscheinlich nicht weiß, wer Leif ist - zumindest noch nicht. Als wenig später die Leiche des Dealers gefunden wird, werden auch Fingerabdrücke von Leif am Tatort gefunden - und nun sind beide Seiten hinter ihm her, der Killer und die Polizei. Leif, der mit Garantie kein Unschuldslamm ist, weiß weder ein noch aus, denn er hat niemanden, an den er sich wenden kann. Wer wird ihn zuerst finden, der Killer oder die Polizei und wird es ihm gelingen, seine Unschuld zu beweisen?
Der 1. Band der Paul-Kalkbrenner-Reihe! Der Plot wurde ausgesprochen spannend und bildgewaltig erarbeitet. Was ich besonders faszinierend fand war die Tatsache, dass viele der Szenen im Berliner Untergrund und Obdachlosenmilieu spielten und ich mir hier diese Szenen jederzeit bildhaft vor Augen führen konnte. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet und obwohl weder Paul Kalbrenner, noch Leif Nehring anfangs große Sympathieträger sind, haben sie es doch geschafft, dass ich sie in mein Herz geschlossen habe und mit ihnen gebibbert habe, wie sich die ganze Geschichte auflösen wird. Den Schreibstil kann ich nur als ausgesprochen fesselnd beschreiben, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte und ich es am Stück gelesen habe. Als abschließendes Fazit kann ich nur sagen, dass mir das Buch wundervolle Lesestunden bereitet hat und ich von Paul Kalkbrenner noch so einiges erwarten darf.
Inhalt: Für Kommissar Paul Kalkbrenner geht so gut wie nichts nach Plan, sein Job verhindert wieder einmal, dass er sich mit seiner Tochter Jessy treffen kann, die genau wie seine Noch-Ehefrau daraufhin die Beziehungseiszeit ausrufen. Ihm ist keine ruhige Minute vergönnt, nachdem in einer U-Bahn-Station die Leichen einer Prostituierten und ihres Zuhälters gefunden werden. Dabei steht gerade ein wichtiger Umweltgipfel in Berlin bevor und es herrscht oberste Sicherheitsstufe. Als dann auch noch ein toter Bauarbeiter entdeckt wird, beginnen die Spuren in den Berliner Untergrund zu weisen, eine Welt in der sich vor allem die Obdachlosen zu Hause fühlen.
Setting und Stil: Martin Krist ist Berliner und das merkt man den hervorragend beschriebenen Handlungsorten an. Dazu kommt noch seine Recherche über den Berliner Untergrund und die Infos der Berliner Untergrund e.V., die auch in einem speziellen Artikel am Ende des Buchs vorgestellt werden. Der Thriller verströmt den Duft der Großstadt und es fällt leicht, sich in und unter die Straßen Berlins zu versetzen. Relativ kurze Kapitel, die zwischen den Hauptcharakteren hin- und herspringen sorgen für rasante Geschwindigkeit und andauernde Spannung. Einige Szenen erlebt man aus verschiedenen Sichtweisen und es gibt kaum Ruhepausen, so dass es eher schwer fällt, den Thriller aus der Hand zu legen, da man ja eben schnell noch das nächste Kapitel lesen kann.
Charaktere: Paul Kalkbrenner ist ein Kommissar, auf den es von allen Seiten einstürmt, Vorgesetzte, Familie, Kollegen, Presse, alle wollen etwas von ihm, wobei er dies allen nicht unter einen Hut bringen kann. Ihm steht ein ziemlich holpriger Weg bevor, dem man gerne folgt. Eine weitere wichtige Figur ist Leif, der ziemlich tief in den Fall hineingezogen wird. Noch jemand, der ziemlich einstecken muss. Neben den Herren der Schöpfung gibt es natürlich auf noch die weibliche Seite in Form seiner Tochter Jenny, seiner Frau und seiner Sekretärin. Mit der letzten kommt er gut zurecht, mit dem Rest ist es eher schwierig bestellt. Es deutet sich schon an, dass in Kalkbrenner und seinem Umfeld einige Klischees verarbeitet wurden. Nicht wirklich neue Ideen, die trotzdem gut umgesetzt und vermischt wurden und unterhaltsamen Lesestoff ergeben.
Geschichte: Die Geschichte gibt uns einen interessanten Einblick in die Berliner Unterwelt. Eine interessante Handlung bringt viele mögliche Spuren logisch zusammen und man kommt nicht um den einen oder anderen Aha-Effekt drum herum. Die Reaktionen der Charaktere sind nachvollziehbar und der oder die Täter schön geheimnisvoll. Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und sich weiter mit der Handlung befassen einlädt.
Fazit: Einen in Deutschland spielenden Thriller zu schreiben, ist gar nicht so einfach, die die deutsche Polizeiarbeit nicht wirklich für Thrillerstoff taugt. Umso erfreuter war ich, dass mich dieses Buch fesseln und mitreißen konnte. Es hat Spaß gemacht, sich in die mögliche Parallelwelt unterhalb der Berliner Straßen entführen zu lassen und dort in den engen, unbeleuchteten Gängen zu ermitteln. Es ist also der Beginn einer Reihe, die ich Thrillerfans empfehlen kann, die Action lieben, Klischees akzeptieren und den Thrill auf deutschen Straßen faszinierend finden.