Ein „haufen an authentizität“, so lautet das Selbstverständnis der Erzählerin zum Ende des Buches hin. Für mich fasst es das zusammen, was mich an dem Buch genervt hat (ganz subjektiv gesagt, ich möchte nicht behaupten, dass es schlecht gemacht ist). Die Berichtform ging mir ungemein auf die Nerven. Von außen wird beobachtet, dokumentiert und beurteilt - eine Deutsche in Mitten der Katastrophe 9/11 in New York. Sie erlebt es hautnah mit, lässt aber die Leser*innen nicht an diesem Miterleben teilhaben. Es wird eher eine Bestandsaufnahme des Geschehens nach dem Unglück geliefert. Aber eben dieses Authentische, dass alles immer belegt werden muss, sei es mit Fotos, Zitaten oder Ausschnitten aus Fernsehen und Zeitung, macht es für mich zu einer neutralen, nicht berührenden Lektüre. Natürlich wirkt die Kritik, die an der amerikanischen Gesellschaft geübt wird, durch diese Art zu schreiben legitimer und überzeugender. Dieser Aspekt des Berichts ist auch interessant gewesen und die Kritik empfinde ich ebenfalls als notwendig. Jedoch fehlt mir so viel! Für diese Thematik, die so viel Tragik und Emotionen in sich birgt, ist die Form des Textes hinderlich, da sie das Erzählen von Geschichten verhindert. Ich hätte gerne mehr gehört über den Anwalt auf der Demo oder den Jazzmusiker auf der Straße. Oder über die Erzählerin selbst! Was führt sie dort hin? Was lässt sie dort bleiben? Sie wirkt so unglaublich verloren in ihrer Dokumentation darüber, was ist. Aber ich will wissen, wer was spürt und zu erzählen hat. Die ornamentlose Sprache, die graphische Gestaltung und das Montieren von Bildern sind sicherlich besondere Gestaltungsmittel und mir gefielen Neologismen, wie z. B. „informationsgestörtheit“ - passt das nicht wunderbar auch zu Heute? -, aber das hat alles nicht dazu gebracht, mich zu berühren. Vielleicht ist die Form des Berichts und die Dokumentation eine Möglichkeit, mit dem erlebten Unglück umzugehen, es greifbar zu machen. Das kann ich nachvollziehen aber diese Art der Bewältigung entspricht vielleicht nicht meiner Art mit dem Leben umzugehen.