Sich um das Gelingen der Politik zu sorgen, ihren Erfolg an Hoffnungen, Idealen und ganz ehrenwerten Anliegen zu messen, in denen meist "der Mensch im Mittelpunkt" steht - das ist bürgerliche Staatstheorie. Die Sorgen von Politikern bei der Bewältigung der "Sachzwänge", die der Erfolg der Nation auf die Tagesordnung setzt, den Regierten ans Herz zu legen und sie mit der Dauerfrage zu befassen, ob die politischen Führer ihr Amt auch gut verstehen - das ist politische Meinungsbildung, wie sie in den Zeitungen steht. Demgegenüber ist ein Buch ganz bestimmt kein Angebot, in dem nichts anderes dargelegt wird als der Grund und der Zweck des bürgerlichen Staates:
- dass die staatliche Garantie von Freiheit und Gleichheit eine sehr bedingte Berücksichtigung des freien Willens der Bürger bedeutet.
- dass Recht und Ordnung einen anderen Zweck haben als die Verhinderung von Gewalt.
- dass es dem Sozialstaat um das zweckmäßige Funktionieren der Klassen geht und nicht um Wohltaten für die Mehrheit des Staatsvolkes.
- dass die demokratische Konkurrenz um die politische Macht deren Freiheit gegenüber allen materiellen Interessen des Wahlvolkes sicherstellt.
- dass das regierte Volk ansonsten aber schon etwas darf, nämlich sich als Manövriermasse aller innen- und außenpolitischen "Sachzwänge" zu betätigen. Wer will sich diese Wahrheiten schon nachsagen lassen?
Die MG über Gründe, aus denen Staaten tun, was sie tun – statt darüber, was Staaten am angeblich Gebotenen hindern würde. Behauptet wird nicht, Politik müsste für etwas Besseres da sein, als sie es in der Praxis ist, oder dass der Staat gekauft oder dekadent wurde. Das Buch kritisiert den Staat nicht an einer erfundenen besseren Vorstellung von ihm, es ist eine Darstellung des Systems und durch die Darstellung Kritik desselben, eine Ent-täuschung im besten Sinn.
5/5- Es gibt ein Review hier was das Buch schon wirklich gut beschreibt. Es handelt sich hierbei um eine Staatstheorie/-ableitung, welche auch heute noch absolute Aktualität hat. Es beschreibt den bürgerlichen Staat und sein Verhältnis zu Bürgern und Kapitalisten „neutral“ - wobei in dieser Neutralität auch Kritik ist. Es werden keine großen Schlüsse gezogen, sondern es wird beschrieben. Und das gut, sogar sehr gut. Es gibt keine Kritik anhand einer besseren Organisation, anhand besserer Führung o.ä. - sondern ebendieses System wird betrachtet und kritisiert. Das Buch ist eine gute Basis jeglicher Agitation, da die Beschreibung dessen - und die daraus folgende Kritik - die Basis für „Zusammenleben“ ist. Gleichwohl ist es ziemlich erdrückend teils zu lesen, weil eine gewisse Ohnmacht durchaus bei rumkommen kann, wenn man diesem gut geölten Apparat entgegensteht.