Sven Stricker wurde 1970 in Tönning geboren. Er studierte Komparatistik, Anglistik und Neuere Geschichte und versuchte sich als Musiker und Nachwuchsjournalist. Heute ist er freier Autor und Hörspielregisseur und lebt in Potsdam.
Paul und Kuli arbeiten in einem Call-Center. Das ist nicht gerade ein Traumjob, aber irgendwie muss man ja Geld verdienen. Irgendwann - Kuli ist gerade mal wenige Tage im Job - werden sie am Telefon Zeuge eines gewaltsamen Streits. Anstatt die Polizei zu rufen, fahren sie selbst zu der ermittelten Adresse, finden eine verwüstete Wohnung und eine stark verletzte Frau vor - und rufen immer noch nicht die Polizei. (Auch wenn die Verletzte weder Polizei noch Krankenwagen da haben will, erschien mir das doch etwas sonderbar.) Am nächsten Tag ist die Frau tot und Kuli hat ein Foto von ihr und einem bekannten Politiker im Briefkasten. Eine Sexszene ist darauf zu sehen, die Lage scheint klar. Sie rufen aber immer noch nicht die Polizei, sondern ermitteln selbst. Das bringt einige Probleme mit sich und am Ende ist dann doch alles anders als gedacht. "Schlecht aufgelegt" ist Sven Strickers allererster Roman und das merkt man ein bisschen. Hier ist noch nicht alles so rund, wie in den Folgeromanen. Vieles daran ist aber auch schon sehr schön: Die Figuren zum Beispiel sind auf wunderbare Art sehr lebensnah. Sympathisch sind die und trotzdem nervig manchmal und emotional irrational. So wie Menschen halt sind. Brillant sind auch hier schon Strickers Dialoge. Allein die Restaurantgespräche könnte ich seitenlang lesen. Wie da rumgestottert und dann ein Wortfeuerwerk losgelassen wird, wie das Zwischenmenschliche dadurch gezeichnet wird, ist ganz herrlich. Die Liebeserklärung an gute Musik mochte ich auch sehr. Aber der Kriminalfall, beziehungsweise dieser Selbstermittlertrip erschien mir dann doch etwas hanebüchen und ließ mich öfter den Kopf schütteln. Dann doch lieber wieder Sörensen oder Rüdiger oder "Bin noch da". Vor allem das. Ist ja nicht so, als wäre keine Auswahl da.