C.H.Beck Geschichte Europas – die zehnbändige Reihe vereint herausragende Vertreter der deutschen Geschichtswissenschaft, die auf dem neuesten Stand der Forschung eine zugängliche und zeitgemäße europäische Geschichte vorlegen. Ihr Blickwinkel ist europäisch, nicht nationalstaatlich. Sie konzentrieren sich auf zentrale Entwicklungen, die ein ganzes Zeitalter prägten, und vermitteln zugleich das wichtigste Wissen über den behandelten Zeitraum. So wird deutlich, was «Europa» in den unterschiedlichen Epochen seiner langen Geschichte ausmachte und was für Vorstellungen jeweils mit dem Begriff verbunden wurden.
Kaum eine Epoche ist in der europäischen Erinnerungskultur so präsent wie die Zeit zwischen 1914 und 1945. Millionen Europäer kamen in dieser Zeit ums Leben, in den Schlachten der Weltkriege, im Holocaust, im Bombenhagel an den Heimatfronten, bei Hungersnöten und Epidemien sowie bei ethnischen Säuberungen und in Bürgerkriegen. Eingegraben haben sich auch die Erinnerungen an wirtschaftliche Turbulenzen, materielle Not und scharfe gesellschaftliche Konflikte. Gleichzeitig brachte das Zeitalter der Weltkriege ungeahnte wissenschaftliche Durchbrüche, aufregende kulturelle Experimente und eine seitdem unerreichte intellektuelle Intensität. Lutz Raphael führt diese vielfältigen Entwicklungen in seiner beeindruckenden Synthese souverän zusammen und zeigt einen Kontinent auf der Suche nach neuen Ordnungen.
Ein verständliches und chronologisch gegliedertes Werk zur Geschichte Europas und seinen Kolonien zwischen 1914 und 1945 (beziehungsweise den 1880er-Jahren und 1947). Besonders gut hat mir der Vergleich des italienischen Faschismus, des deutschen Nationalsozialismus und des sowjetischen Kommunismus/Stalinismus gefallen. Auch die Behandlung der Zwischenkriegszeit (insbesondere sozial- und wirtschaftshistorisch) war recht umfassend.
Allerdings lässt sich feststellen, dass der Autor bestimmte Länder besonders stark betrachtet hat - wie z.B. Frankreich, GB, Deutschland, Polen oder Italien. Länder wie Dänemark, Portugal, Irland oder die Länder des Balkans sind durchaus Fälle mit einzigartigen historischen Aspekten, die zwar teilweise auch angeschnitten werden, nicht aber weiter ausgeführt oder erläutert (wieso z.B. kam es nur in Dänemark zu keiner rassistisch motivierten und von den Nazis aufgezwungen antisemitischen Gesetzgebung während des Zweiten Weltkriegs und wieso konnten insbesondere hier relativ viele Juden gerettet werden?).
Ich würde das Buch dennoch für alle empfehlen, die mehr über die Europäische Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfahren sowie einen ersten Einblick in die verschiedenen nationalen Erinnerungskulturen erhalten wollen.