Lehrer Heimann hat Anton immer mehr auf dem Kieker. Er gibt Strafarbeiten, wenn Anton zuckt. Er schlägt, wenn Anton schweigt. Er lacht ihn aus, wenn Anton stottert. Er spottet, wenn Anton rechnet.
Einer wie Anton hat in der Schule nichts zu suchen. Einer wie Anton hat eigentlich überhaupt kein Recht zu leben. Denn Anton ist behindert, und es ist das Jahr 1941.
Elisabeth Zöller wurde in Brilon geboren. Sie studierte Deutsch, Französisch, Kunstgeschichte und Pädagogik in München, Lausanne und Münster.
Schon als Kind wollte sie Schriftstellerin werden, doch zunächst wurde sie Lehrerin. Auch in diesem Beruf ging es um Texte, die sie mit ihren Schülern lesen, entwerfen, kreativ gestalten konnte – und natürlich um die Kinder. Mit ihrem Einfühlungsvermögen und ihrem Engagement konnte sie ihre eigene Begeisterung für das geschriebene Wort an ihre Schüler weitergeben.
Obwohl ihr diese Arbeit viel Freude machte, verließ sie 1989 die Schule, um sich ihren Traum Schriftstellerin zu sein, endlich zu erfüllen. Sie lebt heute in Hannover.
Seit 1990 schreibt sie Bücher für Kinder und Jugendliche in den Altersstufen von 4 bis 16 Jahren. Etliche ihrer Bücher sind in bis zu 20 Sprachen übersetzt.
Die Bandbreite ihrer Themen ist vielfältig, es gibt Spannendes und Unterhaltsames, Ernstes und Stilles, Witziges und Trauriges. Auch Themen, über die niemand gerne spricht, die aber Kinder doch beschäftigen, kommen in ihren Büchern vor: Wut, Angst, Gewalt, Trauer, Tod.
Einen Namen hat sie sich vor allem mit ihrem Engagement zur Gewaltprävention gemacht. Seit Jahren schreibt sie altersübergreifend mit wechselnden Perspektiven Bücher zu diesem Thema. Sie sind geprägt von großer Ernsthaftigkeit, aber auch von Witz, um damit die Möglichkeit zur Distanz zu schaffen.
Auch in Workshops und Vorträgen geht es um die Fragen: Wie entsteht Gewalt? Was sind ihre Folgen? Wie können Bücher dabei helfen, Gewalt zu begegnen?
Es geht aber auch darum: Wie begeistern wir Kinder zum Lesen? Was passiert beim Lesen im Kopf?, also um Lesekompetenz.
Nicht nur Auszeichnungen und Preise geben ihr Bestätigung, sondern immer wieder auch die Reaktionen und Gespräche bei ihren zahlreichen Lesungen, die ihre Zuhörer auf das Lesen neugierig machen.
»Ihre Lesung war einfach super, extrem spannend! Ich will das Buch unbedingt und sofort lesen!« rief ein Schüler, der vorher so gut wie gar nicht las und der nur nach guter Zurede an der Lesung teilgenommen hatte.
Vor allem für ihre historischen Romane, die sich verstärkt mit der NS-Zeit beschäftigen, ist eine fundierte Recherche unumgänglich. Recherchen in Schulen, Kliniken, mit und bei Fachleuten, vor allem aber bei Kindern. In den historischen Romane ist es außerdem die systematische Einarbeitung in die jeweilige Zeit.
Zusammen mit Brigitte Kolloch schreibt sie eine Buchreihe für Jugendliche und eine für Vier- bis Achtjährige, in der es in heiterer, aber auch nachdenklicher Weise um Essstörungen und Alkohol und um den Umgang mit Trotz, Streit und Taurigsein, aber auch um Lachen und Zusammenhalten geht.
Ihr Talent zum Humor zeigt sie in fröhlich-frechen Familien-Geschichten und Krimis, die sicher auch etwas mit ihren eigenen Kindern zu tun haben, und in den Liedern und Reimtexten ihrer Bilderbücher, die auch die Vorleser zum Lachen bringen.
Anton ist ein Mensch, dessen einzelnes Leben tausend mal so viel wert ist, als von jemanden, der seine Existenz als lebensunwert und unnütz ansieht.
Dies ist ein Buch, was mich sehr tief berührt und zum nachdenken angeregt hat. Da ich mit beeinträchtigten Menschen arbeite sind mir solche Themen als Auseinandersetzung wichtig, denn sie zeigen mir umso mehr auf wie wertvoll beeinträchtige Menschen als Teil von uns sind. Sie bereichern unser aller Leben und machen es, wie in Antons Geschichte, bunt und fröhlich mit ihrer eigenen Lebensfreude, die trotz ihrer Behinderungen größer und vielfältiger ist, als von manch einem Menschen ohne Behinderung. Ich hoffe, dass solche grausamen Zeiten niemals wieder Teil unseres Lebens werden! Ein Hoch auf die Inklusion.
Habe das Buch im Rahmen eines Seminars gelesen und es war richtig gut. Anton oder die Zeit des Unwerten Lebens ist vom Schreibstil ein Buch für Kinder. Aber es ist vom Inhalt her kein klassisches Kinderbuch, sondern beschreibt authentisch wie ein Kind mit Behinderung sein Leben zur Zeit des Nationalsozialismus leben muss. Einfach nur erschreckend.
'Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens' von Elisabeth Zöllner ist ein Kinderbuch, da ich schon lange lesen wollte. Wie es auf meine Leseliste gelangt ist, das weiß ich gar nicht mehr. Aber als ich es neulich in der Bücherei sah, erinnerte ich mich sofort daran, dass ich dieses Buch schon seit mehreren Jahren lesen will und habe es mir dann gleich gegriffen.
Die Geschichte beginnt, als Anton ins Grundschulalter kommt. Er soll auf die Schule, trotz seiner geistigen und teils körperlichen Behinderung, die aus einem Unfall resultiert. Zu dieser Zeit ist es aber nicht nur ungewöhnlich, dass Kinder wie Anton in die Schule gehen. Nein, Kinder wie er - behinderte Kinder und überhaupt behinderte Menschen - sind nicht gewollt. Es ist die Zeit Hitlers, in der nicht nur die Juden, sondern auch die Behinderten, verfolgt und weggebracht werden. Antons Familie will ihren Sohn aber nicht fortgeben und kämpft mit allen Mitteln, dass Anton bleiben darf. Und, dass er ein Leben führt, in dem er glücklich sein kann.
Zunächst ist klar, dass der Schreibstil wirklich klar macht: das ist ein Kinderbuch und kein Buch für Erwachsene. Es lässt sich also flüssig und zügig lesen. Das ändert jedoch nicht daran, dass die Geschichte mich unglaublich berührt hat. Ich musste schon schlucken, wie Anton das Leben schwer gemacht wird. Von Lehrern und Mitschülern beschimpft, bespruckt, schickaniert. Die Kinder, die mit ihm spielen dürfen, werden auch immer weniger, weil die Eltern nicht wollen, dass ihr Kind mit einem behinderten Kind spielt. Ich war wirklich ergriffen und hätte Anton am Liebsten in den Arm genommen, ihn getröstet und mit ihm gespielt. Daher finde ich besonders schön, dass seine Familie ohne Zögern immer zu Anton hält, sowohl seine Eltern als auch seine Geschwister lieben Anton so, wie er ist. Auch einige Mitmenschen aus der Nachbarschaft behandeln Anton normal und unterstützen die Familie. Das hat mein Herz doch ein wenig erwärmt.
Auch wenn ich von der Situation zu der nationalsozialistischen Zeit weiß und wusste, so hat mich das Buch nachdenklich gemacht. Es ist wirklich traurig und schockierend, was einem Jungen wie Anton damals wiederfahren musste. Durch meinen eigenen Kontakt zu sowohl geistig als auch körperlich behinderten Kindern kann ich dies wirklich überhaupt nicht nachvollziehen, wie man ernsthaft auf die Idee kommen kann, dass ein behinderter Mensch nicht genauso viel Freude und Glück in seinem Leben erfahren kann, wie jeder gesunde Mensch auch. Vielmehr: ich habe so unglaublich viel gelernt und Kraft bekommen von diesen Kindern... Ab und an kommt mir schon der Gedanke, dass mit der Technik und den Möglichkeiten heute die behinderten Kinder irgendwo auch, um es so salopp zu sagen, 'aussortiert' werden. Aber darum soll es hier ja gar nicht gehen. Dennoch macht das Buch auch mich Erwachsene sehr nachdenklich.
Wer gar kein Interesse an Kinderbüchern hat, sollte nicht zu diesem Buch greifen. Wer aber offen für ein solches Buch ist und neugierig, dem kann ich 'Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens' sehr ans Herz legen. Eine wirklich rührende Geschichte. Die volle Anzahl an Sternen hat es nicht bekommen, weil ich zwischenzeitlich fand, dass die Handlung - obwohl sie schon nicht lange ist - sich minimal fortbewegt und ich eigentlich nur darauf wartete, dass es ein wenig vorwärts geht. Und dann ist die Geschichte auch schon zu Ende.
Es gibt kein unwertes Leben. Anton ist intelligent mathematisch begabt und ein hervorragender Künstler.
Jedes Leben ist lebenswert
Die Euthanasie des Dritten Reiches bricht jedem das Herz.
Ich kenne viele Menschen mit Behinderung. Körperlich oder geistig. Alle leuchten wie Sterne und glitzern wie Schneeflocken. Von Ihnen habe ich oft viel mehr Liebe erfahren als von anderen.
Heute werden durch die Pränataldiagnostik kaum noch behinderte Kinder geboren. Sie werden als nicht lebenswert oder unerwünscht abgestempelt. Für mich ist Leben lebenswert ab der ersten Sekunde, wo Eizelle und Spermium verschmelzen. So wie Anton hat auch das Baby recht auf Leben und die Unversehrtheit seines Körpers.
Mein Leben wäre ärmer ohne meine besonderen Freunde. Ich befürchte, dass unsere Gesellschaft immer ärmer wird, weil wir vor der Geburt immer mehr selektieren. Warum bricht unser Herz nicht wegen dieser Tode?
nachdem ich "der Junge im gestreiften Pyjama" gelesen habe und eine Bekannte das Buch bei mir im Regal sah, gab sie mir dieses. sie hatte es damals in der Schule gelesen.
das Buch wurde schön geschrieben aber der wahre Grund, wieso ich eine 4/5 Bewertung gebe, ist, dass ich mich mit Anton auf eine Art verbunden fühle: wir stottern. durch dieses Buch konnte ich mir vorstellen, wie ich damals vielleicht gelebt hätte müssen. aber ich bin ein Mädchen, da wären Unterschiede im Umgang mit mir. wenn es um Anton und seine Mitschüler, andere in seinem Alter und seine Lehrer ging, zerriss es mir einfach das Herz.
übrigens kommen wir beide aus Münster :)
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eine wirklich schöne Geschichte über das schreckliche Schicksal von Anton! Die Autorin hat den damaligen Zeitgeist meiner Meinung nach wirklich gut erfasst. Was bestimmt nicht zu letzt an ihrem persöhnlichen Bezug zu der Geschichte liegt, da Anton ihr Onkel war.
Ein bisschen mühsam zu lesen fand ich es dann teilweise trotzdem, da der Schreibstil so gewählt ist, wie wenn der leicht-behinderte, zehnjährige Anton erzählen würde.