Eine Rückkehr zur D-Mark wäre ein Desaster, argumentiert der international renommierte Ökonom und Wirtschaftsweise Peter Bofinger in seiner Streitschrift. Er plädiert für eine grundlegende Reform der Währungsunion und gegen den monetären Nationalismus. Nur der Euro kann den Wohlstand in Deutschland sichern. Und nur gemeinsam sind die Länder Europas in der Lage, sich so gegen die Macht der Märkte durchzusetzen, dass die Arbeitnehmer wieder am wachsenden volkswirtschaftlichen Wohlstand beteiligt werden und ein schuldenfreies Wachstum möglich wird. Der Euro ist nicht das Problem, sondern die Lösung.
Wieder finde ich einem Buch von Professor Bofinger wertvolle Beiträge zur Debatte, finde seine Argumentation aber letzten Endes weniger überzeugend als die von Professor Sinn. Gefallen haben mir vor allem seine Ausführungen zu den drei Krisen in Europa, die sich gegenseitig weiter verschärfen und durch die Austeritätspolitik seiner Meinung nach weiter verschärft werden: Staatsschuldenkrise, Bankenkrise und makroökonomische Krise. Bofinger argumentiert, dass es vor allem ein Marktversagen der internationalen Finanzbranche war, das zur Krise geführt und prangert den 'Berliner Konsens' an, der den Krisenländern zu viel zumutet. Seine Punkte sind sehr interessante, aber wieder erscheint mir, dass er es sich manchmal zu einfach macht. Ein Beispiel ist seine Darstellung der Zinsen in den Krisenländern. Bofinger behauptet hier, dass die sinkenden Zinsen in den südeuropäischen Ländern weniger auf die Einführung des Euro zurückzuführen sind als auf einen allgemeinen weltweiten Trend zu niedrigeren Zinsen. Das kann man glauben oder nicht. Die Arbeitsweise von Professor Sinn unterscheidet sich dadurch, dass er sich bei allgemeinen Behauptungen belässt, sondern mit Daten und Grafiken zeigt, dass es ziemlich genau bei Einführung des Euro zu einer Angleichung (nicht allgemeinen Senkung) der Zinsen im Euroraum gekommen ist. Der skeptische Leser kann dann also versuchen, die Grafik anders zu interpretieren oder überprüfen, wo die Daten herkommen etc. Ich frage mich, warum Prof. Bofinger seine Analyse nicht ähnlich fundiert darstellt.