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Über das Glück: Betrachtungen und Gedichte

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Was ist Glück? Dem Sinn dieses Wortes, das er auch für seinen Klang liebte, hat Hermann Hesse zeitlebens nachgespürt. Was er selbst als beglückend empfand, war selten materieller Natur – tiefste Quelle des Glücks waren ihm die Eindrücke, die wir der Empfänglichkeit unserer Sinnesorgane verdanken, der Fähigkeit, uns zu verlieben und hinzugeben, dem Erlebnis des Einklangs der Innen- mit der Außenwelt.

265 pages, Kindle Edition

First published January 1, 1949

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About the author

Hermann Hesse

1,801 books19.5k followers
Many works, including Siddhartha (1922) and Steppenwolf (1927), of German-born Swiss writer Hermann Hesse concern the struggle of the individual to find wholeness and meaning in life; he won the Nobel Prize for literature in 1946.

Other best-known works of this poet, novelist, and painter include The Glass Bead Game , which, also known as Magister Ludi, explore a search of an individual for spirituality outside society.

In his time, Hesse was a popular and influential author in the German-speaking world; worldwide fame only came later. Young Germans desiring a different and more "natural" way of life at the time of great economic and technological progress in the country, received enthusiastically Peter Camenzind , first great novel of Hesse.

Throughout Germany, people named many schools. In 1964, people founded the Calwer Hermann-Hesse-Preis, awarded biennially, alternately to a German-language literary journal or to the translator of work of Hesse to a foreign language. The city of Karlsruhe, Germany, also associates a Hermann Hesse prize.

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Profile Image for Paula Mota.
1,668 reviews567 followers
July 20, 2024
4,5*

A felicidade é um como e não um quê, um talento e não um objecto.

Nunca me senti tentada a ler Hermann Hesse, pois tinha a impressão de que era maçudo e demasiado místico, até que Eduardo Halfon no seu “Anjo Literário” imaginou um pequeno Hesse cheio de uma energia irreprimível que o faz deambular pela Floresta Negra: “E sabe, até onde um rapazinho de 12 anos pode sabê-lo, que a sua pátria é o bosque.”
E nas palavras do próprio autor alemão, encerrando essa noção num círculo perfeito:

Entre as mais simples necessidades, a que de resto pouco ligamos, pois nunca estas se transformam em verdadeira fome, conta-se também a de ter uma terra pátria. (...) Refiro-me sim às imagens que cada um de nós conserva da sua infância como sendo o seu mais precioso tesouro de memórias. Essas imagens não são belas por a terra pátria ser necessariamente mais bela que o resto do mundo; são belas porque foram as que, com a gratidão e frescura iniciais, apreendemos em primeiro lugar, foram as que os nossos jovens olhos de criança primeiro captaram.

É um caminhante incansável guiado por uma mente ágil e observadora que temos em “Ainda da Felicidade”, uma compilação de citações, poemas e trechos compreendidos entre 1929 e 1955, subordinados a este tema tão abstracto.
Em 1919, no rescaldo da Primeira Guerra Mundial e do divórcio da sua primeira mulher, que sofria de esquizofrenia, Hesse parte para Ticino, nos Alpes suíços, e é desse período que data o primeiro texto, onde ainda se entrevê a polémica que resultou do seu pacifismo.

Ó, amigos na minha pátria, que fazeis vós? Tendes na mão flores ou granadas? Ainda estais vivos? Escreveis-me amáveis cartas ou de novo artigos injuriosos? Caros amigos, fazei o que quiserdes, mas não deixeis jamais de pensar uns instantes no quanto a vida é breve!

Não tendo sido considerado apto para combate, Hesse prestou serviço num campo de prisioneiros, onde se dedicou pela primeira vez a fazer pequenos cadernos em seu benefício. Em 1949, vemos que continua a fazer estes manuscritos com pequenas aguarelas, por encomenda, cujos lucros continuam a reverter para as suas causas.

Hoje em dia não é já, como há década atrás, em bibliotecas para prisioneiros de guerra que converto o resultado do meu trabalho manual. As pessoas ao serviço das quais realizo hoje os meus modestos manufactos não são anónimos desconhecidos (...) pois com o passar dos anos fui-me tornando um entusiasta da abordagem individual e diferenciada, em oposição as todas as tendências dos nossos tempos.

Nas caminhadas que faz pelas montanhas, o autor descreve de forma vibrante o relevo, a flora e a fauna, as suas atividades, que vão desde pintar a rachar lenha, e fez-me sentir umas saudades imensas do Verão e muita inveja das paisagens que a sua vista abarca, num hedonismo que me cativa.

Mas como já disse, admiro até bastante certas invenções! Nomeadamente todas aquelas que trazem em si o selo do inútil, do ocioso, do lúdico e esbanjador, por todas essas sinto verdadeira paixão desde criança. Entre estas artes contam-se não apenas a música e a poesia, mas também outras mais.

Infelizmente, é a poesia de Hermann Hesse o ponto fraco deste livro, ainda que o poema que se segue se destaque pela belíssima metáfora da borboleta a incorporar a noção de felicidade.

BORBOLETA AZUL
Pequena borboleta azul vivaz,
Impelida pelo vento, voeja
Tremor de madrepérola fugaz,
Tremeluz, cintila, não há quem a veja.
Assim, num piscar de olhos, chegou
E num instante, sopro passageiro, fugiu,
Assim vi a felicidade que me acenou
Tremeluziu, cintilou, ninguém mais a viu
Profile Image for Matthias.
20 reviews
August 18, 2025
Glück (1949)
Unter den Wörtern gibt es für jeden Sprechenden Lieblinge und Fremde, bevorzugte und gemiedene, es gibt alltägliche, die man tausendmal verwendet ohne eine Abnützung zu fürchten, und andre, festliche, die man, so sehr man sie lieben möge, nur mit Bedacht und Schonung, mit der dem Festlichen zukommenden Seltenheit und Auserwähltheit sagt und schreibt.
Zu ihnen gehört für mich das Wort Glück.
Es ist eins von den Wörtern, die ich immer geliebt und gern gehört habe. Mochte man über seine Bedeutung noch so viel streiten und räsonieren können, auf jeden Fall bedeutete es etwas Schönes, etwas Gutes und Wünschenswertes. Und dem entsprechend fand ich den Klang des Wortes.

Für mich hat das Wort Glück eine eher negative Konnotation. Es beschreibt etwas zufälliges, nicht-steuerbares; Etwas worauf ich keinen Einfluss habe. Ich weiß, dass Hesse hier wahrscheinlich von dem Gefühl des Glücklichseins redet, aber selbst dieses scheint oft genauso zufällig zu kommen und zu gehen, wie etwas, das aus glücklichen Zufällen entsteht.

Wenn altgewordene Menschen sich darauf zu besinnen suchen, wann, wie oft und wie stark sie Glück empfunden haben, dann suchen sie vor allem in ihrer Kindheit, und mit Recht, denn zum Erleben des Glückes bedarf es vor allem der Unabhängigkeit von der Zeit und damit von der Furcht sowohl wie von der Hoffnung, und diese Fähigkeit kommt den meisten Menschen mit den Jahren abhanden.

Das kann ich gut nachvollziehen. Ich wünsche mir ebenfalls oft meine jugendlichen Jahre zurück (auch wenn ich zum Zeitpunkt des Schreibens noch immer zu der jugendlichen Generation zähle – je nachdem, wen man fragt) und denke mir oft, dass ich dort weitaus unbeschwerter und “glücklicher” gelebt habe. Erstens hatte man noch keine allzu ernsten Probleme und zweitens hat man sich über die großen Probleme noch weniger Gedanken gemacht.

Kleine Freuden (1899)
So wenig als andere weiß ich ein Universalrezept gegen diese Mißstände. Ich möchte nur ein altes, leider ganz unmodernes Privatmittel in Erinnerung bringen: Mäßiger Genuß ist doppelter Genuß. Und: Überseht doch die kleinen Freuden nicht!
Also: Maßhalten. In gewissen Kreisen gehört Mut dazu, eine Premiere zu versäumen. In weiteren Kreisen gehört Mut dazu, eine literarische Novität einige Wochen nach ihrem Erscheinen noch nicht zu kennen. In den allerweitesten Kreisen ist man blamiert, wenn man die heutige Zeitung nicht gelesen hat. Aber ich kenne einige, welche es nicht bereuen, diesen Mut gehabt zu haben.
Wer einen abonnierten Sitz im Theater hat, der glaube nicht etwas zu verlieren, wenn er nur jede zweite Woche einmal davon Gebrauch macht. Ich garantiere ihm: er wird gewinnen.
Wer gewohnt ist, Bilder in Masse zu sehen, der versuche einmal, falls er dazu noch fähig ist, eine Stunde oder mehr vor einem einzelnen Meisterwerk zu verweilen und sich damit für diesen Tag zu begnügen. Er wird dabei gewinnen.
Ebenso versuche es der Vielleser usw. Er wird sich einigemal ärgern, über etwas Neues nicht mitreden zu können. Er wird einigemal Lächeln erregen.
Aber bald wird er selber lächeln und es besser wissen. Und jedermann, der zu keiner andern Beschränkung sich verstehen mag, versuche es mit der Gewohnheit, mindestens einmal in der Woche um 10 Uhr schlafen zu gehen. Er wird sich wundern, wie glänzend dieser kleine Verlust an Zeit und Genuß sich ersetzt. Mit der Gewohnheit des Maßhaltens ist die Genußfähigkeit für die "kleinen Freuden" innig verknüpft. Denn diese Fähigkeit, ursprünglich jedem Menschen eingeboren, setzt Dinge voraus, die im modernen Tagesleben vielfach verkümmert und verlorengegangen sind, nämlich ein gewisses Maß von Heiterkeit, von Liebe und von Poesie. Diese kleinen Freuden, namentlich dem Armen geschenkt, sind so unscheinbar und sind so zahlreich ins tägliche Leben gestreut, daß der dumpfe Sinn unzähliger Arbeitsmenschen kaum noch von ihnen berührt wird. Sie fallen nicht auf, sie werden nicht angepriesen, sie kosten kein Geld! (Sonderbarerweise wissen gerade auch die Armen nicht, daß die schönsten Freuden immer die sind, die kein Geld kosten.)
[…]
Und mit dem Sehen kommt die Heiterkeit, die Liebe, und die Poesie. Der Mann, der zum erstenmal eine kleine Blume abbricht, um sie während der Arbeit in seiner Nähe zu haben, hat einen Fortschritt in der Lebensfreude gemacht.

Kommt los von der ständigen Ablenkung, der Effizienz des Lebens, dem Verlangen jeden ach-so-kleinen Moment mit etwas füllen zu müssen.
Nehmt euch die Zeit bei einer Busfahrt den Gesprächen zu lauschen, seht euch die Fußgänger beim Vorbeifahren an und überlegt was sie gerade denken und wohin sie wollen.
Seht die Welt um euch herum und lasst sie nicht einfach an euch vorbeiziehen wie eine Windböe, sondern lasst euch stattdessen mitreißen von ihr.

Über das Reisen (1904)
Über die Frage, wie der moderne Mensch reisen solle, gibt es viele Bücher und Büchlein, aber meines Wissens keine guten. Wenn jemand eine Lustreise unternimmt, sollte er doch eigentlich wissen, was er tut und warum er es tut. Der reisende Städter von heute weiß es nicht. Er reist, weil es Sommers in der Stadt zu heiß wird. Er reist, weil er im Wechsel der Luft, im Anblick anderer Umgebungen und Menschen ein Ausruhen von ermüdender Arbeit zu finden hofft. Er reist in die Berge, weil eine dunkle Sehnsucht nach Natur, nach Erde und Gewächs ihn mit unverstandenem Verlangen quält; er reist nach Rom, weil es zur Bildung gehört.
Hauptsächlich aber reist er, weil alle seine Vettern und Nachbarn auch reisen, weil man nachher davon reden und damit großtun kann, weil das Mode ist und weil man sich nachher zu Hause wieder so schön behaglich fühlt.
Das alles sind ja begreifliche und honette Motive.
Aber warum reist Herr Krakauer nach Berchtesgaden, Herr Müller nach Graubünden, Frau Schilling nach Sankt Blasien? Herr Krakauer tut es, weil er so viele Bekannte hat, die auch immer nach Berchtesgaden gehen, Herr Müller weiß, daß Graubünden weit von Berlin liegt und in Mode ist, und Frau Schilling hat gehört, in Sankt Blasien sei die Luft so gut. Alle drei könnten ihre Reisepläne und Routen vertauschen, und es wäre ganz dasselbe.
[…]
Die Poesie des Reisens liegt nicht im Ausruhen vom heimischen Einerlei, von Arbeit und Ärger, nicht im zufälligen Zusammensein mit anderen Menschen und im Betrachten anderer Bilder. Sie liegt auch nicht in der Befriedigung einer Neugier-de. Sie liegt im Erleben, das heißt im Reicherwerden, im organischen Angliedern von Neuerworbenem, im Zunehmen unseres Verständnisses für die Einheit im Vielfältigen, für das große Gewebe der Erde und Menschheit, im Wiederfinden von alten Wahrheiten und Gesetzen unter ganz neuen Verhältnissen.
[…]
Nur das möchte ich noch sagen, daß ich an ein spezielles »Talent zum Reisen«, von dem man oft reden hört, nicht glaube. Die Menschen, denen auf Reisen Fremdes schnell und freundlich vertraut wird und die ein Auge fürs Echte und Wertvolle haben, das sind dieselben, welche im Leben überhaupt einen Sinn erkannt haben und ihrem Stern zu folgen wissen. Ein starkes Heimweh nach den Quellen des Lebens, ein Verlangen, sich mit allem Lebendigen, Schaffenden, Wachsenden befreundet und eins zu fühlen, ist ihr Schlüssel zu den Geheimnissen der Welt, welchem sie nicht nur auf Reisen in ferne Länder, sondern ebenso im Rhythmus des täglichen Lebens und Erlebens begierig und beglückt nachgehen.

Man sollte sich bewusst machen, warum man eine bestimmte Reise macht, was man so alles erleben kann, ohne sich vor Überraschungen zu verschließen. Warum sollte ich nach Rom? Weil alle meine Freunde dahin wollen? Nein, mit Sicherheit nicht. Meine Mutter liebt Rom, weil sie die Menschen liebt, die Kirchen liebt und dort Stunden, Tagen, Wochen verbringen könnte. Sie nimmt sich Zeit für Führungen und auch für persönliche Expeditionen. Ihr einziger Grund nach Rom zu fahren ist es, Rom zu erleben, in ganzer Fülle.
Ich war in Rom und mein Grund war ein ganz anderer. Meine Freunde wollten nach Rom, also bin ich mitgekommen. Und was weiß ich noch von dieser Reise? Nur noch den unglaublich leckeren, einheimischen Pork-Belly Burger, welchen ich mit meiner damaligen Freundin gegessen habe. Mich hat die Stadt einfach nicht interessiert und ich hatte keine Intention hinter diesem Reiseziel.
Wenn ich jetzt jedoch Reise, egal wohin, dann mit Intention. Es geht nicht darum, seinen Reiseplan voller kultureller Ziele zu packen, aber man sollte sich bewusst machen, warum man gerade hier oder dorthin will. Und ich werde mich weitaus mehr darüber freuen, wenn ich in einem Wirtshaus fern von dem Touristentrubel ein frisches lokales Bier trinke, und dafür vielleicht keine Zeit mehr habe mir die zehnte Sehenswürdigkeit anzugucken, nur weil man die ja gesehen haben muss…

Vom Naturgenuß (1908)
Wir sollen die Natur nicht nur fruchtbar und nützlich, sondern auch schön finden, aber wieder nicht nur schön, sondern auch unergründlich und über schön und häßlich erhaben. Wir sollen nicht suchen, sondern finden; wir sollen nicht urteilen, sondern schauen und begreifen, einatmen und das Aufgenommene verarbeiten. Es soll vom Wald und von der Herbstweide, vom Gletscher und vom gelben Ährenfeld her durch alle Sinne Leben in uns strömen, Kraft, Geist, Sinn, Wert. Das Wandern in einer Landschaft soll das Höchste in uns fördern, die Harmonie mit dem Weltganzen, und es soll weder ein Sport noch ein Kitzel sein. Wir sollen nicht mit irgendwelchen Interessen den Berg und den See und den Himmel beschauen und begutachten, sondern uns zwischen ihnen, die gleich uns Teile eines Ganzen und Erscheinungsformen einer Idee sind, mit klaren Sinnen bewegen und heimisch fühlen, jeder mit den ihm eigenen Fähigkeiten und mit den seiner Bildung zugehörigen Mitteln, der eine als Künstler, der andre als Naturwissenschaftler, der dritte als Philosoph.

Die Betrachtungsweise eines jeden Menschen ist verschieden, so soll man niemandem seinen Willen aufzwingen. Eine Narzisse ist durch die Augen des einen ein Symbol für Selbstsucht, für den anderen steht sie für Hoffnung und Glück. Die Natur ist nicht nur Freund, sie ist Heimat, und so solle man sich durch sie bewegen. Ohne Vorurteile und einer selbstgerechten Erwartungshaltung, sondern mit einem offenen Herzen, bereit inspiriert zu werden – Neues zu erfahren. In ihr sind wir gleich, keiner besser als der andere.

Musik (1915)
Das ist ja das Geheimnis der Musik, daß sie nur unsere Seele fordert, die aber ganz, sie fordert nicht Intelligenz und Bildung, sie stellt über alle Wissenschaften und Sprachen hinweg in vieldeutigen, aber im letzten Sinne immer selbstverständlichen Gestaltungen stets nur die Seele des Menschen dar. Je größer der Meister, desto unbeschränkter die Gültigkeit und Tiefe seines Schauens und Erlebens. Und wieder: je vollkommener die rein musikalische Form, desto unmittelbarer die süße Wirkung auf unsere Seele. Mag ein Meister nichts anderes erstreben als den stärksten und schärfsten Ausdruck für seine eigenen seelischen Zustände oder mag er sehnsüchtig von sich selber weg einem Traume reiner Schönheit nachgehen, beidemal wird sein Werk ohne weiteres verständlich und unmittelbar wirken.

Obgleich ich ein Dilettant klassischer Musik bin, höre ich sie doch ganz gerne. Zugegeben, die Sinfonietta Janáčeks könnte ich nicht aus dem Stegreif erkennen, aber den Genuss beim Hören kann ich dennoch verspüren. Natürlich kann man ein Stück noch etwas erweiterter (nicht zwingend besser) wertschätzen, sobald man sich mit der technischen Komponente auseinandersetzt, so wie ein Buchbinder sich über ein schönes Kapitalband, ein handgeschöpftes, marmoriertes Vorsatzpapier oder die Art der Bindung freut, der Leser jedoch ganz einfach ein schönes Buch vor sich sieht, aber für mich geht es bei Musik um das Gefühl, welches man hat, wenn die Geigen angestimmt werden oder das Cello dramatisch das Schicksal vorhersagt. Es kommt mir wie ein Beben vor, bei dem man nicht genau weiß, welche Stärke es erreichen wird, sich ein flaues Gefühl im Magen breit macht und man beim Ende erleichtert, aber auch leicht erschöpft, unter seinem Schreibtisch hervorkriecht.

Von der Seele (1917)
Unrein und verzerrend ist der Blick des Wollens. Erst wo wir nichts begehren, erst wo unser Schauen reine Betrachtung wird, tut sich die Seele der Dinge auf, die Schönheit. Wenn ich einen Wald beschaue, den ich kaufen, den ich pachten, den ich abholzen, in dem ich jagen, den ich mit einer Hypothek belasten will, dann sehe ich nicht den Wald, sondern nur seine Beziehungen zu meinem Wollen, zu meinen Plänen und Sorgen, zu meinem Geldbeutel.
[…]
So ist es mit den Menschen und ihren Gesichtern auch. Der Mensch, den ich mit Furcht, mit Hoffnung, mit Begehrlichkeit, mit Absichten, mit Forderungen ansehe, ist nicht Mensch, er ist nur ein trüber Spiegel meines Wollens. Ich blicke ihn, wissend oder unbewußt, mit lauter beengenden, fälschenden Fragen an: Ist er zugänglich oder stolz? Achtet er mich? Kann man ihn anpumpen? Versteht er etwas von Kunst?
[...]
Aber diese Einstellung ist eine ärmliche, und in dieser Art Seelenkunde ist der Bauer, der Hausierer, der Winkeladvokat den meisten Politikern oder Gelehrten überlegen.
Im Augenblick, wo das Wollen ruht und die Betrachtung aufkommt, das reine Sehen und Hingegebensein, wird alles anders. Der Mensch hört auf, nützlich oder gefährlich zu sein, interessiert oder langweilig, gütig oder roh, stark oder schwach. Er wird Natur, er wird schön und merkwürdig wie jedes Ding, auf das reine Betrachtung sich richtet.
Denn Betrachtung ist ja nicht Forschung oder Kritik, sie ist nichts als Liebe. Sie ist der höchste und wünschenswerteste Zustand unserer Seele: begierdelose Liebe.

Schubladendenken ist wohl oder übel ein Volkssport unserer Gesellschaft geworden. Die Betrachtung eines Menschen als Individuum ist nicht mehr nur nicht gang und gäbe, es wird als sinnlos angesehen, ja, es ist geradezu verpönt. Man guckt sich jemanden an und weiß sofort, was der andere für ein Typ sein soll. Die Tiefe eines jeden wird selten anerkannt und warum sollte man denn auch? So ist es doch viel angenehmer, wenn ich sofort ausschließen kann, ob ich jemals wieder ein Wort mit dem Gegenüber wechseln will oder nicht. Lieber gucke ich auf den Lebenslauf oder das Instagram-Profil, dann muss ich mich möglichst nicht mit dem Charakter dahinter auseinandersetzen.

The Anthropomorphic Cabinet (1936) – Salvador Dali

Dein Seele wird dich nicht anklagen, du habest dich zu wenig um Politik gekümmert, habest wenig gearbeitet, die Feinde zu wenig gehaßt, die Grenzen zu wenig befestigt. Aber sie wird vielleicht klagen, du habest allzu oft vor ihren Forderungen Angst gehabt und dich geflüchtet, du habest nie Zeit gehabt, dich mit ihr, deinem jüngsten und hübschesten Kinde, abzugeben, mit ihr zu spielen, ihren Gesang anzuhören, du habest sie oft um Geld verkauft, um Vorteile verraten.

Die Angst vor sich selbst ist wohl allgegenwärtig. Jeder hat Angst ernsthaft seinen Gedanken nachzugehen, vor allem wenn es so einfach ist sich davon abzulenken. Abstumpfung und Ignoranz sind die Folge. Sich mit sich selbst zu befassen, alle Winkel seines Geistes zu erforschen, zu erfassen, seine Züge und Fehler anzuerkennen, zu verstehen und letztendlich anzupassen, ist verloren gegangen oder vielleicht eine Kunst, welche nie wirklich verfolgt wurde. Lieber flieht man, erkennt sich nicht an, lügt sich etwas vor und versucht andere zu blenden, damit diese niemals das wahre Ich zu sehen bekommen.

Zwischen Sommer und Herbst (1930)
Da ich ins Zimmer zurückkehre und Licht anzünde, flügelt ein großer Schatten durchs Zimmer, und leise rauschend schwebt ein großer Nachtfalter gegen den grünen Glaskelch über dem Licht. Er setzt sich, hell bestrahlt, auf dem grünen Glase nieder, schlägt die langen schmalen Flügel zusammen, zittert mit dünn befiederten Fühlern, und seine schwarzen kleinen Augen glänzen wie feuchte Pechtropfen. Über seine geschlossenen Flügel läuft eine vielfach geäderte zarte Zeichnung wie Marmor, da spielen alle matten, gebrochenen, gedämpften Farben, alle Braun und Grau, alle Farbtöne welkender Blätter durcheinander und klingen sammetweich. Wenn ich ein Japaner wäre, so hätte ich von den Vorfahren her eine ganze Anzahl von genauen Bezeichnungen für diese Farben und ihre Mischungen geerbt und vermöchte sie zu benennen. Aber auch damit wäre nicht viel getan, so wie mit dem Zeichnen und Malen, dem Nachdenken und Schreiben nicht viel getan ist. In den braunroten, violetten und grauen Farbflächen der Falterflügel ist das ganze Geheimnis der Schöpfung ausgesprochen, all ihr Zauber, all ihr Fluch, mit tausend Gesichtern blickt das Geheimnis uns an, blickt auf und erlischt wieder, und nichts davon können wir festhalten.

Ein schönes Schlusswort – und einer der schönsten Passagen in diesem Buch.
Profile Image for Abdulmuhsen Alhindas.
56 reviews8 followers
December 3, 2025
كتاب يقدّم تأملات هادئة حول السعادة والبساطة، ويركّز على أن السعادة الحقيقية لا تنبعث من كثرة ما نملك، بل من صفاء العلاقة مع الذات، ومن الانتباه للأشياء الصغيرة التي تمرّ عادةً دون أن يلاحظها أحد.

أكثر ما شدّني هو حديثه عن الإنسان المعاصر؛ إنسانٌ مُثقَل بالضجيج والسرعة والقلق، لكنه في العمق يبحث عن معنى لا تمنحه له الإنجازات ولا التراكمات.

"قوام السعادة هو انسجام نفسي مع كل ما يحيط بي من أشياء قليلة بسيطة"

"القدرة على الاستمتاع بمسرّات الحياة البسيطة اقترانٌ واضح بعادة الاعتدال وبالإحساس بشاعرية الأشياء"

ويبلغ هذا المعنى ذروته عندما يضع الإنسان أمام صراخ الأصوات المتنافسة حول ما ينقصه:

"تصرخ الكنيسة في وجه الإنسان:
أنت مفتقر إلى الإيمان

ويصرخ ريتشارد أفيناريوس:
أنت مفتقر إلى الفن

أمّا أنا فأصرخ قائلًا:
بل نحن مفتقرون إلى الشعور بالفرح"
Profile Image for PiPao.
4 reviews
March 26, 2023
Als ich die erste Seite laß war ich im Flieger auf dem Weg zu meinem ersten Solotrip. Beim Lesen verspürte ich eine große Freude und Zufriedenheit, die mich jedes Mal beim Lesen erfüllte. Ferner entpuppte sich die Sammlung als komplementärer Begleiter für Reisende wie mich in dem Falle.
Profile Image for Danah.
329 reviews36 followers
December 15, 2025
الحكيم هيرمان ..قرات له سابقاً كتاب دميان ولم يروق لي ..الان وانا امسك كتابه هذا شعرت انه كاتب مختلف هو شاعر و رومانسي كلماته منتقاه و جمله سهم للمعنى ..أشاطر الكاتب في حبه و تغزله و تأمله بالطبيعة و يعتبرها من اساسيات السعادة ..ذكر بعض القصص القصيرة تلخص معنى السعادة ..

اقتباس

الحقيقة أن قوام هذة السعادة هو انسجام نفسي مع كل ما يحيط بي من أشياء قليلة بسيطة ؛ السعادة هي الامتلاء بالارتياح و القناعة و الرضا ألا تريد تغير شيء ولا تطمع في شيء

لا شك أن الوعي بالهوية ذو مفعول سحري ممتع ، ولكنه مخيف في اللحظة ذاتها ؛ فأنت تملكه لكنك قادر على العيش من دونه ، ولا تنسى تفعل ذلك كثيراً ، إن لم تكن تفعله أغلب الوقت
Profile Image for هيا.
2 reviews
December 16, 2025
استمتعت بقراءة هذا الكتاب، ولا شكّ أن أحد الأسباب جمال الترجمة
قرأت هذا الكتاب في فترة كنت محمومة فيها بكثرة التساؤلات
ولعلّي وجدت السلوان والعزاء بين أسطر ماقرأت
جدير بأن يكون كتاب للأيام الثقيلة بحق!
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