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Volkstheater: Der rechte Angriff auf die Kunstfreiheit

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Die Neue Rechte hat die Kultur als Kampffeld entdeckt. Aber weshalb interessieren sich AfD- Politiker plötzlich für Tanztheater und zeitgenössische Musik? Und was geht im Kopf von Leuten vor, die Buchhändlern das Auto anzünden oder Sprengsätze in Jugendzentren werfen?

Theaterintendantinnen und Pianisten erhalten Morddrohungen, das Publikum muss ein Berliner Revuetheater wegen einer Bombenwarnung verlassen, in Zwickau marschieren Skins vor einer Galerie auf, in Stuttgart verlangen AfD-Abgeordnete eine Übersicht über Theatermitarbeiter mit Migrationshintergrund. Rechte Politiker sprechen üble Beleidigungen aus und appellieren ans Volksempfinden. Nichts davon ist ein Einzelfall.

Der Journalist Peter Laudenbach hat über hundert rechte Übergriffe auf die Kunstfreiheit dokumentiert. Welche Muster lassen sich dabei beobachten? Welche Funktionen und Folgen haben die gezielten Gewaltandrohungen in rechten Eskalationsstrategien? Was macht Theater und Kunstinstallationen zu attraktiven Zielen?

Der Angriff auf die Kunstfreiheit ist ein Angriff auf die offene, liberale Gesellschaft. Das Ziel sind die Markierung von Feindbildern, das Schüren von Aggression und die Polarisierung der Gesellschaft. Mit klugen und solidarischen Aktionen halten unzählige Menschen aus Kunst und Kultur dagegen.

134 pages, Kindle Edition

Published March 23, 2023

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Displaying 1 - 3 of 3 reviews
Profile Image for Frau Becker.
221 reviews48 followers
May 19, 2024
Eine Szene (Laudenbach erwähnt sie leider nicht) bringt in meinen Augen das Verhältnis der Rechten zur Kultur ziemlich auf den Punkt: Tino Chrupalla wird von einem Logo-Kinderreporter auf die Kultur- und Bildungspoltik der AfD angesprochen. Chrupalla fordert, dass in den Schulen mehr "deutsche Volkslieder, mehr deutsche Gedichte" gelernt werden sollten. Nach seinem Lieblingsgedicht gefragt, weiß der Interviewte keine Antwort, kann NICHT EIN EINZIGES GEDICHT nennen. Nach einem Dichter gefragt, nennt er nach einigem Zögern Heinrich Heine, jenen erzliberalen Stinkstiefel, der lebenslang gegen die deutsche nationalistische Engstirnigkeit stänkerte. Diese Szene ist so treffend, weil sie das Verhältnis der Rechten zur Kultur entlarvt: Die Kultur dient dementsprechend v.a. der Selbstfeier vermeintlicher nationaler Überlegenheit, bar jeder inhaltlichen Auseinandersetzung. Denn die inhaltliche Auseinendersetzung, und hier sind wir bei Laudenbachs zentraler These, überfordert die Rechten, die gewohnt sind, in Freund-Feind-Dichotomien zu denken und sich nicht den tatsächlichen Fragen der Kunst, sei sie klassisch oder modern, zu stellen. Denn dies führt in Aporien, die auszuhalten eime gewissen Ambiguitätstoleranz erfordert, die dem rechten Denken aber per se fremd ist. Und so wird gegen alles gehetzt, was von der eigenen Linie abweicht, einerseits gewaltsam, durch Beleidgungen, Drohungen on- und offline, Störungen von Veranstaltungen und Vandalismus, anderseits auf institutioneller Ebene durch Forderungen nach Subventionskürzungen oder -streichungen. Die AfD erhebt sich hier wie so oft zum Fürsprecher des kleinen Mannes, dessen sauer erwirtschaftete Steuerzahlungen für links-elitäre Theaterexperimente "verpulvert" werden. Dass Subventionen gerade dazu dienen, eine nicht-mehrheitsfähige, nicht massenkonforme Kunst am Leben zu halten, verträgt sich nicht mit dem antipluralistischen Denken der AfD, die für sich in Anspruch nimmt, für eine schweigende Mehrheit zu sprechen.
Das alles arbeitet Laudenbach überzeugend und anhand zahlreicher Beispiele heraus. Dass seine Sympathien der linken Kunstszene gehören, ist offenkundig und auch berechtigt. Was dort allerdings etwas außer Acht gerät, ist, dass "Otto Normalverbraucher" oft keinen Zugang zur Hochkultur findet und dass damit eine offene Flanke eröffnet wird, auf der die Rechte angreifen kann.
Profile Image for Charlie.
765 reviews26 followers
September 11, 2024
4.5 STERNE

CW: erwähnt Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Hass, Gewalt

In diesem Buch wird äußerst überschaulich und gut dargestellt, wie Kulturschaffende und Künstler*innen sich Angriffen von rechts stellen müssen. Dabei wird erörtert, warum der Angriff auf die Kunst überhaupt eine Priorität für Rechte ist.

Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass die heutige Situation mit der in den letzten Jahren der Weimarer Republik verglichen wird, in der Goebbels mit SA-Männern ähnlich vorgegangen ist, wie es heutzutage auch Rechtsextreme tun. Gleichzeitig wurde konstatiert, dass die Situationen durchaus unterschiedlich sind und es heutzutage noch keine so breite Akzeptanz für die rechte Ideologie gibt, wie es damals der Fall war. Und die Funktion von Kunst, sich kritsch mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Strömungen auseinanderzusetzen spielt da durchaus auch eine wichtige Rolle im politischen Diskurs heute.

Außerdem wurde eine breite Anzahl an Beispiel behandelt - auch trotz der Überschaubarkeit des Buches. Im Anhang findet sich eine "Chronik" der Ereignisse, die der Recherche für das Buch zugrunde liegen. Es wird außerdem kontrastiert zwischen Ereignissen von großer und weniger großer Reichweite (meist einfach nur je nachdem welche Institution oder Person Ziel von ANgriffen war) und wie die Medien diese Fälle darstellen und mit ihnen umgehen wird durchaus kritisch beleuchtet.

Insgesamt finde ich das Buch wirklich gelungen, es hätte sogar etwas länger sein können. Es bietet einen guten Überblick der behandelten Jahre, bleibt kritisch und stellt letzten Endes heraus, wie wichtig Kunst ist, um Themen wie den Rechtsdruck zu thematisieren und sich gesellschaftlich damit auseinanderzusetzen. Wie eine Person aus der Theaterszene zitiert wird (sinngemäß), ist es wichtig kritische Aufführungen zu machen, um denen, die der rechten Ideologie und Verschwörungstheorien noch nicht komplett verfallen sind - den Indifferenten, die Möglichkeit eines Dialogs anzubieten und sie zu einer kritischen Auseinandersetzung aufzufordern.

Gerade als Student der Literaturwissenschaft war dieses Buch wirklich klasse für mich. Es gab auch einige weiterführende Hinweise, denen ich bald einmal nachgehen muss - gerade weil ich selbst überlege, wie ich mein Interesse an diesem Thema irgendwie in mein Studium mit einfließen lassen kann...
Profile Image for F.
22 reviews1 follower
August 14, 2024
Fatal unzutreffende, vollkommen falsche Zeitdiagnose von weltfremdem Berliner Journalisten der dem Boomer-Fantasma nachhängt, dass vollkommen insulare, randständige, staatstragende Kulturinstitutionen, die bloß von einem drastisch dahinschwindenden aussterbenden Kleinbürgertum besucht werden, die zentralen Arenen politischer Willensbildung sind
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