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Frieden. Eine Kritik. Aus aktuellem Anlass.

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Die Rede vom Frieden beherrscht die hiesige politische Debatte als moralische Rechtfertigung ihrer Kriegsbeteiligung gegen »das Böse« in Gestalt der Russischen Föderation. Sie setzt von heute auf morgen die politische Verpflichtung »Nie wieder Krieg!« außer Kraft und findet sofort Unterstützung in den Reihen hiesiger Bürger. Als loyale Nationalmoral beherrscht sie die Medien, mit deren Hilfe zugleich die Fahndung nach »Putin-Verstehern« betrieben wird.

Und wenn mit der westlichen Militärhilfe an die Ukraine die Ruinierung dieses Landes inklusive Teile seiner Bevölkerung in Kauf genommen wird, dann kann man sich fragen, wie die Nachkriegs-Friedensordnung wohl aussehen mag, um deren Sicherung es dem Westen allein zu tun ist.

Eines steht fest: Mit einer solchen Friedensordnung werden nicht gewaltlose Verhältnisse innerhalb und zwischen den Ländern etabliert. Wenn Staaten sich beständig im Frieden aufrüsten und große Teile ihres nationalen Reichtums in Zerstörungsgerät investieren, dann rechnen sie mit Kriegen.

Und da solche Kriege dann mit unschöner Regelmäßigkeit zwischen den Staaten ausbrechen, die sich dieser Ordnung widmen, dann stellt sich die Frage, was diese Verhältnisse derart instabil macht. Offensichtlich kommt der Frieden in dieser Welt ohne Krieg nicht aus.

Das Urteil, Krieg und Frieden würden sich ausschließen, kann man getrost vergessen.

154 pages, Paperback

First published January 1, 2023

28 people want to read

About the author

Freerk Huisken

17 books8 followers
Born 1941, studied education in Oldenburg, worked as a teacher until 1967, then completed a second degree in education, politics and psychology in Erlangen-Nuremberg, 1971 Doctorate. Since 1971 Professor at the University of Bremen: political economy of the education sector. Retired since March 2006. Huisken is an author of the magazine GegenStandpunkt and even after his retirement regularly lectures on science criticism and political issues.

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March 26, 2025
„Das ist eben das praktische an moralischer Argumentation: Es befindet sich zur Legitimation jedes politischen Interesses immer die passende Moral. Nie leitet sich so ein Interesse aus der Moral ab.“ (Seite 20)

Freerk Huiskens Buch „Frieden“ hat mich tief beeindruckt, weil es nicht nur eine marxistische Analyse der aktuellen Friedenspropaganda liefert, sondern mit schonungsloser Klarheit zeigt, dass Frieden nicht einfach die Abwesenheit von Krieg ist und dass die bloße inhaltsleere Moralisierung von „Frieden“ schon gar kein Argument darstellt.

Wer bestimmt eigentlich, wann, wessen und wo „Frieden“ herrscht und wann Kriege überhaupt legitim sind?

Viel zu oft wird Frieden als ein Zustand dargestellt, der lediglich durch Diplomatie oder militärische Abschreckung gesichert werden kann. Huisken entlarvt diese Vorstellungen als ideologische Konstruktionen, die die wirtschaftlichen und politischen Interessen der Staatenkonkurrenz dahinter verschleiern.

Besonders spannend fand ich seine Analyse darüber, wie kapitalistische Staaten Frieden definieren und nutzen, um ihre eigenen Machtansprüche zu sichern. Er zeigt auf, dass „Frieden“ in diesen Systemen selten bedeutet, dass Gewalt verschwindet – sie verändert nur ihre Form.

Ich habe viel aus diesem Buch mitgenommen, weil es nicht bei einer oberflächlichen Kritik stehen bleibt, sondern konsequent die Mechanismen hinter der offiziellen Friedensrhetorik offenlegt. Wer bereit ist, sich auf diese Perspektive einzulassen, wird danach nicht mehr unbedarft von „Frieden“ sprechen können.

„Die Entpolitisierung des russischen Angriffs durch seine moralische Denunziationen ist damit vollkommen. Und umgekehrt lässt sich daraus kein besserer Freispruch für den Eintritt des Westens in den Krieg – from behind – drechseln: ‚Dieser Krieg ist gerecht!‘

Unter die Räder gerät dabei vollständig, dass in jedem Krieg alle kriegführenden Parteien immer über Leichen gehen, ihre Bevölkerung zum Töten und Sterben abkommandieren, ihr Volk also als ihr Machtmittel einsetzen, dass sich folglich jede Parteilichkeit für eine kriegführende Seite verbietet.“ (Seite 21)
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