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Männlichkeit verraten!: Über das Elend der ‚Kritischen Männlichkeit‘ und eine Alternative zum heutigen Profeminismus

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Das Verhältnis von Männlichkeit, Männern und Feminismus wird so intensiv diskutiert, wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Konzepte wie ‚Profeminismus‘ und die Geschichte der antisexistischen Männerbewegung werden wiederentdeckt und sollen neu belebt werden. Besonders das Schlagwort ‚kritische Männlichkeit‘ versammelt neue Ansätze und Gruppen, die das Verhältnis von Männlichkeit und feministischer Kritik bestimmen und praktisch angehen wollen. Was eigentlich Grund zur Hoffnung geben sollte, stellt sich bei genauerem Hinsehen aber oft als bloße Fortsetzung der Katastrophe heraus.

Denn die neu entflammte Debatte und Praxis zur Kritik an Männlichkeit wird von popfeministischer Lebensberatung, dem innerlichen Moralismus des Privilegiencheckens und dem verzweifelten Versuch dominiert, cis Männern feministische Kritik irgendwie schmackhaft zu machen. Vor allem das, was unter dem Label ‚kritische Männlichkeit‘ geschieht, ist nicht viel mehr als ein hoch individualisiertes Programm zur Resouveränisierung verunsicherter (cis) Männer. Feministische Kritik wird sich dafür im schlechtestmöglichen Sinne einverleibt, damit ihre Konsequenzen weiter ausgesessen und unterlaufen werden können – nur diesmal mit dem ‚korrekten‘ Vokabular und einer profeministischen Pseudo-Praxis.

Männlichkeit verraten! bricht mit allen Versuchen der einhegenden Versöhnlichkeit und geht in die Konfrontation. Der provokante Essay ist das Ergebnis von über fünf Jahren Frust, Enttäuschung und analytischer Wut über (eigene) Männlichkeit; darüber, wie sie in der Linken herrscht und wie gerade der neue Profeminismus auf sie eingeht. Er verbindet dafür Beobachtung und Polemik, Analyse und Intervention, Theorie und Praxis – in der Hoffnung auf eine organisierte Männlichkeitskritik, die Männlichkeit weder erkunden noch stärken will. Stattdessen soll sie organisiert und institutionalisiert zum konkreten Problem gemacht werden, zu dem die real existierenden Männer ein bewusstes und politisches Verhältnis einnehmen müssen.

112 pages, Paperback

Published July 31, 2023

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About the author

Kim Posster

1 book2 followers

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Community Reviews

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Displaying 1 - 14 of 14 reviews
Profile Image for Louis.
3 reviews
September 13, 2025
Wenn man den anstrengenden Stil aushält, bekommt man den Finger in die Wunde gelegt.

Alles Coping, alle Opferrollen, Männer-Solidarität und Infantilisierung, alles Selbstmitleid, was man aus der eigenen Gefühlswelt kennt bekommt einen schmerzhaften Namen: Angst vor weiblicher Autonomie und damit Verlust der gewaltvollen Machtposition, die der patriarchalen Männlichkeit inne ist.

Ich habe nur die Hälfte verstanden aber ich glaube die Message ist
- Jeder der denkt, er ist nicht Teil des Problems, oder hat irgendwas wegreflektiert, hat den Kampf nicht verstanden.
- Feminismus für Männer ist genau das, was uns am schwersten fällt: Den betroffenen Stimmen die Räume und die Wirkmacht zu lassen, und dabei nicht zu denken, dass wir es besser wissen. Es ist aber auch keine passive Rolle, während wir uns eigentlich sicher sind, dass sich sowieso nichts ändert. Wir müssen uns auf Strukturen einlassen, in denen wir uns nicht wie Chefs fühlen, in denen man uns duldet wenn wir uns benehmen, in denen uns für Fehlverhalten tatsächlich Konsequenzen erwarten. Das ist das mindeste, um gemeinsam zu leben und zu kämpfen.
-Wenn wir (Männer) kritisiert werden, haben wir es verdient, und sollten nicht der Gesellschaft die Schuld geben, in Selbstmitleid versinken oder einen der tausend anderen Mechanismen aus dem männlichen Anti-Accountability-Werkzeugkasten anwenden.

In meinen Augen sollten alle, die einen 🦢z haben mal reinschauen, alle anderen sollten vielleicht lieber Banden bilden und uns nicht reinlassen ✌️
Profile Image for Nils.
13 reviews
June 26, 2024
Trotz meiner 4-Sterne-Bewertung tue ich mich schwer damit, das "Einer muss es ja mal sagen"-Mackertum, das bereits eine andere Person bemerkt hat, einzuordnen. Das betrifft aber eher die Tonalität des Buches, die dennoch zu enorm treffenden Feststellungen über die Mängel profeministischer Praxis findet. Gerade entscheide ich mich dazu, die guten Argumente höher zu werten, die sich vor allem auf die Barrieren tatsächlicher kritischer Auseinandersetzung mit Männlichkeit* und die Schwächen eines eher selbsttherapeutischen Profeminismus beziehen, der für die breite Anschlussfähigkeit schmackhaft gemacht wird ("Feminismus tut auch Männern gut"), anstatt wirklich dorthin zu gehen, wo es weh tut, um daraus konkrete, organisierte Konsequenzen zu ziehen. Das wütende Seufzen über die mangelnde Breitenwirksamkeit einer kritisch-negativen Männlichkeits*-Arbeit, der Ärger darüber, dass profeministische Life Advice im Mainstream deutlicher verfängt (wenn auch ebenfalls nicht ausreichend) als tatsächliche Konfrontation mit potenzieller oder tatsächlicher Täterschaft spricht mir aus der Seele; genauso die Irritation, dass Männer* offenbar keinen Bedarf daran sehen, sich nachhaltig für das Verfolgen von und Beteiligen an feministische Zielen zu organisieren. Den Versuch einer Radikalisierung durch den Verrat an Männlichkeit*, durch das Inkaufnehmen des Unverständnisses, dass einem von anderen cis Männern* entgegenschlagen könnte, würde man(n) Täterschaft oder misogynes Verhalten outcallen, anstatt in männerbündlerische Betroffenheit und Angst vor fehlender Solidarität zu verfallen - all das fand ich beim Lesen mehr als erfrischend und inspirierend. Und dafür gibt es die Sterne, egal, ob mir Possters Tonalität sympathisch ist oder nicht.

Eine Schwäche der Argumentation des Buches sehe ich lediglich darin, dass Posster zwar klare Umrisse zu seinen Überlegungen einer Alternative zum Profeminismus formuliert, letztlich aber nie wirklich beantwortet, wie jenseits kollektiver Praktiken wie Ausschluss, Sanktionierung, etc. eine Verantwortungsübernahme im Fall einer Täterschaft aussehen kann. Sexualisierte Gewalt ist eine Straftat, selbst wenn ihre juristische Verfolgung oft lächerlich patriarchal verläuft (sh. Bettina Wilpert, Nichts was uns passiert). Wie soll im Fall eines gewaltvollen Übergriffs tatsächlich Verantwortung übernommen werden: dadurch, sich freiwillig dem Recht auszuliefern und die Tat zu gestehen? Nur in Praktiken kollektiver Organisierung kann das Problem der Täterschaft doch nicht aufgelöst werden. Wo ist dann im Text aber dann die Forderung nach einer feministischen Reform des Strafrechts und einer feministischen Praxis der Rechtssprechung? Wäre das nach Lektüre von Christina Clemm, die Posster ja auch gelesen hat, nicht konsequent, diesem Argument nachzugehen? Gleichzeitig kritisiert Posster Praktiken einer "restorative justice", da sie (manchmal in einer Art christlichem Vergebungsglauben) in ihrem aktiven Dialog mit Tätern ("Schimpfen und dabei Händchen halten") diesen zu oft die Möglichkeit gäbe, sich in das Narrativ zu verziehen, sie wären Opfer ihrer selbst und nicht Menschen, die sich bewusst zu ihrer Tat entschieden haben. Das ist ein richtiger Kritikpunkt. Andererseits: Gegen die institutionalisierte Verfolgung durch Rechtssprechung wird beispielsweise in Amerika auch eingewandt, dass mit der Forderung einer Radikalisierung der Strafverfolgung möglicherweise auch die diskriminierenden Strukturen des Rechts, von dem schnelles Handeln eingefordert wird, übernommen werden könnten. Auch ein relevanter Punkt. So gerne ich das Buch gelesen habe, so sehr ich mich darin sowohl wiedergefunden als auch ertappt gefühlt habe - so sehr verbleibt mir das Buch an dieser Stelle im Dunstkreis einer Kritik an linkskollektiven Organisationen und fragt zu wenig danach, wie alternative übergeordnete Institutionen aussehen könnten, in denen eine "Verantwortungsübernahme" (die sich ja nicht in bloßer Entschuldigung und Besserungsbeteuerungen oder Akzeptanz von sozialem Ausschluss erschöpfen kann) notwendig ist, sich nicht vor ihr versteckt werden kann, in der keinesfalls Taten auf aufgrund "mangelnder Beweislage" (sh. Till Lindemann) nicht weiterverfolgt werden. Aber vielleicht wäre das auch ein Thema für ein nächstes Buch.
Profile Image for Victor P.
2 reviews
July 14, 2024
Pflichtlektüre für jeden sich als feministisch identifizierenden (hetero cis) Mann!!!
Profile Image for Fjedor Incognito.
35 reviews3 followers
May 14, 2024
Männlichkeit bleibt ein schwierig zu attakierendes Konzept in der Praxis, wie in der theoretischen Abarbeitung daran. Auch Kim Posster, der hervorragend darin ist die Widersprüche in Männlichkeit aufzudecken und zu bearbeiten, bringt es leider - wie in vielen seiner Artikeln und Vorträgen - nicht über einen etwas präzisierten Aufruf hinaus. Schade!

Lange angekündigt, ist statt diesem Buch, eine Abhandlung, leider nur ein dahinschlendernder, wütender Essay entstanden. Zwischen marxschen Diss-Allüren und freudscher Wortverbastulierung, umzirkelt Posster sein Kernthema, fasst - lohnenswerterweise! - die Skandale und Problematiken scheinprogressiver Männer und sog. profeministischer Praxis zusammen und fertigt diese in Ersatzhandlungen und moralisierenden Anschuldigungen verbleibenden Fehler gekonnt ab. Auch sein Aufruf, Männlichkeitskritik organisiert zu fassen und nicht nur von Idealisitischer und individueller Basis aus angehen zu wollen, klingt an.

Bedauerlicherweise bedient Posster sich aber fast zwanghaft und mit gefühlten Ehrrettungsbestrebungen der Psychoanalyse als seinem theoretischen Fundament statt einer auf den reelen Gegebenheiten fußenden Dialektik der sehr wohl von ihm erkannten Gegenstände. Das Männlichkeitssupremitätsphantsma, das er postuliert, ist leicht als vorherrschende Männlichkeit enttarnt. Posster möchte nun dieses Konzept, im Individuum und aus dem gesellschaftlichen Verhältnissen, als triebgesteuerten Herrschaftsanspruch verklären. Warum dieser unnötige Schritt? Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit seinem - beinahe schon Catchphrase - der 'Männlichkeit als Geschlechtskrankheit'. Posster kommt einfach nicht über seinen - berechtigten - Hass auf das Konzept der Männlichkeit hinweg und behindert sich so selbst bei der Analyse. Männlichkeit muss etwas krankhaftes sein und Krankhaftes ist schlecht - so der sich ableitende Grundtenor. So wiwder der immer wieder folgende Abrutsch in einen verkappten Moralismus.

Brauchbar ist das Werk, unter Ausnahme der psychoanalytischen Einlassungen, jedoch alle mal. Dem titelgebenden Auruf folgend: Auf das Männer schonungslos und fundiert mit ihrem Verhalten konfrontiert werden und in die Pflicht genommen werden sich ernsthaft mit den Hintergründen ihres Handelns und der gesellschaftlichem Bedingungen auseinander zusetzen. Nicht, um in dieser Gesellschaft, die Männlichkeit mit Handkuss als Instrument annimt, zu verbessern, sondern ihre Verwerfung zu ermöglichen. Die Schwierigkeit bleibt im Aufbau der postulierten Gegenmacht, die nicht nur mit dem Zeigefinger wakelt, sondern die Faust erhebt.
Profile Image for Theo Jacobsen.
11 reviews1 follower
June 22, 2025
Er erklärt sehr überzeugend, dass es keine gute politische Strategie ist, eine „neue Männlichkeit“ zu pushen sondern, dass Männlichkeit an sich ein Resultat des Kapitalismus ist und überwunden und konstant problematisiert werden muss. Ich habe es sehr geschätzt wie unnachgiebig er versucht hat zu zeigen wie die meisten feministischen Strategien mit Männlichkeit umzugehen am Ende doch nur eine Kapitulierung vor dem männlichen „Suveränitätsphantasma“ sind und ein „gutes Geschlechterverhältnis“ im kapitalismus zu erreichen unmöglich ist und eine produktive dauerhafte Problematisierung von Männlichkeit notwendig für jeden linke Bewegung ist.
Kurzes Buch, starke Thesen und viele wichtige Denkanstöße. Juicy
Profile Image for Marlon.
7 reviews
August 14, 2025
Ein super Buch, das ich vor allem allen linken (cis) Männer sehr empfehlen kann!

Es stellt so gut wie die ganze aktuelle (pro)feministische Praxis von linken Männern auf den Kopf und weist eine neue Richtung, die wir gehen sollten.

Die Kritik ist sehr umfangreich und präzise formuliert. Das Einzige, was ich kritisieren würde, ist, dass die Sprache weniger akademisch bzw. einfacher verständlich sein könnte.

Was wohl mehr an den mangelnden Beispielen aus der Praxis, als am Autor liegt, ist dass der Vorschlag für eine sinnvolle männlichkeitskritische Arbeit eher auf einem abstrakten Level gehalten wird und kein sehr konkreter Vorschlag gemacht wird.
Profile Image for Kenny.
44 reviews4 followers
July 6, 2024
[Der gegenwärtige status quo der Passivität und patriarchaler Machterhaltung linker Männer] ist laut Kim Posster kein Grund zur Resignation, sondern der erste schritt, um mit ihr zu brechen.
Eine Absage an profeministischen wohlfühlfeminismus und den appell an den Aufbau einer feministischen Gegenmacht, die Männlichkeit aka die patriarchale kapitalistische Gesellschaft zu zerstören, statt zu reformieren gedenkt. ausführliche rezi folgt.
Profile Image for Caja Schulte.
3 reviews
June 18, 2024
Sehr gutes Buch für die kritische Auseinandersetzung innerhalb der linken Szene. Habe mich oft von dem Buch ertappt, aber auch erhellt gefühlt. Absolute Empfehlung, aber definitiv keine gute Nacht Lektüre, da der Text durchaus anspruchsvoll formuliert ist
1 review
November 10, 2024
Unbedingt Lesenswert! Allerdings leider an vielen Stellen sehr unzugänglich geschrieben; mehr Worte und Erklärungen und kürzere Sätze zu den Gedanken hätten mir sehr geholfen.
Profile Image for Robert Porth.
4 reviews
December 3, 2025
This should be a must read at least for all male people on this planet but especially those who think they already act pro feminist
Profile Image for Marco.
32 reviews1 follower
September 16, 2024
"Männlichkeit ist noch nicht tot - Leider!" So würde ich die These dieses Buches zusammenfassen. Was rechte, faschistische und reaktionäre Stimmen in Hinblick auf Männlichkeit attestieren - dass sie nämlich im Begriff ist, sich unter den Angriffen linker Kräfte aufzulösen - könnte kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein. Hegemoniale Männlichkeit ist auch in der Linken tief verankert, so macht Kim Posster hier klar. Wie und Warum, das wird erklärt, was zu tun sei jedoch leider nur semi-konkret in Aussicht gestellt.

Dennoch in jedem Fall essentielle Lektüre zur Reflexion aktueller feministischer Kämpfe im Angesicht kapitalistisch-patriarchaler Einhegung.
Profile Image for Sbstiao.
27 reviews1 follower
December 22, 2023
Lesenswert und gut zum diskutieren.
Aber Kim Possters abfälliger Hass auf - aus seiner Sicht - gescheiterte, sozialpädagogisierende Wohlfühl-Feminist*innen (und das scheinen fast alle zu sein) ist verständnis- & empathielos, unversöhnlich und so hoffnungslos männlich und peinlich, dass es mir wirklich schwer fällt ihn insgesamt Ernst zu nehmen.
Kim ist ein verbitterter weißer cis-Macker der von sich selbst zu glauben scheint, die Wahrheit bräuchte einen Mutigen (ihn, ihn besonders), der sie ausspricht. Oft interessant, oft cringy, oft sad und oft typisch männlich.
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