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Hell und laut
Warum kann Hrotsvit sich einfach nicht anpassen? Immer bringt ihr Eigensinn sie in Schwierigkeiten. Statt der Predigt zu lauschen, korrigiert sie das Latein des Priesters. Statt harmloser Muster webt sie einen nackten König, der ein Schwein reitet. Statt die vereinbarte Ehe mit einem grausamen Herzog einzugehen, versucht sie zu fliehen. Niemand verurteilt es, wenn ihr Verlobter sie schlägt oder mächtige Hofmitglieder sich an ihr vergehen wollen. Immer wieder soll sie sich einem fremdbestimmten Leben fügen, wie es sich für eine Frau gehört. Doch Hrotsvit hat andere Pläne. Ihr Herz gehört den Büchern, und sie will selbst Stimme sein für all die ungehörten Frauen. So gelangt sie über Umwege ans Stift Gandersheim, wo sie Dramen verfasst, in denen Frauen ihre Vergewaltiger beschämen und offenbaren, dass sie über das verfügen, was ihnen von der Kirche abgesprochen wird: eine Seele. Liutprand ist verbittert: Von den Mächtigen wird er nur benutzt, muss ihre Launen ertragen und ihre skrupellosen Befehle ausführen. Dabei hat Gott ihn auserwählt, Großes zu schaffen. Sicher vergibt er ihm, dass er das Keuschheitsgelübde bricht. Das ist schließlich nicht seine Schuld. Außerdem hat er Talent: scharfsinnig und böse ist sein Humor, wortgewandt seine Zunge. Damit lässt sich Karriere machen. Und Liutprand will aufsteigen, so hoch es geht, um nie wieder als Stiefelabtreter herzuhalten. Dafür geht er sogar über Leichen. Und dann trifft er diese Hrotsvit, die ungewöhnlich klug ist für eine Frau …
Ein mitreißender Roman über das Leben der Hrotsvit von Gandersheim, die als erste deutsche Dichterin gilt und deren bemerkenswerte Dramen an #MeToo erinnern – und das im 10. Jahrhundert.
Ein mitreißender Roman über das Leben der Hrotsvit von Gandersheim, die als erste deutsche Dichterin gilt und deren bemerkenswerte Dramen an #MeToo erinnern – und das im 10. Jahrhundert.
432 pages, Hardcover
Published August 1, 2023
3 people are currently reading
215 people want to read
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Community Reviews
Displaying 1 - 10 of 10 reviews
March 9, 2024
Mega spannend — über die erste deutsche Dichterin (aller Geschlechter), völlig unterschätzter Roman aus dem letzten Jahr, für Fans von guten Historienromanen!
September 23, 2023
Wo beginnen? Vielleicht bei den Assoziationen. Die Art des Erzählens vom Blick auf die Figuren erinnerte mich sehr an Madeleine Millers Buch "Ich bin Circe". Es ist ein weiblich geprägter Blick, der dem sonst so männlich geprägten in nichts nachsteht.
Sarah Raich hat hier das Frühmittelalter so plastisch dargestellt, dass ich problemlos drin war. Die Machtstrukturen, die Widrigkeiten, die Religiosität die zugleich Raum schaffte für Aberglauben. Und darin als eine der Hauptfiguren Hrotsvit von Gandersheim. Die erste Dichterin Deutschlands (alle Geschlechter mitgemeint), die schon vor 1000 Jahren Stücke schrieb, die bereits damals Victimblaming ein "Nur Ja heißt ja" entgegensetzten. Die über die Frau König Ottos schrieb wie sonst kein Chronist sie dargestellt hat. Und die dennoch in weiten Teilen ein Rätsel ist, weil nach 1000 Jahren nicht mehr viel über sie überliefert ist. Sarah Raich nähert sich dieser historischen Figur über die Texte. Aus den Texten heraus schlussfolgert sie die Autorin und lässt sie so gekonnt wieder zu Leben erwecken.
Eine sehr starke Geschichte, ein spannendes Buch, bei dem man eintaucht in Macht und Politik des Frühmittelalters. Krieg, Sex, Mord, Intrige. Alles ist dabei.
Ein wirklich großes Buch! Mit einem Nachwort von Magda Birkmann, dem ich nur zustimmen kann. Wie viele Autorinnen hat es wohl nicht gegeben, weil wir weibliches Schreiben unterdrückt, erschwert und dann nicht kanonisiert haben.
Sarah Raich hat hier das Frühmittelalter so plastisch dargestellt, dass ich problemlos drin war. Die Machtstrukturen, die Widrigkeiten, die Religiosität die zugleich Raum schaffte für Aberglauben. Und darin als eine der Hauptfiguren Hrotsvit von Gandersheim. Die erste Dichterin Deutschlands (alle Geschlechter mitgemeint), die schon vor 1000 Jahren Stücke schrieb, die bereits damals Victimblaming ein "Nur Ja heißt ja" entgegensetzten. Die über die Frau König Ottos schrieb wie sonst kein Chronist sie dargestellt hat. Und die dennoch in weiten Teilen ein Rätsel ist, weil nach 1000 Jahren nicht mehr viel über sie überliefert ist. Sarah Raich nähert sich dieser historischen Figur über die Texte. Aus den Texten heraus schlussfolgert sie die Autorin und lässt sie so gekonnt wieder zu Leben erwecken.
Eine sehr starke Geschichte, ein spannendes Buch, bei dem man eintaucht in Macht und Politik des Frühmittelalters. Krieg, Sex, Mord, Intrige. Alles ist dabei.
Ein wirklich großes Buch! Mit einem Nachwort von Magda Birkmann, dem ich nur zustimmen kann. Wie viele Autorinnen hat es wohl nicht gegeben, weil wir weibliches Schreiben unterdrückt, erschwert und dann nicht kanonisiert haben.
November 7, 2023
Wollte nicht, dass es zu Ende geht🥹
October 3, 2024
4,5 Sterne. 🤩
"Hell und laut" erzählt von Hrotsvit von Gandersheim, der ersten deutschen Dichterin! Sie schrieb bereits im 10. Jahrhundert Dramen und Epen – z.B. Komödien, die selbständige Frauenfiguren zeigten und sich über sexuell übergriffige Männer lustig machten. Wenn ihr noch nie von ihr gehört habt: So ging es mir auch! Ich hatte keine Ahnung, dass überhaupt etwas von schreibenden Frauen vor der Neuzeit bekannt ist (von Sappho vielleicht abgesehen) – und war entsprechend neugierig auf Sarah Raichs Roman.
In #hellundlaut trifft eine mitreißende Heldinnengeschichte auf ein vielfältiges Politik- und Gesellschaftspanorama des frühen Mittelalters.
Hrotsvits "Coming-of-Age", das viele feministische Kämpfe enthält, wird immer wieder mit politischen Unterplots kontrastiert. Vor allem durch den Handlungsstrang von Liutprand von Cremona, dem Antagonisten der Geschichte.
Die etwas ungewöhnliche Herangehensweise im Roman: Es werden je nach Situation im Plot immer neue PoVs aufgefächert. Oft füllen die jeweiligen Figuren nur wenige Szenen im Buch, doch ohne sie wäre das Bild unvollständig. Es kommen z.B. machthungrige Königinnen und ehrgeizige Äbtissinnen, einfache Soldaten oder Dienstmägde, stolze Krieger und Reisende aus fremden Reichen zu Wort.
Der Roman bekommt dadurch etwas Episodisches, woran ich mich kurz gewöhnen musste. Jede PoV, jede Szene trägt aber ein Mosaiksteinchen bei, um Hrotsvits Welt zu schildern.
Am besten gefallen haben mir Sarah Raichs bildreiche Sprache und die Tatsache, dass sie so vielen spannenden Frauenfiguren Raum gibt. Gerade über die beiden Königinnen Edgitha (quasi ein weiblicher "Littlefinger", wer GoT gesehen hat, weiß Bescheid) und Adelheid würde ich jetzt gerne eigene Romanauskopplungen lesen 😁
Meine einzige Kritik betrifft die Struktur des Romans: In der Mitte verliert man Hrotsvit ein bisschen zu lang aus den Augen, da sich der Plot an dieser Stelle mit Liutprands Entwicklung beschäftigt. Hier hätte man kürzen können.
Dies wird aber mit dem Zusammentreffen von Hrotsvit und Liutprand gegen Ende des Romans wieder wett gemacht – dort passieren so einige Entwicklungen, die ich nicht erwartet hätte! 😱
"Hell und laut" erzählt von Hrotsvit von Gandersheim, der ersten deutschen Dichterin! Sie schrieb bereits im 10. Jahrhundert Dramen und Epen – z.B. Komödien, die selbständige Frauenfiguren zeigten und sich über sexuell übergriffige Männer lustig machten. Wenn ihr noch nie von ihr gehört habt: So ging es mir auch! Ich hatte keine Ahnung, dass überhaupt etwas von schreibenden Frauen vor der Neuzeit bekannt ist (von Sappho vielleicht abgesehen) – und war entsprechend neugierig auf Sarah Raichs Roman.
In #hellundlaut trifft eine mitreißende Heldinnengeschichte auf ein vielfältiges Politik- und Gesellschaftspanorama des frühen Mittelalters.
Hrotsvits "Coming-of-Age", das viele feministische Kämpfe enthält, wird immer wieder mit politischen Unterplots kontrastiert. Vor allem durch den Handlungsstrang von Liutprand von Cremona, dem Antagonisten der Geschichte.
Die etwas ungewöhnliche Herangehensweise im Roman: Es werden je nach Situation im Plot immer neue PoVs aufgefächert. Oft füllen die jeweiligen Figuren nur wenige Szenen im Buch, doch ohne sie wäre das Bild unvollständig. Es kommen z.B. machthungrige Königinnen und ehrgeizige Äbtissinnen, einfache Soldaten oder Dienstmägde, stolze Krieger und Reisende aus fremden Reichen zu Wort.
Der Roman bekommt dadurch etwas Episodisches, woran ich mich kurz gewöhnen musste. Jede PoV, jede Szene trägt aber ein Mosaiksteinchen bei, um Hrotsvits Welt zu schildern.
Am besten gefallen haben mir Sarah Raichs bildreiche Sprache und die Tatsache, dass sie so vielen spannenden Frauenfiguren Raum gibt. Gerade über die beiden Königinnen Edgitha (quasi ein weiblicher "Littlefinger", wer GoT gesehen hat, weiß Bescheid) und Adelheid würde ich jetzt gerne eigene Romanauskopplungen lesen 😁
Meine einzige Kritik betrifft die Struktur des Romans: In der Mitte verliert man Hrotsvit ein bisschen zu lang aus den Augen, da sich der Plot an dieser Stelle mit Liutprands Entwicklung beschäftigt. Hier hätte man kürzen können.
Dies wird aber mit dem Zusammentreffen von Hrotsvit und Liutprand gegen Ende des Romans wieder wett gemacht – dort passieren so einige Entwicklungen, die ich nicht erwartet hätte! 😱
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March 20, 2024Meine Rezension: https://pfeil-undbogen.de/hell-und-laut/
October 21, 2024
Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr mich dieses Buch berührt hat. Es hat mein Literatur- und Geschichtswissenschaftliches Herz höher schlagen lassen. Es gehör mit Abstand zu den besten Büchern die ich je gelesen habe. Eine riesen große Empfehlung. 💚
December 28, 2025
Ein herausragendes Buch in verschiedener Hinsicht. Es ist eine Freude dieses Buch zu lesen, sprachlich gekonnt, mitreißend mit feinen Zeichnungen der Personen und Ereignisse. Wenn man die Region kennt, in der es spielt, erkennt man vieles wieder. Historisch nutzt die Autorin geschickt die Tatsache, dass man über Roswitha von Gandersheim abgesehen von ihren Werken eigentlich nichts weiß. Das schafft Raum eine Figur zu erschaffen und ihre Geschichte mit verbürgten historischen Personen und Ereignissen zu verknüpfen. Es wird ein realistisches Bild des Mittelalter gezeichnet mit den brutalen sozialen Hierarchien und Geschlechterverhältnissen. Manchmal kaum zu ertragen, wie sich die Protagonisten durchs Leben kämpfen müssen. Aber oft auch mit feinem Humor die gesellschaftlichen Widersprüche aufzeigend.
Roswitha wird nicht als Heldin glorifiziert und es wird sehr deutlich wie besonders die Bedingungen und die Person gewesen sein müssen, die es ihr ermöglicht haben, als Frau ihre literarischen Werke zu erschaffen. Ein tolles Buch, dass davon lebt, dass die Autorin diese Person und ihre Welt lebendig werden lässt.
Roswitha wird nicht als Heldin glorifiziert und es wird sehr deutlich wie besonders die Bedingungen und die Person gewesen sein müssen, die es ihr ermöglicht haben, als Frau ihre literarischen Werke zu erschaffen. Ein tolles Buch, dass davon lebt, dass die Autorin diese Person und ihre Welt lebendig werden lässt.
May 4, 2025
Spannend. Vielleicht etwas zu lang.
April 10, 2025
Ein großer Wurf, dieser Roman!
Sarah Raich schafft es, dass man sofort in dieser fremden Welt lebt und atmet.
Man leidet mit und kämpft mit Hrotsvit, die versucht, sich gegen die Männer zu behaupten.
Struktur und Sprache sind einzigartig.
Und man spürt, wie existentiell das Schreiben und die Sprache für die Protagonistin – und die Autorin – sind.
Sarah Raich schafft es, dass man sofort in dieser fremden Welt lebt und atmet.
Man leidet mit und kämpft mit Hrotsvit, die versucht, sich gegen die Männer zu behaupten.
Struktur und Sprache sind einzigartig.
Und man spürt, wie existentiell das Schreiben und die Sprache für die Protagonistin – und die Autorin – sind.
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