„Du bleibst bei mir!" Als bekannte Schauspielerin, die ihre jüdische Freundin in Wien jahrelang vor den Nazis versteckte, riskierte sie alles. Jürgen Pettinger rekonstruiert die Geschichte einer queeren Heldin.
Die berühmte Schauspielerin Dorothea Neff (1903–1986) nahm ab 1940 ihre jüdische Freundin Lilli Wolff als U-Boot in ihrer Wohnung auf. Mit viel Mut, Opferbereitschaft und List gelang die Geheimhaltung. Aber 1944 musste Lilli mit einem Tumor in der Brust ins Krankenhaus. Wie sollte sie operiert werden, ohne aufzufliegen?
Jürgen Pettinger rollt den Fall neu auf, spürt in den Dokumenten und von ihm wiederentdeckten Tonaufnahmen der Beziehung der beiden Frauen nach und zeigt, dass queere Aktivist:innen von heute auf den Schultern der queeren Held:innen von damals stehen.
Wahnsinnig spannendes und tolles Buch. Ich hatte nie vorher von der Geschichte und den involvierten Personen gehört und habe sehr viel gelernt. Eine hoffnungsvolle und berührende Geschichte und noch dazu sehr interessant.
Endlich wird eine queere Perspektive auf die Schauspielerin Dorothea Neff geworden, die während des Nationalsozialismus' ihre jüdische Freundin Lilli Wolff bei sich zuhause versteckt. Über 4 Jahre läuft dieses Versteckspiel und das Paar hält bis zum bitteren Ende zusammen. Mit der Unterstützung einiger Eingeweihter, gelingt es den beiden Frauen, Lilli erfolgreich vor der SS zu verstecken und die schlussendlich in die USA zu bringen, wo Lilli ihr früheres Leben als Kostümbildnerin wieder aufnehmen kann. Jürgen Pettinger gelingt es eine berührende und mitreißende Geschichte zu erzählen, die er mit den Fakten, Bildern und Audioaufnahmen der Hauptprotagonistinnen verwebt.
Von der queere Heldin, die versprochen wird bleibt leider nicht sehr viel über. Eine wirklich Beziehung zwischen den Charakteren fehlt leider fast gänzlich. Dorotheas Schwierigkeiten mit Lillis "Schwestern" erhalten mehr Platz als es die Beziehung der Protagonisten tut. Wirkliche Zuneigung spürt man nicht, nur beginnende Interesse zwischen Eva und Dorothea. Fand ich sehr schade!
Das Buch hätte gerne länger sein und sich tatsächlich mit den Schwierigkeiten auseinandersetzen dürfen. Lillis Krebserkrankung und Spital aufenthalt wird gelöst, ohne dass der Leser daran mitarbeiten darf.
Gelesen ist das Buch dafür sehr sehr schnell! Man braucht vielleicht ein paar Stunden. Dorotheas Charakter war auch gut ausgefüllt und man kann sich sehr gut mit ihr identifizieren! Die Beobachtungen anderer Leute gelingt auch recht unterhaltsam. Von einem Roman auf dem Queer drauf steht, erwarte ich halt mehr queere Inhalte als ein paar sachbuchartige Referenzen.
Jürgen Pettingers Romanbiographie über Dorothea Neff ist rundum gelungen. Das beginnt beim Cover und den wunderschönen Bildern. Die Sprache ist flüssig zu lesen, die Spannung konstant hoch. Man bekommt viele Informationen. Ich wußte nicht, dass zwischen Paragraph 175 in Deutschland und 129 in Österreich ein solcher Unterschied bestand. Die Gefühle und Gedanken Dorotheas und Lilis sind miterleben, ich sehe die Personen vor mir. Interessant war natürlich auch Erwin Ringel Ich lese "Franz" auf jeden Fall