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Ich an Meiner Seite

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Arthur, 22, still und intelligent, hat 26 Monate im Gefängnis verbracht. Endlich wieder in Freiheit stellt er fest, dass er so leicht keine neue Chance bekommt. Ohne die passenden Papiere und Zeugnisse lässt man ihn nicht zurück ins richtige Leben. Gemeinsam mit seinem unkonventionellen Therapeuten Börd und seiner glamourösen Ersatzmutter Grazetta schmiedet er deshalb einen ausgefuchsten Plan. Eine kleine Lüge, die die große Freiheit bringen könnte ... Humorvoll und empathisch erzählt Bachmann-Preisträgerin Birgit Birnbacher davon, wie einer wie Arthur überhaupt im Gefängnis landen kann, und geht der großen Frage nach, was ein „nützliches“ Leben ausmacht.

Paperback

First published March 9, 2020

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About the author

Birgit Birnbacher

7 books7 followers

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5 stars
40 (16%)
4 stars
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3 stars
72 (28%)
2 stars
19 (7%)
1 star
3 (1%)
Displaying 1 - 30 of 33 reviews
Profile Image for Meike.
Author 1 book4,970 followers
August 26, 2020
Now Longlisted for the German Book Prize 2020
Birnbacher, Bachmann-Preisträgerin 2019, erzählt die Geschichte des jungen Arthur, der gerade aus der Haft entlassen wurde und mit Hilfe eines experimentellen Resozialiserungsprogramms mit Namen "Starring" ins bürgerliche Leben finden soll. Das "Starring"-Konzept, entwickelt vom kauzigen (sic!) Dr. Vogel a.k.a Börd, verlangt von den Programmteilnehmern, dass sie die Vorstellung einer Idealversion ihrer selbst entwickeln, der sie in ihrem realen Verhalten nacheifern können. Arthur erkennt aber recht schnell, dass er nicht ein anderes, besseres Ich werden, sondern einen neuen Zugang zu seinem eigentlichen Ich finden muss: Er braucht sich an seiner Seite, er muss seine eigene Geschichte verarbeiten.

Auffällig an dem Roman ist vor allem seine fragmentarische Konstruktion: Immer wieder werden Rückblenden eingeführt, die beleuchten, wie es zu Arthurs Verurteilung kommen konnte, welches Leben er vor der Haft geführt und was ihn geprägt hat. Teilweise werden diese Rückblenden als Arthurs Gedanken, teilweise als transkribierte Tonprotokolle eingefügt, welche er im Rahmen der Therapie für Börd aufnehmen muss. Einen wichtiger Teil der Erzählung sind zudem Arthurs zwischenmenschliche Beziehungen, etwa zu seinen Eltern, Freunden, einer Palliativpatientin und auch zum eigensinnigen Exzentriker Börd, zu dessen Hobbys offenbar Alkohol und Purzelbäume gehören.

Birgit Birnbacher ist nicht nur studierte Soziologin, sondern war selbst jahrelang als Sozialarbeiterin tätig - ihre Hauptfigur Arthur hat sogar ein reales Vorbild. Diesen Realismus merkt man dem Roman an, denn er driftet nie in den Sozialkitsch oder die weinerliche Gesellschaftskritik ab. Arthur ist ein wahrhaftiger Protagonist, der zwar offensichtliche Fehler begeht, aber auch verdeutlicht, wie es dazu kommen kann, dass ganz normale Menschen schlechte Entscheidungen treffen, die ihnen und ihrer Umwelt massiv schaden. Die vielen Sprünge und die nüchterne Sprache verlangen dem Leser einiges ab, aber trotzdem ist dies ein sehr lesenswerter Roman.

Mehr Infos zum Buch gibt es in dieser regulären Podcast-Folge und im Papierstau Podcast Buchpreis Battle Royale, #1.
Profile Image for Elena.
1,032 reviews415 followers
December 14, 2023
Als der 22-jährige Arthur aus seiner 26-monatigen Haftstrafe entlassen wird, stellt er fest, dass sich an seiner Perspektivlosigkeit vor dem Gefängnis nicht viel verändert hat: Niemand möchte einen Ex-Häftling einstellen, geschweige denn ihm eine Wohnung vermieten. Er nimmt an einem Resozialisierungsprogramm in Form von betreutem Wohnen inklusive Starring-Therapie teil, einem Therapieansatz, der an der Stelle ansetzt, dass es bei der Wiedereingliederung hilft, für sich selbst eine Hauptrolle zu erfinden, auf die man in herausfordernden Situationen zurückgreifen kann. Gemeinsam mit seinem unkonventionellen Therapeuten, seinem anstrengenden Mitbewohner in der WG, seiner berühmten Ersatzmutter und den anderen Beteiligten des Programms beginnt er, seinen eigenen Weg zurück in die Gesellschaft zu suchen.

Mit großer Empathie und zugleich anklagend erzählt Birgit Birnbacher in ihrem Roman "Ich an meiner Seite" von einem jungen Mann, der aus einer Mischung aus persönlichen Tragödien und bürokratischen Hürden in die Kriminalität abrutscht, eine traumatische Haftstrafe verbüßt und im Anschluss an einem Resozialisierungsprogramm teilnimmt, um wieder ein "wertvoller" Teil der Gesellschaft zu werden. Ihr Buch ist eine Mischung aus Gesellschaftsstudie und Coming-Of-Age- Roman, mit klarer Sprache erzählt sie in Rückblenden von Arthurs Kindheit und Jugend, die von Verlusten und Einsamkeit geprägt sind, und lässt dabei immer genau so viel offen, dass die Lesenden die Geschichte mit großer Spannung verfolgen. Den Rückblicken gegenüber stehen Arthurs Erfahrungen in der Resozialisierung, sein Leben in der Wohngemeinschaft und seine Teilnahme an der Starring-Therapie. Birnbachers Figuren sind eigenwillig, teils tragisch und urkomisch, sie tragen diese Geschichte, die mir noch lange im Kopf bleiben wird. "Ich an meiner Seite" ist ein Roman über zweite Chancen und neue Anfänge, im Leben, in Beziehungen und in der Gesellschaft - habe ich gerne gelesen!
Profile Image for Tuti.
462 reviews47 followers
September 20, 2020
longlist deutscher buchpreis 2020
realistischer und interessanter roman über einen stillen und intelligenten 22-jährigen, arthur, der, nach einer haftstrafe, den weg zurück ins leben sucht. genauer nimmt er teil an einem programm, wohnt in einer wg, und hat eine therapie mit dr. vogl „börd“, einem unkonventionellen therapeuten, der versucht, aus ihm eine „hauptfigur“ im eigenen leben zu machen. es hat mich überrascht, wie gut geschrieben und interessant das alles war. in rückblenden wird die bisherige geschichte von arthur erzählt, seine familie, seine kindheit, was ihn geprägt hat, und was ihn in eine verzweifelte lage gebracht hat, aus der er dann nur noch eine kriminelle lösung sah - die ihn schließlich ins gefängnis brachte. das ganze basiert wohl auf einer wahren geschichte - die autorin arbeitet auch als soziologin und schreibt von sachen, über die sie bescheid weiss - was diesen auch literarisch sehr gelungenen roman umso wertvoller macht. schade, dass er es nicht auf die shortlist geschafft hat. ich fand ihn sehr lesenswert.
Profile Image for Esther.
Author 3 books49 followers
March 21, 2022
Eine nicht ganz einfache Lektüre.
Einerseits nicht einfach wegen den Sprüngen zwischen der Gegenwart (2010-2011) und der Vergangenheit, teilweise bis 1988, aber hauptsächlich um 2005 bis 2007. Ich habe ein paar Kapitel gebraucht, bis mir klar war, welche Informationen aus welchem Zeitraum wie zusammenhängen.
Andererseits nicht einfach, weil die verstörende Geschichte eines jungen Menschen erzählt wird, die mir vor Augen geführt hat, dass es nicht viel braucht (nämlich nur ein Drama/Trauma), um einen bis anhin relativ durchschnittlichen Menschen aus der Bahn zu werfen. Und dass es von dort an sehr schnell bergab geht und der Weg zurück in ein normales Leben fast nicht mehr möglich scheint. Vor diesem Scherbenhaufen steht unsere etwa 20jährige Hauptperson Arthur.
Vor allem wenn man selbst jemand kennt, der sich aus einer ähnlichen Situation (wenn auch nicht im selben Altersabschnitt) heraus kämpfen musste und dadurch bewusst ist, wie realitätsnah diese Geschichte ist, berühren einen die Erfahrungen, die Arthur in dieser Zeit macht. Dass seine Erfahrungen mit Gewalt und was ihm im Gefängnis widerfahren ist, nur angedeutet werden, ist einerseits eine Auslassung, die nicht ganz berechtigt ist. Andererseits muss ich zugeben, dass ich es, wie wahrscheinlich viele Menschen im “realen Leben” gar nicht genauer oder detailreicher wissen möchte.
Wichtig finde ich die Danksagung am Ende an “die reale Vorlage für die Hauptfigur”. Es bestätigt meine Empfindung, dass Birgit Birnbacher ganz nah dran an der Realität eines Menschen in dieser Situation schreibt.
Und besonders bestürzend finde ich durchgängig die Vorstellung, dass Arthur vor all diesen Problemen deshalb steht, Auch mir stellt sich die Frage nach der Angemessenheit einer Haftstrafe, die jede Chance auf Resozialisierung nimmt.
Profile Image for Wandaviolett.
468 reviews68 followers
January 19, 2021
Einfühlsamer Resozialisierungsroman
Birgit Birnbacher hat eine einfühlsame Geschichte darüber geschrieben, wie schwierig die Wiedereingliederung in die Gesellschaft für straffällig gewordene Menschen ist. Wenn nicht der Zufall zuhilfe kommt oder ein Wunder geschieht, so ihre implizierte Aussage, kann es nicht klappen.

Der Leser begegnet Arthur nachdem er seine Haftstrafe bereits verbüßt hat. Wobei man Buße in seinem Falle wörtlich zu nehmen hat. Weil er nicht nur den Freiheitsentzug zu verkraften hat. Denn, wenn das alles wäre, wäre es ein Kinderspiel.

Birgit Birnbacher hat ein fast wahnsinniges Szenario aufgezogen, um die Absurdität mancher Resozialisierungsprogramme aufzuzeigen, in deren behaupteter Sinnlosigkeit leider mehr als ein Körnchen Wahrheit steckt. Die Gesellschaft bietet Arthur kaum einen Anreiz oder eine Chance zum Neuanfang.


Der Roman ist in zärtlich-sachlichem Ton gehalten, einer Tonart, die man selten in Romanen antrifft. Das Schreckliche wird erzählt, ist aber durch die Erzählart für den Leser verkraftbar. Dass, wie der Roman es impliziert, ein Neuanfang ein richtiges Wunder ist und nicht der Normalfall, wie es doch sein sollte, macht den Roman dann allerdings dennoch zu einem deprimierenden Leseereignis. Das restliche Personal in Arthurs Leben ist da und dort ein wenig surrealistisch überzeichnet, was einen Punkt Wertschätzung kostet. Das hätte nicht sein müssen.

Fazit: Einfühlsamer und dezenter Roman über die Probleme der Wiedereingliederung straffällig gewordener Menschen.

Der Roman stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises, 2020

Kategorie: Belletristik
Verlag: Zsolnay, 2020
Profile Image for Conny.
616 reviews86 followers
August 2, 2020
Arthur ist 22, als er aus dem Gefängnis entlassen wird. In ein normales Leben zurückzukehren, gestaltet sich aber nicht einfach. Ob Wohnung oder Job – sobald er gesteht, vorbestraft zu sein, schliessen sich sämtliche Türen. Er beginnt ein unkonventionelles Resozialisierungsprogramm, das sich «Starring» nennt; dabei soll er eine Idealversion seiner selbst entwickeln und fortan diese Rolle spielen, um ein besserer Mensch zu sein.

Es war genau diese Idee, die mich am Roman gereizt hatte. Leider aber kommt sie kaum zum Tragen. Vielmehr setzt sich die Geschichte fragmentarisch aus Rückblenden und Gedanken zusammen – wie Arthur aufwuchs, wie es zur Straftat kam, was im Knast abging und wie er nun mit dem Leben in neuer Freiheit hadert. Die Autorin lässt dabei allerdings viele Lücken offen und erzählt so sprunghaft, dass mehr Verwirrung als Spannung aufkommt. Hinzu kommen komplett absurde Figuren wie Arthurs Therapeut oder seine Freundin Grazetta, zu denen ich überhaupt keinen Zugang gefunden habe.

Zugutehalten will ich dem Text, dass er sehr gut aufzeigt, weshalb ganz gewöhnliche und intelligente Menschen plötzlich schlechte Entscheidungen treffen können. So haben Erwartung und Leseerlebnis zwar nicht übereingestimmt, aber ich konnte doch etwas aus der Lektüre mitnehmen.
Profile Image for Johanna.
141 reviews16 followers
April 9, 2020
Ein schön geschriebener Roman über das Leben. Wir verfolgen Arthur, der in "einfacher" Verhältnisse aufgewachsen ist. Dann mit seinen Eltern auswandert, und dort eigentlich eine normale Jugendzeit hat. Ok, er ist etwas einsam, aber wer ist das nicht. Leider verunfallt ein seiner Freunde, und diese Ereignisse hinterlässt tiefe Spuren bei Arthur. Er geht wieder zurück nach Wien und versucht dort sein Leben wieder in angriff zu nehmen, leider gelingt ihm das nicht so gut, und kommt im Knast. Das Buch beschreibt eigentlich die Zeit nachher. Wie er wieder versucht Fuss zu fassen, aber bemerkt dass er wirklich alleine ist. Nur sein Therapeut und eine todkranke Freundin unterstützen ihm. Deswegen auch der Titel. Er ist auf sich alleine gestellt. 
Interessant am Buch ist, wie diese Suche nach einem Ausweg sich gestaltet. Welche Figuren er auf seinem Weg trifft. Und seine Vergangenheit. Bis am Ende bleiben einige Beziehungen unklar, aber das Ende ist für mich zufriedenstellend. 
Also ein Buch, das sich gut liest, gut geschrieben ist, d.h. viele schönen Textstellen hat, gute Protagonisten und uns auch noch etwas lernt. Für mich eine Entdeckung.
Profile Image for Kallista.
241 reviews
March 12, 2023
Bis zum Ende blieb die Geschichte für mich unscharf und nicht wirklich greifbar. Vielleicht soll das auch so sein, um Arthurs Situation und Gefühle nachvollziehen zu können? Jedenfalls werden viele verschiedene Teile von Arthurs Leben angeschnitten, aber nie komplett erzählt. Für mich ging das Buch deswegen zu wenig in die Tiefe, und mit dem Schreibstil konnte ich mich leider auch nicht anfreunden.. Fazit für mich - alles ein bisschen und überall, aber ohne Substanz. Schade!
Profile Image for Barbara.
722 reviews27 followers
January 16, 2021
Überraschend gut hat mir dieser Roman gefallen (das auf dem Cover aufgebrachte Label "Bachmann-Preisträgerin 2019" hatte Vorurteile wie schwer lesbar, verkopft aktiviert), der einfühlsam, lebensnah und auf verschiedenen Zeitebenen vom 22-jährigen Österreicher Arthur erzählt. Wir begleiten ihn im Jahr nach der Haftentlassung, welches er in einem Resozialisierungsprogramm verbringt und bei "Börd" (Dr. Vogl) eine von ihm entwickelte Therapieform im Rahmen einer Studie erprobt. Aufgewachsen ohne Vater, die Teenagerjahre mit Mutter und Stiefvater in Andalusien verbracht, von wo er nach Zusammenbruch einer Dreiecksfreundschaft alleine nach Wien flüchte und schließlich kriminell wurde.

"Es kommt mir so vor", hat Arthur zu Betty gesagt, "als habe gegen euer allzu großes Einwirken eine Verteidigung meines Selbst begonnen. Schon bald habe ich das Gefühl gehabt, dass kein Glanzbild mich heil hier rausbringen wird, sondern einzig und allein ich an meiner Seite."
Profile Image for Carina.
296 reviews5 followers
November 17, 2020
Die Geschichte der Resozialisierung von einem, der so gar nicht ins Bild eines Verbrechers passt. Auch gute Menschen treffen schlechte Entscheidungen und der Weg zurück ist alles andere als einfach. Der Roman erzählt in sprunghafter Weise die Geschichte von Arthurs Kindheit, der Zeit vor dem Gefängnis, währenddessen und danach. Arthur selbst ist mir sofort ans Herz gewachsen und ich habe mit ihm mitgelitten und mitgefühlt. Börd war mir etwas zu abgedreht und die episoden mit Grazetta waren zu wenig bzw wurde meist nur rückblickend von einem Treffen erzählt anstatt dass wir Leser selbst dabei sind. Teilweise war ich sehr verwirrt und am Ende waren noch einige Fragen offen auf die ich gerne eine Antwort gehabt hätte. Nichtsdestotrotz ein sehr gutes Buch dass ich nur weiterempfehlen kann.
Profile Image for hand.verlesen.
229 reviews39 followers
April 19, 2023
Ein Buch mit einem sehr interessanten und wichtigen Thema (Resozialisierung von Häftlingen). Ich habe den Protagonisten Arthur gern begleitet und fand sein Abdriften in die Kriminalität nachvollziehbar und realistisch. Auch die Probleme der Ex-Häftlinge auf ihrem Weg zurück ins „echte“ Leben waren sehr interessant. Hiervon hätte ich gern mehr gelesen. Letzteres zog sich für mich durch das Buch - es blieben für meinen Geschmack zu viele Leerstellen.
460 reviews2 followers
April 14, 2020
Nachdem der 22-jährige Arthur, der still und intelligent ist, nach 26 Monaten Gefängnis wieder in Freiheit ist, muss er feststellen, dass er so leicht keine neue Chance bekommt. Was ihm fehlt sind die passenden Zeugnisse. Gemeinsam mit seinem Therapeuten Börd und seiner Ersatzmutter Grazetta schmiedet er einen Plan für eine kleine Lüge.

Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, denn die Beschreibung hat mich neugierig gemacht und ich wollte wissen, wer Arthur ist und wie sein Leben verläuft.
Der Einstieg in das Buch ist mir gut gelungen. Der Schreibstil war anders und hat mich deutlich mehr gefordert, als es andere Bücher tun. Ich musste mehr zwischen den Zeilen lesen, interpretieren, zusammenreimen. Doch das gefiel mir gut und es fiel mir auch nicht schwer. Zudem war ein toller Humor dabei, der das Lesen sehr angenehm machte.
Die Charaktere wurden detailliert beschrieben und ich hatte klare Bilder vor Augen. Arthur war ein besonderer Protagonist, den ich schnell ins Herz geschlossen hatte. Weshalb er ins Gefängnis kam, wurde erst später erwähnt. Dennoch war klar, dass er kein typischer Krimineller war. Ich habe ihm von Anfang an gewünscht, dass er eine neue Chance erhält. Neben Arthur wurden auch sein Therapeut Börd und die sterbenskranke Grazetta toll beschrieben und ich habe sie beide liebgewonnen. Die Personen waren insgesamt wirklich toll, auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle gerne noch mehr erfahren hätte.
Die Geschichte begann mit Arthurs Entlassung aus der Haft und spielte dann auf unterschiedlichen Zeitebenen und Orten, zwischen denen immer wieder gewechselt wurde. Dadurch erfährt man von Arthurs Leben seit seiner Kindheit. Sehr bewegend beschrieben wurden die Zeit und die Zustände im Gefängnis, das ging mir sehr nahe. Danach ein „normales“ Leben zu führen, ist gar nicht so einfach und bedarf der Hilfe, die Arthur hier von Börd erhielt.

Die Geschichte regt zum Nachdenken an und wirkt auch noch nach. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.
Profile Image for Helena.
125 reviews
September 21, 2020
Nach wahren Begebenheiten

Der junge, bis zu seiner Straftat unbescholtene und eher schüchterne Arthur wird aus der österreichischen JVA Gerlitz nach der Verbüßung seiner mehrjährigen Haftstrafe freigelassen.
Jetzt wohnt er für ein Jahr in einem Betreuten Wohnen in Wien. Hier erhält er unter anderem Einzelcoachings von einen Sozialpädagogen, um wieder in das „normale“ freie und selbstverantwortete Leben zu finden. Doch alle Stellen-Bewerbungen verlaufen fruchtlos. Er scheint weder auf dem „Arbeitsmarkt, dem Partnermarkt, dem Wohnungsmarkt“ gute Chancen zu haben. Auch seine früh geschiedenen Eltern wollen keinen Kontakt zu ihm. Allein die alte Dame Grazetta hält zu ihm, die er vor Jahren schon im Hospiz, das seine Mutter in Spanien aufbaute, kennen lernte.

Der etwas schräge Sozialpädagoge Börd, der immer wieder aus der Reihe fällt und vor allem unangenehm auffällt, hält ein Spezialprogramm für ihn bereit. Er soll sich eine „ureigene Originalversion“ seiner selbst vorstellen, so dass er in brenzligen Situationen diese „Rolle“ „spielen“ kann, denn auf diese Weise könne er ein besserer Mensch werden: „Niemand interessiert wer Sie sind. Entscheidend ist, wer Sie vorgeben können zu sein.“ Doch ist das der richtige Weg?

Zugleich erfahren die Leser*innen in eingeschobenen Rückblenden Arthurs bisherige Lebensgeschichte. Neben den Ausführungen, wie es zu der Straftat kam, wird auch seine etwas komplizierte Familiensituation ausgeführt. Seine Eltern trennten sich früh, zu seinem Vater gibt es kaum Kontakt. Seine Mutter wanderte mit ihrem neuem Freund nach Spanien aus und baute dort ein Hospiz auf. Dort wuchs Arthur zum Jugendlichen heran, fand Freunde und eine erste Liebe. Sein älterer Bruder kehrte indes bald nach Deutschland zurück.
Die Einblicke in seine Jugend gerieten spannend, etwas rätselhaft, etwas gruselig und sehr tragisch. Da hier vieles nur angedeutet, nicht ins Kleinste ausgeleuchtet wird, ergibt sich Raum zur Interpretation. Auch Arthur selbst blieb mir etwas fern, distanziert, nicht so ganz greifbar, was durchaus auch etwas in seinem Charakter begründet ist.

Nebenbei erhält man Einblicke in seine Hafterlebnisse, von denen er immer noch traumatisiert ist. Er lebte in einer Vierbettzelle, in der sogenannten „Mehrfachbelegung“. Das wird sehr krass und eindrücklich geschildert. So lernt man auch: „Samstags und Sonntags […] sterben die meisten Häftlinge weltweit“, es „passieren die meisten Gewalttaten und Vergewaltigungen“, da unter anderem weniger Personal an den Wochenendenden Dienst hat.
Alles in allem zweifelt man an der Sinnhaftigkeit von Haft, insbesondere wenn es um minderschwere Straftaten geht.

Der Roman ist zu einem großen Teil sehr frisch und lustig geschrieben, ich habe mich immer wieder amüsiert. Manches wirkte slapstickartig, satirisch und etwas merkwürdig bzw. albern, hier insbesondere alles um die Sozialarbeiter. Aber auch darüber hinaus gab es einige schräge Vögel. So wurde ich etwas eingelullt, um dann brachial mit der Realität und insbesondere dem brutalen Gefängnisalltag konfrontiert zu werden. Diese Gegensätze erwischten mich kalt und rüttelten mich dementsprechend auf. Der Roman konnte insgesamt viele Emotionen in mir hervorrufen und die Lektüre geriet zum Wechselbad der Gefühle.
3,5 Punkte

Longlist Deutscher Buchpreis 2020
29 reviews
October 17, 2020
Artur ist zwar erst 22, hat aber schon viel Erfahrung mit Scheitern. Der Protagonist von Birgit Birnbachers Roman "Ich an meiner Seite" hat wegen Internetbetrugs und Identitätdiebstahls eine Haftstrafe abgesessen - nun soll er wieder Fuß fassen. Die Resozialisierungsmaschinerie ist angelaufen - Wohngemeinschaft, Therapie, ein Forschungsprojekt und ein eher unorthodoxer Therapeut mit genügend eigenen Problemen.

Im Gefängnis wurde Artur nicht wirklich auf die "Zeit danach" vorbereitet, und mit familiärer Rückendeckung sieht es auch nicht gut aus: Der Vater hat die Familie verlassen, als Artur und sein älterer Bruder noch klein waren. Der zweite Mann der Mutter hat sich nicht wirklich mit seinen Stiefsöhnen befasst, überhaupt war das Paar so mit dem Hospiz beschäftigt, dass es nach seiner Auswanderung nach Andalusien aufgebaut hat,dass Artur sich meist selbst überlassen blieb, zumal sein Bruder als Jugendlicher zurück nach Österreich kehrte.

Als der junge Mann aus der Haft verlassen wird, wartet nur seine buchstäblich alte Freundin Grazetta, die er in eben jenem Hospiz kennengelernt hat - eine ehemalige Schauspielerin mit bewegter Vergangenheit und liebenswerter Exzentrik, unheilbar krank aber nicht bereit, so schnell vom Leben zu lassen. Mit ihren Pflegerinnen hat sie sich in einem Hotel einquartiert, um Artur wenigsten emotionalen Beistand leisten zu können.

Birnbacher lässt Artur lakonisch erzählen, mit Rückblenden in die Vergangenheit, die Kindheit in der Eisenbahnersiedlung,das Leben in Andalusien, die Dreiecksbeziehung mit zwei anderen Expat-Kids, die in einer Tragödie mündet. Artur geht zurück nach Österreich, mittellos, der Weg in die Kriminalität ist vielleicht nicht die logische Alternative, aber für ihn der einfachste Weg. Was genau ihm in der Haft zustieß wird nur angedeutet, doch ein Trauma schleppt er mit sich herum. Es war nicht nur Mobbing und Demütigung, was sich in seiner Viererzelle abspielte und von den JVA-Mitarbeitern wohl weitgehend ignoriert wurde.

Die Haftzeit ist nicht der einzige, aber der tiefste Riss, der sich durch Arturs Biografie zieht, und letzlich auch der Entscheidende: Schon die Suche nach einem Praktikumsplatz gerät zur Unmöglichkeit, wenn Artur die Zeit im Gefängnis zur Sprache bricht. Wäre ein geschönter, ein gefälschter Lebenslauf nicht naheliegend? Wird ein vermeintlich leichterer Weg Artur zurück in die Illegalität führen? Birnbacher (ver-)urteilt nicht, wenn sie ihren Protagonisten durch das Leben straucheln lässt, erspart dem Leser aber auch "Gutmensch-Prosa". Und auch Artur suhlt sich nicht in Selbstmitleid oder sucht Schuldige für seine Misere, wenn er versucht, wieder im Leben Fuss zu fassen. Nicht nur wegen der schillernden Nebenfiguren eine interessante Außenseiterstudie, empathisch und doch mit leichter Distanz geschrieben.
Profile Image for Circlestones Books Blog.
1,146 reviews33 followers
October 10, 2020
Ein beeindruckender Roman

„Er braucht einen schönen, gerade Lebenslauf. Nicht übertrieben ausgeschmückt, darum geht es nicht, aber etwas, das ihn auf den normalen Weg führt.“ (Zitat Pos. 1746)

Inhalt
Arthur Galleij ist zweiundzwanzig Jahre alt, als der die JVA Gerlitz als freier Mann verlässt. Er wusste, dass ihn niemand erwarten würde, doch da irrte er. Grazetta, eine alte Dame mit einem bewegten Leben, die er in der Palliativresidenz seiner Mutter in Spanien kennengelernt hatte, ist nun hier in Wien, um auf ihn aufzupassen. Dies will auch der Therapeut Doktor Konstantin Vogel, genannt Börd, der Gesellschaftswissenschaften studiert hatte, auf Grund seiner eigenwilligen Arbeitsweise jedoch arbeitslos wurde. Bettina Bergner hat ihn, ihren ehemaligen Professor, als Mitarbeiter in ihr Projekt geholt, eine neue Form der Therapie für Haftentlassene. Einen vorübergehenden Platz in einer speziellen WG hat Arthur, doch er braucht dringend einen Job. Rasch erkennt er, dass er dazu einen etwas korrigierten Lebenslauf benötigen würde.

Thema und Genre
In diesem Roman geht es um Träume, Verluste, Ereignisse, die Menschen aus der Bahn werfen können, um die reale Härte im Strafvollzug, Bewährungshilfe, Resozialisierung, Vorurteile und mögliche neue Chancen. Auch der schöne Schein des angepassten, daher perfekten Menschen, der in unserer modernen Gesellschaft so wichtig ist, ist ein Thema.

Charaktere
Arthur ist ein intelligenter, aber sehr ruhiger junger Mann. Er beobachtet und versucht, das gesellschaftliche System zu verstehen. Im Grunde sollte es für einen Menschen wie ihn nicht schwierig sein, Arbeit zu finden, doch nicht als Haftentlassener. Er erkennt, dass keine gesellschaftliche Beschönigung ihm helfen kann, sondern „einzig und allein ich an meiner Seite.“

Handlung und Schreibstil
Nach einer kurzen Einleitung, ein Morgen in der Jetztzeit, beschreibt die aktuelle Handlung die Ereignisse zwischen Juni 2010 und Juni 2011. Parallel dazu wird in Rückblicken Arthurs Kindheit und Jugend erzählt, ergänzt durch Arthurs eigene Erinnerungen. Das Schicksal dieser Hauptfigur, die untypisch in diese Lage geschlittert ist, wird lebendig, einfühlsam, aber auch unverklärt und realistisch geschildert. Obwohl Arthur jung ist, scheint er, ebenso wie Börg und Grazetta, etwas aus der Zeit gefallen, und man schließt diese Figuren mit allen ihren Schrullen und speziellen Eigenheiten rasch ins Herz. Die Sprache erzählt klar, gerade und eindrücklich.

Fazit
Ein ernster, nachdenklicher und gleichzeitig humorvoller Roman. Diese Geschichte über die Realität eines Alltags mit einem Gefängnisaufenthalt im Lebenslauf überzeugt auch durch die einnehmende Hauptfigur.
Profile Image for collection.of.words.
370 reviews14 followers
September 29, 2020
"Wir mochten einander, aber noch mehr wollten wir gemocht werden."


"Mit den Jahren ziehen dort immer mehr Türken ein. Beim Fußballspielen erfährt Arthur, dass sie alle nicht aus der Türkei stammen. Auf Nachfrage erklärt Georg nur, dass ein Türke ein Türke sei. Im Haus gegenüber wohnen drei ´Türkenfamilien´, die aus Tirana, Skopje und Mostar stammen."


Der Klappentext hat mir ein etwas falsches Bild vermittelt, wie dieses Buch sein würde. Tatsächlich ist es eher eine Geschichte, die in zwei Zeitebenen spielt. Wir begleiten Arthur in seiner Kindheit (vor der Haftstrafe) und als jungen Erwachsenen (nach der Zeit im Gefängnis). Während wir also sehen wie Arthur das Jahr nach dem Gefängnis bewältigt, erfahren wir nach und nach, wie es überhaupt zu der Haftstrafe kam und wie er zu der Person geworden ist, die er ist.
Der Schreibstil ist auf eine interessante Art recht kühl oder distanziert. Die Sätze sind eher kurz und die Erzählform ist eine Mischung aus Ich- und Allwissender Erzähler. So erfährt man zwar immer was alle fühlen, kann es aber nicht wirklich nachvollziehen oder ist nicht so emotional mit den Figuren verbunden. Zusätzlich ist es oft etwas Sprunghaft (nicht nur im Zeitlichen Kontext, sondern auch bei Handlungen oder Gedankensträngen).
Das Buch ist voller interessanter Charaktere, die man kaum verstehen kann, da sie alle so komplex sind, dass sie ein eigenes Buch verdient hätten. Das macht das ganze aber auch sehr realistisch, da die Nebenfiguren eben nicht auf eine Eigenschaft reduziert sind oder total eindimensional. Stellenweise macht das es aber auch etwas schwierig, da man das Gefühl hat, die Autorin möchte noch mehr Geschichten erzählen, wofür das Buch dann aber zu kurz war.
Das Ende kam etwas plötzlich und ich hätte mir eine bessere Auflösung gewünscht. Irgendwie passt es zum Buch, aber ich mag es immer lieber, wenn das Ende auch ein richtiger Abschluss ist.
Insgesamt bekommt das Buch von mir 3,5/5 Sterne.


Buchempfehlung: Wer Small World von Martin Suter mochte dem könnte auch dieses Buch gefallen oder wem dieses Buch gefallen hat, dem könnte auch Small World gefallen ;)
Profile Image for Wal.li.
2,546 reviews68 followers
October 3, 2020
Wiedereingliederung

Arthur war im Knast. Äußerlich hat er sich nicht verändert, aber innen drin ist er nicht mehr der, der vor über zwei Jahren die Haftanstalt betreten hat. Um sich wieder in die Gesellschaft einzufügen, darf er ein Jahr in einer Wohngemeinschaft wohnen und an einer Studie teilnehmen, um seine Defizite anzugehen. Etwas widerwillig beginnt er mit der Therapie, um überrascht festzustellen, dass sich doch Veränderungen einstellen. Sein Therapeut Dr. Vogel, genannt Börd, ist zwar ein wenig seltsam, aber irgendwie schlagen seine Methoden an. Arthur soll von sich erzählen und am besten soll er mit dem Anfang beginnen.

In Rückblenden erzählt Arthur, dass er eigentlich Mario heißen sollte. Doch ehe seine Mutter sich versah stand der Name Arthur in der Urkunde. Und sein leiblicher Vater war bald darauf verschwunden. Die Mutter beginnt sich neu zu erfinden und geht mit ihrem neuen Lebensgefährten und ihren beiden Söhnen nach Spanien. Ein abenteuerlicher Lebensstart, der für ein Kind sicher nicht ganz einfach ist. Doch irgendwie findet sich der neunjährige Arthur in der Fremde zurecht und als Jugendlicher ist er eng mit Milla und Princeton befreundet. Bis kurz vor Beginn des Studium eine Katastrophe passiert, die Arthur aus der Bahn wirft.

Nicht leicht hat es ein junger Mensch nach einem Gefängnisaufenthalt wieder in die Welt zu kommen. Zwar gibt es Angebote zur Wiedereingliederung, doch wirkt ein Gefängnisaufenthalt im Lebenslauf nicht gerade karrierefördernd. Die Autorin beschreibt Arthurs Schwierigkeiten sehr eindringlich. Allerdings werden einige Ereignisse etwas zu sehr im Ungewissen gelassen. Arthurs Jahr der Resozialisierung gerät durch die notwendigen Zeitsprünge eher szenisch und nach manchen Sprüngen fragt man sich, wie kommt das denn. Nichtsdestotrotz beeindruckt Arthur mit seinem Streben nach Normalität. Wobei sein Mentor Börd auf eine eigenartig unprofessionelle Art eine beachtliche Hilfe ist. Arthurs Erzählung wirkt zwar unfertig, aber dennoch berührend.
32 reviews1 follower
April 11, 2020
Mit "Ich an meiner Seite" hat Birgit Birnbacher einen Roman geschrieben, der als interessante Studie der Lebensumstände eines vorbestraften jungen Mannes fungiert und versucht anhand dieses Einzelschicksals die Frage zu ergründen, ob jeder eine zweite Chance verdient hat.
Zu Beginn der Geschichte wird der 22 jährige Arthur nach einer relativ kurzen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen und muss feststellen, dass er mit seiner Vorstrafe nicht einfach in ein normales Leben zurückfinden kann. Auf dem Wohnungs- oder Jobmarkt hat er nun denkbar schlechte Karten. Doch mit Unterstützung seines Therapeuten und einer ehemaligen Schauspielerin will er es schaffen und wieder Fuß fassen in der Gesellschaft.
Dank der aufgezeichneten Monologe, die Arthur im Rahmen seiner Therapie hält, erfährt man einiges über Arthurs Vergangenheit und wie es zu seiner Straftat kam. Allerdings wird vieles nur angedeutet und auch durch die nicht chronologische Erzählweise muss der Leser sehr aufmerksam sein, um aus den einzelnen Puzzlestücken ein stimmiges Gesamtbild zusammensetzen zu können.
Trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik schafft es die Autorin vor allem Dank skurriler Nebencharaktere, viel Humor mit in die Geschichte einfließen zu lassen und bringt einen somit auch immer wieder zum schmunzeln.
Sprachlich sehr schön umgesetzt fand ich das Thema an sich sehr spannend vor allem auch die Kritik am Strafvollzug, die der Roman sehr gut transportieren konnte. Allerdings hätte mir teilweise eine etwas zusammenhängendere Geschichte gewünscht, da gerade Arthurs Vergangenheit oft nur aus einzelnen Fragmenten bestand und es somit häufig den Leser überlassen wurde, die Lücken zu füllen und die Zusammenhänge zu ergründen.
Wegen des tollen Schreibstils und der stets glaubwürdigen und liebenswerten Charaktere aber nichts desto trotz sehr zu empfehlen.
Profile Image for Buchpoesie.
31 reviews1 follower
September 12, 2020
Birgit Birnbacher's 'Ich an meiner Seite' erzählt die Geschichte von Arthur der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Laut Danksagung basiert das Buch auf einer realen Person.

Die Erzählung wechselt zwischen den Ereignissen nach der Entlassung und Rückblenden zu seiner Kindheit bis zu den Vorfällen die ihn ins Gefängnis brachten.

Mit dem Schreibstil kam ich gut klar. Er ist leicht verständlich und liest sich flüssig.

Emotional vermittelt die Autorin ein gutes Bild, aber ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. Die Charaktere verfolgt man daher recht wechselhaft, denn obwohl sympathisch sind die emotionalen Eindrücke manchmal zu oberflächlich als das man wirklich mitfühlen kann. Das ist sehr schade denn Arthur's Geschichte ist beklemmend und regt eigentlich zum Nachdenken über einige Aspekte unserer Gesellschaft an.

Mir gefiel das Buch aber dennoch bis kurz vor Ende wirklich gut. Dann wirkte die Handlung nur noch wirr und unzusammenhängend und das Ende bringt keinen befriedigenden Abschluss. Arthur's Aussichten sind weiterhin unklar und man wird mit dem Gefühl zurückgelassen das da noch gut ein paar Kapitel fehlen, die eine maßgebliche Richtung vorgeben würden.

Vielleicht ist das von der Autorin so gewollt, mich als Leserin lässt das sehr unzufrieden zurück.

Im Großen und Ganzen ein gutes Buch mit einem vielleicht gewollten unbefriedigenden Ende. Ich kann es also empfehlen, wenn man mit offenen Enden klarkommt und sich für das Thema weitestgehend interessiert.
17 reviews2 followers
February 28, 2023
Die Charaktere/Handlungen sind nachvollziehbar. Mein erster Eindruck war misstrauisch, da die Autorin erst relativ langsam nach und nach die Geschichte des Protagonisten erzählt & zwischen den Jahren hin und her springt. Mein Eindruck zum Schluss ist der, dass ich ihren Stil die Geschichte zu erzählen, doch sehr genossen & verstanden habe. Auch der Schreibstil ist umgangssprachlich und nahe, sehr gelungen - Einfühlsam, schlüssig und verständlich.

Das Buch beschreibt einen jungen Mann, dem viele Steine in den Weg gelegt werden & der dennoch seinen Weg geht. Es zeigt auf, wie wichtig stabile Bezugspersonen sind. Ab ca. der Mitte des Buches spürt man eine außerordentlich ehrliche, emotionale Seite des Protagonisten, die einen überrascht - auf eine gute Art und Weise. Mir hat richtig gut gefallen, dass viel auf seine Geschichte, seinen Werdegang eingegangen wurde und die Gefängniszeit nur kurz beleuchtet wurde. Der Fokus auf das Leben danach und wie er es bewältigt, mit dem Wissen aus seiner Vergangenheit, wahnsinnig gut verknüpft und dargestellt.
Profile Image for Irinita.
167 reviews1 follower
June 18, 2025
Ich fand es nett. Ein originelles Setting mit außergewöhnlichen Charakteren, die in Erinnerung bleiben.

Arthur und Grazetta fand ich als Persönlichkeiten sehr spannend, Börd war mir teilweise allerdings schon fast zu typenhaft.

Die Idee des „Starrings“ war interessant und hätte noch besser herausgearbeitet werden können. Insgesamt hätte ich mir, glaube ich, noch mehr Komplexität und Tiefe in der Erzählung gewünscht.

Dass Menschen in der individualistischen Leistungsgesellschaft unabhängig von ihrem persönlichen Schicksal unter einem ständigen Druck stehen zu „funktionieren“, und dass es innerhalb der harten, gnadenlosen gesellschaftlichen Strukturen oft nicht einmal reicht, sich anzustrengen und zu „funktionieren“ ist eine wichtige Kritik, die am Anfang gut hervorkam, aber dann für mich irgendwie in der Menge der Charaktere und Schauplätze etwas unterging.

Mit dem Ende konnte ich wenig anfangen.

Insgesamt ist Ich an meiner Seite ein ambitionierter Roman, zu dem man viel besprechen kann - wofür er die Nominierung für den Deutschen Buchpreis verdient hat.
Profile Image for Inge H..
444 reviews7 followers
September 4, 2020
Ein neuer Start
In Birgit Birnbachers Roman Ich an meiner Seite geht es um die Wiedereingliederung eines aus dem Gefängnis entlassenen jungen Mannes.
Es ist ein Außenseiterrollen mit den Augen des Protagonisten Arthur gesehen. Er ist 22 Jahre alt und war im Gefängnis. Die Erzählung von der Zeit war brutal.
Dann kommt er in ein Programm zur Eingliederung. Allerdings kam mir Arthur oft etwas naiv vor.
Die Geschichte geht von 2007 und 2011 hin und her. Man muss sich konzentrieren, um den Überblick zu halten.
Arthur kommt aus prekären Verhältnissen.
Die Autorin erzählt diese vielschichtige Geschichte mit klarer Stimme.

Die Nebenfiguren sind manchmal ziemlich verschroben. Es ist ein ganz interessanter Roman.
85 reviews
July 8, 2024
Die einfühlsame, aber nicht kitschige Schilderung eines Resozialisierungsversuchs. Man merkt den Bücher von Birnbacher an, dass sie einen fachlichen Hintergrund hat. Es wird aber nie moralinsauer oder besserwisserisch. Trotz des schweren Themas gut zu lesen und auch immer wieder lustig. Die Figur des Börd konnte ich nicht richtig einordnen. Vielleich kann mir jemand weiterhelfen? Der Schluss hat mich leider etwas ratlos zurückgelassen.
Profile Image for Alberto Palumbo.
315 reviews43 followers
December 29, 2022
Tradotto benissimo, e la lettura è di conseguenza scorrevole, e c’è qualche personaggio divertente, ma boh: non ho ben capito dove l’autrice volesse andare a parare. Birnbacher voleva forse denunciare l’incapacità delle carceri e della nostra società a dare possibilità di reinserimento agli ex detenuti, ma non è stata molto incisiva su questo.
Profile Image for Trevor Thomas.
21 reviews
April 1, 2025
Really a lovely book. Memorable characters (something to be said for a book just over 260 pages long!) and lively writing. How some people really deserve to have something good happen to them, but it’s sometimes an agonizingly long wait.
Profile Image for Meli.
84 reviews13 followers
October 20, 2020
Hm.. im Großen und Ganzen fand ich es echt gut, es hat Spaß gemacht zu lesen, es war interessant usw. Abzug für das etwas fade Ende und dafür, dass mir doch etwas die Nähe zu Arthur gefehlt hat
Profile Image for Anastasia Tuple.
161 reviews
December 13, 2021
Very interesting in the beginning (i.e. in the first couple of chapters), but it didn't sustain my captivation as much as I had thought and hoped. However, all in all, it was a nice, decent read!
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