Spätestens seit dem Abzug westlicher Truppen aus Afghanistan und dem russischen Überfall auf die Ukraine wissen wir, dass die bislang geltende Ordnung an ihr Ende gekommen ist. Die Welt ist in Aufruhr. Doch wie wird sie sich neu sortieren, und wie wird sie im 21. Jahrhundert aussehen? Vor welchen Umwälzungen, Brüchen und Umbrüchen stehen wir? Eine auf Werten und Normen fußende Weltordnung durchzusetzen, übersteigt die Fähigkeiten des Westens. Die USA, einst 'Weltpolizist', befinden sich trotz internationalen Engagements auf dem Rückzug; die UN, der man diese Rolle ebenfalls zugedacht hatte, blockiert sich selbst. Und die Europäer sind schlicht nicht imstande, eine Weltordnung zu hüten. Eine prekäre, risikoreiche Lage. Herfried Münkler zeigt in dieser gedankenfunkelnden geopolitischen Analyse, wo in Zukunft die Konfliktlinien verlaufen. Viel spricht dafür, dass ein neues System regionaler Einflusszonen entsteht, dominiert von fünf Großmächten. Wo liegen die Gefahren dieser neuen Ordnung, wo ihre Chancen? Wäre es ein austariertes Mächtegleichgewicht - oder Chaos? Und wie sollten sich Europa und Deutschland in den zu erwartenden globalen Auseinandersetzungen verhalten? Ein aufregender, Maßstäbe setzender Ausblick auf die Machtkonstellationen im 21. Jahrhundert.
Herfried Münkler is a German political scientist. He is a Professor of Political Theory at Humboldt University in Berlin. Münkler is a regular commentator on global affairs in the German-language media and author of numerous books on the history of political ideas (German: Ideengeschichte), on state-building and on the theory of war, such as "Machiavelli" (1982), "Gewalt und Ordnung" (1992), "The New Wars" (orig. 2002) and "Empires: The Logic of World Domination from Ancient Rome to the United States" (orig. 2005). In 2009 Münkler was awarded the Leipzig Book Fair Prize in the category "Non-fiction" for Die Deutschen und ihre Mythen (engl. "the Germans and their myths").
Bücher von Herfried Münkler zu lesen ist für mich immer etwas Besonderes. Denn rückblickend betrachtet, würde ich sagen, hat mich kein anderer Intellektueller in meinem politischen Denken so sehr beeinflusst wie er. Vor rund 10 Jahren war ich drauf und dran, für die Aussicht Master-Seminare bei ihm zu belegen, an die Humboldt-Universität Berlin zu wechseln. Dass es dann am Ende doch Heidelberg (und hier vor allem Manfred G. Schmidt) wurde, war im Nachhinein aus verschiedenen biografischen Gründen dennoch keine schlechte Entscheidung; zudem Münkler die Hälfte meines Masterstudiums aufgrund seines Forschungsstipendiums für „Der Große Krieg“ auch gar nicht verfügbar gewesen wäre. Diese uneingeschränkt große Wertschätzung für Münkler trübte sich in den vergangenen Jahren allerdings etwas ein, denn seine strategischen Einschätzungen zu Russland inklusive entsprechender Handlungsempfehlungen an die deutsch-europäische Politik müssen im Nachhinein als Teil jenes Appeasements verstanden werden, die den russischen Imperialismus letztlich weiter angeheizten. Ich musste erkennen, dass auch ein Herfried Münkler nicht unfehlbar ist, und dass man an Intellektuelle keine heilsbringerischen sondern realistische Erwartungen haben sollte. Von dieser Position aus kommend näherte ich mich Münklers neuem Werk „Welt in Aufruhr“.
Und in der Tat ist die aktuelle weltpolitische Lage wie gemahlen für einen Theoretiker wie Münkler. Schon einmal, nämlich nach den Terroranschlägen von 9/11, wurde er mit "Die Neuen Kriege" (2oo2) zum Stichwortgeber eines Umbruchs in der Weltpolitik. Waren es damals Partisanenkämpfe und Terrorismus als Instrumente eines "asymmetrischen Krieges", sind es heute der russische Angriff auf die Ukraine, der Krieg im Kaukasus sowie antiwestliche Militärputsche in Westafrika, welche die Welt in Aufruhr versetzen. Wie wird die Weltordnung der Zukunft aussehen? Mit dieser Fragestellung beschäftigt sich Herfried Münkler in seinem neusten Werk.
Münkler formuliert die These, dass sich die unipolare Dominanz der USA perspektivisch in eine globale Pentarchie von fünf Weltordnungsmächten, bestehend aus den USA, China, Russland, Indien und der Europäischen Union, transformieren könnte. Überzeugend legt Münkler dar, wie die Machtverhältnisse zwischen diesen Großmächten ausgestaltet sein werden, inwiefern der Ukrainekrieg ein Beschleuniger dieser Entwicklung sein könnte, welche Rolle Staaten der 2. und 3. Welt in diesem System spielen und welche Herausforderungen sich daraus für Europa ergeben.
In Münklers Paradedisziplin, der Deutung von Gegenwartsphänomenen auf Grundlage politiktheoretischer, philosophischer oder historischer Ansätze, weiß „Welt in Aufruhr“ allerdings weniger zu überzeugen als gedacht. Insbesondere die polit-theologischen Bezüge sowie seine Verweise auf Thukydides, Machiavelli und Clausewitz tragen wenig dazu bei, die Mächteverschiebungen auf internationaler Ebene zu erklären. Letztendlich setzte sich bei mir der Eindruck durch, dass deren Bezugnahme primär die Funktion hat, Münklers geopolitischen Annahmen, die auch ich für plausibel halte, im Nachhinein zu legitimieren, sie aber nicht der Ausgangspunkt seiner Überlegungen waren. Im Unterschied zu früheren Werken wie „Die Deutschen und ihre Mythen“, „Der große Krieg“ oder „Die neuen Kriege“, die Münklers Rang als bedeutendster Politikwissenschaftler Deutschlands begründeten, gelingt die Verzahnung zwischen Theorie und Praxis hier also nicht ganz so gut. Hinzu kommen kleinere Mängel in der Kapitelstruktur und -reihenfolge, die den Lesefluss bzw. das Textverständnis erschweren.
Insofern halte ich „Welt in Aufruhr“ für ein gutes, nicht für ein sehr gutes Münkler-Buch, das seine Stärken eindeutig im Praxisbereich hat
Das Buch enthält eine Übersicht über die für Münkler wichtigsten Historiker bzw. Politiktheoretiker von Herodot bis Clausewitz. Anhand dieser Ausührungen kommt er zu den fünf "Playern" in der Weltordnung und deren Zustand. Ein hoffnungsvoller Blick auf die Weltlage ergibt sich für den Autor nicht.
Herfried Münkler ist ohne Frage einer der wichtigsten und scharfsinnigsten politischen Denker der Gegenwart, was er mit seinem neuesten Werk zum wiederholten Male unter Beweis stellt. Mit diesem geht er ein großes Wagnis ein, begibt er sich doch auf das dünne Eis der Zukunftsprognosen und läuft damit Gefahr, in einigen Jahren oder – wahrscheinlicher – Jahrzehnten eines Besseren belehrt zu werden. Es geht um nicht weniger als die globalen Machtverhältnisse im 21. Jahrhundert, wie sich diese über die Jahrtausende hinweg entwickelten und wie diese zukünftig unser Leben beeinflussen könnten.
Zunächst zeigt der Autor verschiedene Modelle der Machtverteilung im Sinne der Friedenserhaltung auf und geht dabei auch sehr differenziert auf die deutsche und EU-Politik gegenüber der Ukraine und Russland vor Ausbruch des Angriffskrieges im Jahr 2022 ein. Münkler erläutert hier sowohl die Gründe für deren Scheitern als auch, warum dennoch lange an der ursprünglichen Strategie festgehalten wurde. Das zweite Kapitel beschreibt den Entstehungsprozess von imperialen Großreichen und schildert geopolitische Entwürfe, an denen sich diese orientieren. Sehr weitläufig erklärt der Autor die Herausbildung der Ost-West-Polarisierung. In seinen Ausführungen geht er auch auf Narrative und Symbole ein, derer sich die Ukraine und Russland in der Legitimation ihres Krieges bedienen sowie Letztere, die USA und China in ihrem Anspruch, eine führende Weltmacht zu sein. Dabei geht Münkler bis in das Alte Testament zurück. Im letzten Drittel hat mich das Buch zeitweise überfordert, was ich auf historische Wissens- bzw. Bildungslücken meinerseits zurückführe. Wer sich noch nie mit Thukydides, Machiavelli oder Clausewitz befasst hat, dem könnte es ähnlich ergehen. Die Schlüsse des Autors sind aber immer anschaulich und nachvollziehbar. Abschließend folgt der angekündigte Ausblick: Wie sieht die Ordnung der Großmächte im 21. Jahrhundert aus? Überzeugend aber ausgesprochen ernüchternd lesen sich die letzten Seiten, die nicht gerade optimistisch stimmen.
Welt in Aufruhr ist ein tolles Werk, das einem das Gefühl gibt, von Seite zu Seite schlauer zu werden. Dazu ist es in einer verständlichen und sachlichen Sprache geschrieben und trotz der teilweise trockenen Themen wird es nie langweilig. Ganz im Gegenteil, mich haben Münklers Gedanken absolut in ihren Bann gezogen. Außerdem finde ich es stets erfreulich, wenn die eigenen deutschen, europäischen oder allgemein westlichen Positionen in der globalen Politik ebenso kritisch beurteilt werden, wie das mit dem Rest der Welt geschieht.
Grundlagen der Geopolitik Kurzmeinung: Interessante Schnupperstunde in die Geopolitik Herfried Münklers „Die Welt in Aufruhr“ ist eigentlich ein Buch über Grundlagen der Politikwissenschaft, bezogen auf die allgemeine Weltlage ever. Wir Leser betrachten mit Herfried Münkler die Überlegungen und Reflexionen Thukydides, einem griechischen Historiker, geschätzte Lebensdaten 454 v. Chr. bis 396 v. Chr., über den Pelopennesischen Krieg. In diesem grundlegenden Werk stellt Thukydides u.a. die Unterscheidung zwischen Anlass und (wirklichem) Grund eines Krieges anhand der damaligen Großmächte Sparta und Athen dar. Welches sind heute die Großmächte und sind sie zwingend die alles beherrschenden Mächte oder gäbe es theoretisch denkbar andere Konstellationen, rechnet Münkler das Gesagte in die Gegenwart. Welche thukydischen Grundwahrheiten gelten heute noch? Was ist die thukydische Falle?
Wir betrachten auf ähnliche Weise Niccolò Machiavelli (1449- 1516) und sein Hauptwerk „Il Principe“. Bei Machiavelli geht es um Florenz als eine politisch modern geordnete Republik und um Italien, das droht, ein Spielball europäischer Mächte zu werden (Spanien und Frankreich) und seine Eigenständigkeit zu verlieren. Machiavelli zieht Parallelen zum Römischen Reich, seiner Blüte und seinem Untergang und plädiert zugunsten der Einheit und Souveränität Italiens für einen starken Mann an der Spitze. Absolutistisches Durchregieren, meint er, ist im Kampf um das Gesamte der einzige Weg. Diesem Weg folgen heute viele Staaten; je unruhiger die Zeiten sind, um so mehr Bürger sind bereit, ihre unveräußerlichen Menschenrechte einer Autokratie unterzuordnen.
Schließlich beschäftigt sich Münkler noch mit Claus von Clausewitz (1780-1831), der sich in seinem Hauptwerk „Vom Kriege“ mit den Mechanismen desselben beschäftigt und sich mit den Napoleonischen Kriegen auseinandersetzt, die Europa überzogen. Clausewitz unterscheidet z.B. zwischen wirklichem und absolutem Krieg, was nichts anderes heißt, als dass es Kriege gibt, die von den Staatsoberhäuptern bzw. seinen Repräsentanten sowohl beschlossen wie auch ausgeführt werden (Staatsheer) und einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit einem anderen Staat/Staaten, in der das gesamte Volk mobil ist. Auch Carl Schmitt (1888 – 1985), Jurist und Philosoph, aber auch NSDAP-Mitglied, wird meines Erachtens weitgehend unkritisch und unkommentiert, ein weiter Raum zugestanden. Befremdlich. Hier wären klärende Worte von Nöten gewesen!
All diese theoretischen Reflexionen oller Denker oller Zeiten münden in die Überlegungen ein, wie die Welt heute beschaffen ist, wer das Sagen hat und wie die Ordnung dieser Mächte sei; momentan beobachten wir eine Fünferkonstellation: USA; Europa, Russland, China, Indien. Ist Konkurrenzdenken und Machtbestreben einhegbar und wie macht man das, wer oder was bleibt dabei auf der Strecke? (Der Mensch, wer sonst und die Natur). Wie diese Fünfe zusammenspielen und ob eine Welt ohne gegenseitige kriegerische Bedrohung überhaupt möglich sei, eher nein, sagen die Geopolitiker, damit beschäftigt sich das Buch im Grunde. Seine Tendenz fällt überaus negativ aus. Liest man dieses Buch beziehungsweise beschäftigt man sich intensiver mit Geopolitik muss man die Hoffnung auf einen dauerhaften Weltfrieden dahingeben, ja sogar auf einen zeitweisen. Das einzig denkbare, ist ein partieller Frieden. In seiner äußerst kurzen Zukunftsperspektive geht der Autor davon aus, dass Russland den Krieg gegen die Ukraine verlieren wird und zieht einige Schlussfolgerungen. Leider zieht er das Gegenteil gar nicht erst in Betracht.
Fazit: „Welt in Aufruhr“ gibt hauptsächlich eine Einführung in die Geopolitik unter bestimmten Gesichtspunkten. Freilich verweilen wir drei Viertel des Buches in lange vergangenen Zeiten, bevor wir zu der aktuellen Lage kommen. Die ausufernde Beschäftigung mit Sparta-Athen, Rom-Florenz, etc. hätte durchaus kürzer ausfallen dürfen! Zu bemängeln wäre zudem das Fehlen eines Namensregisters mit Seitenangaben und eine Zeitleiste der wichtigsten genannten historischen Kriege. Der Stil ist dem Sujet angemessen.
Ein sehr (stellenweise zu sehr) umfangreiches Buch welches historische und politikwissenschaftliche Aspekte schön verbindet und einen weitläufigen Überblick und kleinen Ausblick zur aktuellen "Weltordnung" verschafft.
Die wertebasierte, friedliche und auf Abrüstung zielende Außenpolitik ist aus heutiger Perspektive unrealistisch - das ist eine der zentralen Thesen, die der Professor für Politikwissenschaften in seinem Sachbuch "Welt in Aufruhr"aufstellt. In Zukunft, so die These weiter, wird die Außenpolitik vor allem durch pragmatische Einigungen zwischen Machthabern geprägt sein - und weniger durch die überwiegend westlichen Wertvorstellungen über Menschenrechte und Völkerverständigung.
Münkler erklärt in seinem Buch, wie sich die Welt seit dem Zerfall der Sowjetunion verändert hat und warum die Außenpolitik heute eine andere ist als noch vor zwanzig Jahren. Dabei möchte er kein Buch schreiben, dass den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erklärt. Wohl aber spielt dieser Krieg immer wieder eine leitende Rolle in den einzelnen Kapiteln. Das ist in sofern interessant, als dass Münkler Anfang der Nullerjahre noch die Theorie vertrat, dass die Kriege der Gegenwart sogenannte neue Formen kriegerischer Auseinandersetzungen sind, bei denen sich asymmetrische Kriegsparteien gegenüberstehen. Daher war ich besonders gespannt darauf, wie es Münkler gelingt, den eher klassischen Ukraine-Krieg zu erkläre, ohne sein Theorem neuer Kriege zu schwächen. Das ist ihm in "Welt in Aufruhr" insofern gelungen, als dass er diese Konfliktebene vollkommen aus dem Blick lässt. Stattdessen steht das Verhältnis zwischen Staaten auf dem internationalen Parkett im Vordergrund.
Um das Verhalten zu erklären und Hypothesen über die zukünftige Außenpolitik aufzustellen, verwendet der Wissenschaftler Modelle und Beispiele aus der Geschichte. So lassen sich nicht nur Elemente aus der Spieltheorie finden, sondern auch zur Bildung von Großreichen (Vegetus-, Dante- und Comte-Spencer-Theorie) oder Anlehnungen an Carl Schmidt. Hier kann man vielleicht kritisch anmerken, dass diese Modelle und Theorien vor allem westlich orientiert sind und einen eher männlichen Blick auf die Geo- und Außenpolitik darstellen. Dennoch ist es faszinierend lehrreich zu lesen, wie Münkler die auf den ersten Blick schon recht angestaubten Theorien lebendig auf die Gegenwart bezieht.
Einfach zu lesen ist das Sachbuch hingegen nicht, auch wenn es sich eher an ein allgemeines statt an ein Fachpublikum richtet. Zum Teil sind die historischen Ausführungen recht weitschweifend, reichen vom osmanischen und römischen Reich über Florenz im Mittelalter bis hin zum Kalten Krieg. Wer also nach einer knappen Erklärung für die Kriege auf dem europäischen Kontinent sucht, muss viel Geduld mitbringen. Und auch einiges Vorwissen aus dem Bereich der Internationalen Beziehungen setzt Münkler bei den Lesern voraus. Zwar muss man ihm zugute halten, dass er vieles auch erklärt. Dennoch müssen dem Leser nicht nur Begriffe wie Appeasement Politik ohne Erklärung zur Verfügung stehen, sondern auch der ein oder andere Fachbegriff.
Dennoch lohnt sich die Lektüre in jedem Fall. Neben einer genauen Analyse der Gegenwart erhält der Leser eine Fülle an historischem Wissen und Einordnungen, mit deren Hilfe sich die Gegenwart besser verstehen lässt.
Der Autor Herfried Münkler erstellt mit seinem Werk einen Lagebericht der aktuellen geopolitischen Situation der Welt, untersucht diese anhand des historischen Kontextes und erstellt aufgrunddessen verschiedene Zukunftsszenarien.
Besonders im Vordergrund stehen dabei die Hintergründe des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Dabei werden die Ursachen auf vielfältige Weise untersucht und dargestellt; durch wissenschaftliche Texte, historische Schriften, Reden politischer Amtsträger oder sonstige Veröffentlichungen. Anhand dieser Theorien werden aktuelle und vergangene Geschehnisse belegt und aufgezeigt, wo die Theorie an der Realität scheitert. Spannend fand ich den Gedanken, dass es eine Illusion ist, dass es jemals eine richtige Ordnung gab. Damit ist die ewige Erzählung von "früher war alles besser" hinfällig. Die gezogenen Schlüsse sind spannend und schlüssig dargestellt, den einen richtigen Weg zur Ordnung der Welt gibt es im geopolitischen Kontext sowieso nicht. Der Stil war eher wissenschaftlich und erforderte beim lesen Zeit und Konzentration. Einige Themenblöcke habe ich nur überflogen, wie beispielsweise die Deutung biblischer Erzählungen oder die Analyse altgriechischer Schriften, das war mir zu trocken und uninteressant. Auch die Untersuchung geisteswissenschaftlicher Theorien im historischen Kontext war weniger spannend als die Erforschung der neueren Zeit, aufgrund der politischen Relevanz für das aktuelle Zeitgeschehen.
Dieses Buch wird nicht für jeden etwas sein, aber wer sich intensiv mit der Thematik beschäftigen möchte und vor wissenschaftlichen Texten nicht zurückgeschreckt, dem wird es wahrscheinlich einiges an Erkenntnissen verschaffen können.
„Welt in Aufruhr“ ist auf jeden Fall ein sehr interessantes Sachbuch, das sich mit einer spannenden und hochaktuellen Thematik beschäftigt. Das Buch ist insgesamt gut aufgebaut und hat eine klare Gliederung, was ich bei Sachbüchern immer wichtig finde. Meine Kritik richtet sich vor allem an den Schreibstil, denn die Sprache ist schon sehr anspruchsvoll. Das finde ich persönlich grundsätzlich nicht schlecht, doch braucht man schon einiges Vorwissen und vor allem gute Sprachkenntnisse, um das Buch verstehen zu können. Ich denke, dass so durchaus einige Menschen von der Lektüre ausgeschlossen werden und das finde ich gerade bei wichtigen Thematiken sehr schade (Stichwort: Sprachsensibilität). In meinen Augen ist es leider keine Kunst, anspruchsvoll über anspruchsvolle Themen sprechen oder schreiben zu können. Die Kunst liegt viel mehr darin, anspruchsvolle Themen einfach verständlich und damit für ein breites Publikum verständlich zu machen. Das ist leider nicht gelungen. Vielleicht hätte man das auch nicht erwarten können oder sollen, aber dann hätte ich das Buch um einiges relevanter gefunden.
Überblick "Welt in Aufruhr" - Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert - das klingt schon mal nach einem sehr spannenden Titel. Daher wurde das Buch angeschafft und direkt reingelesen. Zuvor habe ich noch keinen Titel des Autors Herfried Münkler gelesen, weshalb ich sehr gespannt war, wie dieser das anspruchsvolle Thema gestaltet. Als emeritierter Professor für Politikwissenschaft sitzt hier jedoch ein absoluter Profi am Hebel - und das wirkt sich auf das Buch positiv aus. Der Schreibstil ist nicht zu anspruchsvoll und daher durch intensives Einlesen auch gut für Laien verständlich. Das Thema ist im Allgemeinen recht übersichtlich aufgebaut und verschafft einen guten Überblick über die aktuelle Weltlage. Interessante Fakten, die man so noch nicht wusste werden vermittelt und man hat ein deutlich erhöhtes Verständnis der Verbindungen zwischen den einzelnen Staaten und Mächten.
Zwiegespalten Verleiten lassen zum Kauf habe ich mich durch den Sticker, der einen Spiegel Bestseller Autor versprach. Gelesen hatte ich zuvor noch nichts von Herfried Münkler, weshalb ich nicht wusste, was mich erwarten würde. Der Titel " Welt in Aufruhr - Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert" hat sich jedenfalls zunächst interessant angehört, das Cover fand ich ansprechend gestaltet. Insgesamt war das Buch auch durchaus informativ und hat einige Verbindungen und Vorgehensweisen der größten Machthaber und Länder aufgezeigt, was mir gefallen hat. Leider hat dies allerdings zum teil irgendwie ziemlich reißerisch gewirkt, als würde es sich um einen Artikel in einer bestimmten Tageszeitung handeln. Leicht verschwörerisch kamen die Ausführungen des Autors zum Teil rüber, wenn auch natürlich beim meisten der erzählten Dinge einiges dran ist. Daher: zwiegespalten.
Parallel zur Lektüre auch den Zeit-Podcast («alles gesagt?») mit Herfried Münkler gehört, was gut war. Ein schwieriges Buch, verlangt den Leser_innen einiges ab – aber das passt ja zur grad schwierigen Welt. Was wirklich beeindruckt: Zeitungslektüre, Nachrichten-Schauen, Interviews mit Expertinnen und Strategen – alle zitieren eigentlich Münkler, ohne ihn wirklich zu zitieren. Der Mann trifft offensichtlich einen Nerv. Die Kapitel zu Thukidydes, Macchiavelli und Clausewitz gegen Ende waren ein ziemlicher Krampf – man kann aber natürlich nachvollziehen, weshalb sie dem Autoren wichtig sind.
Mit dem Ziel die gegenwärtige Weltordnung aus geostrategischer Sicht erklären und beurteilen zu können, unternimmt Münkler eine Reise durch die Weltgeschichte. Vom antiken Griechenland bis in die Moderne untersucht er theoretische Ansätze sowie praktische Umsetzungen von Großreichen un deren Interaktion miteinander. Mir war es irgendwann einfach zu viel, als dann noch Medici und Clausewitz hinzukamen ;) Trotzdem einige interessante Gedanken!
Das war insgesamt etwas länglich, viel Zettelkasten musste verarbeitet werden. eines der Bücher, bei denen die Zusammenfassung in einer vernünftigen Rezension, von denen es ja einige gibt, völlig reicht.
Gutes Buch. Eher wissenschaftlich, was mir aber auch gefallen hat. Mir hätte noch mehr Tiefgang gefallen, weiche damit aber vermutlich vom Durchschnittsleser signifikant ab. Außerhalb eines Kapitels (Biblische Erzählungen und Anthropologie) sehr empfehlenswert
Es ist ein ziemlich dickes Buch, das Herfried Münkler da geschrieben hat um den Wandel der Weltordnungen darzulegen, aus dem dann schließlich die im Untertitel versprochene „Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert“ folgt. Im Buch liegt der Fokus eindeutig mehr auf dem Weg dorthin, was viele spannende Beobachtungen erlaubt. Der Leser erfährt unter anderem, was ‚der Westen‘ eigentlich ist und was die ihm angehörenden Länder grundsätzlich von anderen unterscheidet. Es wird beleuchtet, wie Macht entweder militärisch oder aber auch wirtschaftlich ausgeübt werden kann und was überhaupt Krieg ist und noch ettliches mehr. Angesichts des aktuellen Weltgeschehens ein sehr spannendes Thema für mich, leider auch verbunden mit der Erkenntnis, dass die friedliche Zeit, die fast mein gesamtes Leben ausmacht, in der Weltgeschichte weniger normal ist, als sie mir zu sein scheint. Den gestelzten Schreibstil des Autors finde ich teilweise etwas anstrengend zu lesen, aber nachdem auch der Inhalt alles andere als leichte Lektüre ist, zwingt einen das zu einem Lesetempo, in dem man noch mitdenken kann, was definitiv zu empfehlen ist. Fazit: Leseempfehlung für alle, die das aktuelle Weltgeschehen beschäftigt und die es in einen zeitlich größeren Kontext einordnen möchten.