„Grenzen fanden wir keine auf dem Mittelmeer, außer den Grenzen zwischen Leben und Tod.“
Mitten in der Nacht kommt der Funkspruch rein: ein doppelstöckiges Holzboot mit 400 Menschen an Bord in Seenot. Der Kapitän der Sea-Watch 3 setzt Notrufe ab: Italien, Malta und Tunesien verweigern die Rettung, ein nahegelegenes Frachtschiff ignoriert die Hilferufe und dreht ab. Die Sea-Watch 3 nimmt Kurs, ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Dafür haben die freiwilligen Seenotretter monatelang trainiert, jeder Handgriff muss sitzen, jeder Augenblick zählt.
Atemlos und beklemmend sind die Schilderungen der Rettungseinsätze der Crew, deren Teil der deutsch-iranische Comiczeichner Adrian Pourviseh vor zwei Jahren war. Die unmenschliche Anspannung vor und bei den Einsätzen, die Bedrohung durch die sogenannte libysche Küstenwache, die im Auftrag Europas Geflüchtete aus internationalen Gewässern verschleppt, und die hochprofessionelle Durchführung der Rettungsaktionen, bei denen wenige Augenblicke zwischen Leben und Tod von Menschen entscheiden können – Das Schimmern der See ist ein gezeichneter Augenzeugenbericht über den schrecklichen Alltag an den Außengrenzen Europas und ein lautstarker Aufruf zu mehr Menschlichkeit und gegen das Wegschauen.
Das ist ein schockierendes Buch. Ein wichtiger Bericht, der das Geschehen im Mittelmeer schildert: Libysche Schiffe begehen illegale Pullbacks; die italienische Schiffssicherheit ruft dazu auf, gegen das Seerecht zu verstoßen, und verweigert es, Schiffe in Seenot zu retten; Malta lehnt es ab, Menschen zu retten, und streitet sogar die Verantwortung ab, Menschen im medizinischen Notfall zu evakuieren.
«WAS WIRD EINMAL IN DEN GESCHICHTSBÜCHERN ÜBER DAS STEHEN, WAS HIER PASSIERT?»
Ein Buch, das dringend in alle Sprachen übersetzt werden sollte.
«IM KRIEG GEGEN EINWANDERUNG IST DAS WEGSCHAUEN DIE EFFEKTIVSTE WAFFE.»
Ganz eindrückliche Graphic Novel, die hoffentlich dazu beiträgt, den menschenverachtenden Kurs der europäischen Politik publiker zu machen und die Leser*innen aufrüttelt. Eine sehr gut gelungene Mischung aus Sachinformationen, subjektiven Eindrücken und emotionalen Bildern, die die grausame Realität abbildet.
Diese Graphic Novel schildert eindrücklich und emotional die wichtige Arbeit der zivilen Seenotrettung auf dem Mittelmeer. Gleichzeitig zeigt der Autor Adrian Pourviseh die Verbrechen der sogenannten libyschen Küstenwache und FRONTEX an den europäischen Außengrenzen auf, die von der EU mitfinanziert und geduldet werden. Bewegende Zeichnungen und ein Buch, welches in der derzeitigen politischen Lage aktueller und passender nicht sein könnte.