Scham zu empfinden ist vollkommen normal, ganz unabhängig vom Geschlecht. Doch Frauen schämen und entschuldigen sich besonders für den eigenen Körper, weil sie als zu erfolgreich gelten, Single sind oder kinderlos bleiben. Anika Landsteiner hat eben dieses Phänomen auch bei sich festgestellt und geht der Frage nach, warum das so ist. In klugen, persönlichen Texten über alle Aspekte ihres Lebens − von Arbeit über Krankheit und Sexualität bis hin zur Auseinandersetzung mit ihrer Biographie − reflektiert sie über Selbstwert, Grenzüberschreitungen und darüber, dass sie sich nicht mehr kleinmachen lässt, weder von sich selbst, noch von anderen.
Anika Landsteiner, geboren 1987, absolvierte eine Ausbildung zur Schauspielerin mit Bühnenreife, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Zwei Jahre leitete sie das Magazin MUCBOOK in der Print- und Onlineredaktion, mittlerweile schreibt sie für verschiedene Zeitschriften, moderiert ihren Podcast „ÜberFrauen" und führt ihren mit dem ISARNETZ Blogaward ausgezeichneten Reiseblog „anidenkt.“. Die Autorin wohnt in München.
Absolute Leseempfehlung, das Buch fühlt sich an wie ein sehr gutes Gespräch mit einer Freundin, aus dem man total bestärkt hervor geht! Egal ob Körper, Geld, Reality-TV, Schwangerschaft, Ehe oder sexualisierte Gewalt - Anika Landsteiner lässt kein Thema unberührt, das weibliche Scham berührt. Feministisch und populärwissenschaftlich nähert sich die Autorin den verschiedensten Ausprägungen von Scham an und zeigt, wie tief sie im Patriarchat und Kapitalismus verwurzelt ist und wie arg sie beiden nutzt. Dabei ist sie auch selbst sehr offen, was mich berührt und noch mehr für dieses Buch eingenommen hat. Ein Sachbuch für alle 💜
Übrigens: Anika Landsteiner hat "Sorry not sorry" selbst als Hörbuch eingesprochen - ich hab's total gerne gehört und kann es euch nur ans Herz legen!
Ich fand das Buch leider sehr oberflächlich, weil man wirklich kaum neue Einblicke und Informationen bekommt, wenn man sich schon mit dem Thema Feminismus beschäftigt hat.
Auch ging es leider nicht tiefergehend um Scham, was ich wirklich sehr spannend gefunden hätte. Tatsächlich wurde Scham quasi nur als loses Bindemittel zwischen den Essays verwendet.
Leider nicht die Offenbarung, die ich mir erhofft hatte.
In ihrem Buch "Sorry, not Sorry. Über weibliche Scham" betrachtet Anika Landsteiner das Gefühl der Scham anhand von persönlichen Beispielen, die ihr wahrscheinlich nicht passiert wären, wäre sie ein Mann. Es geht hier unter anderem um Scham über Single Dasein, ungewollte Schwangerschaft, über Krankheit + Schmerz (Endometriose) und über das Erfahren von sexualisierter Gewalt. Dies sind nur ein paar wenige Beispiele, an denen sie die Macht, die Scham über Betroffene hat, aufzeigt. Die Scham wird als ein Werkzeug patriarchale Unterdrückung entlarvt, denn wer andere beschämt, stellt sich über sie. Was Scham auch macht: sie kreiert Märkte. Wie Landsteiner so treffend feststellt: wenn Frauen nicht mehr fürchten müssten, bedrängt, bedroht und beschämt zu werden, dann könnten sie nur mehr das machen, worauf sie Bock hätten, was den Kollaps vieler Firmen, mitunter vielleicht sogar ganzer Industriezweige (Beauty-Industrie!) zur Folge hätte. Alles in allem, ein spannendes Buch und (leider) sehr relatable für mich als cis-Frau.
An sich ist das hier ein gutes Buch für alle, die sich grundlegend mit dem Thema Feminismus beschäftigen möchten. Wenn man schon tiefer in der Materie drin ist, ist es mir an manchen Stellen etwas zu oberflächlich. Ich hätte gerne tiefergehende Informationen über weibliche Scham bekommen. So habe ich kaum etwas Neues gelernt, aber konnte viele Dinge nochmal auffrischen und bin jetzt natürlich wieder richtig sauer. Würde mir wünschen, dass Männer dieses Buch lesen.
Anika Landsteiner geht gründlich durch die Lebensbereiche, in denen Frauen suggeriert wird, sich schämen zu müssen. Sei es durch strukturelle Misogynie oder internalisierte Vorstellungen von Weiblichkeit. Das macht sie gut, persönlich und es funktioniert, wahrscheinlich ist es auch ein sehr gutes Buch für Menschen, die sich noch nicht ganz so lange mit Feminismus beschäftigen. Mir hat ein wenig das gefehlt, was im Kapitel zu Hochzeiten anklang: Wie auch umgekehrt der Scham besteht, nicht feministisch genug zu sein, nicht radikal genug etc. - da blieb einfach noch ein wenig Luft nach oben. Trotzdem 3,5 * und eine Empfehlung!
Ich hatte anfangs etwas Sorgen, dass dieses Sachbuch zu niedrigschwellig sein könnte, fand dann aber doch mehr und mehr spannende Aspekte, die Anika (toller Name!) Landsteiner in dieser Sammlung zum Thema "Wofür Frauen sich alles so schämen" aufgenommen hat. Zum Beispiel das Thema Finanzen/gut verdienende Frauen, Kinderwunsch vs. Abtreibung oder auch WUT, ja, in Caps Lock, denn wütend dürfen Frauen ja schon mal gar nicht sein...*seufz*. Besonders schön: Die positive Abhandlung inklusiver soziologischer Aspekte zum Thema Trash TV, denen ich sehr zustimme, wie so vielen anderen Erkenntnissen. Und ja, auch wenn man einiges schon in anderen Zusammenhängen gehör haben mag, liegt die Stärke des Buchs in der großen Klammer "Scham", denn vor allem wegen dieses Gefühls entschuldigen wir uns nach wie vor viel zu viel. Schluss damit!
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Autorin nicht in die Falle tappt, in der Sophie Passmann mit ihren Pick Me Girls hängen geblieben ist. Auch Anika nimmt persönliche Erfahrungen als Aufhänger, belässt es aber nicht dabei und stellt sie schon gar nicht als allgemeingültige Wahrheit dar, sondern ergänzt sie um weitere Stimmen plus wissenschaftliche Studien und Fakten, wie sich das gehört. Fazit: Hab's als Hörbuch gehört, fühlte mich gut unterhalten und habe auch noch Neues gelernt.
Dieses Buch ist ein Appell sich als Frau nicht mehr zu schämen und der Wut mehr Raum zu geben. »Gegen das System muss angeschrien werden. Nichts verleiht mehr Kraft als Wut, die zur richtigen Zeit gezündet wird. Sie sprengt alle Grenzen, die es nie hätte geben sollen.« Schreibt die Autorin zum Schluss. Eine der vielen Überschriften ihrer Essays ist: Die Scham ist ein Werkzeug patriarchaler Unterdrückung.
Anika schreibt in ihrem Buch über Endometriose, über das Älterwerden als Frau, über Reality-TV, Schwangerschaft und Abtreibung, und vor allem über weiblichen Selbstwert und männliche Grenzüberschreitungen! Das allumfassende Gefühl, das all diese Themen miteinander verbindet, ist eben diese (weibliche) Scham und wie sie weiblich geschriebene Personen ein Leben lang ausbremst, verunsichert, beleidigt, verletzt, entblößt und klein hält.
Populärwissenschaftliche, feministische Auseinandersetzung mit weiblicher Scham
»Wer sich von Scham befreien will, muss sich ihr stellen.« (S. 17)
& genau dieses sich-der-eigenen-Scham-stellen ist in den allermeisten Fällen einfacher gesagt als getan. Aber das, was wir dadurch erreichen können, ist so wertvoll: Selbstermächtigung und einen andere Hoheit auf unsere Schamgefühle und die auslösenden Situationen / Gedanken / Geschichten.
Anhand ihrer eigenen Empfindungen von Körperscham, Identitätsscham und Statusscham setzt sich die Autorin & Journalistin Anika Landsteiner mit Scham in einer ‚persönlichen und gesellschaftlichen Spurensuche‘ (S. 17) auseinander. In 10 Essays diskutiert sie, überdenkt sie, reflektiert sie, zerlegt sie die Scham in ihre Einzelteile und schafft ein neues Ganzes: Eine empowernde, inspirierende und feministische Perspektive auf Scham. 💥
»Mich zu schämen, hat mich in meinem Leben immer wieder ausgebremst. Verunsichert. Beleidigt. Verletzt. Entblößt. Erst indem ich über die Emotion geschrieben und sie nicht nur als lästig empfunden habe, kann ich sie als einen Schlüssel zur Selbstreflexion nutzen. […] Sie schärft meinen Bullshit-Radar.« (S. 241)
Yes, I am Anika-Fan-Girl 💘 (#sorrynotsorry) und ich liebe, wie sie schreibt. Da macht das Genre keinen Unterschied: Ihre Romane (»Nachts erzähle ich dir alles« 🥐 & »So wie du mich kennst« 🗽) habe ich sehr geliebt 🥹, aber auch auf ihre regelmäßigen Newsletter 💌 freue ich mich immer in meiner Inbox. Dementsprechend MUSSTE ich ihr erstes populärwissenschaftliche Sachbuch lesen: »SORRY NOT SORRY — über weibliche Scham« von Anika Landsteiner 💜💚 ist im Verlag Rowohlt Polaris erschienen.
Ich bewundere sehr, wie mutig und persönlich Anika über diese wichtige, feministischen und gesellschaftskritischen Themen schreibt. Aber ich hätte mir bei den Essays mehr Tiefgang, mehr wissenschaftliche Bezüge und einen stärkeren Fokus auf Schamgefühle und die gesellschaftliche, soziologische, feministische, differenzierte Auseinandersetzung damit gewünscht. Für Personen, die sich viel mit Feminismus auseinandersetzen, sind Anikas persönliche Erlebnisse und ihre Reflektion zu den verschiedenen Themengebieten neu. Daneben werden sehr viele ‚feministische Basics‘ aufgegriffen, das passiert mit guten Rückbezügen, aber hätte es für mich in diesem Kontext nicht gebraucht. Das ich daher von dem Buch enttäuscht bin, liegt sicherlich zum einen an meinen Erwartungen und zum anderen an meinem Vorwissen. Alle Personen, die sich bislang wenig mit Feminismus auseinander gesetzt haben, werden hier viel lernen können.
All in all: Eine sehr persönliche, feministische Auseinandersetzung mit weiblicher Scham, die mich inspiriert und meine eigene Reflektion bereichert hat. 💜 Schlussendlich empfehle ich allen Anikas Schreiben -- egal welches Buch & dieses vor allem für diese sehr persönlichen Perspektiven und Reflektion. Daher auch 4 (anstatt nur 3.5 / 5 Sternen, und #sorrynotsorry).
Mit "Sorry not Sorry" hat Anika Landsteiner ein Manifest geschaffen, für alle Frauen auf der Welt, die sich nicht mehr ständig entschuldigen wollen, für Dinge, die eigentlich ganz normal sind. Landsteiner zeigt in den in diesem Buch gesammelten Essays, wie die Gesellschaft und das Patriachart Frauen dazu drängt, sich für Dinge zu schämen, die eigentlich ganz normal sind und bei Männern manchmal sogar zelebriert werden - das Altern, das Verlangen nach Sex, das Single-sein und noch so viel mehr. Mit persönlichen Anekdoten und diversen Verweisen auf andere Publikationen, Studien oder ähnliches beweist die Autorin in einer einfach verständlichen Sprache, wie die Scham genutzt wird, um Frauen klein zu halten und Geld mit ihnen zu verdienen. Das Buch hat genau das erreicht, was es sollte - ich wurde wütend! Wütend auf etwas, das mir eigentlich schon längst klar sein sollte, wütend auf ein System, das einfach nicht hinterfragt wird, obwohl es so offensichtlich die Ungleichberechtigung der Geschlechter unterstützt, wütend, dass ich mich in so vielen Essays wieder finden konnte, als Opfer dieser Scham, die ich eigentlich gar nicht empfinden müsste! Das Buch ist eine gelungene Aufforderung an alle FLINTA*-Personen, diese Scham in Wut zu ändern und diese Wut zu nutzen, endlich dieses verdammte System zu ändern!
Anika Landsteiner trifft mit diesem Buch einen Nerv. Sie beleuchtet weibliche Scham mit schonungsloser Ehrlichkeit und zugleich großer Empathie. Es ist eine Einladung, hinter die Fassade von Schuldgefühlen und gesellschaftlichem Druck zu blicken und sich von Mustern zu lösen, die nicht mehr dienen. Persönliche Erzählungen und gesellschaftliche Analysen verschmelzen hier zu einer fesselnden und empowernden Lektüre. Ein Buch, das nicht nur sensibilisiert, sondern auch ermutigt, den eigenen Raum einzunehmen – ohne sich dafür zu entschuldigen. Absolut lesenswert!
Dank Netgalley und dem Verlag hatte ich die Möglichkeit, dieses Buch zu lesen – oder besser gesagt: sowohl zu lesen als auch das Hörbuch zu hören, das von der Autorin selbst gesprochen wird.
Die Autorin nimmt sich eines hochrelevanten Themas an: Dem Gefühl der Scham, insbesondere aus weiblicher Perspektive. Dabei verbindet sie theoretische Überlegungen, Fakten und persönliche Erfahrungen, was ich grundsätzlich sehr schätze. Diese Mischung macht das Buch in vielen Teilen zugänglich und erkenntnisreich, fordert aber gleichzeitig auch viel Zeit und Aufmerksamkeit.
Allerdings hatte ich mit einigen Aspekten Schwierigkeiten. Der sehr heteronormative Blickwinkel zog sich durch viele Kapitel und wurde für mich zunehmend störend. Ja, Scham ist oft in patriarchale Strukturen eingebettet – aber nicht jede Erfahrung muss zwingend in Beziehung zu Männern stehen. Ein dezentrierter Umgang mit diesem Fokus hätte dem Buch gutgetan, um ein breiteres Spektrum an Erfahrungen einzufangen.
Zudem fand ich die Struktur nicht ganz nachvollziehbar. Die Reihenfolge der Themen wirkte auf mich nicht immer schlüssig – fast so, als seien sie eher assoziativ aneinandergereiht. Auch fiel es mir mitunter schwer, zwischen ironischen und ernst gemeinten Passagen zu unterscheiden, was mich neben den bereits genannten Punkten angesichts eines durchgeführten Sensitivity Readings überrascht hat.
Dennoch regt das Buch definitiv zum Nachdenken an und bietet wertvolle Impulse, besonders für jene, die sich intensiver mit der systematischen Komponente hinter Schamgefühlen beschäftigen wollen.
Eindringlicher Appell Scham ist ein Gefühl, das wohl fast allen Menschen, unabhängig vom Geschlecht, bekannt ist. Und doch liegt in der weiblichen Scham nochmal eine andere (Unterdrückungs-)Macht und Bedeutung. Anhand von persönlichen Beispielen und Erfahrungen beleuchtet Anika Landsteiner dieses mächtige Gefühl in ganz verschiedenen Teilen des Lebens – von Sexualität, zu Krankheit, (ungewollten) Schwangerschaften oder Geld - Scham ist ein allgegenwärtiges Gefühl für Frauen.
„Sorry not sorry“ ist eine sehr gelungene Mischung zwischen informativem Sachbuch und persönlichen Essays und Erzählungen. Dabei deckt die Autorin ein breites Spektrum an Aspekten ab: Neben sexualisierter Gewalt, Geld oder dem Älterwerden, werden auch Themen wie das Single Dasein oder Reality TV behandelt. Vor allem letzteres Kapitel hat mir sehr gut gefallen und ganz neue Perspektiven auf diesen viel diskutierten Bereich eröffnet.
„Sorry not sorry“ ist ein sehr reflektiertes, kluges und zugängliches Buch zu diesem wichtigen und noch zu viel beschwiegenen Thema. Es ist voller Informationen und Fakten schafft aber auch einen ganz persönlichen Zugang zu den eigenen Erfahrungen. So wirkt die Lektüre als eindringlicher Appell dem Gefühl der Scham weniger Macht einzuräumen und gesellschaftliche Normen diesbezüglich immer weiter und wieder zu hinterfragen. Klare Leseempfehlung!
2.5/5 Hat mir leider so gar nichts gegeben. Für mich stand hier wirklich nichts mehr Neues drin, eher 0815 „Einleitung in feministische Themen“, Nichts was mir noch nicht bekannt war. Hätte mich mehr für das Thema „(weibliche) scham“ Interessiert, das wurde aber nur oberflächlich behandelt und hat eher als persönlicher Aufhänger für Essays zu verschiedenen feministischen Themen gedient.
Viele Themen werden persönlich und sachlich beschrieben, behandelt zahlreiche feministische Themen, so dass man erneut mit Wut auf die Welt und den Alltag blickt.
„SORRY NOT SORRY“ von Anika Landsteiner, erschienen bei Rowohlt Polaris, ist eines dieser Bücher, in denen mensch einfach viel zu viele Sätze anstreichen möchte. Es geht um Scham, es geht spezifischer um die Scham von weiblich gelesenen Menschen und eigentlich geht es im Kern vor allem auch um die Frage: Warum schweigen wir? Immernoch?
Das Buch kommt mit einem lärmenden Cover in knalligem Grün und Lila aus dem Bücherregal entgegengesprungen – und das ist gut so. Denn viel zu lange waren weiblich gelesene Menschen und ihre patriarchal gemachte Scham zum Stillsein verdonnert. Um in die Stimme zu kommen und laut zu werden, ist dieses Buch ein wichtiger Beitrag. Denn es muss aufhören, dass weiblich gelesene Menschen sich schämen für Dinge, die andere ihnen antun. Eine Schlüsselstelle, gleich am Anfang des Buches: „Denn ich dachte lange Zeit, dass Scham diejenigen empfinden, denen etwas Peinliches passiert ist. Die sich fehlverhalten haben und daraufhin entblößt werden. Dieser Denkweise nach müssten sich die Täter schämen, nicht jedoch das Opfer.“ (Seite 10) Fun Fact: Dass hier nicht gegendert wird, ist kein Zufall, denn im Verlauf des Buches wird immer klarer: Die Scham ist ein Werkzeug patriarchaler Unterdrückung und kapitalistischer (oder religiöser), männlich regierter Systeme. Landsteiner analysiert die Scham anhand von vielen unterschiedlichen Facetten und unterteilt grundlegend erst einmal in Körperscham, Identitätsscham und Statusscham. Die Freunde der Scham sind Geheimhaltung, Schweigen und Verurteilung. Ihr großer Feind ist Empathie. So weit, so universell. Nicht universell ist die schon im frühkindlichen Alter geschehende Sexualisierung des weiblichen Körpers, die von Kultur und Sozialisierung anerzogenen Gründe für die weibliche Scham und die vielen falschen Glaubenssätze, die dazu führen, dass weiblich gelesene Menschen sich unter anderem nahezu manisch entschuldigen und Fehler zumeist immer erst einmal bei sich suchen. Es ist erschütternd, wie viele Themen und Belege Landsteiner innerhalb dieses, sehr gut und anschaulich zu lesenden und umfassend recherchierten, Buches findet. Körper, Geld und Wertigkeit, Single-Sein und Freiheit, Fernsehen und Kultur, Schwangerschaft, Altern, Periode, Heiraten, generell Paarmodelle, Gewalt – die Liste nimmt kein Ende. Und am Ende steht die Wut, die keine Auflösung findet.
All das ist so zwingend argumentiert und nur an so wenigen Punkten in Frage zu stellen, dass dieses Buch eine Pflichtlektüre für alle Menschen sein sollte. Ja, alle. Denn Sexismus findet überall im Denken statt, Rollenbilder sind in jedem Kopf vorhanden. Auch im weiblichen. Dass selbst Landsteiner davon nicht frei ist, ist einer der wenigen Kritikpunkte am Buch. Auch sie kommt nicht daran vorbei, an vielen Stellen doch nicht ganz frei davon zu sein, eine Partner:innenschaft als heimliches Lebensziel zu haben und dass sie, auch wenn sie Argumente dafür hat, nicht noch weitere marginalisierte Gruppen in ihrem Buch betrachtet, ist für mich ein Manko, das leicht behebbar gewesen wäre, wenn mensch sich mit anderen Autor:innen zusammengetan hätte für ein zusätzliches Kapitel. Guter Feminismus ist multiperspektivisch, darum komme ich nicht daran vorbei, einen halben Stern abzuziehen. Aber geschenkt! Was ist schon ein halber Stern angesichts dieses mutmachenden Buches. Welt, zieh dich an. Die Zeit des Schweigens ist vorbei. Anika Landsteiner spricht mir aus der Seele, wenn sie sagt: „Gegen das System muss angeschrien werden. Meine Wut ist weiblich.“ Bitte alle alle alle lesen.
Ein großes Dankeschön an vorablesen.de sowie Rowohlt Polaris für das Rezensionsexemplar!
Das Buch ist toll, bestärkt einen und informiert. Ich wünschte, mehr Menschen würden dieses Buch lesen (oder hören, hab’s als Hörbuch auf Spotify gehört upsi). Die Autorin bezieht sich auf viele unterschiedliche Quellen, deckt viele Lebensbereiche ab, indem sie über Finanzen, Partnerschaft, Abtreibung, Missbrauch und das Altern schreibt. (Liebe auch, dass sie auf geschichtliche Details und Gesetze eingeht) Dabei zeigt sie nicht mit dem Finger auf eine Personengruppe sondern betont immer wieder, dass, und wie patriarchale Strukturen Menschen prägen und beeinflussen. Geschichte, Fakten und Zahlen sprechen da ohnehin für sich, ob es die Leute hören wollen oder nicht.
Sie spricht immer wieder über die Scham, was gerade in Bezug auf „Die Scham muss die Seite wechseln“ von Giséle Pelicot so spannend ist. („Scham benötigt drei Dinge um zu wachsen: Geheimhaltung, Schweigen und Verurteilung. Doch wenn Empathie hinzugefügt wird kann sie nicht überleben.“) Scham abzulegen bzw. richtig einzuordnen, ermächtigt unterdrückte Personen und hilft, Dinge benennen zu können und damit anzuerkennen.
Auch schreibt sie über die Wut und - egal ob leise oder laut - wie kraftvoll diese ist. „Es ist immer wieder ein wahres Schauspiel, dabei zuzusehen, wie viele Menschen weibliche Wut nicht aushalten wollen. Vielleicht weil sie wissen, dass unter der Emotion viel Wahres liegt, was an die Oberfläche will. [..] Nichts verleiht mehr Kraft als Wut, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort gezündet wird. Sie sprengt alle Grenzen die es nie hätte geben sollen.“
Landsteiner hat lowkey ein feministisches Meisterwerk vollbracht. In diesem Sinne: slay queen
grundsätzlich leider für mich als schon etwas belesenere in diesem themenbereich nicht wirklich viel neues dabei, aber durch anikas unfassbare art, zu erzählen, habe ich “sorry not sorry” trotzdem wirklich gerne gehört! meiner meinung nach ein toller, sehr persönlicher einstieg ins thema feminismus
Ich weiß nicht, wie oft ich mich in meinem Leben für Dinge entschuldigt habe, für die ich eigentlich nicht verantwortlich war. Warum? Weil ich mich geschämt habe. Ich habe mich geschämt, Raum einzunehmen, eine Meinung zu haben, die einer anderen widersprochen hat oder Erwartungen nicht zu erfüllen. Diese Scham ist in meinem Leben allgegenwärtig. Aus diesem Grund habe ich „Sorry Not Sorry. Über weibliche Scham“ von Anika Landsteiner mit ganz hohen Erwartungen gelesen. Es tat gut, zu lesen, dass Scham eine Komponente ist, die fest mit der weiblichen Lebensrealität verankert ist. Mit vielen Situationen konnte ich mich identifizieren.
Landstreiner geht dem Gefühl der Scham auf den Grund und beschreibt in kurzweiligen Kapitel die diversesten Lebensbereiche, die von (weiblicher) Scham durchdrungen sind. Naturgemäß sind das sehr viele, was manchmal bei mir ein Gefühl von Machtlosigkeit hervorgerufen hat und repititiv wirkte.
Das Buch ist sehr zu empfehlen, für alle, die dem Gefühl der Scham nachspüren wollen und sich einen groben Überblick über all diejenigen Bereiche im Leben machen wollen, in denen noch so einiges im Argen liegt - das Patriarchat lässt grüßen.
Einige spannende Gedanken, aber nichts grundsätzlich Neues. Die Essay-Struktur ist einerseits für die Zwischendurch-Lesbarkeit ganz nett, andererseits hätte ich gerne noch mehr das Thema Scham im Vordergrund gehabt.
Sachbuch über weibliche Scham, das vielfältige Themen anspricht. Fast schon eine Art feministisches Handbuch für Anfänger*innen. Ich hätte mir tieferes Eintauchen zu einzelnen Themen gewünscht.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Fakten waren für mich nicht unbedingt so neu, aber sie hat sehr viele verschiedene Aspekte eingebracht und diese auf sehr persönliche und sympathische Art behandelt. Ich würde es weiterempfehlen (für alle Frauen sowieso, aber auch für Männer, um mehr Verständnis zu gewinnen).
Für non-fiction erstaunlich fesselnd geschrieben, liest sich ein bisschen wie ein Gespräch unter Freundinnen. Auf der Kehrseite habe ich nicht viel Neues gelernt, ich hätte mir vielleicht mehr tiefgehende Einblicke in die Mechanismen von Scham gewünscht
"Sorry not sorry - Über weibliche Scham" von Anika Landsteiner ist in der Hörbuchfassung von der Autorin selbst gesprochen. Ich höre Hörbücher meist in einer schnelleren Geschwindigkeit, bei diesem Buch beinahe in doppelter Geschwindigkeit. Mir sind Hörbücher meist zu langsam eingesprochen. Die Stimmen der Sprecherin/Autorin kann ich daher nur bedingt einschätzen, aber auch bei höherer Geschwindigkeit war diese noch angenehm zu hören. Betonungen kamen gut heraus und haben den Inhalt unterstützt, rethorische Mittel wurden deutlich eingesetzt. Nachdem mich Landsteiners Roman "Nachts erzähle ich dir alles" nur bedingt begeistern konnte, war ich sehr auf dieses feministische Sachbuch von ihr gespannt. Dass sich die Autorin mit feministischen Themen auseinander setzt wurde schon in ihren Romanen deutlich. In "Sorry not sorry" sehe ich vor allem eine gelungene Lektüre für Menschen, die sich mit Scham und damit assoziierten Themenbereichen noch nicht beschäftigt haben. Landsteiner bringt weibliche Scham mit vielen verschiedenen (feministischen) Konzepten in Verbindung, benennt viele weiterführende Theorien, Essays und Abhandlungen, in denen sich Leser:innen weiter einlesen könnten. Mir persönlich haben Landsteiners Essays keine neuen Erkenntnisse gebracht, viele von ihr herangezogene Werke kannte ich bereits selbst. Ich hätte mir auch eine ausgiebiegere wissenschafltiche Fundierung gewünscht, andererseits hätte dies auch eine weniger lockere Lektüre bedeuten können. Landsteiners Schreibstil ist sehr nahbar, die Verknüpfung mit eigenen Erlebnissen und Anekdoten gefiel mir sehr gut, dadurch wurden die behandelten Themen lebhafter und einprägsamer. Sprache und Schreibstil waren insgesamt sehr flüssig und gut zu verfolgen. Insgesamt kann dieses Buch einen guten ersten Überblick über feministische Themen und weibliche Scham geben, mir hat jedoch eine tiefergehende Analyse und Ausarbeitung in einigen Teilbereichen gefehlt, um für mich einen nennenswerten Mehrwert zu bieten.