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Tutku Olarak Aşk: Mahremiyetin Kodlanışı

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Eğer tarihsizmiş gibi görünüp doğallığın dokunulmazlığına itilen fenomenlerin tarihsel olarak oluştuğunu ve toplumsal olarak koşullandığını, dolayısıyla değişime açık olduğunu göstermek sosyal bilimin göz ardı edilemez meziyetlerinden biriyse, Niklas Luhmann Tutku Olarak Aşk’ta aşkın modern tarihinin izini teorik inceliği ve empirik titizliği elden bırakmadan sürerek yirminci yüzyılın usta sosyologlarından biri olduğu konusunda şüpheye yer bırakmaz. Bu kitapta aşk ne psiko-fizyolojik mekanizmalara bağlı değişmez ve evrensel bir bilişsel sürece indirgenir ne de herkesin kendine özgü bir şekilde yaşadığı, hakkında konuşulması ve kavramsallaştırılması imkânsız öznel bir duyguyla özdeşleştirilir. Luhmann tam tersine mahrem ilişkilerde yaşanan duygusal deneyimi ve bu ilişki tipine has iletişim biçimini mümkün kılan semantik bir kod olarak odaklanır aşka. Böylece farklılaşmış ve özerkleşmiş alt-sistemlerden oluşan modern toplumsal sistemde tutkulu aşka dayanan evlilik kurumunun kendine özgü yerini sağlayan öznel boyutun tarihsel seyrini gözler önüne serer. Bununla birlikte, Luhmann, modern toplumlarda tutkulu aşka dayalı mahrem ilişkilerin evlilik kurumuna hapsedilmesiyle sonuçlanan sürecin bir yanda tutkulu aşka dair semantiğin hem dostluğu içeren mahrem ilişkilerden hem de ilahi aşktan kopmasına, diğer yandan da aile kurumunun ekonomi, siyaset, hukuk gibi kurumlardan ayrışmasına dayandığını ve nihayetinde bu kurumsal ve semantik koşulların bir araya gelmesiyle mümkün olduğunu gösteriyor. Dahası, tüm bunları trabodur şiirlerinden on sekizinci yüzyıl Fransız edebiyatına oradan da on dokuzuncu yüzyıl Romantizmine uzanan geniş yelpazedeki edebi metinler demetini işleyerek yapıyor.
Bu yüzden, Tutku Olarak Aşk’ın, ister Parsons sonrası sistem teorisini Luhmann’ın nasıl revize ettiğini görmek isteyen sosyal teori okurları olsun isterse de aşk deneyiminin modern toplumlardaki konumu ve seyrine ilgi duyanlar olsun birçok okurun empirik içeriği ve teorik kabulleriyle önemli dersler çıkarılabileceği bir eser olduğu kesin.

296 pages, Paperback

First published January 1, 1982

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About the author

Niklas Luhmann

218 books271 followers
Niklas Luhmann was a German sociologist, and a prominent thinker in systems theory, who is increasingly recognized as one of the most important social theorists of the 20th century.

Luhmann wrote prolifically, with more than 70 books and nearly 400 scholarly articles published on a variety of subjects, including law, economy, politics, art, religion, ecology, mass media, and love. While his theories have yet to make a major mark in American sociology, his theory is currently well known and popular in German sociology and has also been rather intensively received in Japan and Eastern Europe, including Russia. His relatively low profile elsewhere is partly due to the fact that translating his work is a difficult task, since his writing presents a challenge even to readers of German, including many sociologists. (p. xxvii Social System 1995)

Much of Luhmann's work directly deals with the operations of the legal system and his autopoietic theory of law is regarded as one of the more influential contributions to the sociology of law and socio-legal studies.

Luhmann is probably best known to North Americans for his debate with the critical theorist Jürgen Habermas over the potential of social systems theory. Like his one-time mentor Talcott Parsons, Luhmann is an advocate of "grand theory," although neither in the sense of philosophical foundationalism nor in the sense of "meta-narrative" as often invoked in the critical works of post-modernist writers. Rather, Luhmann's work tracks closer to complexity theory broadly speaking, in that it aims to address any aspect of social life within a universal theoretical framework - of which the diversity of subjects he wrote about is an indication. Luhmann's theory is sometimes dismissed as highly abstract and complex, particularly within the Anglophone world, whereas his work has had a more lasting influence on scholars from German-speaking countries, Scandinavia and Italy.

Luhmann himself described his theory as "labyrinth-like" or "non-linear" and claimed he was deliberately keeping his prose enigmatic to prevent it from being understood "too quickly", which would only produce simplistic misunderstandings.

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Displaying 1 - 15 of 15 reviews
Profile Image for Anna Carina.
664 reviews313 followers
September 13, 2023
Da ich glaube, dass die Meisten diesen Text nicht zu Ende lesen - Luhmann ist verdammt krasser Scheiß- sei kurz gesagt:
Meine Rezi ist eine stark eingedampfte, vereinfachte und konzentrierte Zusammenfassung, des hochkomplexen Systems Liebe und seiner semantischen Differenzierung über die Jahrhunderte.
Mich begeistert an Luhmann's Ansatz, dass ich das Gefühl bekomme, eine gewisse Kontrolle ausüben zu können. Die systemische Betrachtung bietet mir einen enormen Freiheitsgewinn. Ich fühle mich weniger ausgeliefert und kann andere Systeme damit Vergleichen. Die Komplexität der Welt ist damit dynamisch zu ordnen. Genial!

Was ist Liebe für Luhmann?

Liebe ist eine Unwahrscheinlichkeit - wenn unwahrscheinliche Kommunikationen auftreten und sich stabilisieren, können sie zur Basis für die Entstehung und Ausdifferenzierung von sozialen Systemen werden.
Liebe ist der Wunsch nach Verständnis .
Liebe ist kein Gefühl sondern ein Kommunikationscode, nach dessen Regeln man Gefühle, ausdrücken, bilden, simulieren, unterstellen, leugnen und sich auf die Konsequenzen einstellen kann, die es hat wenn entsprechende Kommunikation realisiert wird.
Für Luhmann ist Liebe ein Kommunikationsmedium, das es zwei Individuen ermöglicht, sich in einer hochkomplexen Welt aufeinander zu beziehen und die Komplexität zwischen ihnen zu reduzieren . Liebe wird hierbei als eine Form der beidseitigen Erwartungsstrukturierung gesehen, die Balance und ständigen Ausgleich erfordert.


Was ist so schwierig an der Liebe?

Es ist ein klassisches Dilemma zwischen Effizienz (Komplexitätsreduktion der Welt) und Tiefe (tiefe, authentische, individuelle Erfahren können durch Liebe begrenzt werden).

In einer Liebesbeziehung wird einem die Komplementärrolle des Weltbestätigers, des anderen zugemutet, obwohl dieser Weltentwurf einzigartig also nicht konsensfähig ist.

Liebe existiert nicht in einem Vakuum. Sie ist tief in kulturellen und traditionellen Vorstellungen verwurzelt und entwickelt sich ständig weiter, indem sie auf sich selbst zurückgreift. Das macht Liebe zu einem besonders komplexen sozialen Phänomen. Die Notwendigkeit, gleichzeitig die interne Dynamik der Beziehung und ihre Position in der Umwelt zu navigieren, stellt eine kognitive Herausforderung dar. Liebe lässt neue Komplexität aufkommen.

Liebe lebt in der etablierten Phase der Beziehung vom „Zuvorkommen“: wir benötigen Spontaniät, eine wortlose Übereinstimmung, die proaktiv eingesetzt wird.
Durch explizite Kommunikation kann dies unangenehm berührt werden. Etwas versteht sich nicht von selbst. Das bedeutet, dass die Verträglichkeit der Liebe auf Unschärfe beruht - nicht ständiges Nachbohren. Wenn man Bitten muss, liegt bereits was im Argen.

Während das System sich selbst und seine interne Dynamik beobachtet, kann es die gesamte Umwelt nie vollständig erfassen oder beobachten, weil die Komplexität der Umwelt immer größer ist als das, was das System erfassen kann. Dh. Es gibt immer blinde Flecken, für die es noch keinen passenden Code gibt.

Die Evolution der Liebe

Mittelalter (Höfische Liebe)
Liebe gilt noch als Krankheit, man erleidet sie passiv. Der Mann war der Gunst der Frau ausgeliefert.
Die Liebe wird ins unwahrscheinliche, Ideale verlagert, durch besondere Verdienste erreichbar.
Erotik kann man nur von einer bestimmten Frau bekommen. Die Negation, der Aufschub, das „noch nicht“, spielt eine zentrale Rolle.
Problem hierbei: Die hohe Liebe schloss Religiosität mit ein. „Das was den Menschen mit Engeln verbindet und das mit den Tieren, kann nicht mehr säuberlich getrennt werden“.

Die moralisch/religiöse Tugendhaftigkeit, flippert im 17.Jh. unter dieser unauflöslichen Problematik, auch seine Leidenschaft ausleben zu wollen, zwischen Frivolität und Moral hin und her.
Der Ausweg – die Amor passion - die leidenschaftliche Liebe - der Leidensgenuss.
Dieser Code ist speziell für außereheliche Beziehungen entwickelt worden (so Montaigne).
Sexuell basierte Intimbeziehungen konnten sich so unter diesem Code ausdifferenzieren.
Hinzu kommt die Paradoxierung als Handlungsfreiheit. Aktivität wird als Passivität, Freiheit als Zwang getarnt. Schönheit der Frau hat Liebe verursacht - Mann leidet unschuldig, wenn nicht abgeholfen wird. Auch hier spielt die Negation weiterhin eine entscheidende Rolle. Der Aufschub ist Voraussetzung für die semantische Konditionierung des Zugangs zum Vollzug, und auf dieser Konditionierung bauen die Freiheitsgrade der kommunikativen Prozesse auf.
Im 18. Jh beinhaltet die Paradoxierung den Zufall als Notwendigkeit, Zufall als Freiheit der Wahl - Voraussetzungslos- auf alle Gesellschaftsschichten ausgedehnt. Gemeint ist, dass Liebe über die Klassenunterschiede hinweg möglich wird.
Irrationalität gesellt hinzu: lässt Chancen der Liebe steigen, Vernunft/Urteil werden ausgeschaltet.
Der Liebescode wird zur reinsten Spielwiese: Galanterie (sowohl für täuschendes, verführendes Verhalten als auch wahrhaft liebendes Werben verbindlicher Stil), Amor plaisier (frei von Moral, Vergnügen, Genuss) bei dem das Subjekt im Vordergrund steht, kriterienlose Selbstreferenz, unreflektiert, auf Grundlage der Coquetterie (Täuschen, im Wissen getäuscht zu werden).

Exzess als Passion lässt soziale Formen und Charakter schärfer hervortreten. Nur der Exzess rechtfertigt die Hingabe der Frau.
Eszess totalisiert die Liebe - Universalismus - Sie kann sich nicht die geringste Nachlässigkeit leisten - Der Code tyrannisiert ohne zu zwingen. Er ist auf Beweise ausgelegt. Damit muss Verbalisiert werden. Das Verbale fördert Code und die Codierung fördert Zweifel an der Echtheit.
Jetzt landen wir bei der Inkommunikabilität.
Das 18 Jh., das im Zeichen der Passion steht, verschärft diese. Sie weist klare Schranken der Kommunizierbarkeit auf. Die Unmöglichkeit der Aufrichtigkeit wird zum Problem.
Wenn sich Systeme ausdifferenzieren fällt Inkommunikabilität zwangsweise an.
Deutsche Reaktion auf Inkommunikabilität: Kokettieren mit Einsamkeit --> literaische Form des Briefromans.
Das Unberührt bleiben bis zur Hochzeit - dadurch kein Coquette mehr- unterdrückt die Unterscheidung zwischen aufrichtiger, unaufrichtiger Liebe. Wir erinnern uns, konkrete Verbalisierung ist Störfaktor und kann nicht zwischen aufrichtig/unaufrichtig unterscheiden, hierfür ist immer ein Code, wie das Coquette nötig.
Insbesondere In England wurde die Sexualität der Frau geleugnet oder tabuisiert und dadurch in einen Bereich, der sich dem Bewusstsein entzieht verschoben – er wird unsagbar, unaussprechlich und daher inkommunikabel.

Was tun? Weitere Ausdiffenzierung – die Romantik ward als Reaktion auf die Inkommunikabilität geboren.
Ein dynamischer Spannungszustand, der die Romantik als kulturelles Phänomen faszinierend und einzigartig macht. Rauschhafte Intensivierung und Verdichtung des Liebeserlebnisses - Idealisierung. Alles ist geheimnisvoll und unergründlich. In der Frühromantik versuchte man eine tiefere, transzendentale Ebene des Selbstbewusstseins zu erreichen. Ein ständiger Prozess der Selbstentfaltung, Reflexion und Transformation.
Sie feiert mit einer rauschhaften Orgie das Ungewöhnliche. Zur Intensivierung werden Askese und Befriedigungsaufschub vorausgesetzt.
Charakter der romantischen Liebe: Geheimhaltung/Verheimlichung von Beziehungen.Klare Trennung zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten. Diese Trennung ermöglichte es, die Intimität der Beziehung, ihre Geheimnisse und ihre Tiefe literarisch zu erforschen.
Ihr Problem: Sie trifft kaum Vorsorge für den Liebesalltag derjenigen, die sich auf eine Ehe einlassen und sich nachher in einer Situation finden, an der sie selbst schuld sind.

Im 19. Jh kamen weitere Aspekte hinzu. Man erkannte, dass Liebe sowohl Einschränkung als auch Freiheit bedeutet → Paradoxie. Mögliche Reaktion: Die "Flucht in die Scheinwelt" (idealisierte Vorstellungen von Liebe, Rückgriff auf traditionelle oder überholte Liebeskonzepte).

Die romantische Liebe hat sich bis heute gehalten.
Heutiger Liebescode (Stand 80er Jahre): Man muss den anderen mehr berücksichtigen als sich selbst - Höchstrelevanz - sonst zerfällt die Liebe.

Wie schafft man Dauer?
Funktion von Semantik - Liebe und Individualität: Entropie aufhaltende, dem Zerfall entgegenwirkende Orientierung.
Man kann der dynamischen Stabilität der Liebe Dauer verleihen wenn sie als Subjekt/Weltverhältnis begriffen wird- den Wandel vorweg in sich einschließt.
Ersatzsystem schaffen, wenn Liebe endet.
Kein Exzess! Die Dauer kann nur durch Aufschub, Umweg, Widerstand erreicht werden, die der Exzess nicht kennt.
Nur auf der Ebene die über Attribution (jemand, der tiefgründig, verständnisvoll und loyal ist) kann Aussicht auf Dauer gefestigt werden. Die Kommunikation bleibt negierbar. Akzeptieren der Inkommunikabilität.
Liebe muss jederzeit plaisir bereiten.
Ist die Dauer des Aufschubs vorbei, kann Sexualität eine Form der Kommunikation und Intimität ermöglichen, die andere Formen der Kommunikation ergänzt oder sogar ersetzt. Evtl Möglichkeit die Inkommunikabilität zu umgehen.


Welche Rolle spielt die Literatur in diesem System?

Literatur bildet die Grundlage für Luhmanns systemischen Ansatz des Liebescodes.
Er sieht den Buchdruck als eine entscheidende technologische Neuerung, die erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung von Sozialsystemen hatte.
Ausdifferenzierung von Sozialsystemen: Mit der Verbreitung von Büchern und der Zunahme des zitierfähigen Wissens, konnten sich Sozialsysteme (z.B. Wissenschaft, Kunst, Politik) stärker voneinander unterscheiden und spezialisieren.
Förderung der Reflexivität: Durch die Möglichkeit, Texte zu konsultieren und zu zitieren, wurde eine tiefere Reflexion und Kritik ermöglicht. Menschen konnten auf ein breiteres Spektrum von Wissen zurückgreifen und ihre eigenen Gedanken und Ideen in Bezug auf diese Texte entwickeln.
Für tiefgreifende Strukturverschiebungen ist die Ausstattung mit zitierfähigem Gedankengut einer langen Tradition bezeichnend. Insbesondere für die Frau hat dies im 18.Jh einen Meilenstein bedeutet.
Der Roman dient als Umweg, um die Inkommunikabilität zu umgehen (Bewusst/Unbewuust, Einsamkeit, Briefroman)
18.Jh. - Roman wird in die eigene Realität übertragen -Erzählung wird copiert.
Die zuvor beschriebene Passion im 18.Jh bringt die Rhetorik ins Stottern. Die Literarische Verarbeitung wird essentiell.
Im Gegensatz zur Romantik, die die Trennung von Privat und Öffentlich vollzog und es literarisch ermöglichte, die Intimität der Beziehung, ihre Geheimnisse und ihre Tiefe zu erforschen, steht die Neuzeit vor dem Dilemma, dass diese Trennung aufgehoben ist und dementsprechend eine literarische Bearbeitung von Liebe und Beziehung immer komplizierter wird.
Profile Image for Alexander Carmele.
460 reviews358 followers
November 19, 2023
Luhmanns Entdeckung der Poesie als innere Grenze der Prosa.

Ausführlicher, vielleicht begründeter auf kommunikativeslesen.com

Die einen sagen, Luhmann schreibt über das, was alle wissen, aber so, dass es kaum jemand versteht. Die anderen sagen, er schreibt über gar nichts, und er selbst beendet seine Abschiedsvorlesung mit den folgenden, eindeutigen Worten:

Wenn wir nun nach all diesen Ausführungen, die einer Art von skeptischem Relativismus bei aller Bestimmtheit der Theorievorschläge mitführen, wenn wir nach diesen Ausführungen zu unserem Thema zurückkehren und wenn wir noch einmal die Frage stellen: “was steckt dahinter?”, dann sind wir endlich in der Lage, diese Frage zu beantworten. Dahinter steckt gar nichts.

Dass Luhmann Witz und Humor besitzt, zeigt schon, dass er, als Systemtheoretiker sich in seiner Monographie „Liebe als Passion“ dem Thema Liebe annimmt und den Diskurs über Intimität der letzten vier Jahrhunderte nachzeichnet, ohne wirklich auf Liebe als Gefühl zu sprechen zu kommen. Vielmehr skizziert er den Diskurs über die Liebe, wie sich dieser Diskurs sich verändert, was thematisierbar wurde und wird und was hingegen Anathema blieb:

In diesem Sinne ist das Medium Liebe selbst kein Gefühl, sondern ein Kommunikationscode, nach dessen Regeln man Gefühle ausdrücken, bilden, simulieren, anderen unterstellen, leugnen und sich mit all dem auf die Konsequenzen einstellen kann, die es hat, wenn entsprechende Kommunikation realisiert wird.

Der Abstraktionsgrad in „Liebe als Passion“ bleibt bedenklich hoch. Liebe gilt ihm als Infrastruktur eines Gespräches, als Interaktionsmuster, als individuelles Interpenetrationsschema, das für sich genommen systembildend wirkt: die Paarbeziehung:

Es geht um die Möglichkeit eines sozialen Systems der Informationsgewinnung und Informationsverarbeitung, in der jede Information die Einheit der gemeinsamen Welt bestätigen soll und daher jede Information die Differenz aufbrechen lassen kann.

Nichts anderes bedeutet für Luhmann der Begriff „Liebe“, nämlich die eigene Inkommunikabilitäten zum Thema eines Weltverlangens zu machen, das im Umkehrakt intensiviert, relativiert, erweitert und bestätigt wird. Diese Interpenetration gleitet durch verschiedene Stadien: Im 16. Jahrhundert in der amour passion, im 17. Jahrhundert durch Exzess und Aufschub, im 18. Jahrhundert durch das romantische Verabsolutieren. Im Grunde jedoch umschreibt Luhmann die Subjektwerdung des Individuums als unhinterfragbare Größe im Sinne von Manfred Franks Buch Die Unhintergehbarkeit von Individualität: Reflexionen über Subjekt, Person und Individuum aus Anlass ihrer "postmodernen" Toterklärung, wenn Luhmann schreibt:

Bezogen auf den Gesamtbestand der traditionellen Liebes -Semantik kann man die zugespitzten Paradoxierungen ebenso aufgeben wie die Sinnmomente Passion und Exzeß, die vor allem die Ausdifferenzierung legitimieren sollten. Unverzichtbar bleibt dagegen der neuhumanistisch-romantische Begriff des weltoffenen, eine Eigenwelt konstituierenden Individuums. Ebenso wichtig ist die Vorstellung der Selbstreferenz, des Liebens um der Liebe willen […]

Nebenbei entsteht nämlich ein Verständnis, was es heißt, als Individuum mit Individuen zu kommunizieren und in welchem Sinne dieses Kommunizieren dazu führt, spezielle Kommunikationssysteme zu bilden, in denen das, was nicht gesagt, geschrieben werden kann, doch, wiewohl auf andere Weise, kommuniziert wird oder werden könnte. „Liebe als Passion“ beschreibt also die Entstehung des Inkommunikablen und wie der Liebesdiskurs in diesem sein Geheimnis und seinen Zauber findet – deshalb schon verbindet sich die Romantik mit dem Roman und die Liebe mit der Literatur. Luhmann selbst beendet seinen Ausflug konsequenterweise mit einem (unveröffentlichten) Gedicht (seines besten Freundes), um der Prosa als Riss das Reden um Nichts die Poesie entgegenzusetzen.
Profile Image for Apa.
4 reviews
Want to read
December 21, 2013
I am 80 pages in to this book and the information it provides is great. Luhmann thoroughly looks at how our ideas of love have changed over time--how those ideas have become shaped, codified, and differentiated-- by looking at the history of love in literature and love guide books.

My problem with this book is that it is the WORST written book I have read in a long while. This book can be used in a writing classroom to show what not to do in writing: abstract nouns with passive, to-be verbs, verbaials, wordiness... The writing becomes so opaque that, at times, I find it very difficult to understand what the author is attempting to present. Also, the author strings together large chucks of French and Italian text and the book provides no translations. This book is the most pedantic, dry, horrbily written thing ever; reading this book is driving me mad...
Profile Image for Schedex.
54 reviews17 followers
Read
April 14, 2024
"Erst in der Reflexivität des Prozesses (oder genauer: in der semantischen Codierung des Prozesses als reflexiv) vollendet sich die Ausdifferenzierung und die universelle Zugänglichkeit des Mediums; erst in dieser Form kann das Problem der Inklusion und der Chancengleichheit gelöst werden. Solange es in der Liebe primär auf seltene Eigenschaften des/der Geliebten, auf Reichtum und Jugend, Schönheit und Tugend ankam, lief die Steigerung in Richtung auf diese Seltenheitswerte und suchte an ihnen Bestätigung. Diese im 17. und auch noch im 18. Jahrhundert vorherrschende Auffassung hätte, ernst genommen, in unlösbare Verteilungsprobleme führen müssen; denn wer wäre zum Zuge gekommen, wo Ungewöhnlichkeit von Eigenschaften Prämisse ist und es nur sehr wenige wirklich schöne und tugendhafte Damen und Herren gibt. Die Form dafür ist Reflexivität, und die Funktion ist: Öffnung für universelle Zugänglichkeit mit autonomer, nicht mehr extern vorprogrammierter Selbststeuerung des Medienbereichs. Auf der Basis gesicherter Reflexivität können dann die Eigenschaften, die zum Lieben und Geliebtwerden erforderlich sind, trivialisiert und von historisch-biographischen Zufällen abhängig gemacht werden."
Profile Image for Jonny Lawrence.
43 reviews1 follower
June 15, 2025
Taxing and difficult, but filled with insights and theoretical possibility. Would recommend introductory readers to pick up Luhmann’s much shorter red book on Love which takes similar ideas and condenses them right down, but this full version was so rich I enjoyed it a lot.
62 reviews19 followers
October 16, 2017
I liked this book a lot. Turns out the supposedly foreboding systems theorist Niklas Luhmann was partial to old romance novels. His research into them, especially ones written in the 18th century, is fairly exhaustive. And he reconstructs a conceptual history of love, marriage, and sexuality from them. His theory of intimacy, clarified in the last two chapters, is also very interesting, and it gives an excellent example of how his more general theory of social systems works both at the microsociological and macrosociological level. I won't try to describe the contours of the theory here.
One thing I will say against this book is that the writing is not always as clear as could be, even for Luhmann. I'm not sure if this is due to the German or due to the translators. The consequence is that this book takes quite a bit more time to unpack and digest than it's page count would suggest, which isn't a wholly negative thing.
Profile Image for David.
71 reviews7 followers
December 28, 2021
Zunächst beschreibt Luhmann Liebe als "symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium": Liebe wird nicht formuliert, sondern symbolisiert; die allgemeine "Codehaftigkeit", die auch dann funktioniert, wenn ein Code durchschaut wird, wird hier besprochen.

In den weiteren Kapiteln wird ausführlich die Geschichte der Liebessemantik besprochen. Insbesondere zitiert Luhmann aus einem breiten Fundus französischer Literatur - unübersetzt, Französisch lesen zu können ist hier vorteilhaft. Es wird Bezug genommen auf andere Systeme wie Freundschaft, Abgrenzungen und Entwicklungen wie plaisir/amour und Idealisierung/Paradoxierung und auf Auswirkungen anderer Entwicklungen wie Individualisierung (die eine verstärkte Symbolhaftigkeit erfordert) und Ausdifferenzierung z.B. der Gesellschaftsreproduktion (die die Ehe "freigibt").

Zuletzt geht es um aktuelle Probleme und Entwicklungen.

Schön zu lesen ist Luhmanns ab und an aufblitzender trockener Humor.
Profile Image for Larry.
225 reviews26 followers
February 2, 2023
Great ideas, but should’ve been either more abstract or less ambitious with the history of ideas (that is what is the least interesting about the book)
29 reviews
March 29, 2025
I really like the content, a sociologist‘s perspective on love and intimacy. I took home a good chunk of knowledge, even though i probably did not understand 90% of its content. This is because the author tried everything to make understanding him a tough challange: Phrasing things as complicated as possible, long and confusing sentences, references in french without (!!) translating them.
I even had to check other reviews to make sure that I am not the problem here.

PS: If Marta doesn‘t leave a like on this one, the next review is in german again.
Kuss!
Profile Image for Joel Gn.
126 reviews
November 21, 2017
Luhmann is extremely insightful, but this translation is painfully convoluted. I'd recommend Dominic Pettman's Love and Other Technologies, if you're looking for a similar, but more readable argument.
Profile Image for Iyxon.
4 reviews1 follower
August 31, 2025
Somehow my favorite book of his I've read thus far. Putting the concept of love in its historical contexts and tracking its development is near essential to understand many of the prevalent discourses happening within the arena of social media at the very least, and absolutely to help understand the confusions of what our present society offers to us as "the problems of modernity".

The history is all very edifying and seeing a myriad of concepts pass through the system of love throughout history gave me new perspectives on many of them (especially when it comes to them in literature), things like pleasure, the subject, chance, universality to list a few.

I especially love Chapters 14 and 15 when we reach the (near) present. His argument for how the code of love now happens on the level of sociality *itself* is a wonderful masterstroke and further discussion on the "Self" in a world ruled by exclusion and impersonality, and modern love as "problem-orientation" are all conceptual tools you absolutely need.

Also he ends the book (to my knowledge, uncharacteristically) with a poem. Turns out, written by his best friend, who wrote many social systems theory inspired poems! Why did no one tell me these existed?!
Profile Image for Pippa.
21 reviews
May 5, 2023
Probably rather good if you like sociology, but Luhmann discusses love more specifically in the 18th and 19th centuries, and with time becomes pretty convoluted and you're left begging to get to the present (or at least the 90s).
He uses a plethora of examples in French which takes you out of the reading flow. This is added on to by the stringing together of ideas, which you have to piece together. So all in all not my cup of tea.
1,623 reviews18 followers
March 7, 2021
An argument for traditionalism but not reducible to that. At least traditionalist in the sense of sometimes there’s some sense to structure because it assists in simplifying the language game, the inside joke. What of an inside joke that can be understood or validated.
Profile Image for Moni.
116 reviews3 followers
October 5, 2025
I dalje ne znam i ne razumijem sta sam procitala 🫠
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