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Ich Bedaure Nichts

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Der Rezensent hatte keine Lust auf das Buch. Die Begeisterung der Reimann Fans in seiner Umgebung gingen ihm ebenso auf die Nerven, wie der Enthusiasmus von Karasek und Ranicki, abgedruckt auf dem Umschlag.

Bei der Lektüre änderte sich daran zunächst wenig: Bettgeschichten in anhaltinischer Provinzstadt. Vor 50 Jahren. Heute mit Fritz, morgen mit dem eigenen Gatten, übermorgen mit Franz. Dazwischen Selbstzweifel, Streit, Geldsorgen: Du meine Güte!

Zwei Lese-Abende später hatte ich ein anderes Problem: Wie schreibt man eigentlich eine Hymne? Das Buch zählt, daran besteht kein Zweifel, zu den großen Tagebüchern der deutschen Literatur. Es packt einen, man liest und liest, wird ärgerlich, traurig, bekommt Angst, freut sich und lacht mit der Heldin, die so vieles ist: manische Aufschreiberin, große Liebende, parteilos, parteiisch, Literaturstar zu Lebzeiten, Ulbrichts Hätschelkind zu ihrem Entsetzen, Dissidentin. Und im Herzen immer katholisch.

Brigitte Reimann ist seit fast 30 Jahren tot. Die völlige Verluderung ihrer geliebten DDR hat sie ebenso wenig erlebt wie deren Ende. Ihre Tagebücher sind politisches Denkmal der Hoffnungen, die die DDR einst band und des Wahnsinns dieser Hoffnungen. Wie Victor Klemperer sah Reimann den Faschismus in vielen Aspekten des -- vorgeblich sozialistischen -- Alltags.

Den Leser aber berühren andere Dinge und den Rang des Buches macht etwas anderes aus: Eine reißende, bis zur Selbstzerstörung gehende Leidenschaftlichkeit bei zugleich kalter und klarer Beobachtung der eigenen Person, der Menschen und Entwicklungen um sie her.

Es gibt sie noch, die guten Dinge. Jede Wette, dass Sie es mehrmals lesen werden. Eine Anschaffung fürs Leben. --Michael Winteroll

Hardcover

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About the author

Brigitte Reimann

31 books44 followers
Brigitte Reimann (1933 - 1973) was a German writer who is best known for her posthumously published novel, Franziska Linkerhand.

Brigitte Reimann wrote her first amateur play at the age of fifteen. In 1950 she was awarded the first prize in an amateur drama comeptition by the Berlin theater Volksbühne. After graduating, Reimann worked as teacher, bookseller and reporter. After a miscarriage in 1954, she attempted suicide. In 1960, she started to work at the brown coal mine Schwarze Pumpe, where she and her second husband Siegfried Pitschmann headed a circle of writing workers. There, she writes the narrative Ankunft im Alltag, which is regarded as a masterpiece of socialist realism.

When troops of the Warsaw Pact states invaded the ČSSR on August 20, 1968 as a reaction to liberalisations during the Prague Spring, Reimann refused to sign the declaration by the East German Writers' Association approving of the measure.

On February 22, 1973, Reimann died of cancer at the age of 39.

During the last ten years of her life Reimann worked at the novel Franziska Linkerhand. At the time of her death, the last chapter had just been started. In the following year the novel was published in an heavily censored edition. Not until 1998 was the uncensored version published.

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Displaying 1 - 6 of 6 reviews
Profile Image for Bobbi.
201 reviews10 followers
December 4, 2021
It’s hard to write a review about someone‘s journals, but Reimann was a pretty intense person. I feel like if she were to be alive today, she would have had the resources to get to know herself better and develop a stronger sense of self that she smoked, fucked, drank and argued away during her life.
Profile Image for Till Raether.
408 reviews221 followers
August 24, 2022
Hat mich sehr beschäftigt.

Unreflektierter Gebrauch des deutschen N-Wortes, gibt es deutsche Bücher aus dem 20. Jahrhunderts, wo Schwarze Menschen Schwarze genannt werden?
Profile Image for Claudia.
94 reviews8 followers
October 24, 2018
Anna Seghers sprach mich an. Sie zog mich an den Haaren und fragte mit ihrer tiefen rauben Mainzer Stimme:"Wer bist du, Mädchen mit dem Pferdeschwanz? Du bist mir schon öfters aufgefallen." St. 308

Ja, wer war die Frau mit dem Pferdeschwanz? 1933 in der Nähe von Magdeburg geboren, dann früh erfolgreich veröffentlicht.

In ihren Tagebüchern versucht sie dieser Person selbst auf die Spur zu kommen und hält alles fest. Die Verliebtheiten, die Flirts, den Alkohol, das Schreiben, die Diskussionen mit den Funktionären, die Anwerbeversuche der Staatssicherheit. Sie glaubt an die Kraft von Ideen, die den Menschen in seinem innersten verwandeln. An den Sozialismus.
"Die Menschen um uns haben das Recht, sich in unseren. Büchern wiederzufinden." Sie lässt sich ein. Im Schreiben und im Leben in der Kleinstadt Hoyerswerda. Bei der Arbeit mit der Brigade. Aber da ist auch die andere Seite.

"Man erwartet von mir, dass ich ein einwandfreies Leben führen - einfach nur, weil ich Bücher schreibe. Was für ein Blödsinn!"

Sie lebt. Und sie lebt ausschweifend. Sie schreibt, sie diskutiert, sie flirtet, sie trinkt, sie tanzt, sie raucht. Alles öffentlich. Ein sehr junge Frau agiert sich aus vor den Augen einer Gesellschaft, die sich noch immer um ein männliches Zentrum dreht.

"Bei mir geht die Liebe immer zuerst durch den Kopf." Sagt Brigitte Reimann und stürzt sich in die nächste Affäre. Liebe, Sex, Anerkennung, Verliebtheit - alles fliesst ineinander. Lässt sich nicht von einander trennen. Der starke Wunsch nach dem eigenen Kind wird von Anfang an klar rationalisiert: Ihre Bücher sollen ihre Kinder werden. "Das Buch" - das eine gute Buch, das nach ihrem Leben zählt soll ihr Kind sein.
Profile Image for Gijs Zandbergen.
1,063 reviews27 followers
December 29, 2023
In deze dagboeken is Brigitte Reimann een hartstochtelijke, ambitieuze, eerlijke, vermoeiende, naïeve, levenslustige, manzieke, drankzuchtige, knappe, eigenzinnige vrouw, aan wie nog veel meer, ook tegenstrijdige, eigenschappen kunnen worden toegeschreven. Zelden heb ik een zo 'vol' boek gelezen. In een heldere stijl, zonder poespas, maakt Reimann duidelijk hoe haar leven in de DDR van de jaren vijftig eruit zag. Ze overleed in 1973 en deze dagboeken eindigen op het moment dat ze Franziska Linkerhand begint te schrijven en ziek wordt.
Profile Image for Nadine.
4 reviews
February 3, 2025
Ich fand es faszinierend, wie sehr ich mich mit Brigitte Reimann identifizieren und sie verstehen kann: Die Sprache, die Fragen des Lebens und der Liebe, danach, in welchem politischen und gesellschaftlichen System wir leben und arbeiten wollen - das alles bewegt auch nach über 70 Jahren. Vielleicht auch gerade deshalb, weil die Tagebücher nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren, sind sie ehrlich und ungeschönt. Teilweise sind es Fragmente, nicht alle Szenen erschließen sich direkt. Aber wer sich darauf einlässt, erfährt viel über den Alltag in der DDR und die Rolle der Literatur.
Profile Image for David Rozema.
178 reviews1 follower
November 5, 2025
what a ride! voor iedereen die denkt dat de jaren vijftig saai waren, voor iedereen die denkt dat de DDR saai was, heeft dit dagboek een boel verrassingen in petto. Heel veel drank, vreemdgaan, verliefdheden en conflicten met de heersende machten, ook vaak moreel. zo veel dat het mij wat veel werd, daarom een ster eraf, maar qua inkijkje fenomenaal.
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