Frauen mit AD(H) Wissenswertes über eine übersehene Krankheit
Hier erfahren Frauen, wie sie mit AD(H)S stabil, erfolgreich und selbstbewusst leben können. Die erfahrene Ärztin Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz erklärt, was eine weibliche AD(H)S auszeichnet und wie betroffene Frauen trotz ihrer oft späten Diagnose und häufiger Fehlbehandlungen ein gelingendes und erfülltes Beziehungs-, Familien- und Arbeitsleben führen, zur Ruhe finden und Erschöpfung vorbeugen können. Dieses Buch gibt Antworten auf die Fragen wie man mit weiblicher AD(H)S im Alltag gut leben kann, was es bedeutet, eine AD(H)S-Frau zu sein und wie man als solche zu mehr Stärke und Organisation findet.
Die Leserinnen lernen Wissenswertes über die neurologischen Besonderheiten von AD(H)S, auftretende Begleiterkrankungen, die Gefühlswelt von AD(H)S-Frauen – u. a. Selbstwertgefühl, Impulsivität, Stressbewältigung – sowie den neuesten Stand der leitliniengerechten Therapie und Medikation. Außerdem vermittelt die Autorin konkrete Tipps für den Alltag aus ihrer langjährigen Arbeit mit AD(H)S-Frauen.
Ich war gespannt auf dieses Buch, da ich immer wieder gerne Fachliteratur zur psychischen Gesundheit lese – insbesondere in der Hoffnung, Titel zu finden, die ich meinen Patient:innen empfehlen kann. Frauen werden in der Psychologie wie auch in der Medizin häufig vernachlässigt, da viele Diagnosekriterien und Behandlungsmethoden auf männlichen Stichproben basieren. Das gilt auch für AD(H)S. Daher war ich erfreut, dass sich eine Expertin diesem wichtigen Thema widmet und ein Buch speziell für Frauen geschrieben hat.
Die Autorin liefert einen umfassenden Überblick über AD(H)S, seine geschichtliche Entwicklung sowie die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Mit zahlreichen Unterkapiteln deckt sie viele relevante Bereiche ab, was das Buch zu einem informativen Werk macht.
Leider hat mich schon früh der pauschalisierende Stil der Autorin gestört. Psychische Erkrankungen lassen sich schwer verallgemeinern, da Symptome individuell sehr unterschiedlich auftreten können. Dennoch hat die Autorin oft kategorisierende Formulierungen verwenden, wie etwa: „Frauen mit AD(H)S sind so und so und machen dies und jenes.“ Die Aussagen wirken dadurch, als wären sie allgemeingültig und auf jede Frau mit AD(H)S zutreffend. Dies verleiht dem Ton des Buches etwas Belehrendes und vermittelt das Gefühl, man werde in ein Schema gepresst, das nicht auf alle zutrifft. Eine differenziertere Sprache wie zum Beispiel „Frauen mit AD(H)S neigen häufig dazu, sich so zu verhalten“ hätte dem Buch gutgetan und professioneller gewirkt. Hinzu kommt, dass die zahlreichen Beispiele, die die Autorin beschreibt, was Frauen mit AD(H)S ihrer Erfahrung nach alles tun, fühlen oder denken, sich am Ende fast wie ein Horoskop lesen: Wer lange genug sucht, findet sich zwangsläufig irgendwo wieder.
Weiter ist das Buch aus meiner Sicht inhaltlich nicht auf dem neuesten Stand der Forschung. Die Autorin erwähnt beispielsweise Ernährung als möglichen Einflussfaktor, obwohl neuere Studien keine wissenschaftlichen Belege dafür liefern. Gleichzeitig bleiben wichtige Themen wie Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen als Risikofaktoren unerwähnt. Auch die mittlerweile veraltete Unterscheidung zwischen ADS und AD(H)S wird nicht kritisch reflektiert.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der, dass die Autorin die Wirkung von Medikamenten bei AD(H)S als die einzig hochwirksame Behandlung hervorhebt. Auch wenn ich zustimme, dass Medikamente die einzige Massnahme sind, die nachweislich hirnorganische Ursachen des AD(H)S beeinflussen können, so sind auch psychotherapeutische Strategien sehr wirksam, um Betroffenen den Umgang mit Herausforderungen im Alltag zu erleichtern. Dies wird jedoch im Buch zu wenig betont. Stattdessen macht die Autorin zwischen den Zeilen den Vorwurf, Psychotherapeut:innen würden versuchen, AD(H)S "wegzutherapieren" und die Wirkung von Medikamenten verschweigen - was sie mit fehlenden Erfahrungen von Therapeut:innen in der Behandlung von AD(H)S begründet. Meine Erfahrung zeigt hingegen, dass viele Betroffene Medikamente ablehnen, sodass es durch Psychotherapie oder Coaching hilfreich sein kann, Strategien für den funktionalen Umgang mit Symptomen zu erlernen. Den ärztlichen Hintergrund macht sich auch in anderen Kapiteln bemerkbar, als die Autorin zum Beispiel Angststörungen beschreibt. Hier erwähnt sie zwar, dass Verhaltenstherapie das Mittel erster Wahl ist und sehr wirksam ist, sie erwähnt jedoch in einem Nebensatz, dass Panikattacken nur mit Notfallmedikamenten behandelt werden können, was faktisch einfach falsch und häufig sogar kontraproduktiv für den Behandlungserfolg der Ängste ist.
Aus ethisch-moralischer Sicht haben mich auch weitere Aussagen gestört. So schreibt die Autorin, dass sie oft Hochbegabungen bei AD(H)S-Betroffenen diagnostiziert, den Betroffenen dies jedoch nicht mitteilt, wenn sie Schulabbrüche oder gescheiterte Ausbildungen hinter sich haben, da sie sich dadurch schlechter fühlen könnten. Das finde ich hochgradig unprofessionell. Wenn man eine Diagnose stellt, ist es aus ethischer Sicht problematisch, das Ergebnis nicht mitzuteilen. Alles andere kommt einem Belügen der Patient:innen gleich und entspricht nicht einer humanistischen Grundhaltung, die Ehrlichkeit und Transparenz hervorhebt.
Auch beim Unterkapitel zu PTSD hatte ich grosse Mühe. Die Autorin verwechselt Korrelation mit Kausalität und behauptet, der Zusammenhang zwischen PTSD und AD(H)S liesse sich damit erklären, dass Frauen mit AD(H)S naiver und risikobereiter seien. Diese Formulierung ist nicht nur falsch, sondern stigmatisierend und grenzt an Victim-Blaming – als ob es die Schuld der Betroffenen sei, häufiger Opfer sexueller Gewalt zu werden.
Neben diesen Kritikpunkten, die sich vor allem auf problematische Formulierungen fokussieren, war ich am Ende aber auch inhaltlich enttäuscht. Das Buch richtet sich speziell an weibliche Personen, am Ende kommen die speziell weiblichen Aspekte für mich im Buch aber viel zu kurz. Irgendwann geht Neuy zwar auf biologisch weibliche Aspekte wie den Zyklus, die Wechseljahre oder die Sexualität ein, diese Beschreibungen lasen sich für mich aber allgemeingültig für das weibliche Geschlecht und haben für mich nicht speziell etwas mit einem AD(H)S zu tun. Ja, es gibt Frauen, die hormonelle Schwankungen erleben, was sich wiederum auf die Stimmung auswirken kann. Ja, es gibt Frauen, deren Sexualität sich nach einer Geburt und mit Kleinkindern aufgrund der fehlenden Zeit verändert, was zwangsläufig Auswirkungen auf die Partnerschaft hat. Aber all dies hat für mich nicht speziell mit einem AD(H)S zu tun, sondern eher mit dem Frausein an sich. Am Ende werden auch Strategien im Umgang mit gewissen Schwierigkeiten beschrieben, die jedoch altbewährt und bereits aus anderen Fachbüchern bekannt sind, und somit nicht speziell für Frauen formuliert wurden.
Was mir jedoch gut gefallen hat, ist, dass die Autorin sehr oft die positiven Seiten eines AD(H)S aufzeigt, und welche Stärken es mit sich bringt, statt sich nur auf die Defizite zu fokussieren.
Fazit: Das Buch bietet wenig neue Erkenntnisse, ist inhaltlich teils veraltet und enthält fragwürdige Haltungen sowie Formulierungen. Ich kann es meinen Patient:innen nicht guten Gewissens weiterempfehlen und ziehe andere Fachliteratur zu AD(H)S bei Erwachsenen vor – selbst wenn diese nicht speziell Frauen anspricht. Deshalb vergebe ich enttäuschte 2 Sterne.
Das Buch an sich ist nicht schlecht. Es bietet viele nützliche Informationen, und man fühlt sich als Leser verstanden und validiert. Besonders die Erklärungen und Beispiele sind oft gut und anschaulich, weshalb ich das Buch grundsätzlich weiterempfehlen würde – allerdings mit einigen Anmerkungen.
Erstens finde ich es bedauerlich, dass zwischen ADHS und ADS unterschieden wird, obwohl mittlerweile bekannt ist, dass es keine echte Trennung gibt und es sich immer um ADHS handelt. Das "H" kann intern wirken, anstatt nach außen sichtbar zu sein. Diese Unterscheidung allein wäre nicht so problematisch, doch leider werden beide „Typen“ sehr klischeehaft dargestellt und charakterisiert.
Zudem wird, insbesondere gegen Ende des Buches, wiederholt betont, wie sich Menschen mit ADHS an gesellschaftliche Normen anpassen müssen, um sozial verträglicher zu sein. Diesen Punkt verstehe und teile ich grundsätzlich. Allerdings wird dabei übersehen, dass viele ADHS-Betroffene, vor allem Frauen, ohnehin schon stark maskieren und gerade deshalb unter sozialer Phobie leiden, da sie durch den damit verbundenen Stress und die Angst „sozialverträglich“ werden. Auf dieses Problem wird leider nicht eingegangen, was ich als schwerwiegenden Mangel empfinde. Das Maskieren ist für viele Frauen eines der größten Probleme, das zu weiteren Komorbiditäten führt. Dass diese Tatsache im Buch vollständig außer Acht gelassen wird, finde ich sehr bedauerlich.
Das war das erste Buch, welches ich seit meiner ADHS-Diagnose gelesen habe und es hat mir in vielen Punkten geholfen mich besser zu verstehen. Die Unterscheidung ADHS und ADS ist nur leider veraltet und die „positiven“ Abnehm-Nebenwirkungen der Medikamente fand ich etwas schwierig und fettfeindlich.
3,5 Gutes Buch, aber etwas repetitive. Manche Begründungen der Autorin, wie zum Beispiel der Bezug auf 'die Steinzeitfrau' wirken meiner Meinung nach leider etwas weit hergeholt. Außerdem wiederholen sich einige Argumente so oft, dass es mich manchmal beim Lesen frustriert hat, da das Buch hätte kürzer sein können. Alles in allem fand ich das Buch dennoch ganz gut. Der Aufbau ist gut gegliedert, sodass es leicht und schnell zu lesen ist und man einige Kapitel auch überspringen kann, wenn man will. Das Buch mir das Gefühl gegeben, dass es immer Jemanden gibt der das Gleiche durchmacht, oder ähnlich denkt.
habs geschenkt bekommen und halte es nicht nur für teilweise höchst fragwürdig im anspruch, sondern auch für zu vereinfachend und gleichzeitig repetitiv. gibt da deutlich bessere möglichkeiten sich einzulesen tbh
Der Inhalt wirkte auf mich an vielen Stellen überholt und sehr pauschalisierend formuliert. Und die hilfreichen Tipps für den Alltag waren quasi: “Mit AD(H)S kann man keine Strukturen einhalten aber mein heißer Tipp: Strukturier dich! Mach dir einfach Listen für alles. Disziplin! Und bau dir dabei bitte nicht mehr Druck auf, weil das ist schlecht. Aber wenn du’s nicht schaffst wirst du dein Potential weiter verschenken und schadest dir selbst und auch Anderen.”
Außerdem hat mir nicht so doll gefallen, dass durch die Sprach- und Begriffwahl oft Stereotypen reproduziert wurden.
Viele wichtige Themen werden angesprochen und das Buch eignet sich deshalb vielleicht für einen groben Überblick zur Thematik. Es würde sich aber empfehlen, dass man bereits Hintergrundwissen hat und weiß viele der Aussagen und Formulierungen einzuordnen.
Gut gefallen haben mir vor allem die Berichte der Patientin. Wahrscheinlich, weil sie aus der Ich-Perspektive geschrieben sind und deshalb nicht so einen absoluten Anspruch haben wie viele andere Passagen im Buch. Das wäre auch mein Haupt-Kritikpunkt: viele, viele absolute und pauschalisierende Formulierungen (“Frauen mit ADHS SIND… und MACHEN…”), als wären alle gleich und als würde ADHS einem den freien Willen komplett wegnehmen. Die Formulierungen abzuschwächen oder Gründe aufzuzählen, warum es im Einzelfall anders sein könnte (zB Masking, Kompensationsstrategien,…) hätte wahrscheinlich die Realität von mehr Betroffenen widergespiegelt. Auch nicht so überzeugend fand ich die evolutionsbiologische Erklärung für ADHS, unter anderem weil sich alle Symptome (scharf gestellte Alarmanlage, Hallo?!) genauso erklären lassen, wenn Frauen auf die Jagd gehen. Ich bin eh immer skeptisch, wenn evolutionsbiologische Erklärungen anfangen mit “die Frauen waren dann ja in der Höhle, haben alle immer ein Kind gestillt und eventuell mal ein paar Beeren gesammelt und ansonsten drauf gewartet, dass die Männer zurückkommen, die ALLE JEDEN TAG auf der Jagd waren”. Es gibt einfach keine Augenzeug*innenberichte, deshalb ist viel zu viel davon Spekulation, die häufig auch geprägt ist von unserer gegenwärtigen Sicht, und damit nicht wirklich geeignet, um etwas wie ADHS zu “begründen”. Die strickte Aufteilung in ADS und ADHS ist auch mittlerweile veraltet und ein paar von den Tips waren etwas zu stumpf (“machen Sie doch einfach!” - ja ok, wie?!) Aber ich konnte trotzdem einiges mitnehmen und fand viel von dem Buch sehr interessant :)
- Unterscheidung zwischen ADHS und ADS veraltet - sehr belehrend - Thema Masking fehlt komplett? - appelliert immer wieder an Disziplin statt wirklich viele kleine hilfreiche Strategien aufzuzeigen + einige Interessante und wichtige Fakten
Grundsätzlich finde ich, dass das Buch eine relativ umfassende Sicht über ADHS bietet. Ich kritisiere aber, dass so stark zwischen ADHS und ADS unterschieden wird (da es nachweislich keine richtige Trennung gibt) und die 2 Typen mit stark stereotypisierten Rollen verknüpft werden. Ebenfalls ist das Buch etwas repetitiv, es hätte kürzer sein können. Trotzdem finde ich es eine sehr wichtige Thematik, die unbedingt aufgegriffen werden muss.
Die erste Hälfte habe ich verschlungen, den Rest fand ich inhaltlich dann eher repetitiv. Konnte einige Punkte für mich mitnehmen und hab mich gut abgeholt gefühlt. Zum Einstieg in das Thema sicherlich gut!
༺𝕎𝕖𝕚𝕓𝕝𝕚𝕔𝕙𝕖 𝔸𝔻(ℍ)𝕊༻ Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz Kösel Verlag 256 S. ET 27.03.24
⭐REZENSION⭐
Die Thematik selbst mit Fokus auf Frauen erachte ich als sehr wichtig, da diese in den vergangenen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, nie der Fokus der Forschung zu dieser Form von Neurodivergenz waren, sondern man primär auf den auffälligen Zappelphilipp blickte. Das Buch richtet sich nun nicht nur an die Eltern betroffener Mädchen, sondern vor allem an erwachsene Frauen, die möglicherweise erst spät diagnostiziert wurden. Der Aufbau ist übersichtlich und sinnvoll gegliedert. Die ersten 50 Seiten beschreiben ADS und ADHS, u. a. mithilfe eingängiger Fallbeispiele - Betroffene werden sich hier wiederfinden, sich jedoch bei dem Gedanken ertappen, dass das ziemlich viele Seiten sind für Dinge, die man längst weiß. Für nicht Betroffene oder Eltern wiederum geht es nicht unbedingt tief genug, sondern wird eher angerissen, gruppiert in die Kernsymptome Hyperaktivität, Unruhe und Impulsivität. Es folgt ein Anriss der Geschichte von ADHS, wie es entstand, weshalb es heute (augenscheinlich) stärker verbreitet ist als früher - richtig interessant! Dann kommt ein wissenschaftlicher Part zur Diagnose und Therapie, auch eher kurz gehalten. Die Kapitel über Begleiterkrankungen von Autismus über Essstörungen bis Borderline fallen ausführlicher aus - hier würde man die Passagen herauspicken, die auf einen zutreffen, sodass es als Nachschlagewerk dient, wofür die einzelnen Unterkapitel wiederum recht kurz sind, aber dafür übersichtlich. Wenn man sich für einen Punkt mehr interessiert, würde man wohl weiterführende Sekundärliteratur zum entsprechenden Thema einholen. Die Kapitel, was von ADHS betroffene Frauen von nicht betroffenen unterscheidet, fand ich dann wieder richtig gut, vor allem in Hinblick auf Hormone, Schwangerschaft, Mutterschaft etc. Hier fühlt man sich als Frau nochmal besonders gehört, gesehen und verstanden, u. a. eben durch die Fallbeispiele aus der Praxis der Autorin. Es folgen Kapitel über weitere "Problembereiche" - wobei mir das Wort an dieser Stelle nicht so gut gefällt, da jedem dieser Problemfälle auch positive Seiten entgegenstehen. es geht um Finanzen, Beruf, Beziehungen, Schlaf, wo ADHS Betroffene nicht unbedingt gut wegkommen. Kapitel wie "Entspannung" hätte ich mir hingegen ausführlicher gewünscht - generell wäre ein lösungsorientiertes Konzept schön gewesen. Ich glaube, davon hätten Betroffene mehr als einen Anriss des Ist-Status. Hierfür folgt am Ende ein Part über Strategien hinsichtlich Selbstmotivation, Organisation, Selbstbewusstsein etc. Da das Buch den Untertitel "Wie Frauen mit AD(H)S erfolgreich, selbstbewusst und stabil leben können" trägt, hätte ich mir einen praxisbezogeneren, lösungsorientierteren Ansatz mit mehr Tipps und Strategien gewünscht, das kommt hier meiner Meinung nach etwas kurz. Tipps wie "Halten Sie sich an To-Do-Listen" oder "Legen sie ihren Perfektionismus ab" finde ich persönlich semi-hilfreich, weil... wie? Das klingt ein bisschen nach "legen Sie einfach ADHS ab, dann geht´s schon wieder". Die Tipps sind kurz und verständlich und geben erste Anhaltspunkte für eine spätere tiefere Auseinandersetzung. Für nicht Betroffene ist das Buch fast etwas besser geeignet als für Betroffene, um sich einen ersten Überblick zu dem Thema zu verschaffen. Es ist klar strukturiert, leicht zugänglich und verständlich, sodass es einen guten ersten Einstieg zu AD(H)S bietet. 4 ⭐
Normalerweise bin ich eher im fiktionalen Bereich anzutreffen, doch hin und wieder ist auch ein Sachbuch auf meiner Agenda. Das Buch von Astrid Neuy-Lobkowicz ist eine wegweisende Erkundung des oft übersehenen Themas AD(H)S bei Frauen. Beim Lesen hatte ich immer wieder den Gedanken, dass ich endlich gesehen werde.
AD(H)S äußert sich bei Mädchen und Frauen anders, daher ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Neuy-Lobkowicz bietet nicht nur einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, mit denen Frauen mit AD(H)S konfrontiert sind, sondern auch praktische Strategien und Ratschläge, um ein erfolgreiches, selbstbewusstes und stabiles Leben zu führen.
Das Buch ist leicht zu verstehen und zu lesen. Es macht einen bewusst, an was wir arbeiten können und sollen und dass wir unsere Stärken herausfinden sollen. Durch ihre klare und verständliche Darstellung sowie ihre Empathie schafft die Autorin eine unterstützende Lektüre für Betroffene, Angehörige und Fachleute gleichermaßen. Durch die einfache Sprache kann man es auch flüssig und problemlos lesen.
Natürlich muss ich aber auch Kritik äußern, so gut das Buch auch beschreibt, was und wie passiert so unhilfreich sind manche Tipps. Ein Beispiel fällt mir ein, dass man einfach seinen Perfektionismus ablegen soll oder das an Langeweile noch keiner zuschaden gekommen ist. Besonders für AD(H)S Menschen und ich spreche aus Erfahrung, sind solche Aussagen wirklich nicht hilfreich.
Alles in allem ist es für alle Menschen, neurodivergent oder nicht, eine gute einführende Lektüre und kann es nur weiter empfehlen.
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ENG Stars: 4 ☆☆☆☆
Normally, I'm more immersed in the fictional realm, but every now and then a non-fiction book finds its way onto my agenda. Astrid Neuy-Lobkowicz's book is a groundbreaking exploration of the often overlooked topic of ADHD in women. While reading, I often had the thought that I am finally being seen.
ADHD manifests differently in girls and women, hence it's important to engage with it. Neuy-Lobkowicz not only provides a deep insight into the challenges faced by women with ADHD but also practical strategies and advice for leading a successful, confident, and stable life.
The book is easy to understand and read. It raises awareness of what we can and should work on, and that we should discover our strengths. Through her clear and understandable presentation as well as her empathy, the author creates a supportive reading for sufferers, family members, and professionals alike. Its simple language allows for smooth and effortless reading.
Of course, I must also express criticism. As well as the book describes what happens and how, some tips are unhelpful. An example that comes to mind is the suggestion to simply let go of perfectionism or the notion that no harm has come from boredom. Especially for ADHD individuals, and I speak from experience, such statements are truly unhelpful.
All in all, it is a good introductory read for all people, neurodivergent or not, and I can only recommend it.
Da ich mich sowieso mit dem Thema (weibliche) ADHS aus persönlichen Gründen beschäftige, fand ich dieses Hörbuch informativ, obwohl ich einiges schon im Vorfeld wusste. Leider wird auch innerhalb des Hörbuches eines wiederholt erklärt, was mich ab einem Punkt dann doch etwas gestört hat. Vermutlich liegt es daran, dass die Kapitel unabhängig voneinander gelesen werden können und somit für das bessere Verständnis Erklärungen und Verweise häufiger vorkommen.
Leider fand ich das Bild mit der "Steinzeitfrau" auch etwas unglücklich gewählt, da ja nun mittlerweile nachgewiesen ist, dass es diese Rollenbilder für Frauen und Männer nicht so gab, wie sie heute dargestellt werden. Ich verstehe, was die Autorin mit dem Vergleich bezwecken wollte, hätte mir dann doch etwas zeitgemäßeres erhofft bzw. etwas, das nicht wissenschaftlich widerlegt ist.
Trotzdem finde ich es insgesamt ein gutes Buch für den Einstieg in das Thema zu weiblichen ADHS, da auch auf Begleiterkrankungen, Alltagshilfen und Diagnose eingegangen wurde.
Ich empfehle bei solchen Themen sowieso, nicht nur eine Quelle zu benutzen, sondern sich mit verschiedenen Bücher, Berichten, Studien etc. kritisch zu befassen, wenn man mehr, als nur einen großen Überblick bekommen möchte.
In dem informativen und gut strukturierten Ratgeber "Weibliche AD(H)S" können Betroffene und deren Umfeld tiefere Einblicke in das Thema AD(H)S bei Frauen gewinnen. Das Buch beleuchtet auf einfühlsame Weise die besonderen Herausforderungen, mit denen Frauen im Alltag konfrontiert sind, wenn sie mit AD(H)S leben. Die Autorin, selbst Expertin auf diesem Gebiet, bietet eine Fülle von hilfreichen Tipps und praxisnahen Ratschlägen, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Dabei wird auch auf die oft übersehenen Unterschiede zwischen AD(H)S bei Frauen und Männern eingegangen, was dieses Werk zu einer wertvollen Ressource für alle macht, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen möchten.
Besonders bemerkenswert sind die persönlichen Erfahrungen und Berichte der Autorin sowie ihrer Patientinnen, die das Buch um eine authentische und menschliche Perspektive bereichern. Diese Geschichten verleihen dem Buch eine besondere Tiefe und zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie individuell die Ausprägungen von AD(H)S sein können und wie unterschiedlich die Bewältigungsstrategien aussehen.
Das Buch eignet sich nicht nur für Frauen, die selbst von AD(H)S betroffen sind, sondern auch für Angehörige, Freunde und Fachpersonen, die mehr über die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen von Frauen mit AD(H)S erfahren möchten. Es bietet eine wertvolle Unterstützung auf dem Weg zu einem besseren Verständnis und einem bewussteren Umgang mit dieser oft missverstandenen Diagnose. Dabei bleibt die Sprache stets verständlich und zugänglich, sodass auch Leser ohne medizinischen Hintergrund von diesem Ratgeber profitieren können. "Weibliche AD(H)S" ist ein Buch, das Mut macht und gleichzeitig wertvolle Werkzeuge an die Hand gibt, um den Alltag mit AD(H)S erfolgreich zu meistern.
Okay wow! Denn dieses Buch hat mir so einige Aha-Momente beschert. Wenn ich AD(H)S höre hätte ich nie gedacht, dass ich betroffen sein könnte. Dich gleich zu Beginn werden einige Dinge des unaufmerksamen ADS Typen angesprochen und ich fühlte mich ertappt. Es passt so vieles und endlich habe ich eine Erklärung, warum ich mich so oft so anders fühle. Der Test wird nun bald gemacht, dann weiß ich mehr. Aber auch wenn es zu keiner Diagnose kommt, so hat mir dieses Buch viele Impulse gegeben. Die Interviews mit betroffenen Personen zeigen, dass man nicht alleine mit den Gefühlen und Unzulänglichkeiten ist. Selten habe ich beibringen Ratgeber/Sachbuch so viele neue Erkenntnisse. Ein tolles Buch für alle, die den Verdacht haben betroffen zu sein, Betroffene im näheren Umfeld haben oder sich aus Interesse mit dem Thema beschäftigen möchten.
Hier stehen die betroffenen Frauen im Mittelpunkt. Das Buch setzt nicht auf eine -für AD(H)S-lerinnen oft unwirksame - Psychotherapie zur Symptombeseitigung sondern auf (selbst)Akzeptanz und ein darauf aufbauendes Selbsthilfesystem. Die Besonderheiten, die sich beim weiblichen AD(H)S zeigen, werden benannt. Konkrete Vorschläge für eine medikamentöse Behandlung. Keine “reiß dich zusammen und krempel gefälligst dein Leben um” Tips sondern kurze und verständliche Tips zur Alltagsbewältigung, die geeignet sind, ein individuelles weiteres Hilfesystem zu entwickeln.
Das Buch ist an sich eine gute Grundlagenliteratur, die sicherlich vielen Menschen, die vielleicht gerade erst diagnostiziert wurden oder ADHSler*innen im Umfeld haben, helfen wird. An vielen Stellen habe ich mich als weiblich sozialisierte und gelesene Person mit ADHS wiederfinden können. Dennoch ist anzumerken, dass das Buch trotz aktuellem Diskurs von einer Differenzierung zwischen ADHS und ADS spricht und dass permanent ein binäres Geschlechtersystem reproduziert wird.
Ich habe bisher nie ein Buch über ADHS gelesen, daher kann ich sagen, dass ich einiges gelernt habe. Natürlich habe ich mich oft gefragt, ob das alles so pauschal gilt, aber das ist ja wohl nie so, alle Menschen unterscheiden sich. Nichtsdestotrotz ein sehr informatives Buch.