Kenji Yamamine kommt in den Besitz der legendären Teufelstrompete des Komponisten Suzuki. Ihr wird die Macht zugeschrieben, Menschen zu begeistern und zu fanatisieren. Bei Recherchen auf den Philippinen trifft Kenji die junge Anh. Sie verlieben sich, Anh folgt ihm nach Tokio, wo sie gewaltsam stirbt. Neben der Trauer um Anh wird Kenji von einer rätselhaften religiösen Sekte verfolgt, die die Trompete für ihre Zwecke nutzen will. Was Kenji jetzt noch bleibt, ist, das Rätsel der Trompete zu lösen und sich mit der Welt in Liebe zu versöhnen.
His debut novel Jū (The Gun) won the Shinchō New Author Prize in 2002. Also received the Noma Prize for New Writers in 2004 for Shakō [The Shade]. Winner of the Akutagawa Prize in 2005 for Tsuchi no naka no kodomo (Child in the Ground). Suri (Pickpocket) won the Ōe Kenzaburō Prize in 2010. His other works include Sekai no Hate (The Far End of the World), Ōkoku (Kingdom), and Meikyū (Labyrinth).
Ich mag den Autor schon länger, gerade wegen seiner kurzen, knackigen pointierten Geschichten wie Der Revolver. Dieses Mal hat sich Nakamura an einem Epos probiert, es teilweise unterstützt mit Geschwätzigkeit umgesetzt, die ich nicht so gerne mag und das lässt mich ein ganz kleines bisschen ambivalent zurück.
Der Einstieg in die Story ist furios, ganz Nakamura-mäßig, ich mag es, wenn mich AutorInnen einfach mitten in die Geschichte werfen. Das Werk hat in den ersten Kapiteln sehr viel von einem französischen Noir-Krimi: mysteriöse Figuren, Verfolgungsjagd, Flucht durch mehrere Länder, eine magische Teufelstrompete aus dem Zweiten Weltkrieg, auf die es mehrere, rivalisierende gewalttätige Banden abgesehen haben und ein linker Journalist manens Kenji Yamamine im Besitz der Trompete, der in Köln und anderen europäischen Städten ständig von unterschiedlichen Leuten verfolgt und bedroht wird.
Nach dem rasanten Einstieg wird in Rückblenden erzählt, wie unser Protagonist in diese mysteriöse Situation gekommen ist. Hier macht die enorme Geschwindigkeit des Plots nach etwas mehr als hundert Seiten fast eine Vollbremsung und die Leserschaft dümpelt in einer 30km/h Beschränkung im stop and go Tempo in einer Baustelle herum. Obwohl die Geschichte schlüssig und gut ist, wurde beim Beiwerk episch breit übertrieben, ausufernde Artikel, mäandernde politische gesellschaftliche Analysen, historische Dokumente, zitierte sehr lange Briefe, Buchrezensionen…. Nicht dass mich solche Hintergrundinformationen prinzipiell stören würden, aber sie sollten mit Augenmaß eingesetzt werden, die Story im Vordergrund vor allem unterstützen und nicht komplett überwältigen. Das war für mich zu viel, fast schien es so, als ob der Autor den Fokus für seinen Plot im Vordergrund völlig verloren hätte.
Das märzt sich zwar irgendwann nach ungefähr vierhundert Seiten recht ordentlich aus und die Schnipsel im Hintergrund ergeben auch ein ansprechendes Puzzle als Gesamtbild, der Roman ist aber trotzdem recht episch breit, wie ich es bisher nur als Modetrend in der amerikanischen, beziehungsweise englischen Literatur kenne und eigentlich überhaupt nicht liebe. Als spezieller Bonus werden sehr viele interessante Informationen vom zweiten Weltkrieg aus der Sicht der Japaner und der asiatischen Staaten präsentiert, die es zumindest bei mir nie in meine europäischen Geschichtsbücher geschafft haben, weil der Krieg bei uns ja immer deutschland- und alliierten-zentriert betrachtet wird. Das war schon sehr spannend, wie Nakamura die Gräuel der Christenverfolgungen und Kriegsverbrechen seiner Landsleute sehr unverblümt anspricht und akribisch aufarbeitet, Schritt für Schritt und so, dass es wirklich weh tut. Ich kannte solche Sichtweisen und Informationen aus erster Hand von Vietnamesen, Kambodschanern, Malaien und Thais, weil ich diese Länder schon bereist habe. Erstmals war ich ja mit dem Thema konfrontiert, als ich auf meinem allerersten asiatischen Flughafen landete – Changi in Singapur – das berüchtigte japanische Kriegsgefangenenlager im Zweiten Weltkrieg. Wie sehr die Japaner im Rest von Asien teilweise wegen ihrer Kriegsverbrechen zu dieser Zeit noch immer verachtet werden, habe ich auf meinen Reisen auch mit Erstaunen festgestellt.
Im letzten Drittel der Story fällt Nakamura sein ursprünglicher Erzählstrang in der Gegenwart mit dem Schicksal unseres Protagonisten und der historischen Trompete wieder ein, und dass er sich um diesen Plot dann auch noch kümmern müsste. Das hat mich dann wieder sehr versöhnt.
Sprachlich, politisch, historisch, und philosophisch beweist der Autor sehr oft sein Talent zur brillanten Analyse:
"Eine Revolution sollte für das Volk geschehen. Aber wir haben die Bücher mehr geliebt als die Menschen. Die Menschen haben wir verachtet. Und sobald man das tut, wird eine Revolution selbstgerecht. Vielleicht wollen wir unserer Existenz einen Sinn geben, indem wir auf andere herabschauen. Wahrscheinlich haben Menschen wie meine Freundin aus Nagasaki mit Sehnsucht, Schuldgefühlen und Verachtung dabei zugesehen, wie wir uns mit unseren hehren Idealen immer mehr von der Gesellschaft entfernten."
" Am Ende eines seitenlangen Verrisses meines Buches schrieb ein Leser ganz beiläufig: „Ich hätte das alles gar nicht wissen wollen.“ Das ist ein Satz, der für die meisten Autoren von Journalismus schwerwiegende Folgen hat. Journalismus beschäftigt sich damit, das Weltgeschehen, und zwar besonders das, das im Verborgenen liegt, aufzudecken und einer breiten Masse zugänglich zu machen. Es nicht wissen zu wollen, bedeutet das Ende des Journalismus."
Fazit: Lesenswert, wer es episch breit mag, wird begeistert sein, der Rest braucht ein bisschen Durchhaltevermögen, aber nicht viel Leidensfähigkeit, denn gut geschrieben ist dieser Roman allemal.
Kurzmeinung: Ein Roman, der sticht und beißt! Rezensionstitel: Von Geschichtskittung und Leugnung Dass die Welt nicht gerecht ist, obwohl wir uns alle dies so sehr wünschen, wissen wir alle. Und doch ist unsere Sehnsucht nach Gerechtigkeit so groß, dass wir zumindest in der Film- und Literaturbranche nach Geschichten gieren, die einen sogenannten Gerechte-Welt-Glauben bedienen. Auch in der bildenden Kunst ziehen wir Gemälde mit leuchtenden Sonnenblumen in aller Regel den Gemälden vor, die das blutige Schlachtgetümmel eines Krieges darstellen.
Egal, wie grauslich eine Story ist, am Ende einer Story, die dem Gerechte-Welt-Glauben frönt, sind die Bösen tot oder hinter Gittern und die Guten leben in Glück und Wohlstand. Bravo. Und falls sie nicht im Wohlstand leben, sind sie dennoch glücklich und beklagen sich nie, geschweige denn, dass sie demonstrierend und protestierend auf die Straße gingen. Oder Pflastersteine würfen. Deswegen lieben die einen John Wayne und alte Cowboyfilme und die anderen Rosamunde-Pilcher-Filme. Ich mag Rosamunde-Pilcher-Filme, wenn es Rotwein dazu gibt und weil die Schauspieler immer schön sind und rank und schlank bis ins hohe Alter. Demenz, Krankheit, Morde, Gewalt, prekäre wirtschaftliche Verhältnisse, Kriege – nichts davon im Sonntagsfilm im ZDF. Ich darf den nicht angucken (fast nie), weil „der andere“ im Haushalt, gewohnheitsmäßig Tatort guckt. Mit Mord, Totschlag und allem, was dazu gehört. Cowboy- und Pilcherfilme haben keine Grauzonen. „Die Flucht“ hat. Die Helden sind nicht heldenhaft. Die Bösen sind nur Menschen.
Die Filmbranche und die Verlagshäuser wissen genau, wie sehr wir die Seelchenstreichelprodukte brauchen und verdienen mit den sogenannten Lädchenbüchern (Das kleine Café am Strand) gutes Geld. Es ist zwar so, dass im kleinen Café am Strand auch tüchtig geackert werden muss, aber dieses Detail ist zu vernachlässigen. Wenn genug verdient wurde, können die Verlagshäuser auch die unangenehmen Romane auflegen. Und „Die Flucht“ ist so einer, ein unangenehmer Roman, bei dem man ab und zu speien möchte, weil, verflixt und zugenäht – was nimmt sich der Autor heraus? fiese, unerträgliche Realität abgebildet wird.
Der Autor weiß, was er tut, denn er fragt im Roman zum wiederholten Male, was denn die Aufgabe von Literatur sei und „ob man den Menschen einen Gefallen tut, wenn man ihnen die Geschichten gibt, die sie sich wünschen“ (Zitat). Nein, natürlich nicht, sie verblöden. Aber dabei fühlen sie sich wohl und wenn sie sich wohl fühlen, konsumieren sie mehr (Rotwein, Satzstangen, Ledergarnituren zum sich drin räkeln). Nakamura gibt dir nicht, was du willst, da kannst du sicher sein; es fängt schon beim magischen Realismus an. Obwohl, den mögen ja manche! Ich aber nicht. Andererseits, magischer Realimus stört mich auch nicht. Alles, was ich im Roman nicht verstehe, ist vermutlich auf den magischen Realismus zurückzuführen.
Zur Handlung – endlich! Um eine Trompete, die in Manila wiedergefunden wird und wahrscheinlich einem japanischen Musiker namens Suzuki gehörte, ranken sich Legenden. Sie soll im Zweiten Weltkrieg von ihm gespielt worden sind und durch die Magie ihres Klanges die japanischen Truppen dazu befähigt haben, mit einer überlegenen amerikanischen Einheit fertig zu werden. Durch Zufall gelangt sie in die Hände eines japanischen Enthüllungsjournalisten namens Kenji Yamamine, der sie versteckt hält und gegen alle Aneignungsversuche magischer und weltlicher Kräfte unter Einsatz seines Lebens beschützt, um sie den Erben des ursprünglichen Besitzers zurückzugeben. Dabei geht er drauf. Geister, (vermutlich) Untote, Sektenführer und Regierung/en jagen der Trompete nach und jagen Kenji Yamamime in den Untergrund. Das ist die Rahmenhandlung, die sich spannender anhört als sie ist. Zur Zeit und zur Unzeit bellende Hunde künden jeweils Unheil an, Bedrohungen werfen Schatten. Die Magie ist jedoch zu vernachlässigen, sie stört nicht und sie puscht nicht.
Was puscht ist die Füllung, die Nakamura seinem Roman verpasst: die gesamten unaufgearbeiteten Gräuel der japanischen Geschichte nämlich, dabei ist Nakamura immer wieder auch über Japan hinausgreifend, wenn er die Umweltzerstörung kritisiert, wirtschaftliche und emotionale Ausbeutung der Masse durch die Mächtigen. Aber auch die Geisteshaltung des Einzelnen, der sich nicht engagiert. Eigentlich, meint er, ermöglichen die Guten durch das Füßestillhalten das Böse. Und plötzlich ist sein Roman brennend aktuell!
Nakamura beschreibt bis ins letzte ekelhafte Detail die Folterungen, die im Rahmen der Christenverfolgung, besonders in den Landstrichen um Urakami, massenweise vorgenommen wurden. Denunziation. Missgunst. Fremdenfeindlichkeit. Unwissenheit, Angst, Todesangst - die Quellen der Grausamkeiten. Er beschreibt Japans Rolle im Zweiten Weltkrieg, er beschreibt Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Bestialität, aus der Kontrolle geratene männliche Sexualität. Er beschreibt die Auswirkungen des Abwurfs der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki. Der Autor will nicht zulassen, dass vergessen wird und weggeschaut und die Geschichte verfälscht wird. Das sind die großartigen Elemente dieses Romans!
Immer wieder wird der Autor aktuell, man hält den Atem an, wenn sein Journalist einen Roman mit dem Titel „Menschen die am Krieg verdienen“ auf den Markt bringt und dafür Morddrohungen erhält. Er benennt den Rechtsruck (nicht nur) der japanischen Regierung und die Ohnmacht derer, die dagegen zu steuern versuchen. Es ist hoffnungslos, sagt er.
Bei all dem blitzt immer wieder Humor durch, zum Beispiel, wenn Nakamura die Hobbyrezensenten abwatscht „Ich wollte lieber etwas Unbeschwertes lesen“ schreiben nämlich die Rezensenten, die das Buch zerreißen, das der Protagonist Yamamine schrieb“ oder „ab der Mitte hat es mich frustriert“, Nakamura lässt Yamamine kontern: „Sollte ich mich als Autor dafür bedanken, dass er (der Leser) mein Buch zur Hälfte gelesen hat?“ Eine Brise Humor lockert auf und ist dringend notwendig gewesen! Ganz ehrlich? Manchmal hat mich der Roman „Die Flucht“ tatsächlich frustriert. Denn es ist ein Roman, der Kafkas Anspruch an die Literatur standhält „Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch?“
„Die Flucht“ ist ein solcher unangenehmer Roman, der beißt und sticht. Es ist ein ungeheurer Roman. Aber es ist auch ein verschachtelter Roman, mit Story in Story in Story, also Matruschkatechnik. Das mag ich eigentlich gar nicht. Nicht leicht zu lesen. Und kein Roman, der den „Gerechte-Welt-Glauben bedient. Wenige sprachliche Schwächen schreibe ich dem Lektorat zu. Lektorate sind in Deutschland besessen von Luftschnappern (er/sie/es holte tief Luft). Wann wird diese Obsession enden? Dennoch kann ich nicht umhin zu befinden,
Die Lektüre von "Die Flucht" von Fuminori Nakamura lässt mich zwiegespalten zurück. Denn das Buch um eine ungewöhnliche Trompete und ihre Wirkung auf die Menschen, über Japan in Vergangenheit und Gegenwart ist faszinierend und verwirrend zugleich. Vor allem der zweite Teil überzeugt mit Vielschichtigkeit und überraschenden Entwicklungen, während das Buch am Anfang eine Weile braucht, um Fahrt aufzunehmen. Manche Fragen bleiben hingegen bis zuletzt unbeantwortet.
Liebesgeschichte, Kriegsdrama, Allegorie, Warnung vor Populismus und Verführung der Massen - hier steckt viel drin. Was die titelgebende Flucht angeht: Seit der Journalist Kenji Yamamine in den Besitz der sogenannten Teufelstrompete gekommen ist, sind ihm merkwürdige Gestalten auf den Fersen - der geheimnisvolle B., der mit Folter und einem schrecklichen Tod droht, aber auch die attraktive Vertreterin einer Sekte, die sich selbst im Gegenzug für die Trompete anbietet. Yamamine hat den Rechtsruck der japanischen Gesellschaft kritisch beobachtet, er fürchtet, die Trompete werde von Rechtsextremen als Propagandainstrument missbraucht. Schließlich hatte der legendäre Trompeter Suzuki Berichten zufolge im Zweiten Weltkrieg damit japanische Soldaten angefeuert, gegen eine amerikanische Übermacht zu kämpfen.
Doch die Jagd nach der Trompete, die Yamamine zu einer Flucht bis nach Deutschland treibt, ist nur ein Teil der Handlung. Es geht um die japanische Christenverfolgung und das Ausharren der christlichen Minderheit von Nagasaki, die Atombombe, verschlungene und miteinander verwobene Familiengeschichten, ja, den Kreislauf der Geschichte, den unterschiedlichen Blick auf Krieg: Was für die einen ruhmreich ist, ist für die anderen eine Kette von Grausamkeiten, die keinen unschuldig zurücklässt.
Hat Nakamura womöglich zu viel in dieses komplexe Buch gesteckt? Es gibt einige Rätsel auf, doch gleichzeitig überzeugt es sprachlich, Kein Buch, das sich mal eben schnell lesen lässt.
While I only gave three stars, this book really stayed on my mind. The chapter written from the perspective of Suzuki (the trumpeter) is probably the best war report/anti-war text, that I have ever read. By reading this book one learns a lot about Japan, its various internal and external wars, Vietnam, and the current state of journalism/religion/politics in the world. I gave only three stars, because the flow of the book sometimes made it a drag for me to continue reading. Especially in the middle, I struggled with continuing. The book switches between surrealism and accurate retellings of history, that made it feel a bit convoluted for me. I also could have done without the whole “B” (the main characters persecutor) storyline. I have read all books of the author (that have been translated into German) and while the Chapter on Suzuki is probably his best text, the book was my least favourite from him.
Hat mir nicht so gut gefallen, wie Nakamuras andere bisher übersetzte Werke.
Was in der Beschreibung und Titel nach einem spannenden Thriller klingt, entpuppt sich leider als schwerfällige Geschichte, in der im Mittelteil Rückblenden (Christenverfolgung, Rolle Japans im WW2 etc.) und politische Betrachtungen einen sehr großen Platz einnehmen. Nicht, dass diese nicht interessant wären, immerhin bekommt man die Geschichte der Trompete erklärt. Nur geht damit die Dynamik völlig flöten.
Kurz vor Ende des Buches wird wieder in die Gegenwart gewechselt, da hatte ich aber schon ein wenig das Interesse am Fortgang der "Flucht" verloren.
Fuminori Nakamura entführt in „Die Flucht“ in die düsteren Abgründe menschlicher Natur und Kriegstraumata, meisterhaft verwoben mit magischem Realismus. Ein erschütternder Roman, der die Grausamkeiten von Konflikten ungeschönt darstellt und lange nachhallt.
„Die Flucht“ – Zusammenfassung / Inhalt
In „Die Flucht“ von Fuminori Nakamura werden die Grausamkeiten von Kriegen und Brutalität schonungslos thematisiert. Im Gegensatz zu seinen früheren Werken wie „Die Maske“ und „Der Revolver“ taucht dieser Roman noch tiefer in die Abgründe der menschlichen Natur ein. Nakamura beleuchtet die Realitäten vergangener und gegenwärtiger Konflikte. Männer und Frauen erleiden Gewalt und Missbrauch, wobei Nakamura die psychologischen und physischen Auswirkungen dieser Gräueltaten bildhaft darstellt. Die Geschichte, eine Mischung aus Realismus und Magie, ist erschütternd und bewegend zugleich. Die Authentizität seiner Schilderungen lässt niemanden kalt und regt zum Nachdenken über die dunklen Seiten der Menschheit an. Nakamura konfrontiert die Leser mit einer ungeschönten Darstellung von Kriegstraumata.
„Wenn ein Mann spürt, dass sein Tod naht, versucht sein Körper offenbar sich fortzupflanzen. Je härter die Einsätze, je schlimmer die Schlachten, desto stärker wird dieses Verlangen. Es heißt, die japanischen Soldaten, die aus China hierher versetzt wurden, seien besonders brutal. “ Auszug aus „Die Flucht“ von Fuminori Nakamura
Trotz der Einordnung in den magischen Realismus bleibt Nakamuras Botschaft klar und deutlich: Die Schrecken des Krieges verwandeln selbst die zivilisiertesten Menschen in Bestien. „Die Flucht“ ist eine Lektüre, die nicht nur unterhält, sondern auch zur Reflexion anregt. In der heutigen Zeit, sehen wir, dass sich alles immer wiederholt. Oder wie Nietzsche sagte: Die ewige Wiederkehr des Gleichen. Wie lange wird es dauern, bis wir Menschen aus unserer Vergangenheit lernen?
Nakamuras Schreibstil und seine Fähigkeit, komplexe Emotionen und Konflikte darzustellen, machen dieses Werk zu einer wichtigen Auseinandersetzung mit den Themen Gewalt, Krieg und Menschlichkeit. Trotz der beklemmenden Atmosphäre und harten Geschehnisse bleibt es ein Buch, das lange nachhallt und zum Denken anregt.
Nakamura erzählt in „Die Flucht“ verschiedene Handlungsstränge, die sich um Liebesgeschichten, Krieg und Kriminalität ranken, alles mit einer subtilen magischen Note. Die Protagonisten nehmen ihre vorbestimmten Rollen an, aus denen es kein Entkommen gibt. Der Roman führt den Leser durch verschiedene Jahrhunderte und Kriege, wobei auch die Geschichte Japans und Vietnams eingewoben wird. Die Handlung erstreckt sich von Asien bis nach Deutschland, nach Köln.
Kenji Jamamime, ein links-orientierter Journalist, beschäftigt sich mit dem politischen Rechtsruck in Japan. Er gelangt in den Besitz der legendären Trompete „Fanaticism“. Dieser Trompete wird nachgesagt, dass sie Menschen begeistern und fanatisieren kann. Kenji, der vor einem Jahr seine Frau Anh verloren hat, ist nun auf der Flucht. Viele wollen die Trompete für eigennützige Ziele nutzen
„Ja, ein Mädchen, das in einer Kirche einen Traum hatte, besucht am Ende des Romans noch einmal eine Kirche, aber aus einem anderen Grund. Wie wäre es mit so einem Ende? « »Yamamine-san? « »Lass uns heiraten. « Am nächsten Tag starb Anh. “ Auszug aus Die Flucht Fuminori Nakamura
„Die Flucht“ – Fazit / Kritik
Der Vergleich mit Haruki Murakamis Werk „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ drängt sich auf, da beide Autoren ähnliche metaphorische Erzählweisen nutzen. Die Trompete in „Die Flucht“ erinnert an eine verführerische Propaganda, die Menschen in ihren Bann zieht. Trotz der düsteren Thematik des Romans steckt auch eine Botschaft der Hoffnung darin: In jedem von uns schlummert nicht nur Böses, sondern auch Gutes, und es liegt an uns, die richtige Wahl zu treffen.
„Was tat Gott in dieser Zeit? Das frage ich mich jedes Mal, wenn ich an die vietnamesische Geschichte denke. “ Auszug aus Die Flucht Fuminori Nakamura
Man weiß nicht immer so genau, wie sehr man an die Realität oder an die Fiktion gebunden ist. Diese Entscheidung bleibt den Lesern überlassen.
Insgesamt verdient „Die Flucht“ eine Leseempfehlung, da es uns dazu anregt, über die menschliche Natur und unsere Entscheidungen nachzudenken. Nakamuras Werk ist eine Bereicherung für Leser, die sich mit den tiefgründigen Themen von Gewalt, Krieg und Moral auseinandersetzen möchten.
Dieser Roman handelt von einer Trompete, der, im 2. Weltkrieg von einer Militärkapelle gespielt, übernatürliche Kräfte nachgesagt werden. Eingesetzt wurde sie in den Kampfhandlungen zwischen Japanern und Amerikanern vom Mitglied des Musikkorps und Soldaten Suzuki. Später, wir befinden uns in der heutigen Zeit mit Smartphones, globaler Vernetzung durch Internet, den sog. sozialen Medien mit Influenzern, Twitter etc. pp., ist der junge japanische Schriftsteller Kenji Yamamine in den Besitz der Trompete gelangt. Nachdem seine große Liebe Anh in Japan getötet wurde, ist er mit der Trompete nach Köln geflohen. Hier wird er von mysteriösen Gestalten verfolgt, die ihm die Trompete abjagen wollen.
Soweit die grobe Rahmenhandlung des Romans. Das, was diesen fast 600 Seiten langen Roman ausmacht, ist das innerhalb dieses Romans Erzählte. Und das ist nicht wenig ! Der Leser erhält einen umfassenden Einblick in die japanische Geschichte, insbesondere in die Christenverfolgung in Japan, bis zurück ins 16. Jahrhundert, in die historischen Verbindungen Japans zu China, Frankreich, den Philippinen, Thailand, Vietnam, den USA. Thematisiert werden auch die Judenverfolgung in Nazideutschland, die Konzentrationslager in Dachau und Auschwitz.
Auch aktuelle Gesellschaftskritik findet Eingang in diesen Roman. Die unheilvolle Macht der sog. sozialen Medien, von Fake News, der globale Rechtsruck der politischen Systeme, der Einfluss von Sekten, hier bleibt nichts unerwähnt. Schonungslos und teilweise sprachgewaltig werden die Grausamkeiten des Krieges mit Vergewaltigungen und Folter, die Atombombenabwürfe auf Nagasaki im 2. Weltkrieg, desgleichen die grausamen und brutalen Verfolgungen Andersgläubiger geschildert.
Berichtet wird aus der Perspektive des jungen Kenji und schließlich aus der Perspektive des Musikers und Soldaten Suzuki. Es sind höchst interessante Gedanken und Erkenntnisse, die Nakamura hier liefert. Was mir jedoch gefehlt hat, war die Einbindung in den Gesamtzusammenhang des Erzählten. Ist es wirklich ein Roman, den ich gerade lese, habe ich mich gefragt oder sind es eher Essays, eingebettet in die Rahmenhandlung um die Trompete oder ist es ein Sachbuch über die Geschichte Japans ? Dieses Buch hat von allem etwas und das alles erschien mir nicht harmonisch zusammengefügt.
So habe ich mich durch die Seiten gequält, angetrieben von der Neugier, ob, wie und wann das Geheimnis um die Trompete und ihre Verfolger endlich gelüftet wird. Dieses Spannungsmoment wurde leider sehr stark geschmälert durch die m. E. zähflüssig zu lesenden essayhaften Ausführungen zu den oben genannten Themen.
Klar ist, dass es sich hier nicht um einen Wohlfühlroman handelt. Nakamura vermittelt einen ungeschönten und schonungslosen Blick sowohl auf die Zeit, in der wir leben, als auch auf die Menschheitsgeschichte. Doch das tun andere Werke der Literatur auch, ohne sich im Essayistischen und in der Wiedergabe historischer Fakten zu verzetteln. Hervorzuheben ist das literarische Talent des Autors, das u. a. in der Art, wie er wortgewaltig von der Gräueln des Krieges erzählt, wie ein funkelnder Diamant immer wieder aufblitzt.
Ich habe das Buch gewählt wegen der Kurzbeschreibung und auch, weil ich den Autor Fuminori Nakamura interessant finde. "Die Flucht" ist inzwischen das dritte Buch, was ich von ihm lese, und das Buch erzählt eine Geschichte, die ich so in der Form nicht erwartet hätte. Vor allem nicht von einem japanischen Autor. Was am Anfang als etwas harmlos surreales beginnt, nämlich die Jagd nach einer mysteriösen Trompete und die dadurch folgende Flucht des Protagonisten Yamamine, weitet sich in einem Epos mit persönlichen Schicksalen basierend auf bekannten geschichtlichen Hintergründen.
Zugegeben, ich fand das Buch etwas lang. Bei ungefähr der Hälfte brauche ich eine Pause und musste kurzzeitig ein anderes Buch lesen um wieder zurückzukommen. Aber jetzt, wo ich beim Ende angekommen bin, war jede Seite wertvoll und passend geschneidert. Außerdem verstehe ich auch die unterschiedlichen Teile, die am Ende ein großes Bild ergeben, die mich persönlich bewegt haben. "Die Flucht" gehört zu den Büchern, die sich nicht scheuen die ekligen und nichtmenschlichen Seiten der Geschichte aufzuzeigen. Und bis zum Ende wird dem Leser selbst überlassen eine Meinung zu bilden und aus der Geschichte selbst Erkenntnisse rauszuziehen. Appelliert das Buch daran an die Liebe zu glauben und nie die Hoffnung zu verlieren? Oder soll man einfach ernüchtert die wiederholenden Muster der menschlichen Geschichte akzeptieren? Das Buch hat mich phasenweise herausgefordert und gerade die letzte Hälfte hat mich beeindruckt.
Insgesamt sehr lesenswert und auch lehrreich. Ich mochte auch die surrealen Elemente, die über die Kapitel verworren waren, wo man sich fragt, was davon die Wirklichkeit widerspiegelt oder nur im Kopf der jeweiligen Charaktere schwirrt. Ein sehr schön geschriebenes Buch, auch wenn es nicht so leicht verdaulich ist.
** Dieses Buch wurde mir über NetGalley als E-Book zur Verfügung gestellt **
Zu viel des Guten in diesem Roman Der japanische Journalist Kenji Yamamine kommt durch den Besitz der legendären Trompete auf seiner Recherche und Flucht durch viele Länder. Auf den fast 600 Seiten geht es aber auch um historische, detaillierte Fakten zur Christenverfolgung in Urakami, Japan, um seine Verbindungen zu umliegenden Ländern und zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. Mit der rätselhaften Geschichte um diese Trompete verknüpft ist Japans Einsatz im 2. Weltkrieg und sein verlorener Kampf gegen die USA in Vietnam. Weiterhin werden die Judenverfolgung im Nazi-Deutschland mit seinen Konzentrationslagern, die Folgen der Atombombenabwürfe der USA, Grausamkeiten wie brutalen Vergewaltigungen von Frauen in Kampfgebieten, Trostfrauen in Bordellen ausführlich thematisiert. Auch die illegalen Praktiken japanischer Vermittlungsagenturen der Gegenwart werden beschrieben: Junge Menschen wie Anh aus Vietnam und von den Philippinen werden wie Austauschstudenten zum Sprachstudium angeworben, landen jedoch oft illegal finanziell verschuldet z.B. in Hostessenclubs. Die Gesellschaftskritik des Autors wendet sich ebenso zu Japans Vergangenheit, aber auch zu negativen Tendenzen in den sozialen Medien, in der Regierungspolitik und zum bedrückenden Einfluss religiöser Sekten. In Zeitsprüngen entwickelt sich parallel die Legende um diese wiedergefundene Trompete mit dubioser Verfolgungsjagd, die Liebesgeschichte mit Anh, das Kriegschaos gegen die Übermacht USA und die innerstaatliche politische Rechtswendung. Berichtet wird zunächst aus der Perspektive des jungen Kenji, wechselt zu der Perspektive des Musikers und Soldaten Suzuki, auch zu der von Anh. Insgesamt sind besonders die historischen Informationen interessant, lassen aber im Gesamtrahmen mit offenem Ende den roten Faden vermissen.
Kein Wohlfühlbuch, kein Thriller oder Krimi, keine europäische oder amerikanische Perspektive, kein Glaube an eine gerechte Welt! Fuminori Nakamura schreibt einen Roman, in dem „der Hund bellt“ und das nicht nur einmal. Das Hundegebell ist nur eine kleine Warnung für unangenehme Wahrheiten, für die Geschichte Japans von der Christenverfolgung bis in die Neuzeit. Der japanische Enthüllungsjournalist Kenji Yamamine gelangt durch Zufall an eine legendäre Trompete, die wahrscheinlich einem japanischen Musiker namens Suzuki gehörte. Es heißt, er habe sie im Zweiten Weltkrieg gespielt und durch die Magie des Klanges habe er die Soldaten dazu befähigt, die überlegenen amerikanischen Soldaten zu besiegen. Yamamine versteckt und beschützt die Trompete, um sie den Erben des ursprünglichen Besitzers zurückzugeben. Dabei ist er ständig auf der Flucht vor Regierungsmitgliedern, Sektenführern, Geistern und dubiosen Mächten. Die Verfolger sind nicht zu identifizieren und erscheinen wie Fantasiegestalten. Nakamura schreibt komplex und vielfältig, mit Geschichten in der Geschichte. Die Fülle von Themen ist nicht leicht zu lesen. Immer wieder geht es um die Gräueltaten der japanischen Christenverfolgung, um Folterungen, Denunziation, emotionale Ausbeutung, brutalen Sexismus, aber auch um Fremdenhass, Umweltzerstörung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, um die Auswirkungen des Abwurfs der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki, um Unwissenheit, Angst und Missgunst. Der Roman ist hoch aktuell und wie die Bibliografie am Ende Buches zeigt, auch sehr gut recherchiert. Ein Roman gegen das Vergessen und Wegschauen, denn: „Was man nicht versteht, macht einem Angst.“ (S.46) Große Leseempfehlung für einen anspruchsvollen Roman.
Zum Inhalt Kenji kommt in den Besitz der legendären Teufelstrompete. Diese soll die Macht haben Menschen zu begeistern und fanatisch zu machen. Bei Recherchen verliebt er sich in Anh, die dann gewaltsam stirbt. Während er trauert wird Kenji zudem von einer Sekte verfolgt, die die Trompete für sich nutzen will. Meine Meinung: Mir fällt es schwer dieses Buch zu rezensieren, denn irgendwie habe ich immer wieder den roten Faden in dem Buch vermisst und blieb am Ende ratlos, was das Buch mir eigentlich vermitteln wollte. Für mich am Ende ein Buch, dass etwas wollte, aber nicht konnte, das trifft es für mich am besten. Der Schreibstil war ganz okay, konnte das Buch aber nicht retten. Fazit: Hat mich nicht überzeugt
Die Flucht von Fuminori Nakamura entführt den Leser in eine fesselnde Welt voller Geheimnisse und emotionaler Tiefe. Die Geschichte von Kenji und Anh ist berührend und packend zugleich. Nakamuras Schreibstil ist meisterhaft, und die Spannung steigt mit jeder Seite. Die Themen von Liebe, Verlust und den Herausforderungen der Gesellschaft werden einfühlsam behandelt und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Ein mitreissendes Meisterwerk, dass zum Nachdenken anregt und den Leser bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht.