»Ich gehe Zähne putzen, soll ich deine gleich mitnehmen?«
Das kann es doch nicht gewesen sein!, denkt Thea, als ihr 40. Hochzeitstag vor der Tür steht und ihr Gatte Ronny das gemeinsame Eheleben mental schon mal ins Altenheim verfrachtet hat. Was ist aus Leidenschaft und Abenteuer geworden? Jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind und endlich mal Zeit für die eigenen Träume ist? Es wird Zeit, die Reißleine zu ziehen. Also verkünden die beiden auf der Party zu ihrem Hochzeitstag vor versammelter Mannschaft, dass sie ab jetzt getrennte Wege gehen. Die frisch gebackenen Singles sind bestens vorbereitet. Doch dann kommt alles anders als gedacht …
Der 40. Hochzeitstag naht. Thea und Ronny haben sich schon während der Schulzeit kennen- und liebesgelernt. Sie haben drei erwachsene Töchter und sind eigentlich recht zufrieden. Aber wenn sie es so bedenken, ist ihr Leben doch recht eingefahren. Sie beide werden an ihrem Hochzeitstag sechzig Jahre alt und an diesem Festtag soll es eine große Feier geben. Dazu wollen sie ihre besten Freunde persönlich einladen. Die Besuche bei ihren Freunden bestärken sie in dem Entschluss, den sie bereits gefasst haben. Sie hatten eine gute Ehe, doch sie haben festgestellt, dass sich ihre Träume unterscheiden. Deshalb werden sie auf ihrer Party verkünden, dass sie künftig getrennte Wege gehen.
Wenn man seine Familie und sein Umfeld mal so richtig.überraschen möchte, muss man sich nur so etwas ausdenken, Man stelle sich nur mal vor, wie es wäre, wenn die eigenen Eltern mit einer solchen Idee um die Ecke. Oder man würde es selbst mal ausprobieren. Ronny und Thea haben es sich so klug überlegt und sind zu dem Ergebnis gekommen, wann, wenn nicht jetzt. Sie freuen sich auf die Verkündung. Dann wird die Frage lauten, willst du dich trennen, und die Antwort, ja, ich will. Und alle werden es verstehen und der Applaus wird aufbranden.
Und das müssen sie jetzt selber lesen, äußerte die Autorin während der Lesung immer mal wieder, wenn sie sich von dem Buch gelöst hat und einige Anekdoten über das Bücher schreiben und ihr Leben erzählt. So unterhaltsam war das, ebenso wie der Teil des Romans, den man sich selbst erschließen darf. Theas und Ronnys Leben ist wirklich etwas in einen durchorganisierten eintönigen Alltag verfallen. Das hat man ja selbst auch mal, dass man denkt, man weiß schon, was man Donnerstag in zehn Monaten macht. Es ist schon klasse, wenn man den Alltag nochmal richtig auf den Kopf stellt. Interessant ist auch, die Reaktion der anderen. Wie aus dem echten Leben. Und wie schön, dass das Leben auch mit sechzig Jahren nicht vorbei sein muss. Man kann einen Neuanfang wagen und das mit Humor und Empathie.
Herzerwärmend - nein, es ist nie zu spät das zu tun, was man wirklich möchte. Auch wenn das Umfeld davon nicht begeistert ist. Nette Geschichte, unerwartete Wendungen, irgendwie "goldig".
Den humorvollen Roman “Glück für Wiedereinsteiger” hat Carla Berling gemeinsam mit dem Heyne Verlag am 15. Mai 2024 herausgebracht. Das zum Genre passende Cover erinnert mich an Sterntaler und macht mich neugierig auf die Geschichte. Carla Berling kenne ich als Krimiautorin. Ich habe bereits einiger ihrer Werke gelesen und fand sie ohne Ausnahme einfach großartig. Umso gespannter war ich auf ihre aktuelle Erzählung “Glück für Wiedereinsteiger”. Der 40.te Hochzeitstag steht vor der Tür. Die Kinder sind aus dem Haus. Thea und Ronny fragen sich, ob es das jetzt gewesen ist und wo ihre Träume geblieben sind. Kurz-entschlossen geben die beiden auf der Feier ihre Trennung bekannt. Als glückliche Neu-Singles machen sie sich auf die Suche nach ihren Sehnsüchten. Ronny verschlägt es nach Paris und Thea plant eine Reise nach Neuseeland. Doch alles kommt anders, als sie denken. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich viele spannende Lesestunden mit Thea und Ronny verbracht. Einmal mit dem Lesen gestartet, fällt es mir schwer, dieses Buch wieder aus der Hand zu legen, immer möchte ich wissen, wie es denn nun weitergeht. Carla Berling hat ihre Protagonisten mit viel Liebe zum Detail und entsprechend ihrer Rollen unterschiedlich fein gezeichnet. So werden sie beim Lesen lebendig. Sie sind etwas überzeichnet, doch genau das ist es, was den Charme dieser Erzählung ausmacht. Sie lässt mich regelmäßig schmunzeln und manchmal ahne ich, was den Figuren so als nächstes passiert. Manchmal liege ich richtig und manchmal eben auch nicht. “Glück für Wiedereinsteiger” ist einfach ein großer Lesespaß für alle die, die sich um die sechzig mit der Frage beschäftigen: Ist es das jetzt gewesen oder kommt da noch was? Mit einem geschickten Mix aus Romantik, Familie und Humor hat Carla Berling eine Erzählung geschrieben, mit der ich viele unterhaltsame Lesestunden verbracht habe. Gerne spreche ich eine Leseempfehlung aus, für alle, die das Leben lieben wie es ist. Von mir bekommt die Autorin verdiente 4 Lesesterne.
Thea und Ronny kennen sich seit Kindheit an, jetzt sind sie schon seit 40 Jahren verheiratet und feiern beide ihren 60. Geburtstag. Die Kinder sind aus dem Haus, und der Alltagstrott hält die beiden gefangen. Der anstehende Geburtstag lässt sie aber innehalten – und sie stellen fest, dass sie ganz unterschiedliche Vorstellungen für ihr letztes Lebensdrittel haben. Sie machen Pläne – und auf der Feier des Hochzeitstages geben sie vor Familie und Freunden bekannt: Sie werden sich trennen, und jeder wird seinen eigenen Traum verfolgen. Doch was tun, wenn das Leben dazwischenfunkt?
Ich mag es, wenn durchaus ernstere Themen unterhaltsam und humorvoll dargestellt werden – und genau das ist der Autorin in diesem Roman wieder gelungen – Frauen in der zweiten Lebenshälfte werden sich sicher in diversen Gedanken Theas wiederfinden und bekommen hier ein mögliche Option, was das Leben noch alles bieten kann.
Die Charaktere sind natürlich sehr überzogen dargestellt – aber anders habe ich das nicht erwartet. Thea, die sich immer aufopferungsvoll um die Familie gekümmert und sich selbst dabei aus den Augen verloren hat – sie mochte ich wirklich gerne, insbesondere, weil sie ab einem gewissen Punkt lernt, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören und sich dann auch in unbekannte Gefilde traut. Vor allem Theas Kinder erfüllen alle Klischees, die man sich vorstellen kann – und hier musste ich wirklich oft schmunzeln, weil die Autorin da wirklich den wunden Punkt trifft. Aber auch die Freunde von Thea und Ronny bedienen mit ihren Lebenswelten diverse Klischees – und manchmal ist es zum Augenrollen, meist aber zum drüber lachen.
Die Geschichte ist locker und leicht erzählt, sehr erfrischend und voller Humor. Mancher Spruch ist vielleicht ein bisschen „platt“ geraten und erinnert eher an „Schenkelklopfer“, dennoch fühlte ich mich gut unterhalten. Es gibt viele Überraschungen und Wendungen, denn Ronnys und Theas Pläne werden häufiger durchkreuzt, aber es ist schön zu lesen, wie die beiden genau das dann auch annehmen und mit Neugier die neu gewonnene Freiheit genießen können. Mir hat gefallen, wie gerade Thea ungeahnte Energien freisetzt und mit Mut und Beharrlichkeit bei sich und ihren Wünschen bleibt.
Das Ende ist dann nicht mehr überraschend, war mir auch ein wenig zu kitschig – insgesamt hätte ich mir ein paar mehr der ernsten Momente gewünscht, trotzdem empfehle ich das Buch gerne weiter, wenn man eine leichte und lockere Geschichte sucht, bei der ältere Protagonisten im Mittelpunkt stehen.
Mein Fazit Eine locker-leichte Geschichte mit zwei sympathischen 60-jährigen, die ihre verbliebene Lebenszeit nun nach eigenen Träumen und Vorstellungen leben wollen – aber natürlich kommt ihnen das Leben dazwischen, und die gemachten Pläne werden über Bord geworfen. Ich mochte das Buch und hatte mit ihm eine schöne Lesezeit.