Sommer 86, ein junger Mann fährt nach Hamburg, um dabei zu sein. Er ist 19 und will Musik machen, die Jugend feiern, Künstler sein. Es zieht ihn nach Sankt Pauli, auf den Fixstern der Verrückten. Er will hinein in den Abgrund, „wo Feuchtigkeit und dunkle Wärme merkwürdige Organismen zum Tanzen bringen“. Er trifft die Zitronen, die Ärzte, die Hosen, die Neubauten – und sucht seinen eigenen Platz in dieser Welt. Als Erstes braucht er einen neuen Rocko Schamoni.„Pudels Kern“ reißt uns zurück in die Jahre des Punk, in die Kellernächte, den kaputten Tourbus und bis zum großen Plattenvertrag. Zu den Hoffnungen und Abstürzen. Er ist das glühende Porträt des Künstlers als junger „Nichts hat mehr Bedeutung, alles fließt, wir sind Quallen der Liebe.“
Rocko Schamoni, real name is Tobias Albrecht, is a German entertainer, author, musician, club proprietor and member of the comedy ensemble Studio Braun.
For everyone who grew up with German indie and punk in the late 90's / early 2000's (like me), this is PURE GOLD. Rocko Schamoni, legendary underground Jack-of-all-trades, gives us part 2 of his autobiographical project, so let's recap: In part 1, Dorfpunks, we witnessed his teenage years in Northern Germany, where he was a pottery apprentice dreaming of moving to the big city - which, you guessed it, he does in "Pudels Kern". The book covers the time period from his move to Hamburg until the start of the legendary Golden Pudel Club that became an important hot spot for indie and underground art.
What renders Schamoni's account so captivating is that he threw himself into the scene with abandon, and he met and collaborated with legends like Einstürzende Neubauten, Die Toten Hosen, Die Ärzte, and Die Goldenen Zitronen. At the same time, we see him in a state of perpetual crisis while trying to belong, drinking too much and taking too many drugs, deliberately draining himself of energy, fighting anxiety and depression. The text juxtaposes fascinating anecdotes with inner turmoil, and the result is a roller coaster of emotions particularly appealing to those who are into the kind of art that scene has produced.
"Pudels Kern" also throws hints at other Schamoni books, like Der Jaeger und sein Meister, and adds new artistic influences like Helge Schneider. The bit with Peter Maffay as his chauffeur is hilarious, and the hiking tour with no other than Bela B. Felsenheimer is just what you expect. At the very end, an insecure dude called Heinz Strunk enters the picture - and that's pretty much where this part of the journey ends.
Not gonna lie: I was a little mad at Rocko. I need to hear the next part of the story, the one around iconic comedy troupe "Studio Braun" feat. Strunk & Palminger, the story of "Fraktus" (the inventors of techno who never existed), the story of Schamoni becoming a writer and actor. This is just so much fun - and filled with the spirit of German beat lit, like Hubert Fichte.
"Pudels Kern" von Rocko Schamoni ist eher eine Ansammlung von Anekdoten als eine in sich schlüssige Erzählung. Das Titelbild ist sehr passend: viel Show und Oberfläche, wenig Substanz. Ich hatte eine Art Porträt des Künstlers als junger Mann erhofft. Es fing auch nicht schlecht an. Nachdem Schamoni in der Underground-Hardcore-Szene in Hamburg angekommen ist, fehlt aber jede Dringlichkeit. Es gibt viel Namedropping und wenig Einblick in seine eigene Kunst. Man hat den Eindruck, dass die Kunst für ihn nur die ziellose Flucht aus einem bürgerlichen Beruf ist. Immerhin wird diese Ziellosigkeit thematisiert. Der Kontrast ist durch Bands wie Goldene Zitronen oder Einstürzende Neubauten dennoch frappierend. Bei diesen Bands ist der künstlerische Druck spürbar. Schamoni wäre gern so. Irgendetwas fehlt ihm aber. Das wäre durchaus ein spannendes Thema. Der Autor lässt es aber weitgehend liegen. Die psychischen und die drogenbedingten Probleme sind wenig überzeugend dargestellt. Wenn er zum Ende hin von seiner Spiritualität und von Erweckung schwadroniert wird es gar unangenehm esoterisch.
Die Schilderung vom Tourleben ist erwartbar und langweilig. Wer sich ernsthaft für Punkrock interessiert, sollte lieber zu "Get in the Van" von Henry Rollins über seine Zeit auf Tour mit Black Flag greifen. Schamonis Variante ist im Vergleich dazu die Schrebergarten-Variante von Punkrock. Das Buch ist ein Produkt für Menschen, die mit dem Punk der 80er Jahre aufgewachsen sind. Es versucht mit Nostalgie zu punkten. In diesem Bereich gibt es auch vereinzelt gelungene Anekdoten. Natürlich kann ich mich dem Kapitel über Prince nicht ganz entziehen. Schließlich war ich bei dem Konzert 1988, das hier eine Rolle spielt, im Publikum. Doch die Beschreibung von Schamoni kann die Magie nicht einfangen.
Leider gibt es auch viele Plattheiten. Es gibt eine Szene, in der der Sänger von Family 5 einem Roadie auf den Kopf kotzt. Das ist Humor für geistige Spießbürger. Die können sich auf die Schenkel klopfen und denken "So sind sie, die Punks!". Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, muss man dann auch noch die Zuschreibung als "rasender Rächer" für den Roadie lesen. Für mich ist das ganz schlechte Comedy.
Überhaupt ist die Sprache überraschend hölzern. Immer wieder gibt es Formulierungen, denen man den Willen nach Originalität anmerkt. Das schlägt nur leider meist fehlt, da es nicht organisch ist. Im Abschnitt zu dem Jahr 1989 geht es darum, ob Rocko Schamoni die Position der aufgelösten Ärzte übernehmen kann. Er hat Zweifel. Möchte er das Promi-Leben mit "Homestory in der Gala"? Die Gala gab es aber noch nicht. Im selben Abschnitt wird der Film "Johnny Flash" mit Helge Schneider als "bald herauskommend" beschrieben. Der Film ist aber schon ein Jahr vorher herausgekommen. Es fällt mir schwer ein Buch ernstzunehmen, dass so schlampig mit Fakten umgeht.
In einer Szene erzählt Schamoni Blixa Bargeld von seinen "künstlerischen Plänen und Visionen". Das wird zumindest behauptet. Doch über diese Visionen erfährt man nichts, weder im Rahmen dieses behaupteten Gespräches noch außerhalb davon. Das überträgt sich leider auch auf die künstlerische Kraft des Romans. Die ist nicht vorhanden. Das Kapitel zu den Einstürzenden Neubauten heißt "Fünf auf der nach oben offenen Richterskala" nach dem gleichnamigen tollen Album von 1987. Bei diesem Buch gibt es keine messbaren Ausschläge auf der Richterskala der Literatur.
Mir fällt da ein Jeff VanderMeer Zitat ein: "Heute könnte der interessanteste und wichtigste Tag deines Leben sein, es würde nicht reichen für eine gute Geschichte".
Und so ist es auch mit dem Leben von Schamoni: Drogen, Musik, Exzesse, aber es reicht nicht für eine gute Geschichte.
Das neue Buch von Rocko Schamoni ist richtig schön unterhaltsam und kurzweilig. Er beschreibt anschaulich seine Jugend, in der er -von vielen Selbstzweifeln und Depressionen zerfressen- seinen sehr verschlungenen Weg ins Erwachsenwerden beschreibt.
Schamonis Schreibstil ist einfach klasse, er packt mit seinen Worten, lässt Szenen vor dem inneren Auge entstehen und hat mich wirklich mit jeder Zeile gut im Bann. Dass einige Fäden offen und lose blieben, fand ich schade, aber letztlich ist das ja im Leben auch so, dass Dinge immer im Fluss sind.
Mit diesem Buch konnte ich etwas in den Zeitgeist und die jungen Jahre meines Papas und Onkels im punkigen Hamburg der späten 80er Jahre eintauchen. Ich habe es geliebt.
(Selbst) für eine Autobiographie war mir das zu oberflächlich. Kurzweilige Geschichten/ Anekdoten, alles im Kreise von Alkohol, Drogen und Exzessen ziemlich erwartbar. Viel Namedropping - möglicherweise interessant für alle, die damals dabei waren. Ansonsten wirkt es auf mich eher lieblos hingeschrieben.
Literary treat to myself to celebrate the summer holidays: Rocko Schamoni's latest autobiographical book "Pudel's Kern" (2024), a deep dive into the German indie/ punk scene in the late 1980s and 1990s. Not like I was in any way part of this (or anything remotely 'cool') but I enjoyed it big time (like all of Schamoni's books).
This autobiographical account is the sequel to "Dorfpunks" which came out 20 years ago (wtf?!) and opened me to a whole new comedic universe back then - I didn't even know before that there's actual good humour in Germany. I am actually still every now and then discovering new rabbit holes within this universe such as my fairly recent discovery of Heino Jaeger (Schamoni's comedic idol I guess).
Looking forward to the next book on the Studio Braun era (OMG never laughed harder in my life) in about twenty years or so. I will be waiting patiently ❤️
Abgefahren märchenhafte Rückschau auf des Autors Punk Zeiten in den doch noch wilden 80/90. Schön, an diese rauhen Tage der handgemachten Musik und der vermeintlichen Götter der Plattenfirmen erinnert zu werden, da waren wir auch, mal genervt, mal begeistert, aber immer dabei. Highlight: die AAA flexi-Disk, die Krönung der Verhohnepipelung der Musikindustrie 😂
Letzte Reste aus der Mein-Leben-als-Jugendlicher-Biotonne gekratzt, mehr dürfte da beim besten Willen nicht rauszuholen sein. Wirklich schade, "Dorfpunks" fand ich super, aber danach nahmen die Bücher sukzessive immer weiter ab, was Originalität, Qualität und Authentizität angeht.
Hier hat Opa nun also seine Tagebücher geplündert, und so liest sich das auch. Da werden relativ willkürlich irgendwelche Notizen mit Blablavollkrass-Helium zu behaupteter Relevanz aufgepumpt, man nehme da etwa das besuchte Prince-Konzert. Stilistisch kann man sagen, es ist erkennbar, war der Autor versuchen wollte, aber beim Versuch bleibt es leider auch. Ein Beispiel: "...die Kunstwelt, die Szene-Vögel und -Vögelinnen, darf ich auf keinen Fall verprellen, sie sind mein Basement." Erstmal: Vögelinnen?? Okaaay... Und diese nichtsexistente Sprachverirrung ist dein Keller? Und, äh, soll das ein Kompliment sein? Vielleicht nochmal drüber nachdenken. Unfreiwilliger Humor bzw. offenbarte Wissenslücke auch hier: "Nach dem Nähen bekomme ich einen dicken Verband um den Kopf, einige Spritzen gegen Wundstarrkrampf und Tetanus" und so weiter; lieber Rocko: Tetanus ist Wundstarrkrampf. Das sind, ja, zwei ganz, ganz große Wörter für dieselbe Krankheit. Lustig, oder? (Und wo war hier dein Lektorat, gerade beim Kaffeetrinken? Armutszeugnis, Hanser.) Wirklich kackdreist wird es allerdings, wenn man zu dem Kapitel "Psychedelisches Portugal" kommt und feststellen darf, dass der Text eins zu eins (bis auf die Abwandlung des Freudesnamens von Honky zu Fliegevogel) bereits im Dezember 2022 im deutschen Rolling Stone erschienen ist. Da kann sich selbst Heinz Strunk in Sachen Selbstverhackstückung bzw. kreativer Ökonomie noch ein Scheibchen abschneiden... Nee, Alter, das war nichts.
Meinen Dank an Netgalley und den Verlag für das Leseexemplar.
„Dorfpunk“ Rocko Schamoni liefert in gewohnt anekdotischem Stil Teil zwei seiner Autobiografie ab. Wir erfahren, wie er in der Hamburger Musikszene Fuß fasst, sich als Rockstar versucht und den Golden Pudel Club mitbegründet – den Fixstern des Hamburger Nachtlebens... hier der Rest des Reviews: https://www.goethe.de/prj/ger/de/ihr/...