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Die Rassistin

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Nora Rischer sitzt im Behandlungsstuhl einer Kinderwunschpraxis, als eine E­-Mail sie erreicht: Rassistischer Vorfall an unserer Universität. Sie ist neugierig, vorauseilend empört – und sie stutzt: Ist da etwa ihr eigenes Seminar in der Germanistik gemeint? Rischer ist erschüttert. In ihrem Kopf werden kritische Stimmen laut, eine innere Anklage beginnt: Hat sie sich als Dozentin tatsächlich rassistisch verhalten? Soll sie sich entschuldigen? Und weshalb? Aus ehrlichem Schuldbewusstsein oder um sich zu retten? Wird sie gecancelt, obwohl sie kein alter weißer Mann ist, sondern eine queere Frau, die sich bislang für linksliberal gehalten hat?

Die Rassistin ist eine schwarze Komödie, die den Rückzug auf
allzu bequeme Gewissheiten verweigert. Komisch und präzise nimmt die Autorin all die menschlichen Reflexe, Widersprüche und rhetorischen Geschütze unter die Lupe, die einen konstruktiven gesellschaftlichen Austausch über Diskriminierung so kompliziert machen.

224 pages, Hardcover

Published January 25, 2024

6 people are currently reading
263 people want to read

About the author

Jana Scheerer

18 books6 followers
Jana Scheerer, geboren 1978, lebt und arbeitet in Berlin. Sie schreibt Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke. Ihr Kinderbuchdebüt ›Als meine Unterhose vom Himmel fiel‹ erschien 2017 bei WooW Books. Wenn Jana Scheerer sich nicht gerade Geschichten ausdenkt, liest sie gerne Krimis, in denen die Ermittler ihre Hüte tief ins Gesicht ziehen und immer einen lässigen Spruch auf den Lippen haben.
Sie war Stipendiatin der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin und wurde 2004 für ihr erstes Buch Mein Vater, sein Schwein und ich mit dem Literaturpreis Prenzlauer Berg ausgezeichnet. Mein innerer Elvis wurde für den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg nominiert und mit dem LUCHS ausgezeichnet. Das Meer in meinem Zimmer ist ihr drittes Buch bei Schöffling & Co.

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Community Reviews

5 stars
30 (15%)
4 stars
63 (32%)
3 stars
72 (36%)
2 stars
23 (11%)
1 star
7 (3%)
Displaying 1 - 25 of 25 reviews
Profile Image for Great-O-Khan.
469 reviews126 followers
July 9, 2024
Die Handlung von "Die Rassistin" von Jana Scheerer ist in wenigen Sätzen erklärt: Die Universitätsprofessorin Nora Rischer ist Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Sie hat in einem Seminar, chinesischen Studierenden, die kaum zu verstehen sind, mitgeteilt, dass das Beherrschen der deutschen Sprache Voraussetzung für den Studiengang "Performanz, Diversität, (De-)konstruktion" ist. "Vielleicht belegen Sie einfach noch mal einen Deutschkurs." Nun ergießt sich eine Welle des Protests über Nora Rischer.

Umrahmt wird die Kerngeschichte von der Urheberschaft und Entstehungsgeschichte des Romans. Anton Ansbach ist der eigentliche Autor des Romans "Die Rassistin". Das Buch wird aber unter dem Namen der befreundeten Jana Scheerer veröffentlicht, da sich Romane von Frauen besser verkaufen. Sowohl Ansbach als auch seine Protagonistin sind queer. Diskriminierung wird in verschiedenen Varianten durchgespielt.

Die Geschichte spielt in einer hochsensiblen geisteswissenschaftlichen Blase in Berlin. Es ist eine Welt, in der man nicht Arzthelferin sondern medizinische Fachangestellte sagt. Und die betroffenen Studenten sind keine Chinesen sondern Studierende aus der Volksrepublik China.

Das Buch lässt unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen. Es gibt einige witzige Pointen, aber leider auch einige Abschnitte, die eher an langweilig vorhersehbare Dieter-Nuhr-Auftritte erinnern. Ich habe bei der Bewertung lange zwischen zwei und drei Sternen geschwankt. Da dem Roman nach dem gelungenen ersten Drittel die Luft ausgegangen ist bzw. die Idee ausreichend durchgespielt worden ist, sind es zwei Sterne geworden.
Profile Image for Ina Lux.
20 reviews2 followers
February 2, 2024
„Die Rassistin“ von Jana Scheerer ist beeindruckenderweise gleichzeitig zwei Dinge:
1. Eine differenzierte und nuancierte Auseinandersetzung mit alltäglichen Gewalterfahrungen im Zuge der omnipräsenten Diskriminierung in unserer Gesellschaft.
2. Eine extrem unterhaltsame und einfallsreiche Erzählung voller Wortwitz.

Allein die Konstruktion des Romans ist bemerkenswert. Die Gedanken der Protagonistin, der titelgebenden „Rassistin“ und Germanistik-Dozentin Nora Rischer, werden in Dialogform umgesetzt. Hier sieht sich die 44-Jährige einem diffusen, namenlosen Kollektiv aus Stimmen gegenüber, das ihre Handlungen und Eindrücke pausenlos hinterfragt. Dabei werden verschiedene Meinungen und Ideologien laut, die Nora teilweise verurteilen, teils in Schutz nehmen, im Endeffekt aber vor allem eins: ihr nichts durchgehen lassen. Dabei ist ihr verbalisiertes Gewissenskomitee keinesfalls grausam; in jedem Fall aber unablässig darum bemüht, dass sich Nora mit sich selbst und ihrem Verhalten auseinandersetzt.
Eingepflegt in diese Erzählebene sind regelmäßige Stellungnahmen von Menschen aus Noras Leben, die etwas zum momentanen Stand der Erzählung beizutragen haben. Darunter befinden sich ihre Partnerin, Angehörige, Personen aus Noras Schulzeit, ihrem Kollegium, und Studierende aus ihrer Vorlesung. Ihre Sichtweisen und punktuellen Erlebnisse tragen maßgeblich zur Ausgestaltung von Noras Figur bei und beleuchten Aspekte, die Nora selbst gar nicht erörtern kann – schlicht, weil ihr die Perspektive auf ihr eigenes Auftreten und Wirken auf andere Menschen fehlt.

Was die Autorin nun gemacht hat, hat mich zunächst verwirrt, sich aber schnell als Geniestreich und äußerst wirksame Erzähltechnik erwiesen: Die Einführung einer Rahmenerzählung.
So schildert nicht etwa Jana Scheerer die Geschichte von Nora Rischer, sondern Anton Ansbach. Dieser wird gleich zu Beginn als eigentlicher Autor von Scheerer offenbart, bleibt selbst aber im Hintergrund. Vielmehr kommen in dieser Erzählebene Ansbachs Freunde und Bekannte zu Wort. Als scheinbare Leser, die teilweise gleichzeitig auch noch als Inspiration für die Geschichte von Nora Rischer dienten, kommentieren sie Ansbachs vollendeten Roman. Die dabei aufkommende Kritik ist vielfältig, je nach Charakter nuanciert oder undifferenziert und bildet dabei überzeugend das Gros der öffentlichen Meinungen ab.
Die Frage „Wie würden die Leute reagieren, wenn ein solcher Roman von einem Mann geschrieben würde?“ steht dadurch die ganze Zeit im Raum. Einerseits wird männlich gelesenen Personen in unserer patriarchalen Gesellschaft per se mehr Kompetenz zugeschrieben, mehr zugehört und geglaubt. Andererseits wird auch Ansbach (zu Recht) dafür kritisiert, über weibliche Sexualität und Misogynie zu schreiben, und es werden (zu Unrecht) auch die Plausibilität und Relevanz „seiner“ Geschichte in Frage gestellt. Im Endeffekt scheint es also egal zu sein, wer Diskriminierung denunziert; in jedem Fall findet eine gewisse Diskursverschiebung und Absprache der Deutungshoheit statt.
Des Weiteren zeigt Scheerer auch hier ihr literarisches Geschick sowie ihr politologisches Bewusstsein; sie übergibt ausdrücklich jegliche Verantwortung für die Inhalte des Romans an Ansbach – in dem Wissen, dass ihr Name dennoch mit dem Werk assoziiert ist (also Treffer im Suchmaschinen-Algorithmus liefert /ij).

Während die Geschichte rund um Nora Rischer explizit als fiktiv deklariert ist, fungiert der vermeintliche wirkliche Autor Anton Ansbach als Überführung der Thematik in die Realität – und damit in die heutige Gesellschaft.
Die Autorin benennt Sprache als mächtiges Werkzeug in der komplexen Thematik „Diskriminierung“. Sie gibt Nora zwar viel Wirkungsraum in ihrer Geschichte, verliert dabei aber nie aus dem Blick, dass es bei der Aufarbeitung von Diskriminierungserfahrungen nicht um die Täter*innen geht. Gleichzeitig gesteht sie Nora zu, in vielerlei Hinsicht selbst Opfer von Diskriminierung zu sein.

In diesem Punkt muss ich allen bisher erschienenen Rezensionen allerdings klar widersprechen: Meiner Meinung nach lässt die Autorin das Argument, dass das ganze Thema so komplex sei, dass es keine Lösung dafür gäbe oder gar die „woken Linken“ das Problem überhaupt erst erschaffen würden (habt ihr das Buch überhaupt gelesen?), absolut nicht zu. Jeder Satz in diesem Roman ist sorgfältig aufgebaut, die Wortwahl und der Ton der verschiedenen Charaktere geben unzählige Hinweise darauf, wie Scheerer wirklich denkt, und was die im Buch behandelte, eigentliche Problematik ist: das Fehlen von anti-diskriminierendem Verhalten in unserer Gesellschaft. (Für die Leute in der letzten Reihe: Sich nicht diskriminierend verhalten reicht nicht. Wir sind alle diskriminierend sozialisiert worden.)
Beiläufig werden die Fundamente von alltäglichen Diskriminierungsformen erwähnt und verurteilt, und auch das Gewissenskomitee von Nora Rischer ist unterm Strich alles andere als die politische „Mitte“. Scheerer verwendet durchgehend sensible Sprache, weist auf Kontext und Privilegien hin, kritisiert gern genutzte Plattitüden, die ermüdende Scheinheiligkeit der deutschen Gesellschaft und institutionelle Diskriminierung.
Allerdings tut sie dies unaufdringlich und oft mit Sarkasmus, wodurch sie auch weniger aufgeschlossene Leser bei Laune hält.

Fazit: Die meisterhafte Stärke von Jana Scheerers Roman ist gleichzeitig sein größtes Problem: Er ist so facettenreich und tiefgründig geschrieben, dass man in dem amüsanten und vielstimmigen Lesegenuss schon genau aufpassen muss, wie die Dinge gesagt werden. Ansonsten liest man eben genau das, was man lesen will. Oder, um die „Lektorin Hannah B.“ zu zitieren:

Ich befürchte, dass der Roman sogar Beifall von der falschen Seite erhalten wird.
Profile Image for Miss Bookiverse.
2,235 reviews87 followers
December 3, 2023
[4.5 Sterne]

Was für ein Buch! Wild und brisant, komplex und kompliziert und vor allem: witzig! Auf bitterböse und clevere Art wird ein Rassismusvorfall (-vorwurf? Da geht die Diskussion schon los…) an der Uni aufgerollt und von zahlreichen Seiten beleuchtet (inklusive des Proktokologen des fiktiven Autors). Es ist nahezu genial, was für ein Riesentheater Jana Scheerer hier aufzieht. Es gibt keine eine Lösung, keine richtige Seite, für die es sich zu entscheiden gilt (auch das steht sicher zur Debatte), der Roman zeigt vielmehr, was für ein riesiger und manchmal auch absurder Schlamassel so eine Situation ist und wieso er nicht ohne Kontext betrachtet werden kann.

Anders als Identitti, aber trotzdem für Fans.
Profile Image for Anika.
967 reviews320 followers
March 18, 2024
Wow, Treffer, versenkt: Genau mein Humor. Die Geschichte um eine Professorin, die sich einem Rassismusvorwurf ausgesetzt fühlt, glänzt als feine Gegenwartssatire. Mit extra Boni für Linguist*innen!

Mehr zum Buch in unserer ausführlichen Besprechung @ Papierstau Podcast: Folge 291: Der geklaute Zwerg
Profile Image for Shanoe.
1,942 reviews17 followers
Read
May 17, 2024
Puh, ich tu mir hier total schwer mit der Bewertung. Inhaltlich hat es mir enorm gut gefallen, aber Spaß zu lesen hat es mir keinen gemacht - und das find ich extrem schade, weil ich es so gern gemocht hätte. Was es mir ein bisschen "versaut" hat, war leider das namenlose "Kollektiv". Mit dieser Dialogform konnte ich nichts anfangen und sie hat mich immer wieder raus gerissen - alles andere mochte ich - die Idee, dass das Buch eigentlich von einem Mann geschrieben wurde, die anderen Kommentare, die noch mal andere Blickwinkel öffnen, das Themenspektrum, das da abgedeckt wird und sich bei weitem nicht auf Rassismus sondern auf Diskriminierung im Allgemeinen und das Leben in patriachalen Strukturen bezieht. Deswegen entscheide ich mich schweren Herzens für nur zwei Sterne - aber ich freu mich für alle, die Spaß beim Lesen hatten und möchte das auch niemandem verleiden :)

#Popsugar Reading Challenge: A book that came out in a year that ends with "24"
Profile Image for Michael Reiter.
204 reviews20 followers
June 28, 2024
Naja. Eigentlich 2 Sterne. Den 3. Stern gibt es dafür, dass ich "semantische Sättigung" gelernt hab.
Profile Image for dasistk.
5 reviews
May 20, 2024
Puh. Die Zusammenfassung auf der Rückseite klang einladend um das Buch zu lesen. Zumal es auf einen rassistischen Vorfall an der Uni Berlin basiert.

Letztendlich ist es ein Buch mit der richtigen Message: sich selbst im Alltag hinterfragen wie oft bei jeder Person Mikrorassismus vorkommt ohne, dass wir es merken.

Dennoch finde ich das Buch unglaublich merkwürdig geschrieben. Die Hauptperson führt eigentlich ein Gespräch mit sich selbst und vielen verschiedenen Personen in ihrem Kopf. Zwischendrin kommen dann Kommentare vom Proktologen, Nachbarstochter, Ehemann, Lektorin etc des Autors. Ja genau. Es ist ein AUTOR. Entgegen der Annahme, dass es eine Autorin geschrieben hat war es nämlich ein Mann (alles in der Einführung erklärt), was aber das lesen merkwürdiger macht, da es ja aus Frauensicht geschrieben ist.

Also… puh!
Profile Image for Estrelas.
932 reviews
May 7, 2024
„Der AStA würde das nur für rassistisch halten, weil es eben zufällig Studierende aus China waren.“

Einer Unidozentin wird Rassismus vorgeworfen und der Vorfall aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Aufgrund von Thema und Form kann ich mir eine Buchpreisnominierung gut vorstellen.
Profile Image for Labyrinth.
333 reviews8 followers
April 18, 2024
Nora Rischer hat eigentlich nichts rassistisches gesagt. Vielleicht könnte ihre Bemerkung falsch aufgenommen werden. Aber rassistisch war das nicht! Ganz sicher nicht. Vielleicht muss sie sich alles noch durch den Kopf gehen lassen, weil alles immer irgendwie doch kompliziert ist.

Das Buch verarbeitet, von diesem Vorfall an einer Uni ausgehend, alle möglichen Vorkommnisse im Leben der Hauptfigur mit einem sehr kreativen Schreibstil und regt zum Nachdenken an.
Profile Image for Seitenmusik.
382 reviews19 followers
March 11, 2024
"Der verdammte Vorwurf! Für ein paar Minuten hat das Existentielle der Insemination das Existentielle des Vorwurfs überdeckt, und jetzt - Rischer stutzt, was ist eigentlich existentieller? Schwanger werden oder gecancelt werden?" - S. 40

Nora Rischer, Dozentin in der Germanistik und inmitten der Behandlung in einer Kinderwunschpraxis, gerät durch eine rätselhafte E-Mail in einen Strudel von Selbstzweifeln und moralischen Abwägungen. Jana Scheerer entfacht in "Die Rassistin" eine schwarze Komödie, die nicht nur den Campus-Diskurs, sondern auch Nora's persönliche Identität auf den Prüfstand stellt.

Jana Scheerer, geboren 1978 in Bochum und lebend in Berlin, hat mit "Die Rassistin" einen Roman geschaffen, der sich dem Thema Diskriminierung und dem allgegenwärtigen Wunsch nach moralischer Reinheit auf ironische und tiefgründige Weise nähert. Mit einem Hintergrund in Germanistik, Amerikanistik und Medienwissenschaft sowie ihrer Erfahrung als akademische Mitarbeiterin an der Universität Potsdam, bringt sie eine einzigartige Perspektive in ihre literarische Arbeit ein.

Die Handlung des Romans nimmt Fahrt auf, als Nora Rischer, mitten in ihrer eigenen Lebenskrise, mit rassistischen Vorwürfen gegenüber ihrem Seminar konfrontiert wird. Die Erzählung wirft nicht nur Fragen nach persönlicher Verantwortung auf, sondern unterzieht auch den gesellschaftlichen Diskurs einer kritischen Analyse. In einer schwarzen Komödie aus menschlichen Reflexen und Widersprüchen entfaltet Scheerer eine Geschichte, die sich weigert, sich auf allzu bequeme Gewissheiten zurückzuziehen.

Meine Meinung zu "Die Rassistin" ist zweigeteilt. Auf der einen Seite schätze ich die auditive Darstellung verschiedener Perspektiven und Verhaltensweisen. Die Ironie und die bissigen Spitzfindigkeiten im Schreibstil sind nahezu genial, und die Autorin spielt geschickt mit den Erwartungen der Leser:innen. Andererseits war der Roman für meinen Geschmack etwas zu überladen, schwer zu verdauen und hat mich am Ende verwirrt&ratlos zurückgelassen.

Was mir persönlich gemischt aufstieß, war die Fülle an behandelten Themen. Obwohl die Vielfalt der Themen wie Rassismus, Alltagsdiskriminierung, Frauenfeindlichkeit und mehr ohne erhobenen Zeigefinger beleuchtet wird, fühlte ich mich zeitweise von der Überladung der Handlung überwältigt. Die ironischen und bissigen Spitzen im Schreibstil erforderten eine sorgfältige Verarbeitung, um die tiefgründige Bedeutung nicht zu übersehen.

Trotz der wichtigen Themen, die ohne erhobenen Zeigefinger behandelt werden, und der Anerkennung für die einzigartige Idee hinter dem Buch, konnte ich nur wenig aus dem Werk ziehen. Dies ist vor allem dem Schreibstil geschuldet, der nicht meinem persönlichen Geschmack entspricht, daher 3 von 5 Sternen.

"Das war weder eine Beleidigung noch rassistisch, glaubt mir doch, das war echt nicht rassistisch, wirklich nicht, überhaupt nicht rassistisch, rassistisch - jetzt empfindet Rischer sie doch, die semantische Sättigung, aber sie hilft gar nicht, das Wort kratzt ohne seine Bedeutung genauso schlimm, ihr wird kalt, ihr Herzschlag erhöht sich, das ist nicht auszuhalten, der Vorwurf muss aus der Welt, sofort..." - S. 47
Profile Image for Meike.
Author 1 book4,971 followers
February 2, 2024
A formally ambitious satire about woke speech and identity politics: Lesbian, married, white, middle-aged, cis, able-bodied, economically privileged linguist Dr. Nora Rischer, who teaches in the department for German Studies as a specialist in speech analysis in a Master called "Performance, Diversity, (De)Construction" at (fictional) Berlin University, gets in trouble over a remark regarding a presentation given by Chinese students. When some classmates harshly complain about their sub-par German skills, Rischer (who also didn't understand them) advises the Chinese students to take another German language course - which seems to have prompted a racism scandal. Do we want people who graduate with a degree in German to, you know, be fluent in German? With rapid speed, this question gets re-framed in concentric circles.

So yes, this reads like The Human Stain meets Identitti, in as far as it highlights the absurdity of woke culture meaning well, but taking the wrong turn and producing nothing but empty rhetoric without solving the underlying problem (maybe not even acknowledging the existence of the problem out of fear that people might misinterpret the motives of the people speaking out). Here, queer Rischer displays a stereotypically female pattern of argumentation by always trying to appease everybody and avoiding conflict, and then finds herself in the middle of a shit storm which breaks out while she sits in a clinic during artificial insemination.

The aesthetic twist here is the text is presented from various points of view who argue with their fictional product Rischer and with each other: Author Jana Scheerer argues that the real author is Anton, who has opinions on that, and whose husband also has opinions, just as his neighbor, and the editor, and some others in the meta-narrative, as well as some other fictional characters who chime in. This amounts to a cacophony of people who hold different opinions on how Rischer should behave, and - you guessed it - overtake Rischer as a person who is more than the adjectives (like lesbian, or privileged) who describe her.

While the whole thing tends to remain a little gimmicky and frequently lacks depth, it works as a satire that underlines that the attempt to never offend anybody leads to repression and injustice. But don't think that this is about some right wing "I can't say nothing anymore" BS - no, this absurd little story advocates for nuance, and individuality beyond ascribing people motives and behaviors due to their identity markers. And for us to get a grip when it comes to differentiating between outrage culture and actual discrimination, so we can focus our energy on forcefully fighting the latter.

More about the novel on the podcast: https://papierstaupodcast.de/podcast/...
Profile Image for Majca.
194 reviews8 followers
February 12, 2025


Danke auch für diesen Hinweis, Frau Rischer, aber Sie müssen sich keine Sorgen machen. Um Ihre Aussage zu überprüfen und einzuordnen, dafür sind wir ja da. Wir sind divers.



Auf den ersten Blick geht es um eine Uni-Dozentin, die wegen eines möglichen rassistischen Vorfalls unter Druck gerät – doch im Kern verhandelt das Buch viel mehr: den gesellschaftlich verunsicherten Umgang mit Alltagsrassismus, den lähmenden Einfluss von leerer Rhetorik und die Schwierigkeit, echte Auseinandersetzungen zu führen, ohne in Bedeutungsfloskeln zu versinken.

Die Autorin behandelt den Diskurs in einer enormen Vielstimmigkeit, in der jede Perspektive zu Wort kommen darf – ob relevant oder nicht. Dadurch entsteht eine Art semantische Übersättigung (sehr clever das Phänomen in dem Buch in anderem Zusammenhang zu erläutern): Die Diskussion dreht sich endlos weiter, immer mehr Kontexte werden hinzugefügt, bis der eigentliche Auslöser, das eigentliche Problem, kaum noch zu greifen ist. Das Buch hält der Leser*in einen Spiegel vor, ohne zu verurteilen oder eine klare Lösung anzubieten. Gerade dadurch fordert es dazu heraus, die eigene Rolle im Diskurs zu hinterfragen: Tragen wir wirklich zu Veränderungen bei, oder geht es oft nur darum, möglichst die „richtigen“ Dinge zu sagen?

Das Buch fordert einiges an Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, Unsicherheiten auszuhalten. Wer erwartet, dass es eine eindeutige Haltung vorgibt oder es zu wörtlich nimmt könnte daran scheitern. Clever, vielschichtig, bizarr - und noch knapp davor, die Grenze zu überschreiten, bevor der Stil und die Thematik ihren Reiz verlieren.
Profile Image for Totarota.
110 reviews8 followers
October 11, 2025
Herzlich willkommen im Gedankenkarussell einer (queeren, aber im Übrigen privilegierten) Berliner Linguistikprofessorin im Verlauf weniger Stunden, als diese während eines Termins bei der Gynäkologin feststellt, wohl Gegenstand von Rassismusvorwürfen an ihrer Fakultät geworden zu sein. Nach einem schwer verständlichen Referat durch chinesische Studierende hat sie diesen nämlich einen Sprachkurs empfohlen. In ihrem Kopf kreisen nun Erinnerungen sowohl an den konkreten Vorfall, als auch an verschiedenste Ereignisse in der Vergangenheit.
Der Roman ist dabei auf besondere Weise konstruiert, da sich nicht nur (in ihrem Kopf) diverse Bekannte der mutmaßlichen Täterin zu Wort melden, sondern auch Bekannte des fiktiven Autors des vorliegenden Buches - eines gewissen Anton, dessen Manuskript etwa von der Nachbarstochter oder dem Proktologen kommentiert werden. Anton wiederum veröffentlicht das Buch unter dem Namen seiner Bekannten Jana Scheerer, da es sich so einfach besser verkauft.
Obwohl das Thema (Diskriminierung bzw. der Umgang damit in unterschiedlichen Varianten, insbesondere im Umfeld der hochsensiblen Berliner Hochschulbubble) schon in der ersten Hälfte weitestgehend durchgespielt ist, hat mich dieser facettenreich satirische und mit tollem Wortwitz gestaltete Roman auch über die weiteren 100 Seiten hinweg sehr gut unterhalten.
2 reviews
June 15, 2024
Das Buch spricht viele wichtige Alltags-Rassismus / Alltags-Feindlichkeit Themen an, aus verschiedenen kritischen Sichtweisen. Abgesehen von der abgeschlossenen Arztpraxis ist das Setting voll realistisch und alle Vorkommnisse sollten von daher auch kritisch hinterfragt werden. Natürlich sollten alle das Recht haben Germanistik zu studieren, aber nach welchen Kritierien bewertet man dies? Ist es unfair, schlechte Studierende nicht durchfallen zu lassen?
Leider sind die spannenden Themen in einem total gewöhnungsbedürftigen Erzählstil geschrieben, sodass man Argumente erst länger herausarbeiten musste und auch dann waren diese, auch thematisch bedingt, nicht klar. Was sehr schön war, war die Fülle an Gedanken die man sich auch selber zu Alltagsrassismus machen konnte dadurch.
This entire review has been hidden because of spoilers.
2 reviews
June 27, 2024
Ich hatte mir von dem Buch besseres erhofft. Ich arbeite selbst in der Uni und weiß, wovon sie spricht. Da war einiges gut eingefangen. Ich mochte auch den Schreibstil mit den eingeschobenen Kommentaren anderer Personen. Aber auch das waren alles weiße Personen? Das wäre eine tolle Möglichkeit gewesen, Rassismusvorwürfe nicht nur wie immer von Weißen verhandeln zu lassen… und dann die Betroffenen Personen am Ende nur sagen zu lassen, dass der Vorfall nicht rassistisch war, lässt sie kleine alberne Figürchen mit schlechtem Deutsch und ohne eigene Stimme bleiben. Deshalb bleibt das Buch für mich ein Fokus auf das Leiden von weißen Personen, denen vorgeworfen wird, rassistisch zu sein, und umgeht das eigentliche Problem.
This entire review has been hidden because of spoilers.
21 reviews
Read
October 12, 2025
Es tut mir total leid. Der Text auf dem Umschlag war so vielversprechend weil mich das Thema interessiert. Ich kann das Buch aber einfach nicht zu Ende lesen. Die Art wie es geschrieben ist holt mich einfach nicht ab. Gefällt mir leider gar nicht
Profile Image for Michael Madel.
539 reviews11 followers
April 22, 2024
Eine spannende, unterhaltsame und vergnügliche Parodie auf unsere Identitäts- und Rassismusdebatten mit einem etwas vorhersehbaren, aber trotzdem herrlichen Ende.
Profile Image for Johanna Berger.
123 reviews5 followers
June 12, 2024
In einem Germanistik-Seminar an einer Berliner Universität halten drei chinesische Studierende ein Referat. Offenbar sprechen sie so undeutlich oder schlecht Deutsch, dass niemand sie versteht. Dies versucht die Dozentin ihnen klarzumachen. Sie sollten, sagt sie, vielleicht nochmal einen Deutschkurs machen. Es folgt ein verächtlicher Kommentar eines Studenten. Daraufhin wird gelacht. Die Dozentin verwehrt sich nicht dagegen. Die drei bekommen die vom Leiter des Instituts vorgeschlagene, aber eigentlich ungerechtfertigte Note für Studierende aus dem Ausland: 3,7. Schon vor dem Vorfall ist die Hochschullehrerin mit dem Leiter aneinander geraten: Darf man alle Studierenden über einen Kamm scheren? Muss man nicht nach individuellen Anlagen fragen? Der geschäftsführende Direktor der Germanistik argumentiert mit dem bekannten Traxler-Cartoon: Viele des Kletterns unfähige Tiere und eine Affe sitzen vor einem Baum. Die Aufgabe lautet: „Zum Ziele einer gerechten Auslese lautet die Prüfungsaufgabe für Sie alle gleich: Klettern Sie auf den Baum!“ Unmöglich. Dass sie sich dagegen auflehnt und wie sie argumentiert, ist sehr amüsant zu lesen.

Die linksliberale Dozentin sieht sich dann aber mitten in einem Diskurs über Rassismus. In der Mail, die sie bekommt, heißt das dann so: „Eine Lehrperson missbrauchte ihre strukturelle Macht, um drei internationalen Studierenden auf Grundlage ihrer Ethnizität die Lernfähigkeit abzusprechen.“ Natürlich bezieht sie diese Mail sofort auf sich.
Die Frau, die im Mittelpunkt steht, wird von einer Vielzahl von inneren Stimmen belagert, die ihr Vorwürfe machen, ihre Vergangenheit nach weiteren dubiosen Geschehnissen durchwühlen, Gericht halten und sie fix und fertigmachen. Es gibt schnell eine Petition, eine Unzahl von Mails, einen Shitstorm im Netz. Und zum Schluss ein schönes Finale.

Der Roman ist eine Komödie, eine Groteske, eine Satire auf aktuelle hochschulpolitische und gesellschaftliche Diskurse. Glücklicherweise.

Die Gemengelage ist so hochproblematisch, dass die Autorin sich nicht traut, das Buch über den „Vorfall“ selber zu schreiben, behauptet sie. Ein Freund muss als Autor des Romans einspringen. Dazu noch diverse Kommentatoren, die den Fortgang der Handlung mal mehr, mal weniger intelligent und zeitgeistmäßig, dafür umso lustiger kommentieren.

Scheerer zieht das alles ins Komische, denunziert aber niemand dabei. Man ertappt sich leicht selbst bei der einen oder anderen Position. Lesenswert!
Profile Image for Denisa Hobbs.
65 reviews1 follower
December 29, 2025
Tahle satirická, politicky nekorektní smršť se četla jako po másle!

Lingvistka Nora čeká na gynekologii, když dostane e-mail o tom, že u ní na katedře došlo k rasistické události. Ustrašená Nora hned zpytuje svědomí, jestli se ta událost náhodou nestala u ní ve třídě, a ke svému zděšení si vzpomene na moment, který by se tak dal interpretovat: Po nesrozumitelném referátu doporučila studentům z Číny, aby si udělali další kurz němčiny! 😱

Nora se v duchu začne obhajovat před imaginárním publikem, jenže to je na ni pěkně tvrdé a nutí Noru vybavovat si další nepříjemné detaily i další domnělá selhání. V Noře se pere pud sebezáchovy (rozuměj strach ze zostuzení a trestu) s upřímnou snahou o sebereflexi a zvnitřněnou politickou korektností.

Většinu textu tvoří Nořin proud vědomí (dialog s imaginárním publikem), který je proložen komentáři lidí z Nořina okolí. O meta-úroveň výš se to celé pak tváří ještě jako rukopis mužského autora, který komentují lidé z jeho okolí. To dává prostor širokému spektru názorů a pohledů na věc, které věrně a s humorem odráží současný diskurz o lidských právech, diskriminaci, svobodě projevu, kulturních válkách apod. Kde je hranice mezi upřímností a diskriminujícími výroky? Jaká je správná rovnováha mezi svobodou slova a ohleduplností vůči ostatním?

Odpovědi se v téhle knize nedočkáte, zato ale celé řady provokativních otázek podaných superzábavnou formou!
Profile Image for ninasmilliondreams.
188 reviews
November 8, 2024
4.5 Sterne
Grandioses Buch. So dermaßen auf den Punkt.
Die Länge des Buches fand ich perfekt, ich glaube bei schon 50 Seiten mehr wäre es repetitiv geworden. Die Auflösung am Ende habe ich zwar vorausgeahnt, aber es hat mich dann doch echt zum Schmunzeln gebracht.
Nur der Erzählstil war zwischendurch leider etwas anstrengend und manche Szenen haben mich teilweise echt verwirrt, wer grade spricht und was überhaupt passiert. Aber nach einer Weile hatte ich mich ganz gut daran gewöhnt und die "Beobachterstimmen" waren witzig, bissig und unnachgiebig. Besonders die hochschulpolitischen und Germanistikstudium-spezifischen Andeutungen waren wirklich sehr unterhaltsam und aus meiner Sicht als ehemalige Germanistikstudentin perfekt getroffen. Ein wirklich unglaublich wichtiges Buch mit viel Anregungspotential zum Reflektieren eigener Verhaltensweisen oder erlebter Situationen.
Displaying 1 - 25 of 25 reviews

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